Buchführung und Jahresabschluss nach Handels- und Steuerrecht. Jörg Graetz
steht aus technischer Sicht der Abschluss aller Sachkonten in die Bilanz an.
Im Ergebnis geht es darum, dass die Salden der einzelnen Konten von dem betreffenden Unterkonto transportiert werden in das jeweilige Oberkonto. Dabei gilt es, zwei Dinge zu berücksichtigen: Erstens die Kontenstruktur und zweitens die Bestimmung und Verbuchung des Saldos.
Die Bilanz stellt die oberste Kontenebene dar. Sie wird durch das sogenannte Schlussbilanzkonto (SBK) abgebildet. Unterhalb der Bilanz stellen die aktiven und passiven Bestandskonten jeweils Unterkonten zum Schlussbilanzkonto dar. Der Abschluss dieser Konten erfolgt also direkt von dem jeweiligen Unterkonto in das Schlussbilanzkonto. Eine besondere Position nimmt das Eigenkapitalkonto ein. Es hat separate Unterkonten für Erträge und für Aufwendungen. Der Abschluss des Eigenkapitalkontos in das Schlussbilanzkonto setzt also voraus, dass zunächst alle Ertrags- und Aufwandskonten in das Eigenkapitalkonto abgeschlossen werden. Da im Eigenkapital aber lediglich die Größe Jahresüberschuss oder Jahresfehlbetrag ausgewiesen werden soll, muss zuvor dieser Saldo aus Erträgen und Aufwendungen bestimmt werden. Das geschieht durch den Einsatz eines Zwischenkontos, dem Gewinn- und Verlustkonto (GVK). Es stellt ebenfalls ein Unterkonto zum Eigenkapital dar. Es ermöglicht damit sowohl die Ermittlung des Saldos als Jahresergebnis als auch der Auflistung der im Geschäftsjahr angefallenen Erträge und Aufwendungen in der gesetzlich vorgeschriebenen Form der Gewinn- und Verlustrechnung.
Daraus ergibt sich die nachfolgend dargestellte zeitliche Reihenfolge der Abschlussbuchungen (
Im ersten Schritt werden die Konten für Aufwendungen und Erträge in das Gewinn- und Verlustkonto (GVK) abgeschlossen. Danach wird im Schritt 2 der Saldo des GVK bestimmt (Jahresergebnis) und in das Eigenkapital abgeschlossen. Zuletzt werden im dritten Schritt alle Bestandskonten für Vermögen, Schulden und Eigenkapital in das Schlussbilanzkonto abgeschlossen.
PB Möbel-Design GmbHSummen und Salden pro MonatDezember 04 (nach vorb. Jahresabschlussarbeiten)Währung: EURKontoBeschriftungEröffungs-bilanzwertS HMonatswertkumulierter WertSaldoS HSollHabenSollHaben
Abb. 2.34: Summen- und Saldenliste Dezember 05 (nach vorbereitenden Jahresabschlussarbeiten)
Abb. 2.35: Abschluss der Konten
In der vorstehenden Abbildung 2.35 sind auf den Unterkonten jeweils die Anfangsbestände (AB) angegeben sowie die Veränderungen (+ oder –) durch die laufenden Geschäftsvorfälle. Aufwands- und Ertragskonten haben keine Anfangsbestände. Die eingefärbten Felder stellen jeweils die Salden der Konten für Aufwand, Ertrag, Vermögen und Schulden dar. Die Salden werden jeweils transportiert (Pfeil fett) in die nächsthöhere Kontenebene und erscheinen dort ebenfalls eingefärbt. Die Salden der Konten GVK und EK sind nicht eingefärbt. Der Transport dieser Salden wird jeweils durch die dünnen Linien verdeutlicht.
Für die Durchführung der Abschlussbuchungen ist die Bestimmung des Saldos eines Kontos notwendig. Der Saldo drückt den aktuellen Stand eines Kontos aus und ergibt sich wie folgt: Betrag der stärkeren Seite eines Kontos abzüglich des Betrages der schwächeren Seite eines Kontos. Er kann zu jedem beliebigen Zeitpunkt bestimmt werden.
Laut der Summen- und Saldenliste gem. Abbildung 2.34 haben zum Bilanzstichtag 31. Dezember 04 alle Aktivkonten und alle Aufwandskonten jeweils einen Überhang der Buchungsbeträge auf der Soll-Seite, also einen Soll-Saldo; alle Passiv- und alle Ertragskonten haben jeweils einen Haben-Saldo. Dies stellt auch den Regelfall dar. Schließlich kann es in der Realität keine negativen Bestände, z. B. bei Gegenständen des Sachanlagevermögens, geben, dann wären nämlich die Abgänge auf der Habenseite des Kontos größer als der Anfangsbestand und die Zugänge auf der Soll-Seite. Allerdings sind bei manchen Posten auch negative Endbestände praktisch möglich, wie z. B. bei einem Bankkonto, das infolge einer Kontokorrentlinie anstelle eines Bankguthabens auch einen Kontokorrentkredit ausweisen kann (
Abb. 2.36: Salden der Sachkonten
Betrachtet man nun die beschriebenen Abschlussbuchungen in Abb. 2.35 ist auffallend, dass der Soll-Saldo eines Vermögenskontos auf der Habenseite dieses Kontos gebucht wird. Das ist zutreffend, denn der Saldo des Kontos soll auf die nächsthöhere Kontenebene übertragen werden. Dazu ist das betreffende Unterkonto zum Ausgleich zu bringen. Der Saldo bleibt bei dieser technischen Buchung unverändert:
Am Beispiel des Kontos Sachanlagen kann das wie folgt verdeutlicht werden: Auf der stärkeren Kontoseite sind im Soll EUR 27.250,00 gebucht, auf der schwächeren Seite im Haben EUR 7.250,00. Der Soll-Saldo beträgt EUR 20.000,00. Dieser soll auf die nächsthöhere Kontenebene Schlussbilanzkonto (Bilanz) transportiert werden. Dabei bleibt der Saldo unverändert, also muss im Zielkonto (Schlussbilanzkonto) eine Buchung in gleicher Höhe im Soll erfolgen. Im Unterkonto (Sachanlagen) erfolgt die Buchung im Haben und gleicht damit dort die beiden Kontenseiten aus (
Abb. 2.37: Abschluss eines Kontos
Merke: Soll-Saldo eines Kontos wird auf die Soll-Seite des Zielkontos transportiert
Überträgt man diese Vorgehensweise auf alle Sachkonten, ergibt sich folgende Systematik der technischen Abschlussbuchungen (
Technische AbschlussbuchungenKontoSaldo KontoZielkontoBuchung
Abb. 2.38: Buchungssätze für technische Abschlussbuchungen
Es wird deutlich, dass jeweils der Saldo des Unterkontos (Soll oder Haben) im Zielkonto auf der gleichen Kontenseite (Soll oder Haben) landet.
In der Abbildung 2.35 stellen die eingefärbten Stellen der Aufwands- und Ertragskonten sowie der Vermögens- und Schuldkonten jeweils den Saldo dar. Dieser wird für Zwecke der Erstellung des Jahresabschlusses auf dem betreffenden Unterkonto auf der schwächeren Kontenseite gebucht und im Zielkonto auf der Gegenseite erfasst.
Betrachtet man die materiell-inhaltlichen und die technischen Vorgänge der Buchführung bei der Erstellung des Jahresabschlusses zusammengefasst, ergibt sich folgender Ablauf der Jahresabschlussbuchungen (
Abb. 2.39: Ablauf der Abschlussbuchungen
Abbildung 2.40 stellt die technischen Jahresabschlussbuchungen zusammenfassend dar.
PB Möbel-Design GmbHSeite 5JournalDezember 04 (technische Jahresabschlussbuchungen)Nr.DatumBelegBuchungstextKontierungBetrag