10 Galaktische Abenteuer Box 4. divers
oder es ist so wahnsinnig finster, dass diese Wahrnehmung alles andere überlagert. Die Eindrücke schwanken. Ich kann sie nicht eingrenzen.«
»Ein toter Punkt«, erklärte Nici. »Eine Art suggestiver Grauzone.«
»Bringen wir mal ein bisschen Farbe ins Spiel«, sagte Jericho und stapfte auf den Lichtvorhang zu. »Wüsste zu gerne, welcher Hoschi sich dahinter verbirgt.«
Einige der Lichtkugeln trudelten wie Seifenblasen heran. Eine von ihnen berührte Jerichos Kopf, und schon blähte sie sich auf, verdeckte die gleißenden Kaskaden und begann eine Szene abzuspielen.
»Das ist eine Filmaufzeichnung!«, stieß Nici aus. »Nimm mal die Rübe aus dem Bild, Jerri!« Aufgeregt richtete Nicoleta ihre Augen auf die Aufnahme. »Schau dir nur diese Wesen in den weiten Gewändern an!«
»Ich hab vorher schon Typen in bodenlangen Kutten gesehen«, murrte Jericho.
»Nein!«, beharrte Nici. »Ihre Köpfe! Die Gesichter! Fällt dir denn nichts auf?«
Drei befremdliche Gestalten schritten über einen Steg an der Kulisse des Weltraums vorbei. Ausschnittweise war ein gigantischer Planet zu erkennen, der von Ringen aus Gesteinstrümmern umgeben war.
»Die sind abgrundtief hässlich.« Jericho konzentrierte sich weniger auf das Äußere der Wesen, als vielmehr auf die Schriftzeichen, die im oberen Bereich des Bildes eingeblendet wurden. Allerdings konnte er nichts mit ihnen anfangen, sondern studierte lediglich den schneller werdenden Wechsel der Informationen. Kolonnen von Daten rasten durch den rechten Rand der Aufzeichnung.
»Die haben entfernte Ähnlichkeit mit den Monstern, die uns verfolgt haben«, flüsterte Naud plötzlich. »Halbkugelige Augen auf Vierkantschädeln.«
»Möglich, dass die Viecher früher genau so ausgesehen haben«, zog Nici ihre Schlüsse. »Irgendetwas Schreckliches muss passiert sein.«
»Was hat sie aber zur Erde verschlagen?«, warf Jericho ein. »Falls ich mich nicht grundlegend täusche, ist der Planet im Hintergrund doch der Saturn.«
Als hätte Jericho ein geheimes Kommando gegeben, wechselte der Bildausschnitt, schwenkte in die Leere des Alls und tauchte mit Höchstgeschwindigkeit in diese ein. Daten rasten ungeheuer schnell über den Bildrand, sodass nur noch ein stetes Aufflackern der Schriftzeichen wahrnehmbar war. Ein winziger Punkt erschien im Zentrum der Aufnahme, der rasch größer wurde und schließlich die Hälfte der Projektionskugel ausfüllte.
»Die Erde«, hauchte Nici ergriffen. »Mein Gott, was hat das alles zu bedeuten?« Vermessungsgitter legten sich über das Abbild des Planeten. An den Kreuzungslinien blinkten Quadrate auf, wurden eingezoomt und mit fremdartiger Beschriftung versehen. Dann erloschen sie und traten in schnellen Wechsel mit anderen Flächen, die kurz aufflammten, bis sich ein reger Kreislauf entwickelte, der den gesamten Globus erfasste.
»Da hat einer unsere Erde kartografiert«, fasste Jericho zusammen. Er sprang auf der Stelle hoch und wischte die Blase beiseite, die augenblicklich schrumpfte und sich in den Reigen der unzähligen anderen Lichtkugeln einreihte. Mit spitzem Finger tippte er die nächste Lichtblase an.
»Das ist eine riesige Datenbank«, sagte Nici begeistert und heftete ihre Augen unweigerlich auf die anwachsende Projektionsfläche. Hier ließ sich allerdings nicht auf Anhieb feststellen, was dargestellt wurde. Erst der junge Naud gab den entscheidenden Hinweis.
»Das sind genetische Codierungsreihen«, brachte er vor. »Ich habe Ähnliches auf dem Rechner meines Vaters gesehen.«
»DNS-Stränge«, bestätigte Nici. »Aber sie sehen reichlich unterschiedlich aus, als gehörten sie verschiedenen Spezies an.«
Plötzlich und unerwartet schnitt eine scharfe Stimme durch den Saal.
»Das reicht!«, schallte es zu ihnen herüber. »Sie haben bereits mehr gesehen, als gut für Sie ist!«
Jericho wirbelte auf dem Absatz herum. Seine Augen verengten sich, und als er den Sprecher erkannte, der in einem weißen, fluoreszierenden Anzug dastand, verzerrten sich seine Züge zu einer wütenden Grimasse.
»Rosgard!«, presste er zwischen den Lippen hervor. »Du abgefuckter Bastard!«
*
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren stürmte Jericho wie ein wilder Stier mit geballten Fäusten los. Rubin Rosgard blieb gelassen stehen, nahm nicht einmal eine abwehrende Haltung ein, und verzog auch keine Miene, als Jericho wuchtig gegen eine unsichtbare Wand lief und unter dem gleißenden Blitzen hochenergetischer Entladungen zu Boden geschleudert wurde. Verdutzt betrachtete er seine Fäuste, von denen Brandschwaden aufstiegen. Auch seine Rüstung war in kochenden Dunst gehüllt.
»Nicht alle Probleme können mit roher Gewalt gelöst werden, Mister Blane«, tadelte Rosgard. »Haben Sie allen Ernstes angenommen, ich würde unvorbereitet eine Konfrontation mit Ihnen suchen?«
»Ich zerleg dich in deine Einzelteile!«, brüllte Jericho, sprang auf die Füße, hielt jedoch respektvollen Abstand zu dem Energieschirm.
»Fordern Sie keine Technik heraus, die Sie nicht verstehen«, belehrte ihn Rosgard aufs Neue. »Dies ist mein Refugium. Machen Sie sich nicht zu einem größeren Narren als Sie schon sind.«
Nici nahm Naud an die Hand und trat neben Jericho.
»Da Sie alles so genau zu wissen scheinen«, sagte Nici an Rosgard gewandt, »erklären Sie uns doch bitte, was dieser Saal darstellt. Eine Ihrer eigenen Konstruktionen? Ein neuer Versuch, Kontrolle über die Menschen dieser Welt zu erlangen?«
Rubin Rosgard verschränkte die Arme vor der Brust.
»Die Antwort auf Ihre erste Frage lautet nein«, gab der Wissenschaftler Nici in ruhigem Tonfall zu verstehen. »Ihre zweite Frage muss ich hingegen eindeutig mit ja beantworten.«
»Sie gefallen sich in Ihrer Position als Beherrscher der Elemente, was?« Nici zog ein verächtliches Gesicht.
»Ich genieße meine Macht«, lächelte Rosgard kühl. »Vor allen Dingen aber genieße ich Ihre Hilflosigkeit. Ich kann alles mit Ihnen machen, was ich will. Ein Fingerzeig von mir und Sie sterben …«
»Das will ich sehen«, knurrte Jericho ungehalten. Er war drauf und dran, sich erneut gegen den Schutzschild zu werfen.
»Sie haben sich in dieser Raffinerie eingenistet, um Ihre schändlichen Experimente fortzuführen«, beschuldigte Nici den Wissenschaftler. »Mit Ihrer Vergangenheit braucht man nur zwei und zwei zusammenzuzählen, um zu wissen, dass Sie für die grotesken Kreaturen in der Anlage verantwortlich sind.«
»Ich forsche«, erwiderte Rosgard unbeeindruckt von dem Hass, der in Nicoletas Augen glomm. »Nicht immer funktioniert alles wie geplant. Kleinere Rückschläge muss man hinnehmen. Aber eines kann ich Ihnen versichern: Ich habe mich nicht in diesem Komplex eingenistet. Ich habe ihn übernommen.«
Nici und Jericho tauschten einen kurzen Blick.
»Diese Technologie stammt nicht von Ihnen?«, fragte Nici. Ein eigentümliches Gefühl von Unbehagen breitete sich in ihr aus. Sofort fielen ihr die ›Schatten‹ ein, die bereits Regierungskreise unterwandert und für kurze Zeit beispiellosen Terror verbreitet hatten.**siehe BLACK JERICHO #2: »Blutdürstige Schatten«
»Wir entdeckten sie zufällig und hatten unsere Schwierigkeiten, an sie heranzukommen«, sprach Rubin Rosgard ganz offen. »Von der Oberfläche aus gab es keinerlei Zugang …«
»Daher die Bohrungen in den Korridorwänden!«, platzte Nici heraus.
»Ebenfalls ein Unterfangen, das zum Scheitern verurteilt war«, bekannte Rosgard. »Eine unüberwindliche Abschirmung hat unser Vorkommen behindert. Bald aber entdeckte ich eine ebenso simple wie effektive Art des Eindringens.«
»Die haben wir auch gefunden«, grinste Nicoleta provozierend. »War das reinste Kinderspiel.«
»Überschätzen Sie sich nicht, Miss Belà. Hier unten erwarten Sie Dinge, von denen Sie nicht einmal träumen.«
»Mir