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du vielleicht absichtlich diese Episode aus deiner Vergangenheit verschwiegen?«

      »Da gibt es nichts zu verschweigen! Ich hab als Kind oft hier gespielt.«

      »O ja!«, zeigte sich die Barklouse begeistert. »Er hat leidenschaftlich gerne mit Pferdeäpfeln jongliert. Damals hatten wir eine Koppel hinter dem Haus. Jetzt ist da nur noch eine Wiese mit großem Spielplatz.«

      »Pferdeäpfel?«, bekam Nici Stielaugen.

      »Aber sicher.« Schwester Barklouse zeigte sich äußerst gesprächig. »Leider war Jericho nicht sonderlich geübt und hat sich immer von Kopf bis Fuß besudelt. So konnte ich ihn natürlich nicht nach Hause lassen. Aber ein Latschenkieferbad hat ihm den ganzen Schmutz runtergewaschen. Ich habe ihn dann immer in einem bunten Nachthemd heimgeschickt. Geschämt hat er sich, der Kleine, aber er ist stets gerne wiedergekommen.«

      »Du hast ja seltene Neigungen«, meinte Nici hämisch grinsend zu Jericho. »Komm mir da nur nicht auf dumme Gedanken. Mein Loft soll sauber bleiben.«

      »Ich war fünf!«, verteidigte sich Jericho. »Und das Nachthemd war scheußlich. Alle haben gelacht.«

      »War leider nichts anderes da«, ergänzte die Schwester. »Am nächsten Tag aber waren seine Kleider gewaschen und getrocknet. Und schwupps – hat er sich wieder eingesaut.«

      Die Kinder stimmten johlendes Gebrüll an.

      »Jetzt gibt’s erst mal Mittagessen«, verkündete die Barklouse. »Ihr esst doch einen Happen mit, ja?«

      Unschlüssig sahen sich Nici und Jericho an; Naud hatte sich bereits entschieden.

      »Ich hab einen Bärenhunger!«, stieß er hervor.

      »Na, kommt schon«, packte Schwester Barklouse die beiden Söldner bei den Händen. »Ihr könnt mithelfen, Besteck und Geschirr aufzutischen. Es sind viele hungrige Mäuler zu stopfen.«

      Die Tische im Speiseraum waren in lockerer Anordnung aufgestellt. Nici hockte sich zu einigen Kindern an den Tisch, Naud wurde gleich von mehreren Mädchen zu einem anderen Tisch gezogen. Jericho sah sich um. Bei Nici war kein Platz mehr frei. Notgedrungen setzte er sich zu einer Gruppe aus sechs Kindern, die staunend seine beschädigte und mit Schleim und Blut besudelte Rüstung begutachteten. Von allen Seiten drangen Fragen auf ihn ein. Und erst als das Essen auf den Tischen stand und die Kinder sich mit Appetit über die Speisen hermachten, hörten sie auf, ihn zu löchern.

      Zwanzig Minuten später waren alle satt. Jericho hatte es mehr als eilig, das ›Orphan’s Mansion‹ zu verlassen und bedrängte Nici, die recht schwatzhaft aufgelegt war und nur widerwillig aufstand.

      »Wir sind ein wenig in Eile«, entschuldigte sich Nici bei Schwester Barklouse. »Eine weite Reise liegt hinter uns, und wir möchten uns frischmachen und saubere Kleidung anziehen.«

      »Aber natürlich, Kindchen«, zeigte sich die Schwester verständnisvoll. »Verschwitzt und schmutzig wie ihr seid, fühlt ihr euch bestimmt unwohl.«

      Nici ging zu Naud herüber und musste ihn heftig an der Schulter rütteln, damit er sie überhaupt zur Kenntnis nahm.

      »Wir fliegen los«, sagte sie.

      »Ja, macht nur. Danke für alles.« Naud wollte sich abwenden, aber Nici war noch nicht fertig.

      »Du kommst zurecht?«, fragte sie den Jungen.

      »Klar. Alles cool.« Die Mädchen an seinem Tisch kicherten.

      »Dann mach’s gut, Naud.« Sie gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf den Oberarm.

      »Jetzt aber bloß weg!«, zischte Jericho ihr zu.

      Schwester Barklouse führte ihre Gäste zur Tür und verabschiedete sich herzlich von ihnen.

      »Lasst euch mal wieder sehen«, winkte sie ihnen nach.

      »Unbedingt«, winkte Jericho zurück.

      Im Aero-Car stieß er einen tiefen Seufzer aus.

      »Mann, hier kriegst du mich nicht mal unter Androhung von Gewalt und Muschientzug wieder hin.«

      »Och«, machte Nici, »bist du traurig, weil die Pferde weg sind und keine Kackahaufen mehr für dich machen?«

      »Hör auf damit!«, reagierte er barsch. »Ich mochte halt dieses warme, weiche Gefühl an den Händen.«

      »Kann ich dir da eventuell mit meinen Titten aushelfen?« Nici klimperte mit den Wimpern.

      »Geiler Vorschlag«, brauchte Nici ihn nicht lange zu überreden. »Wenn da nämlich nicht bald was passiert, bohrt mir der aufsässige Kollege zwischen den Beinen gleich ein zweites Loch in die Rüstung …«

      E N D E

      VOM KÖNIG DER STERNE

      Box 4 – Story 3

      Eins

      »Entsprechend der vorteilhaften Umstände modifiziere deine Pläne.

      Dann gliedere deine Kräfte und mach dir

      außergewöhnliche Fähigkeiten zu Nutze.«

      Sun-Tzu (534 v. Chr. bis 453 v. Chr.)

      Chinesischer General, Militärstratege und Philosoph

      »Die Kunst des Krieges«, Strategische Überlegungen

      Es war nicht ihr Tag, absolut nicht. Es hatte Connie Thielmann einen Schock versetzt, dass ihr Bild über alle Sender lief und dabei vor ihrer besonderen Gefährlichkeit gewarnt wurde. Nicht, dass diese Warnung oder gar die Fahndung unberechtigt gewesen wären; nein, das ging schon in Ordnung, schließlich war sie eine Mörderin und hatte den unverzeihlichen Fehler begangen, Spuren zu hinterlassen, die auf ihre Fährte führten. Erschreckend fand Connie Thielmann die Schnelligkeit, mit der sich die Nachricht verbreitet hatte. Eigentlich war es ihr Ziel gewesen, noch unerkannt ihr Äußeres zu verändern, sich ein Schiff zu besorgen oder eine Passage auf einem der Kreuzfahrtflüge, um dann möglichst ungefährliche Gegenden der bewohnten Galaxis aufzusuchen und die Spuren endgültig zu verwischen.

      Diesen Plan konnte sie jetzt begraben, sie wurde in dem Spiralarm der Milchstraße, den die Menschheit besiedelt hatte, gesucht. Jeder Jäger im Umkreis von 20 Lichtjahren sah sich selbst schon im Besitz der Kopfprämie. 35.000 Siekon waren eine bemerkenswerte Summe, aber um die zu kassieren, musste Connie Thielmann erst einmal gefangen werden. Und genau da lag das Problem, vor dem ihre Jäger standen, der Grund, warum die Behörden vor der besonderen Gefährlichkeit der Verbrecherin warnten. Die Mörderin würde es niemandem leicht machen, es ging um ihr Leben und ihre Freiheit. Auf beides legte sie größten Wert, also musste sie etwas unternehmen, um sie auch zu erhalten.

      Sie befand sich hier auf Sherwood, dem englischen Kolonieplaneten. Der Raumhafen unterschied sich nicht besonders von denen anderer Planeten, ein riesiges Areal, auf dem die Schiffe landeten; am Rand des gigantischen Platzes eine Ansammlung von architektonischen Hässlichkeiten – mehrere Kneipen, ein Abfertigungsterminal, Zoll und eine Art Gildenhaus, in dem Geschäfte getätigt wurden. Außerdem gab es ein Passagierterminal, um dem immer höher werdenden Reiseverkehrsaufkommen gerecht zu werden.

      Zu Anfang war noch alles nach Plan gelaufen. Connie war mit ihrem kleinen Raumschiff angekommen, hatte sich mit fremden Ausweispapieren legitimiert und war erst einmal etwas essen gegangen. Anschließend hatte sie ihren Auftrag erledigt, und dabei war gründlich etwas schief gegangen.

      Die Zielperson, die sie hatte töten sollen, besaß ein implantiertes Alarmgerät im Körper, eine seltene, aber durchaus legale Sicherheitsmaßnahme, die nur bei besonders gefährdeten – oder besonders reichen – Personen Anwendung fand. Noch im Todeskampf war es dem Opfer gelungen, den Sicherheitsdienst zu informieren. Automatisch hatten sich Kameras eingeschaltet, Alarm war laut geworden, und Connie hatte überstürzt die Flucht ergreifen müssen. Dabei war ihr der unverzeihliche Fehler passiert, sich selbst verletzen. Nur ein kleiner Kratzer, aber der genügte natürlich schon für


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