10 Galaktische Abenteuer Box 4. divers
kannst du mich sowieso nicht«, machte Jericho deutlich. »Wir kommen dem Geheimnis dieser Anlage schon auf die Schliche. Ob mit oder ohne deine Hilfe.«
Sie setzten ihren Weg fort. Annähernd eine Viertelstunde arbeiteten sie sich die Korridore hindurch, bis sie eine neuerliche Gabelung erreichten, an der sternförmig drei Gänge abzweigten.
»Rechts geht es zu meiner Unterkunft«, sagte Naud.
»Da wollen wir aber nicht hin.« Jericho setzte einen grimmigen Gesichtsausdruck auf.
»Was soll ich denn noch mehr tun als euch zu bitten, auf dem Weg zu bleiben?«
Nici sah den Anflug von Furcht auf den Zügen des Jungen.
»Spürst du etwas?«, fragte sie sanft.
»Meine innere Stimme drängt mich nach Hause«, erwiderte Naud. »Bitte – folgt mir! Es ist nicht gut, vom eingeschlagenen Pfad abzuweichen.«
»Es ist auch nicht gut, auf wimmernde Pimpfe zu hören«, gab Jericho barsch zurück. »Und heute ist nicht der Tag, mit alten Gewohnheiten zu brechen.«
»Bleibt bei mir!«, jammerte Naud. »Ich will nicht, dass euch etwas zu–« Das letzte Wort sprach er nicht aus. Mit einem Mal wirkte er extrem angespannt.
»Was ist los?«, erkundigte sich Nicoleta. »Droht Gefahr?«
Naud nickte. Er zeigte in die Richtung, in der sein Unterschlupf lag.
»Etwas stimmt nicht!«, hauchte er. »Die warnenden Empfindungen kommen nun auch von rechts.«
»Wie sieht’s mit dem Weg aus, der geradeaus führt?«
»Ich kann die Gefühle nicht auseinanderhalten!«, geriet Naud in Panik. »Sie kommen von überall!«
»Also links!«, entschied Jericho. »War sowieso meine erste Wahl.«
»Ich weiß nicht, was ich tun soll!«, klagte der Junge. »Das Orakel will nicht, dass ich in die Finsternis gehe. Doch hier ist nur noch Dunkelheit und Schrecken!«
»Bei uns bist du sicher«, versuchte Nici ihn zu beruhigen. »Es ist unser Job, mit unbekannten Gefahren fertig zu werden.«
Verhaltenes Grollen pflanzte sich durch den Korridor zu ihrer Rechten fort.
»Hört sich nach unseren schwabbeligen Freunden an«, bemerkte Jericho. »Sie haben uns den Weg abgeschnitten. Du kannst eh nicht mehr zurück, Kleiner.«
»Ich kann nirgendwohin!«, versetzte er klagend. »Wie kann ich mich vor dem hüten, was das Orakel voraussagte?«
Jericho packte den Jungen und hob ihn auf seine Schultern.
»Indem du aufhörst zu lamentieren und an unseren Fersen klebst.«
»Schnell!«, forderte Nici ihn auf. »Die Geräusche kommen näher.«
Um die fünfzig Meter rannten sie in den Korridor zur linken Hand hinein, bevor Jericho und Nici abrupt stehenblieben.
»Jetzt schlägt’s aber dreizehn!«, fluchte er laut.
Hinter einer oval gezogenen Biegung wären sie fast vor eine Wand gelaufen.
Der junge Naud verkrampfte sich in Jerichos Nacken.
Keine Türöffnung. Keine Abzweigung.
Sie befanden sich in einer Sackgasse.
Und gleichzeitig mit dieser Erkenntnis ging das Licht aus!
*
»Bist du irgendwo draufgelatscht?«, meckerte Jericho seine Gefährtin an.
Nici tappte auf der Stelle herum. Tatsächlich fühlte der Untergrund sich anders als der des restlichen Korridors. Er war kühler, und die Oberfläche schien bedeckt von einem feinen metallischen und gleichmäßigen Geflecht. Die junge Rumänin spürte es deutlich unter ihren nackten Füßen. Noch bevor sie jedoch eine Antwort geben konnte, erschien ein filigranes Lichtmuster auf der Wand. Ein greller Lichtimpuls sprang von einem Knotenpunkt zum anderen. Die Reihenfolge, in der er die Punkte markierte, schien willkürlich. Jericho konnte sich dennoch nicht des Eindrucks erwehren, dass eine präzise Abtastung dahintersteckte.
Eine Weile beobachteten sie den hüpfenden Lichtpunkt. Eine Wiederholung der Bewegungen konnte keiner von ihnen erkennen. Aber es geschah auch sonst nichts.
»Nun stehen wir da wie die Ölgötzen«, stellte Nici fest. »Irgendeine Idee?« Fragend blickte sie Jericho an.
»Gefahr!«, flüsterte Naud. Die stetig lauter werdenden Geräusche von jenseits des Korridors bestätigten seine Äußerung auf dramatische Weise.
»Hätte ich ein FLUX, wüsste ich, was zu tun wäre«, bemerkte Jericho säuerlich. Zaghaft streckte er seine linke Hand nach dem Lichtgitter aus.
»Was tust du?«, erschreckte sich Nici. »Das kann ein Energieschirm sein, der dich zu Asche verbrennt!«
»Das finden wir nur raus, wenn wir’s ausprobieren.«
Seine Hand ruckte vor und durchbrach das irisierende Muster. Der springende Lichtpunkt kam zum Stillstand und sonderte einen hauchdünnen Strahl aus, der Jerichos Unterarm entlangkroch, die Konturen von ihm und dem auf ihm hockenden Naud grell leuchtend nachzeichnete und schließlich seinen gesamten Körper erfasste.
»Verfluchter Holzkopf!«, schrie Nici wütend und bestürzt zugleich. Hilflos musste sie mitansehen, wie die gleißende Kontur sich in Millionen winziger Lichtpunkte aufspaltete. Von dem Impuls auf dem Lichtmuster ging nun ein fließender Strahlenkranz aus.
Einen Lidschlag später wurden Jericho und Naud von der Wand verschluckt!
*
Ein Transmitter!, jagte der Gedanke durch Nicoleta Belàs Verstand.
Sollte sie Jericho folgen? Eine Seite von ihr sprach sich dafür aus, die andere dagegen. Niemand wusste, wohin der Transmitter – sofern es überhaupt einer war – sie verfrachten würde. Sie konnte unmittelbar vor den Waffen unbekannter Widersacher materialisieren. Möglicherweise waren Jericho und Naud bereits tot. Konnte sie dieses Risiko eingehen? Gab es auch nur einen vernünftigen Grund, sich auf ein solches Wagnis einzulassen?
Sogar zwei!, gab sie sich selbst die Antwort und presste die Kiefer aufeinander. Eine Meute mordgieriger Bestien hängt mir am Rockzipfel. Und wichtiger noch: Ich lasse meinen Loverboy und Kampfgefährten nicht im Stich!
Todesmutig durchdrangen ihre Hände das Lichtgitter. Der Vorgang der Abtastung begann von Neuem – und war nach zwei Sekunden beendet. Nicoleta löste sich auf, nur um einen flüchtigen Atemzug später wieder in Materie verwandelt zu werden. Der Transport zeigte keinerlei Nebenwirkungen wie etwa Schwindel oder eine vorübergehende Beeinträchtigung der Sehkraft. Und für einen Moment wünschte sie sich, sie wäre nicht unverzüglich mit der Wahrheit konfrontiert worden und hätte noch mit ihren Sinnen ringen müssen.
Nur aus den Augenwinkeln erkannte sie Jericho und seinen kleinen Begleiter Naud. Doch dafür hatte sie keinen Blick. Mit offenem Mund stand sie reglos da, unfähig zu begreifen, was ihre Augen ihr zeigten.
»Heilige Scheiße!«, hauchte sie überwältigt.
*
Verena Dambrosi schrak auf der Couch hoch, als das Kreischen einer New-Metal-Punk-Band die Lautsprecher ihres NET-TV erschütterte. Schläfrig warf sie einen Blick auf die Zeiteinblendung des Bildschirms.
Kurz nach Mitternacht, murmelten ihre Gedanken. Die Müdigkeit in den Knochen raffte sie sich auf und stellte das Gerät ab. Auf dem Weg zu ihrem Bett zog sie das enge Top aus und schlüpfte aus ihrem Slip. Vor dem Spiegel ihres Schlafzimmers blieb sie kurz stehen und betrachtete sich. Der schmale Streifen ihrer Schambehaarung stieß ihr unwillkürlich ins Auge.
Könnte mal wieder gestutzt werden, dachte sie und fuhr mit den Fingern durch den weichen Flaum. Schlaftrunken wankte sie zum Bett und krabbelte unter die Decke. Ihre