10 Galaktische Abenteuer Box 4. divers
wirbelte auf dem Absatz herum und fluchte innerlich, kein FLUX zur Hand zu haben. Denn im Eingang stand eine Absurdität, die nur ein kranker Geist ersonnen haben konnte.
Jerichos ansonsten kalt-berechnende Miene zeigte einen Anflug von Verwirrung. Aber nur für einen winzigen Moment. Denn das fürchterliche Etwas in der Tür ging ansatzlos zum Angriff über.
Und ihm folgte eine ganze Horde seiner Art!
*
»Unser Mann in Galveston hat die Zielobjekte auf die Fährte angesetzt.« Der Sprecher war gerade einmal knapp über ein Meter sechzig groß, hatte dunkelblondes, strähniges Haar, das ihm bis auf die Schultern fiel. In dem steril-weißen Raum wirkte er wie ein Fremdkörper, ganz im Gegensatz zu dem kraushaarigen Mann, der im weißen Einteiler mit seinen rätselhaft leuchtenden Anzugleitungen vor einem Bildschirm saß und schweigend eine Aufzeichnung betrachtete.
Eine Weile noch dauerte es, bis er auf die Worte seines Mitarbeiters reagierte.
»Wie erwartet, Sucksbee«, sagte er schließlich beinahe teilnahmslos. »Die Schritte unserer Kontrahenten lassen sich leicht vorausberechnen.«
»Dank der Überwachung des Regierungssatelliten«, trumpfte Denford Sucksbee auf. Er trat an den Kraushaarigen heran und warf einen Blick auf den Bildschirm.
»Wieder dieser Jericho Blane?«, fragte er. Der Monitor zeigte eine NET-TV-Dokumentation, bei der sich Jericho durch umstehende Passanten auf die Kamera zudrängte, bis dessen Gesicht in Großaufnahme zu sehen war. Das Kamerabild wackelte. Der Moderator der Sendung fuchtelte mit den Händen durchs Bild, wollte Jericho vertreiben, der sich aber nicht beirren ließ und den heftig Gestikulierenden wegstieß.
»Wieder dieser Jericho Blane«, wiederholte der Weißgekleidete tonlos. »Sein erster und einziger Auftritt im NET-TV. Aber die wenigen Sätze aus seinem Mund haben mich der Lächerlichkeit preisgegeben.«
»Das ist doch Jahre her«, versuchte Sucksbee den Vorfall herunterzuspielen.
»Ich sehe es mir immer wieder an, damit ich es nicht vergesse. Zur selben Zeit nähre ich meine Abneigung für diesen Mann. Das macht es mir leichter, ohne Gewissensbisse gegen ihn vorzugehen.«
Das Bild auf dem Monitor fror ein. Weitgehend emotionslos studierte der Kraushaarige die Züge von Jerichos wutverzerrtem Gesicht.
»Würden Sie Mitleid für diesen Herrn empfinden?«, erkundigte er sich bei Sucksbee.
»Das würde ich nicht unbedingt sagen, Sir. Ein Sympathieträger scheint er nicht zu sein.«
Der Mann im schneeweißen Einteiler ließ ein Schmunzeln erkennen.
»Es wird Zeit für mich aufzubrechen. Keinesfalls möchte ich zu spät kommen.«
»Ich verstehe«, nickte Denford Sucksbee. »Die Vorbereitungen für Ihre Abreise sind getroffen.«
Das blaue Licht der Anzugleitungen fluktuierte leicht, als Sucksbees Arbeitgeber aufstand. Er klopfte seinem Mitarbeiter auf die Schulter und schritt an diesem vorbei.
»Sie werden mich begleiten, Sucksbee. Ich habe gerne einen Trumpf im Ärmel.«
Anstandslos folgte ihm Sucksbee.
*
Nici war in der Bewegung erstarrt! Ihr blieb nur ein Augenzwinkern, um die schreckliche Kreatur zu betrachten. Diese war grotesk verwachsen, von pulsierenden Geschwüren übersät und wirkte, als wäre alles an ihr in ständiger Bewegung. Der Schädel des Monstrums war die bizarre Verformung eines annähernd menschlichen Kopfes, völlig kahl und dazu eckig. Die Augen waren halbkugelige Gebilde, die auf dem quaderförmigen, seltsam vom Rumpf abstehenden Schädel saßen. Dass dieses Wesen seinen grobschlächtigen, weit über zwei Meter großen und enorm breiten Körper derart schnell in Bewegung zu setzen vermochte, erschreckte die Rumänin fast noch mehr als der scheußliche Anblick selbst.
Grollend stürzte die Abnormität in den Kraftwerksraum, riss dabei die Türzarge aus der Verankerung und hechtete auf Nici zu. Hinter dem Ungetüm schoben sich weitere Monstren herein, orientierten sich kurz und jagten auf Jericho zu.
Panikerfüllt zog Nici ihre beiden M2011 G und feuerte die Halbautomatiken auf den ersten Angreifer ab. Die Geschosse schlugen fauchend in den bizarren Leib, fetzten große Löcher hinein und verspritzten grüne und gelbe Flüssigkeiten. Den Ansturm des Wesens konnten sie jedoch nicht stoppen.
Nicoleta Belà warf sich zur Seite und schleuderte im Flug die Magnesiumfackel in die Fratze des Ungeheuers. Außer einem zornigen Grollen zeigte sie allerdings keine Wirkung.
Behände sprang Nici auf die Füße, schoss erneut mehrere Salven ab und bemerkte, dass ihr Gegner ins Wanken geriet. Zäher Saft lief aus den großen Einschusslöchern; einige der Geschwüre waren aufgeplatzt und offenbarten rohes Fleisch. Dennoch wusste die Rumänin, dass es unmöglich sein würde, alle Monstren auf diese Weise auszuschalten. Dazu reichte ihre Munition nicht aus.
Jericho stand mit bloßen Händen da, warf sich todesmutig einer Kreatur von insgesamt vier entgegen und ließ seine Faust mit Macht in ihre Grimasse krachen. Bis zum Handknöchel drang sie in den Schädel ein. Jericho packte alles, was ihm zwischen die Finger kam, und riss es aus dem zerschlagenen Gesicht heraus. Mit der zweiten Hand zerquetschte er der Reihe nach die Augen des Mutanten, der aufbrüllend strauchelte und Jericho unter sich begrub. Selbst für den Söldner war es keine leichte Aufgabe, sich einen Freiraum unter dem zentnerschweren Leib zu verschaffen, um sich darunter herauszuschälen. Er war noch nicht aufgestanden, da riss ihn die zweite Kreatur bereits wieder zu Boden. Eitriges Gelee tropfte von ihren Lippen auf Jerichos Brustharnisch; schenkeldicke Arme prügelten auf ihn ein. Verbissen wehrte Jericho die Hiebe ab, umklammerte den verwachsenen Hals der Bestie und versuchte, ihn zu verdrehen.
Völlig unerwartet wurde die Bestie von ihm heruntergerissen, nur, um der nächsten Platz zu machen, die ihren verwundeten Artgenossen fortgeschleudert hatte und bereits zu einem vernichtenden Schlag ausholte. Jericho drehte sich fort und entging um Haaresbreite dem Hieb, der donnernd den Betonboden spaltete. In das bösartige Dröhnen des Monstrums mischten sich die Schüsse aus Nicis COLTs.
Jetzt wird’s echt brenzlig!, dachte Jericho und hievte sich bäuchlings vom Untergrund hoch. Gleichzeitig erhielt er einen schweren Treffer zwischen die Schulterblätter, sackte ächzend zusammen und spürte sofort im Anschluss einen weiteren schmerzhaften Schlag in den Rücken. Eine unnachgiebige Klaue packte ihn im Nacken und zerrte ihn hoch, sodass er glaubte, ihm würde die Wirbelsäule herausgerissen. Wie ein Spielzeug wurde er in die Luft gehoben, schlug mit den Armen um sich, hatte aber keine Chance, irgendetwas zu treffen.
Mehrmals brüllten Nicis Waffen auf – und Jericho registrierte erleichtert, dass der Griff sich lockerte und ihn schließlich aus seiner stahlharten Umklammerung entließ. Jericho federte auf dem Boden ab, entging dem vernichtenden Schlag des dritten Ungetüms und trat nach hinten aus.
»Alber nicht rum!«, hörte er seine Gefährtin schreien. »Ich hab nur noch zwei Magazine! Schaffen wir unsere Hintern raus!«
Jericho rutschte zwischen den Beinen eines Gegners hindurch, wirbelte hoch und verpasste dem Wesen, das ihn zuvor vermöbelt hatte, einen Roundkick gegen die Stirn. Die Zeit, die ihm sein Angriff verschafft hatte, nutzte er, um zum Ausgang des Kraftwerks zu schnellen. Nici war ihm dicht auf den Fersen.
»Auf offenem Gelände sind wir eine leichte Beute«, sagte er keuchend. »Wir brauchen einen Unterschlupf.«
»Rennen wir zum Aero-Car und verständigen Beck!« Noch während sie es aussprach erkannte sie die Aussichtslosigkeit ihres Vorhabens. Der Gleiter wurde von mindestens fünf der monströsen Kolosse belagert, die sofort losliefen, als sie auf sie aufmerksam wurden.
»Andere Richtung!«, schwenkte sie um und hoffte inständig, dass ihr Fluchtweg, der sie tiefer in den Industriekomplex hineinführte, nicht auch versperrt war. »Wenigstens haben wir nun überall Beleuchtung.«
»Lauf!«, brüllte Jericho. »Die Biester aus dem Kraftwerk haben uns schon wieder auf’m Kieker!«
Insgesamt