10 Galaktische Abenteuer Box 4. divers

10 Galaktische Abenteuer Box 4 - divers


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untergegangen ist …?« Nici tat einen Schuss ins Blaue.

      »Wir arbeiten noch an einer Aufklärung des Unglücks«, ließ sich Rubin Rosgard nicht aus der Reserve locken. »Aber das braucht ganz sicher nicht Ihr Problem zu sein.«

      »Es wurde unser Problem«, erhob Jericho die Stimme, »als die Regierung uns beauftragte, nach den Ursachen zu forschen. Und vor allem nach dem Verwendungszweck der geladenen Fracht.«

      »Frisches Gen-Material für METROCITY III«, gab Rosgard unumwunden zu. »Eine heiße Fracht übrigens. Wir haben erstmals völlig fremdes Erbgut mit menschlichem verschmolzen.«

      »Erbgut von wem?« Nici spürte, dass sie einer ungeheuerlichen Wahrheit auf der Spur waren.

      »Genetische Bausteine von jenen, die dieses unterirdische Labor schufen«, sagte Rosgard in stiller Genugtuung. »Na, arbeitet es bereits in Ihrem begrenzten Verstand …?«

      »Sie kamen nicht von der Erde, ja?«

      »Absolut korrekt.« Rosgard ließ das Söldnerpaar noch einige Momente schmoren, ehe er hinzufügte: »Wie Sie bereits an der Oberfläche sehen konnten, verträgt sich die außerirdische DNS nicht sonderlich gut mit irdischer und führt zu unvorhergesehenen Mutationen.«

      »Wer sind die Aliens?«, forderte Jericho eine Antwort.

      Rubin Rosgard schritt nah an den unsichtbaren Energieschirm heran. Offenbar wusste er genau, wo er sich befand. Jericho war vorsichtiger, trat aber ebenfalls näher an den Wissenschaftler. Sie waren sich zum Greifen nahe. Beinahe überkam es Jericho, einfach durch den Schild zu greifen und seinen Widersacher in Stücke zu reißen wie ein vor Schmerz und Zorn blindes Tier.

      Eindringlich starrte Rosgard in Jerichos orange gefärbte Augen.

      »Wer?«, setzte Jericho nach. Seine extrem angespannten Muskeln zitterten.

      Rosgard blieb entspannt.

      »Osh-Mecc«, antwortete er gleichmütig.

      *

      Nicoleta Belà kochte vor Angst und Wut.

      »Sie kooperieren mit den Feinden der Menschheit!«, schrie sie. »Sie ebnen den ›Schatten‹ den Weg, die Erde zu erobern!«

      »Falsch!«, folgte die scharfe Erwiderung Rosgards. »Ich benutze sie! Und ich habe vor, daraus enormes Kapital zu schlagen. Auf monetärer und ideeller Ebene. Außerdem basiert die Verbindung zwischen Osh-Mecc und den ›Schatten‹, wie Sie sie nennen, auf reiner Spekulation.«

      »Dann haben Sie von den ›Schatten‹ gehört?«, fragte Nici hintergründig. Rubin Rosgard konnte im Normalfall nichts wissen von den Vorgängen im General-Custer-Tower von Central Metrocity III.

      »Die Regierungsfrequenzen sind leicht abzuhören«, erwiderte Rosgard geringschätzig. »Was denken Sie, woher ich von Ihrem Einsatz in Midland weiß? Sind Sie außerdem tatsächlich der Annahme, Shane Grissom wäre Ihnen rein zufällig über den Weg gelaufen …?«

      »Was ist Ihnen über die Osh-Mecc bekannt?«, ging Nicoleta auf die Frage nicht ein.

      »Ich verfüge über eine unglaubliche Datenmenge der Außerirdischen.« Rosgard unterbrach sich und machte eine Geste des Bedauerns. »Leider ist es mir bisher nicht gelungen, sie auszuwerten.« In einer weit ausholenden Bewegung mit dem rechten Arm deutete er auf eine eigenwillig geformte Konsole, die mit Kristalldatenträgern bestückt war. Sie war Jericho und seiner Gefährtin bislang nicht aufgefallen. Nun aber deckte Nici einen bedeutenden Zusammenhang auf.

      »So ein Ding haben wir Beck überlassen.« Ihre Lungen arbeiteten schwer. »Seine Experten sind ebenfalls mit der Entschlüsselung beschäftigt.«

      »Ein langwieriges Unterfangen«, ließ Rosgard verlauten. »Die Struktur der menschlichen Genetik verhindert den Decodierungsvorgang.«

      »Ein Schutzmechanismus auf biomolekularer Ebene?«, staunte Nici. »Wieso lassen sich dann diese Anlagen von Ihnen bedienen?«

      »Nun«, begann Rosgard eine Erklärung, »die Osh-Mecc experimentierten mit irdischer DNS. Die Technologie musste bereichsweise angepasst werden, um sich nicht selbst zu blockieren. Das ist auch der Grund, weshalb Sie und ich an diesen Ort transferiert werden konnten.«

      Nicoleta kam ein kühner Gedanke.

      »Besteht die Möglichkeit, dass die Osh-Mecc mit den Ereignissen um Merkur in Verbindung stehen?« Sie stupste Jericho an. »Du weißt schon. Dieses … dieses Tor …«

      »Da sagen Sie mir nun etwas völlig Neues«, bekannte Rosgard. »Und vielleicht könnten Sie den einzigen lebenden Ableger der fremden Spezies befragen, der sich hinter Ihnen unter einem Partikelschirm befindet, falls es Ihnen gelingen würde, seine Lebensfunktionen zu reaktivieren.«

      Jericho drehte den Kopf und fixierte das pulsierende Gespinst unterhalb der rotierenden Lichtkugeln. Für einen Moment sah er klar umrissen die Gesichtszüge des Extraterrestriers mit seinem kantigen Schädel, den aufgesetzten, halbkugeligen Augen, den Atemschlitzen anstelle einer Nase und dem lippenlosen Mund. Doch wenn er sich auf den Anblick konzentrierte, verlor dieser an Schärfe, wurde diffus und verwaschen.

      »Ist mir momentan schnuppe«, entgegnete der Söldner und wandte sich dem Wissenschaftler in dem weißen Anzug zu. »Wir sollten jetzt besser Klartext reden.«

      »Klartext?«, dehnte Rubin Rosgard.

      »Ja«, sagte Jericho missmutig. »Wie soll’s jetzt mit uns weitergehen?«

      »Ganz einfach«, meinte Rosgard jovial. »Ich werde Sie alle töten!«

      *

      Nicht zum ersten Mal an diesem Tag verfluchte Jericho den Umstand, dass sein FLUX EP 6000 zu Bruch gegangen war. Argwöhnisch musterte er die Gestalt, die neben Rosgard aus dem Dunkel der technischen Anlagen trat und ein kompaktes Gewehr unbekannter Bauart in den Händen hielt.

      »Mister Sucksbee«, begrüßte Rosgard den Neuankömmling, »würden Sie sich bitte um unsere ungebetenen Gäste kümmern?«

      Denford Sucksbee hob das Gewehr an und zielte entschlossen auf Jericho. Der wiegte sich in Sicherheit, da der unsichtbare Schutzschild noch zwischen ihnen stand. Dennoch hatte er ein Gespür für die unmittelbare Gefahr – und das rettete ihm das Leben!

      Ein instinktiver Reflex ließ ihn sich zur Seite werfen, genau in dem Augenblick, da Rosgards Mitarbeiter abdrückte. Ein grün schillernder Strahl raste auf ihn zu und zog eine brennende Schneise durch den Schulterpanzer von Jerichos Nano-Rüstung. Die dünne, extrem verdichtete Metalllegierung verkochte unter der Einwirkung des Energiestrahls. Jericho spürte einen heftigen, stechenden Schmerz und wusste, dass ihnen nur Sekundenbruchteile blieben, bevor der nächste Schuss sie vaporisierte.

      »Zum Ausgang!«, brüllte Jericho und blickte bereits wieder in die Mündung des Gewehrs. Erneut konnte er knapp ausweichen, während der Boden zwischen seinen Beinen verdampfte.

      Nici beugte sich schützend über Naud und stieß den Jungen vor. Sie fanden Schutz hinter einer Konsole, in die ein Energiestrahl einschlug und Schwaden verdampfenden Stahls erzeugte. Zwei Sekunden darauf war Jericho bei ihnen und deutete auf die andere Seite des Alien-Labors, wo er einen Ausgang entdeckt hatte.

      »Sie müssen üben, Mister Sucksbee«, hörten sie Rosgards Stimme. »Wie kann es sein, dass Ihnen eine Gruppe Unbewaffneter entwischt?«

      Sucksbee nahm die Konsole unter Dauerfeuer. Das zornige Zischen kochenden Metalls überlagerte für Sekunden jegliches andere Geräusch.

      »Hören Sie auf, die technischen Einrichtungen zu zerstören!«, fuhr Rosgard seinen Mitarbeiter an. »Sie sollen die Eindringlinge töten, nicht unsere Arbeit zunichte machen!« Er entwand Sucksbee das Gewehr, schaltete den Schutzschirm ab und machte einige Schritte vor.

      »Wenn man sich nicht um alles selbst kümmert«, bedachte er Sucksbee mit einem kritischen Blick.

      Jericho, Nici und Naud rannten los. Rosgard gab ein paar Schüsse ab, schien


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