10 Galaktische Abenteuer Box 4. divers
nicht wahr sein! Bros strampelte die Decke herunter und sprang aus dem Bett. Automatisch langte sie nach ihren zwei COMBAT MARK357 und spurtete nackt los. Über die Wendeltreppe war sie im Nu im Parterre angelangt, wo auch Zach Darkovicz bereits aufrecht im Bett saß und Stielaugen bekam, als er die Söldnerin ohne einen Faden am Leib heranhuschen sah.
»Himmel, Mädchen!«, stöhnte der alte Waffenmechaniker. »Erst der Alarm, der mir das Herz in die Hose rutschen lässt – und nun das!« Seine offene Handfläche deutete auf Verena, die völlig ungeniert durch Zachs Wohnräume turnte.
»Ich wette«, überging Bros den Vorwurf, »das ist derselbe Kerl wie am Vormittag. Aber diesmal erwischen wir ihn!« Die Söldnerin spurtete durch die offene Küche zur Hintertür und riss sie auf. Vorsichtig pirschte sie sich zur Ecke des Gebäude und lugte herum. Deutlich erkannte sie den Schattenriss einer stämmigen Gestalt, die vom rein Äußeren her Jericho nicht unähnlich war.
»Flossen hoch!«, schrie Verena. Die Läufe ihrer schweren Pistolen ruckten hoch und nahmen den Fremden ins Visier. Der machte jedoch keinerlei Anstalten, die Flucht zu ergreifen. Stattdessen ging er sogar weiter auf die nackte Frau zu.
»Ich mach einen Schweizer Käse aus dir, wenn du nicht sofort die Griffel hochnimmst!« Es war Bros todernst. Sie würde nicht zögern, ihre beiden Waffen abzufeuern.
»Keine Angst«, dröhnte eine ihr unbekannte Stimme. »Ich habe Sie nicht aufgesucht, um Ärger zu machen. Aber ich muss dringend mit Jericho sprechen.«
»Ist nicht da!«, stieß Verena hervor. »Wer sind Sie überhaupt?« Immer noch hielt sie die halbautomatischen Pistolen auf den Mann gerichtet. »Treten Sie ins Licht, damit ich Ihr Gesicht erkennen kann! Aber schön langsam.«
Der Fremde schälte sich aus dem Schatten und stellte sich unter einen der Scheinwerfer, die rund um das Fabrikgebäude angebracht waren.
»Sie kennen mich nicht«, sagte der Mann ruhig. »Wahrscheinlich kennt Jericho mich ebenso wenig. Dennoch habe ich ihm eine wichtige Mitteilung zu machen.«
»Was soll das sein?« Angespannt betrachtete Verena die Gestalt. Sie war annähernd zwei Meter groß, durchtrainiert und muskulös. Sie nahm an, dass der Kerl es durchaus mit Jericho aufnehmen konnte. Immer vorausgesetzt, der Fremde verfügte über dieselbe Zähigkeit und den absoluten Willen, vor keiner noch so abartigen Gewalttätigkeit zurückzuschrecken.
»Mein Name ist Smasher. Zumindest nennen mich die Leute so, die ich zu Brei geschlagen habe.«
»Beeindruckend«, meinte Bros abfällig. »Haben Sie sonst noch etwas zu bieten?« Sie hatte gänzlich verdrängt, nichts am Leib zu haben. Smasher registrierte es zwar, enthielt sich jedoch eines Kommentars.
»Gab es in den letzten Tagen eine Postzustellung, die Sie stutzig gemacht hat?«, erkundigte sich der Fremde.
»Was ist denn das für eine Frage?«, antwortete Verena verblüfft. Sie konnte keinen Zusammenhang sehen zwischen ihrer Post und Smashers Auftauchen.
»Steif und Burlinger?«, setzte Smasher nach. »Ist Ihnen ein Schreiben der Agentur bekannt?«
»Die sind doch für Kopfgeldaufträge zuständig«, erwiderte Verena. »Ich sehe immer noch nicht, was –«
Sie wurde unterbrochen, als Zach Darkovicz ihr ins Wort fiel.
»Vielleicht kann ich helfen«, bot sich der alte Mann an. Er hatte den Alarm abgeschaltet, einen Morgenmantel angelegt und stand mit zerzaustem Haar im Schein der Außenlampen. »Ich erinnere mich an ein solches Schreiben.«**siehe BLACK JERICHO #5: »Armee der Vergessenen«
»Haben Sie es geöffnet?«, wollte Smasher wissen.
»Es war an Jericho gerichtet. Er wollte es sich nach seiner Rückkehr anschauen.«
Smasher verzog das Gesicht. Seine Enttäuschung war ihm anzusehen.
»Es ist von äußerster Wichtigkeit, dass ich mit Jericho über den Inhalt des Briefes rede.«
»Da müssen Sie vorerst mit uns Vorlieb nehmen«, meinte Verena schnippisch. Sie hatte die Waffen sinken lassen, stand aber weiterhin breitbeinig vor dem nächtlichen Besucher, um ihre Kampfbereitschaft zu signalisieren. »Wie können wir Ihnen trauen, wo Sie doch am vergangenen Tag auf dem Gelände herumgeschlichen und sich ohne eine Erklärung wieder verdrückt haben?«
»Der Alarm hat mich aufgeschreckt«, gab Smasher zu. »Zu viel Wirbel um eine Sache, die besser im Verborgenen bleibt.«
»Was Sie nicht abgehalten hat, mitten in der Nacht dieselbe Show abzuziehen«, hielt Bros ihm vor.
»Ich habe keine andere Lösung gesehen«, bekannte Smasher. »Ich musste irgendwie mit Jericho in Kontakt treten.«
»Was steht denn nun in diesem ominösen Schreiben?«, trat Zach in den Vordergrund. »Was macht es so außergewöhnlich?«
»Es ist eine Einladung«, antwortete Smasher. »Zu einer Art Wettkampf.«
»Ist doch ideal für Jericho«, zwinkerte Bros dem alten Darkovicz zu. »Da kann er mal richtig die Sau rauslassen.«
Smasher schüttelte den Kopf.
»So interessant es sich auch anhören mag, habe ich ernsthafte Zweifel an der eigentlichen Absicht des Contests. Meiner Vermutung nach bezwecken Steif und Burlinger etwas völlig anderes als sie propagieren. Nur deshalb will ich mit Jericho reden.«
»Der ist viel zu scharf drauf, Prügel auszuteilen, als dass er sich mit den Hintergründen beschäftigt«, gab Verena Dambrosi zu bedenken. »Aber Sie können Ihr Glück in den nächsten Tagen gerne versuchen …« Bros zog anerkennend eine Braue hoch und lächelte geheimnisvoll, als sie den Körper des Mannes begutachtete. »… Smasher«, gurrte sie.
Der muskelbepackte Koloss wandte sich mit einem kurzen Gruß ab und tat einige Schritte, nur um sich noch einmal umzudrehen und Verena zu mustern. Die Scheinwerfer zeichneten die Konturen ihrer weiblichen Formen und die Fülle ihrer Brüste scharf nach.
»Vielleicht ziehen Sie sich etwas über, Miss«, sagte er väterlich. »Trotz der Waffen, die Sie zweifellos zu handhaben wissen, bin auch ich nur ein Mann …«
*
In Nicoleta Belàs Gesicht spiegelten sich Kaskaden bunter Lichteffekte, die hoch über ihrem Kopf vor einem schwarzblauen Hintergrund dahinzogen. Einzelne Lichter traten aus der Masse hervor, vergrößerten sich zu schimmernden Kugeln, in denen sich bewegte Bilder zeigten und in kreisförmiger Anordnung vorbeischwebten. Darunter erschien eine Lichtsäule wie aus filigranem Gespinst. Die sprudelnden Lichttropfen ähnelten einem Regenschauer, der geheimnisvoll leuchtete. Betrachtete man den gleißenden Vorhang allerdings genauer, so schien sich dahinter eine Gestalt abzuzeichnen. Je mehr man sich auf die Details konzentrierte und versuchte, ein Gesicht oder klare Bestandteile desselben zu erkennen, desto verwaschener und diffuser wurde es.
»Klapp die Kiefer zu«, drang Jerichos Organ an Nicis Ohren und zerstörte den Zauber des Augenblicks, »sonst regnet’s noch rein.«
Nici benötigte mehrere Sekunden, um sich von dem Anblick zu lösen und auf Jerichos Gepolter zu reagieren.
»Du tumber Bauerntrampel!«, giftete sie los. »Siehst du denn nicht, was um dich herum geschieht? Wie kannst du nur derart unsensibel sein, du grober Klotz?«
»Wenn es hier etwas Schönes gäbe«, erwiderte er rau, »wären wir am falschen Ort. In der Raffinerie laufen geifernde Ungetüme rum. Der Schrecken regiert in der Anlage. Ein paar bunte Lichter machen daraus keine Oase der Fröhlichkeit.«
»Selbst wenn dir ein Wunder wie dieses in den Arsch tritt, würdest du es nicht erkennen!« Wütend verschränkte Nici die Arme vor der Brust. Sogleich aber entspannte sie sich wieder und blickte zu Naud, der von Jerichos Rücken geklettert war und unschlüssig neben ihm stand.
»Was sagt dein Instinkt?«, fragte Nici den Jungen. »Bemerkst du Ungewöhnliches?«
Naud wollte den Kopf schütteln, überlegte es sich dann jedoch.
»Ich