10 Galaktische Abenteuer Box 4. divers

10 Galaktische Abenteuer Box 4 - divers


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sein, dass ich die Schultern gleich mitgenommen habe. War bei dem Blutgespritze nicht so deutlich zu sehen.«

      »Ich hab den Schock noch in den Gliedern.« Jericho sah, dass Nici zitterte. »Es war so real«, erzählte sie weiter. »Ich wurde aus dem Aero-Car geschleudert, und dann sind sie über mich hergefallen. Ich habe dich meinen Namen rufen hören und dachte nur: ›Hoffentlich kommt er dir rechtzeitig zu Hilfe.‹ Gleich darauf wurde der Gleiter mit dir darin am Boden zerschmettert und ist detoniert …«

      »So leicht zerlegt’s mich nicht«, gab sich Jericho gelassen. »Und wer dich anpackt, handelt sich ’ne ordentliche Tracht Prügel ein. Dann raucht’s wirklich.«

      Nicoleta schaffte es, ein dünnes Lächeln zu zeigen.

      »Danke«, sagte sie nur, und es war ein verwehender Hauch. »Ich weiß das zu schätzen, Jerri …«

      Gedämpfter Donner rollte heran. Das Land unter ihnen wurde wellenförmig aufgeworfen. Dann brach ein glühender Blitz, der in Feuer, Rauch und infernalisches Getöse gehüllt war, aus der Erde in den Himmel. Die Schockwelle erfasste das Aero-Car und verlieh ihm einen mörderischen Schub. Die Andruckkontrolle schlug voll aus, konnte aber den Druck nur bedingt kompensieren. Flammen hüllten den Gleiter ein, züngelten um die Außenhaut und hinterließen feurige Spuren in der Luft. Ein kleiner Monitor zeigte in der Rückansicht, dass mehrere Explosionspilze gleicher Art rund um und in der Raffinerie aufstiegen.

      Jericho pegelte den Kurs aus und stabilisierte ihren Flug. Die Gleiterhülle hatte sich kurzzeitig stark erhitzt, kühlte aber durch den Flugwind ebenso schnell wieder ab.

      »Denkst du, Rosgard hat die Zerstörungen überlebt?«, fragte Nici.

      »Unkraut vergeht nicht«, antwortete Jericho lapidar. »Der hatte noch ein Ass im Ärmel. Jede Wette, dass wir ihn früher wiedersehen, als uns lieb ist. Außerdem« – der Söldner sah Nici keck über seine Schulter hinweg an – »muss er mir doch die Gelegenheit geben, ihn Mann gegen Mann zu Kleinholz zu verarbeiten.«

      »Darf ich zusehen?«, wollte Naud wissen und beugte sich neugierig vor.

      »Kriegst sogar Backstage-Karten, Wichtel«, entgegnete Jericho gönnerhaft. »Ich mag Jungs, die auf blutige Massaker stehen.«

      Naud zog die Nase kraus, Nici lachte.

      »Bin ich froh, bald wieder daheim zu sein«, meinte die junge Rumänin. Sie rekelte sich im Schalensitz und legte die Füße in gewohnter Manier auf das Armaturenbrett. »Bin außerdem tierisch scharf. Kann’s kaum erwarten, dass du mich wieder richtig durchf–«

      »Pssst!«, machte Jericho und legte den Zeigefinger an die Lippen. »Es sind Jugendliche an Bord.«

      Naud lief rot an und legte demonstrativ die Handflächen an die Ohren.

      *

      Mit gedrosselten Triebwerken passierte das Aero-Car die Nano-Tubes von METROCITY III und fädelte sich in den Verkehr ein.

      »Erst sieben Stunden Flug und jetzt noch mal drei«, klagte Nici und reckte sich. »Hoffentlich krieg ich meine Knochen noch mal gerichtet, damit ich nicht zeitlebens als Fragezeichen rumrenne.«

      »Mir geht’s genauso«, meinte Naud. Er wusste schon gar nicht mehr, wie er sich drehen sollte. Seine Gelenke und Muskeln schmerzten in jeder Position, in die er sich begab.

      »Was soll ich denn sagen?«, beschwerte sich Jericho. »Ich hab das Ding nämlich geflogen.«

      »Der Autopilot hat’s geflogen, Freundchen«, korrigierte Nici. »Da wollen wir doch mal die Kirche im Dorf lassen.«

      »Und das hier?« Jericho deutete auf den gespaltenen Schulterpanzer. »Damit musste ich mich auch noch rumärgern. Das vaporisierte Metall hat sich höllisch in die Haut gebrannt.«

      »Ist so was in deinen Augen nicht nur ein Kratzer?«, bedachte Nici ihren Freund mit einem kritischen Blick. »Verlierste ja auch sonst kein Wort drüber.«

      »Meckern einstellen!«, befahl Jericho und konnte sich ein Grinsen kaum verkneifen. »Bevor es nach Hause geht, statten wir Beck noch einen Besuch ab. Will wenigstens sehen, wie ihm die Kinnlade auf die Zehen klappt.«

      »Eher verwandelt sich eine Zitrone in Zuckerwatte«, meinte Nici. »Becks Emotionsausbrüche sind ebenso heftig wie ein Glühwürmchen laut ist.«

      »Wir werden sehen«, schloss Jericho das Thema ab. Routiniert und in altbewährter Rücksichtslosigkeit lenkte er den Gleiter durch die Häuserschluchten. Bald schon erreichte er die Maschinenfabrik mit dem unterirdischen Hauptquartier der GSA und landete den Gleiter auf einer Plattform.

      »Sie kommen spät«, schnarrte es verzerrt aus dem Funklautsprecher, »aber zumindest kommen Sie.«

      »Howdy, Beck«, grüßte Jericho fröhlich. »Fahren Sie endlich die Plattform runter. Es gibt Neuigkeiten.«

      »Das will ich für Sie hoffen«, antwortete der Agent. »Sie verursachen immense Kosten und verwüsten ganz nebenher noch den halben Globus. Die Raffinerie in Midland geht doch auf Ihr Konto, Mister Blane, oder?«

      »Das kann man so und so sehen«, antwortete Jericho ausweichend. »Eigentlich trägt Rubin Rosgard die Hauptschuld …«

      »Weil du ihn auf die Energiesteuerung gepfeffert hast«, zischte Nici und knuffte ihren Gefährten in die Seite.

      »Rubin Rosgard?« Jericho konnte förmlich spüren, wie sich Agent Becks Miene verfinsterte. »Ich erwarte Ihren ausführlichen Bericht, Mister Blane.«

      Die Plattform begann sich abzusenken. Durch die Einzäunung des Geländes war der Vorgang von außen nicht zu sehen. In einer kreisrunden Halle kam die Plattform Dutzende Meter tiefer zum Stehen. Durch eine der vielen Türen kam Beck in gemäßigtem Laufschritt heran.

      »Sie haben ein Kind mitgebracht?«, fragte Anthony Beck säuerlich, als die drei Passagiere ausgestiegen waren. »Das ist eine geheime Station und nicht Disneyland.«

      »Wir erwarten auch nicht, dass Sie sich irgendwelche Grinsegesichter überstülpen«, erwiderte Nici mit schelmischem Lächeln und trieb mit dieser Äußerung weitere dunkle Wolken auf Becks Gesicht.

      »Keine Sorge«, schlug Jericho in dieselbe Bresche, »der Bursche ist in Ordnung. Schweigt wie ein Grab, wenn’s sein muss.«

      »Wie heißt du, mein Junge?«, wandte sich der Agent an den Vierzehnjährigen.

      »Naud«, sagte der. »Naud Henderson.«

      »Also schön, Naud. Was du hier siehst, unterliegt strengster Geheimhaltung. Glaube mir, ich meine, was ich sage. Die GSA ist nicht zimperlich, wenn es darum geht, Integrität zu bewahren.«

      »Nun machen Sie dem Jungen keine Angst!«, ging Nicoleta dazwischen. »Und benutzen Sie keine Wörter, die er nicht kennt.«

      Beck straffte sich.

      »Du wirst genau an dieser Stelle warten, während ich mit Mister Blane und Miss Belà in den Besprechungsraum gehe. Hast du das verstanden, Naud?«

      »Jawohl, Sir!«, rief Naud aus und salutierte flippig.

      Beck drehte sich um und bedeutete den Söldnern, ihm zu folgen.

      »Ich kann es nicht leiden«, sagte er leise, »wenn man Scherze auf Kosten meiner Person macht …«

      *

      Durch einen mattschwarzen Korridor führte Agent Beck seine Begleiter in einen Besprechungsraum. Sie setzten sich, und der GSA-Mann eröffnete die Gesprächsrunde.

      »Wir sind zu einigen wenigen neuen Erkenntnissen gelangt«, begann Beck. »Aber bevor ich Sie einweihe, hätte ich gerne Ihren Bericht zu den Vorfällen in Midland. Vor allem interessiert mich die Verbindung zu Mister Rosgard, wie Sie sich denken können.«

      »Die Raffinerie beherbergte einige bedeutsame Einrichtungen«, fing Nici an zu erzählen und wurde sogleich von dem Agent unterbrochen.

      »… bis Mister


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