10 Galaktische Abenteuer Box 4. divers
ging. Das flammende Triebwerksaggregat hinterließ breite Schmauchspuren auf dem Untergrund.
»Beck ist echt auf Zack«, meinte Nicoleta, als sie zwischen den Wolkenkratzern hindurchflogen. »Die Daten sind gestern Abend noch eingegangen.«
»Wie lautet unser nächstes Ziel?«, fragte Jericho nach und passierte das Außengerüst der Stadt.
»Wir sollen nach Galveston. Ist ’ne Hafenstadt am Golfstrom.«
Jerichos Miene bekam einen energischen Ausdruck.
»Dann los!«
*
Der Autopilot lenkte das Aero-Car in einem mehr als siebenstündigen Flug von METROCITY II an die texanische Küste. Jericho und Nici hatten sich einige Stunden Schlaf gegönnt und wurden von der Automatik geweckt, als sie kurz vor der Küstenstadt waren.
»Zieh dich wieder an«, raunte Jericho seiner Begleiterin zu, die pudelnackt neben ihm im Copilotensitz lag. »Sonst komme ich noch auf dumme Gedanken, bevor wir überhaupt mit der Recherche begonnen haben.«
Nici blinzelte schläfrig und sammelte ihre spärliche Bekleidung ein, die sie vor ihrem Nickerchen abgelegt hatte.
»Gibt nix Besseres, als sich über den Wolken bräunen zu lassen«, sagte sie und rekelte sich genießerisch im Schalensitz. »Die Vorzüge eines knackig-braunen Frauenkörpers solltest du doch zu schätzen wissen, Großer.«
»Ich setze zur Landung an, Babe«, ignorierte Jericho ihren Einwurf. »Wäre also gut, wenn du nicht jedermanns Blicke auf dich ziehen würdest.«
»Na denn«, murrte Nici, zeigte sich aber gleich wieder von ihrer heiteren Seite. »Ich hoffe doch, du hast nicht vergessen, was ich dir im Hotel ins Ohr geflüstert habe …«
Jericho übernahm die Anflugkontrollen und warf Nicoleta einen kurzen Blick zu.
»Alles zu seiner Zeit«, meinte er nur und zeigte einen grimmigen Gesichtsausdruck, der der jungen Rumänin verriet, dass ihr muskelbepackter Liebhaber gegenwärtig für Gespräche dieser Art nicht zu haben war. »Beck finanziert uns keine Vergnügungsreise. Und die Kohle haben wir bitter nötig. Vielleicht erinnerst du dich auch an dieses Gespräch.«
»Uuuhh, sei doch nicht so grummelig«, versetzte Nici, zog sich die Shorts über die Hüften und legte auch das knappe Top an. »Ein bisschen Spaß wird einem doch noch gegönnt sein.«
Das Aero-Car überflog die Dächer von Galveston. Konzentriert hielt Jericho nach einem geeigneten Landeplatz Ausschau und fand schließlich eine Stelle, die ihm geeignet erschien. Abseits der Hauptverkehrsstraßen setzte er den Gleiter auf einem kleinen Hof ab, der mit allerlei Gerümpel, Kartons und Kisten zugestellt war. Die Rückstoßdüsen erzeugten eine wallende Staubwolke. Als sie sich verzogen hatte, stiegen die beiden aus.
»Wir müssen sehen, wie wir an Waffen kommen«, gab Jericho zu bedenken. »Durch Beck haben wir uns nicht das erste Mal mächtigen Ärger eingehandelt.«**siehe BLACK JERICHO #1–3
Nachdenklich tappte Nici über den heißen, staubigen Boden.
»Und wo willst du welche bekommen?«, fragte sie. »Vor allem: Wo willst du hier irgendwelche Hinweise auf die verschwundenen Container und das gesunkene Schiff sammeln? Wir kennen doch kein Aas in der Stadt.«
Jericho grinste. Es war jenes Grinsen, das eine gewisse Hinterhältigkeit und gerissene Schläue vermuten ließ.
»Die wichtigsten Informationen bekommt man da, wo sich das Volk tummelt und unter Alkoholeinfluss alles Mögliche ausplaudert, was man für gewöhnlich nicht zu hören bekommt.«
»Du willst einen Kneipenzug veranstalten?«, bekam Nici große Augen. »Da solltest du aufpassen, dass du nicht plötzlich irgendwas ausplauderst.« Sie klopfte demonstrativ auf die Griffe ihrer COLTs, die an ihrer Hüfte baumelten. »Die beiden werden uns vorerst über Wasser halten, Jerri, wenn’s hart auf hart kommt.«
»Ich verlass mich lieber auf meine eigenen Knarren«, erwiderte Jericho.
»Jungs und ihre fetten Wummen«, neckte ihn Nici. »Wenn du nicht eine große geladene Kanone in der Hose mit dir rumtragen würdest, könnte man glatt denken, du bräuchtest einen Phallusersatz.«
»Ich will ein FLUX!«, beharrte Jericho. »Mit deinen COLTs machst du ein halbes Dutzend Gegner platt, aber keine Armee.«
»Nu mal nicht gleich den Teufel an die Wand!«, regte sich die junge Rumänin auf. »Vielleicht löst sich die Sache ganz einfach und ohne Stress auf. Schiffe sinken nun mal, Frachtgüter gehen verloren. Ist doch nichts Ungewöhnliches.«
»Nicht, wenn die Regierung mit ihrer Nase im Dreck schnüffelt. Da steckt mehr dahinter. Und ich bin kein Freund von Überraschungen und gerne vorbereitet.«
Nicoleta Belà zuckte die Schultern.
»Dann hören wir auf zu quatschen und machen uns an die Arbeit.« Nici gestikulierte erwartungsvoll und drängend zugleich. »Wie gehen wir vor?«
»Wir schwingen uns in ein Taxi und lassen uns ins Zentrum kutschieren. Der Rest ergibt sich.«
Jericho sicherte das Aero-Car und schlenderte die schmale Gasse vom Hof zur Straße entlang. Zwei Minuten darauf preschten sie in einem Cab zur Innenstadt.
*
Das Zentrum von Galveston war weniger pompös und lebhaft, als sie es aus den METROCITYS kannten. Die höchsten Gebäude hatten gerade einmal zwanzig Geschosse, es gab kaum Neonwerbung und auch weniger Verkehr. In den Straßen liefen zwar eine Menge Menschen herum, doch es herrschte bei weitem nicht das turbulente Gedränge der Großstädte.
»Na, hier sind wir doch genau richtig.« Jericho stützte die Fäuste in die Hüften und begutachtete die Front einer Bar, an der verhaltene Leuchtreklame blinkte.
»Du suchst dir auch gleich mal wieder die finsterste Spelunke aus, die es im weiten Umkreis gibt«, nörgelte Nici und deutete auf die heruntergekommen wirkende Fassade und großflächige, eingetrocknete Flecken darauf, die an Blut erinnerten, das bereits in die Wände eingezogen war und sich kaum noch entfernen ließ.
»Da werden Erinnerungen wach an die schönsten Zeiten in ›Teague’s Tavern‹«, strahlte Jericho, machte zwei Schritte vor und stieß die Tür auf. Qualm und Fuselgeruch schlugen ihm entgegen. Nici, die ihm folgte, rümpfte die Nase. Und mehr noch zeigte sie sich pikiert, als sie im Dämmerlicht, das im Inneren herrschte, mehrere leichtgeschürzte Damen erkannte, die gelangweilt am Tresen und an den Tischen hockten.
»Hast echt ein gutes Gespür, Großer«, maulte sie. »Willst du jetzt ein paar Strichbienen ausquetschen? Glaub mir, die wissen nichts von dem Schiff. Die hängen dir höchsten die Syphilis an und behaupten, du hättest sie eingeschleppt.«
Schon setzten sich zwei Mädchen in Bewegung und schaukelten auf Jericho zu. Der ließ sie erst gar nicht zu Wort kommen, schob sich ruppig zwischen ihnen hindurch, sodass sie beiseite torkelten und unterdrückte Flüche losließen, und ging zielstrebig auf einen Tisch zu, an dem ein einzelner Mann saß und versonnen sowie offensichtlich benebelt in ein großes Glas Bier starrte.
»He, Alter!«, rief Jericho. »Ist dir’s Gebiss in die Brühe gefallen oder guckste immer so?«
Sekundenlang tat der Angesprochene völlig unbeteiligt, bis er den Kopf leicht drehte und Jericho aus trüben Augen anschaute.
»Lassen Sie mich zufrieden, Mister. Bin nicht in der Stimmung für Frage-Antwort-Spielchen.«
»Dann weißt du auch nichts über ein Schiff namens ›Commonwealth‹, das vor der Küste gesunken ist, ja?«
Für einen Moment war es Jericho, als würde der Mann am Tisch sich versteifen, doch dann raunte dieser ihm zu: »Hauen Sie ab! Ist gesünder.«
Jericho schürzte die Lippen, beugte sich vor und stützte sich auf die Tischplatte. Noch bevor er jedoch das Gespräch wieder aufnehmen konnte, tönte vom Tresen her eine scharfe Stimme herüber.
»Belästigen