10 Galaktische Abenteuer Box 4. divers
sorgen, dass Marian …«
»Sie kann in den ersten Tagen zu uns kommen, ich weiß, dass Kwankiji ganz begeistert darüber sein wird. Im Übrigen denke ich, dass Amber die Kleine in der Anfangszeit oft bei sich haben kann. Und Kindergärten wie auch Schulen gehören zu den Dingen, die unter deiner Regie schnellstmöglich aufgebaut werden müssen.«
Cavelorn war nicht wirklich glücklich mit diesem Arrangement, doch er hatte nicht vor, jetzt einen Rückzieher zu machen.
»Also gut, vorerst eine Woche, Drep, nicht länger.«
Der ehemalige Botschafter nickte.
»War das jetzt alles, oder hast du noch weitere Überraschungen auf Lager?«, erkundigte sich Damien lakonisch.
»Nein, das waren alle meine Anliegen.«
»Dann können wir zum gemütlichen Teil übergehen, du bleibst doch zum Essen?« Amber wollte keine Widerrede gelten lassen. Ein paar Stunden später verabschiedete sich Doye, und im Hause Cavelorn brach eine erregte Diskussion aus.
Guy Duncan Cavelorn schlenderte ein wenig gelangweilt durch das Vergnügungsviertel des Planeten Neuve Avignon. Obwohl die Atmosphäre und die Gravitation fast der ursprünglich irdischen entsprachen und damit beste Lebensbedingungen boten, war aus der ehemals französischen Kolonie kein großes Handelszentrum geworden. Vielleicht lag das System einfach zu weit ab von den viel beflogenen Handelsrouten. Als die Administration das erkannt hatte, war man dazu übergegangen, aus dem dünn besiedelten Planeten eine Urlaubswelt zu machen. Eine gute Idee, wie sich zeigte. Innerhalb weniger Jahre fanden sich Sponsoren, die mit dem Nachbau berühmter Sehenswürdigkeiten und der Anlage abenteuerlicher Freizeitparks für Touristenattraktionen sorgten. Was vorher als Handelszentrum nicht geklappt hatte, entpuppte sich jetzt als Magnet. Neuve Avignon war zu einem begehrten Ziel geworden, Hotels waren aus dem Boden geschossen, wilde Siedlungen waren entstanden, Lebewesen aller Rassen strömten auf den Planeten und sorgten für ein buntes Gewimmel verschiedenster Kulturen. Und mit den ehrlichen Geschäftsleuten, windigen Geschäftemachern und obskuren Halsabschneidern waren auch die richtigen Verbrecher gekommen.
Einer von ihnen war Jean-Baptiste Charles, ein charismatischer Betrüger und Heiratsschwindler, der steckbrieflich gesucht wurde, weil er nach der Eheschließung oft nicht abwarten konnte, bis seine Angetrauten von allein das Zeitliche segneten. In mindestens zwei Fällen hatte er nachgeholfen, das glaubten die Behörden beweisen zu können.
Auch hier auf Neuve Avignon hatte er seine übliche Masche abgezogen und seine Frau kurz nach der Hochzeit durch einen ›schrecklichen Unfall‹ verloren. Aber dieses Mal waren ihm die Behörden rasch auf die Schliche gekommen, und man hatte ihn als Mörder zur Fahndung ausgeschrieben.
Wie es der Zufall wollte, befand sich G.D. gerade in der Nähe des Planeten, er konnte die Verfolgung des Flüchtigen sofort aufnehmen und war weit vor den übrigen Jägern, die ebenfalls auf das Kopfgeld aus waren. Charles war gut darin, reiche Frauen zu umgarnen und ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen, außerdem beherrschte er das Hakenschlagen im Weltraum bravourös. Doch G.D. besaß gute logische Fähigkeiten, er konnte weit voraus denken und sah die Möglichkeiten und Schlupfwinkel des Flüchtigen. Charles war auch kein Kämpfer. Als G.D. ihn nach relativ kurzer Zeit gestellt hatte, verlor er jeden Gedanken an Widerstand. Allerdings versuchte er den jungen Cavelorn zu bestechen und bot ihm die gleiche Summe, die auf seinen Kopf ausgesetzt war, wenn er ihn laufen ließ. Höflich aber bestimmt hatte G.D. abgelehnt. Er wollte seine Lizenz behalten, und er würde sich selbst nicht mehr ins Gesicht sehen können, wollte er gleich zu Anfang seiner Karriere damit beginnen, faule Geschäfte zu machen.
Er hatte den Mann bei der planetaren Polizei abgeliefert, kaum dass seit der Verbreitung der Suchmeldung zwei Tage vergangen waren. Neben der Belohnung von 15.000 Siekon hatte es auch lobende Worte gegeben und das Angebot, sich im Vergnügungsviertel einen schönen Abend zu machen.
Aber es gefiel G.D. hier nicht besonders. Seine Mutter Kate hatte ihn streng erzogen, und er hatte oft genug dagegen rebelliert. Das war soweit gegangen, dass er die Schule schwänzte, sich in Spielhöllen und zweifelhaften Etablissements herumtrieb und mehr als einmal mit dem Gesetz in Konflikt kam. Bei diesen ›Ausflügen‹ hatte er eine Menge Erfahrungen gesammelt, die seine Mutter lieber von ihm fern gehalten hätte, doch der Jugendliche war höchst begierig gewesen, alles zu erfahren, es gab nicht mehr viel, was ihm jetzt noch unbekannt war.
So empfand er die Amüsierbetriebe und die ganz unverhohlene Ansprache hier auf Neuve Avignon als plump, aufdringlich und lästig.
Nein, hier fühlte er sich nicht wirklich wohl. Er beschloss, auf sein Schiff zurückzukehren. Robin Hood, so hatte er es genannt, nach einem Volkshelden von der Erde, dessen Taten vermutlich hoffnungslos verklärt waren.
»Hey, Süßer, mein Spielplatz hat geöffnet. Wie wäre es mit uns beiden?«, fragte eine junge Frau mit verführerischer Stimme.
G.D. sah in große dunkle Augen, sorgsam geschminkte Lippen und glatte Haut. Um den Mund herum zeigte sich jedoch schon die Andeutung von harten Linien, auf der Stirn bildeten sich erste Falten. Prostituierte führten kein leichtes Leben. G.D. dachte an seine Mutter, die ebenfalls diesen Beruf ausgeübt hatte, es schauderte ihn unwillkürlich.
»Nein, danke«, sagte er. Der junge Jäger hatte genug und beeilte sich, sein Schiff zu erreichen. Noch bevor er startete, rief er die aktuellen Fahndungslisten auf. Er suchte einen neuen Auftrag, und er wollte absolut nicht wieder etwas Leichtes, Harmloses. G.D. wollte einen richtigen großen Brocken, er fühlte sich stark und unbesiegbar.
Eine Eilmeldung erregte seine Aufmerksamkeit, und er musste nicht lange überlegen, ob dieser Fall ihn reizte.
»Connie Thielmann, ehemals Mitglied einer Piratenorganisation, hat zuletzt als bezahlte Mörderin gearbeitet, hoch gefährlich und hoch intelligent. Die Belohnung beträgt 35.000 Siekon, eine stolze Summe, das ist der Gefährlichkeit der Frau allerdings angemessen.« Es folgten weitere Merkmale, sowie eine Personenbeschreibung und die erneute Warnung vor der Gefährlichkeit der Frau, doch diese Warnungen gingen an G.D. irgendwie vorbei.
Die Personenbeschreibung und die Liste ihrer Taten ließen darauf schließen, dass die Frau ihre vorhandenen Reize gut zu nutzen wusste. Damien und Amber hätten ihm sicher abgeraten, Thielmann war wohl noch drei Nummern zu groß für ihn. Aber er hatte nicht vor, seinen Vater oder seine Stiefmutter von seinen Plänen in Kenntnis zu setzen. Er war ein Jäger.
Aufmerksam verfolgte er die Spur der Frau, soweit sie bekannt war, doch nach der Flucht von Sherwood verloren sich die Hinweise. Gab es einfach keine besonderen Vorkommnisse mehr, die mit der Flüchtigen in Verbindung stehen konnten? Doch G.D. dachte weiter, er rief die aktuellen Nachrichten auf und versuchte, sich selbst in die Lage der Mörderin zu versetzen.
Denk nach, forderte er von sich selbst, was würdest du tun? Die Antwort lag klar auf der Hand. Als blinder Passagier an Bord eines startenden Raumschiffes gehen und darauf hoffen, entweder nicht entdeckt zu werden oder sich mit dem Kapitän zu arrangieren, egal wie.
G.D. rief die Schiffe auf, die in der fraglichen Zeit den Planeten verlassen hatten, es waren nur sechs, und natürlich waren deren Daten alle bekannt. G.D. verfügte über einen analytischen Verstand, er gliederte klar alle Möglichkeiten auf, die zur Verfügung standen. Thielmann hatte sich ihr Ziel bei der letzten Flucht nicht aussuchen können, davon war er überzeugt. Nach der Schießerei auf der Churchill-Plaza war sie wie vom Erdboden verschluckt, und die planetare Sicherheit suchte noch immer noch ihr. G.D. war jedoch davon überzeugt, dass sie sich längst im Weltraum befand, also musste er die Routen der Schiffe verfolgen, auf den jeweiligen Zielplaneten nachforschen, ob es ungewöhnliche Vorfälle gegeben hatte, und diese dann auswerten.
Diese Arbeit erwies sich als äußerst Zeit raubend und langweilig, außerdem erbrachte sie vorerst kein Ergebnis. Stattdessen musste der junge Jäger feststellen, dass er nicht der einzige war, der sich an die Spuren von Thielmann geheftet hatte.
Damit hatte er rechnen müssen, aber es war dennoch eine unangenehme Überraschung, als die Hamburg in das Raster geriet, mit dem er das Informationsnetz um die Gesuchte eingrenzte.
Es gab eine