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Und genau das war diese Frau, da gab er sich keinen Illusionen hin. Nicht einen Moment lang hatte er die Geschichte von der flüchtigen Technikerin geglaubt. Sie war keine Frau, die in einer subalternen Position arbeiten konnte. Er gab sich auch nicht der Hoffnung hin, sie ohne Gewalt lange halten zu können. Solange sich das Schiff im All befand, hatte er nichts zu befürchten, doch schon während des Landeanflugs musste er damit rechnen, dass sie versuchen würde, aus seinem Gewahrsam zu entkommen.

      Norah, so hatte sie sich vorgestellt – es spielte keine Rolle, ob der Name stimmte – war so gefährlich wie eine gereizte Giftschlange. Robinson wollte Vorsichtsmaßnahmen treffen, um sie hier an Bord zu halten. Sobald er ihrer überdrüssig wurde, gab es durchaus einen Markt für diese Art von Frauen.

      Jetzt aber wollte er ganz einfach genießen, was sie zu bieten hatte. Wohlig stöhnte er auf, als ihre geschickten Finger seinen ganzen Körper zu einem neuen Höhepunkt trieben, doch plötzlich wurde alles anders.

      Norah, oder wie auch immer sie heißen mochte, schlang plötzlich ihre Beine um seinen Hals, er bekam keine Luft mehr und wehrte sich verzweifelt. Mit hervorquellenden Augen starrte er in das lächelnde Gesicht der Frau.

      »Du hast nicht ernsthaft daran gedacht, mich festzuhalten?«, fragte sie vollkommen sachlich. »Ich habe nicht vor, als deine kleine Gespielin an Bord zu bleiben.«

      »Was – willst – du?«, ächzte er und hielt Ausschau nach seiner Uniform, um an den Communicator zu gelangen.

      Connie folgte seinem Blick und lachte hell auf. »Das wird dir nichts nützen, Kapitän, du brauchst deine Besatzung nicht, und ich habe nicht vor, dir eine Möglichkeit zu geben Alarm zu schlagen. Du hast jetzt die Wahl – du kannst hier auf der Stelle einen ungewöhnlichen Tod finden, oder du lässt mich gehen. Ich will nichts weiter als nach der Landung das Schiff verlassen.«

      Er schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen, brachte kein Wort heraus und blickte sie verzweifelt an. Connie bewegte sich schneller als er mit den Augen folgen konnte, und so fand er sich nur Sekunden später geschnürt wie ein handliches Paket. Mit aufreizenden Bewegungen zog sie sich an, durchsuchte kurz seine Kleidung und nahm neben einer kleinen Waffe einen Kreditchip aus der Tasche.

      »Ich denke, meine geleisteten Dienste waren einiges mehr wert als nur die Passage auf diesem Seelenverkäufer«, sagte sie zur Begründung. »Und nun werde ich dir erklären, wie es weitergeht. Ich habe ein wenig in deiner Kabine herumgewühlt und dabei bin ich auf einige nette Kleinigkeiten gestoßen, die eine hübsche und wirkungsvolle Bombe ergeben haben.«

      »Du bluffst«, stieß er hervor und funkelte sie an.

      »Das habe ich nun wirklich nicht nötig. Kleine Kostprobe gefällig?« Connie hatte tatsächlich einen kleinen Sprengsatz gebastelt, doch der würde höchstens ausreichen, um einen Hund zu erschrecken. Die Demonstration sollte jedoch genügen. Wichtig war nur, dass der Kapitän glaubte, es befände sich ein größerer Sprengsatz hier in der Kabine.

      Connie lächelte ihm schmelzend zu, drückte auf den Schalter der Bettbeleuchtung, und es knallte ganz gehörig. Rauch stieg auf, und der stechende Geruch nach Chemikalien breitete sich aus.

      »Du verdammte Hexe«, stieß Robinson hervor.

      »Du solltest die Beschimpfungen lassen, mein Lieber«, sie ungerührt fort. »Du wirst jetzt Jackson rufen und sagen, dass du dich nicht wohl fühlst, er soll die Landung allein durchführen und sich um die notwendigen Formalitäten kümmern. Zwei deiner Leute kommen direkt vor der Landung hierher und eskortieren mich von Bord, sollte ich auch nur den Verdacht haben, dass etwas nicht stimmt, fliegt hier alles in die Luft, und du bekommst einen Freiflug in die Hölle. Sobald ich sicheren Boden unter den Füßen habe, gebe ich Bescheid, wo sich die nette kleine Bombe befindet. Das ist der Deal.«

      »Verdammtes Miststück«, kam eine weitere Beleidigung.

      »Aber nicht doch, Kapitän, noch vor einer Stunde hattest du hübschere Kosenamen für mich.«

      »Ich will mich erst einmal anziehen«, forderte er, doch sie lachte. »Du gefällst mir so, wie du bist. Du brauchst deine Kleidung jetzt nicht.«

      »Warum sollte ich dir trauen? Du bist im Stande, die Bombe auch dann zu zünden, wenn ich dir deinen Willen lasse. Ich verlange Garantien.«

      »Das einzige, was du garantiert bekommst, ist Feuer unter dem Hintern. Ich werde notfalls auch ohne dich einen Weg nach draußen finden, aber du darfst sicher sein, dass ich dann ganz bestimmt auf den Knopf drücke.« Sie hatte Recht, und er wusste es. Er verwünschte sich, nicht schon früher Vorkehrungen getroffen zu haben, er war sich ihrer zu sicher gewesen.

      »Also gut«, gab er nach. »Aber du tust gut daran, nie wieder meinen Weg kreuzen.«

      »Sollte mir das etwa Angst machen?«, fragte sie spöttisch. »Du kannst mir doch gar nicht das Wasser reichen, erspare uns also beiden diese leeren Drohungen.«

      Angespannt und zornig gab der Kapitän seine Anweisungen, dann wartete er gemeinsam mit Thielmann auf die beiden Besatzungsmitglieder, die sie von Bord bringen sollten.

      »Warum tust du mir das an?«, grollte Robinson. »Habe ich dich nicht gut genug behandelt? Du musstest nicht arbeiten, du bist bestens versorgt worden, ich habe dich nicht an meine Leute ausgeliefert. Was willst du eigentlich noch mehr?«

      Sie ließ ein perlendes Lachen hören. »Ist das wirklich alles, was du einer Frau zugestehst? Dann wundert es mich nicht, dass du solo bist und dir vor allem eine Menge Erfahrung fehlt. Nun gut, ich denke, ich habe jetzt lange genug die Lehrerin gespielt.«

      »Du bist ein arrogantes Stück Dreck«, stieß er hervor.

      »So etwas sagtest du schon.« Sie beugte sich vor, gab ihm einen Kuss auf die Nasenspitze und glitt dann mit der Zunge spielerisch durch sein Gesicht. Die Tür öffnete sich, zwei Männer standen da und schauten betroffen auf ihren Kapitän.

      »Kein Wort zu irgendwem«, donnerte der. »Bringt dieses verfluchte Weib auf den Planeten und lasst euch dann von ihr sagen, wo sich der bewusste Gegenstand befindet. – Na los, macht schon.«

      Völlig ungeniert betrachteten die zwei ihren nackten Vorgesetzten, der sich in einer ausgesprochen misslichen Lage befand. Das Bedauern hielt sich offenbar in Grenzen, denn sie lachten dröhnend auf. Wie die Anzeigen auf dem Monitor bewiesen, war das Schiff gerade gelandet.

      »Lebt wohl«, sagte Connie spöttisch. »Ihr werdet verstehen, dass ich nicht auf Wiedersehen sage.« Sie ging voran, dicht gefolgt von den beiden Männern, die es nicht lassen konnten, die Frau in Gedanken auszuziehen.

      Es gab keine Schwierigkeiten in das Raumhafengebäude zu gelangen.

      »Bis hierher reicht die Eskorte«, meinte Connie, die es kaum glauben konnte, mit diesem dreisten Trick durchzukommen. Sie schenkte den beiden Männern ein letztes Lächeln.

      »Sagt dem Kapitän, es gibt keinen Sprengsatz, ich habe gelogen. Bindet ihn los, aber achtet darauf, keine edlen Teile zu verletzen.« Lachend lief sie davon, die beiden Männer verstanden offenbar gar nichts, trollten sich dann aber.

      Thielmann nahm zielstrebig Kurs auf ein Kaufhaus, in dem alles zu haben war, was Raumfahrer brauchen konnten. Nach einigem Suchen fand sie alles, was sie nutzen konnte, um sich in jemand anderen zu verwandeln. Haarfärbemittel, Kleidung, Kosmetika und zum Schluss sogar eine Perücke. Noch hatte sie keinen Plan, wie sie weiter vorgehen sollte, aber auch hier konnte sie nicht bleiben, wie sie nach einem kurzen Blick ins Vid-Terminal feststellte. Selbst hier auf Monteverdi prangte ihr Bild inmitten anderer Gesichter, und sie musste hoffen, dass niemand auf diesem abgelegenen Planeten einen Blick in die Verbrecherkartei warf.

      Monteverdi war ein Bergbauplanet, die Auswahl der Möglichkeiten war beschränkt, und Connie beschloss, sich selbst als Prospektorin auszugeben, die nach einer neuen Arbeitsstelle suchte. Auch das kam alle Tage vor, wie viele Prospektoren hatten ihr gesamtes Hab und Gut verloren, weil sie es nicht lassen konnten, nach längerem Flug die nächste Spielhölle aufzusuchen und dann alles zu setzen?

      Ein schmuckloser Overall, die Perücke und der geschickte Einsatz von Schminke


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