10 Galaktische Abenteuer Box 4. divers
es vorziehst, durch die gesamte Stadt bugsiert zu werden, nur weil der Fahrer ein paar Touristen wie uns ausnehmen will – gerne!«
»Es gibt kostenlose Fahrgelegenheiten«, klärte ihn Nici überflüssigerweise auf. »Anscheinend hat Zach dir mit seinen Geschichten aus der guten, alten Zeit einen Floh ins Ohr gesetzt.«
»Klar, nehmen wir die kostenlosen«, erwiderte Jericho spöttisch. »Allerdings werden wir dann heute unser Ziel nicht mehr erreichen, weil die Kisten lange vorher auseinandergefallen sind.«
»Meine Güte!«, stieß Nici hervor. »In welcher Welt lebst du eigentlich? Die Gratis-Angebote sind genauso gut wie die kostenpflichtigen. Gewöhne dich mal daran, dass sich seit der globalen Neuordnung einiges zum Positiven verändert hat. Wenn bei dir schlechte Kindheitserinnerungen ausschlaggebend sein sollten, ist jetzt eine gute Gelegenheit, diese über Bord zu werfen. Die Welt wird nicht mehr allein vom Geld regiert. Wir haben neue, humanistische Ansätze …«
»Blabla«, machte Jericho verächtlich. »Leider hab ich da gegenteilige Erfahrungen gemacht. Und ich hab keinen Bock, bloß ’ne 40-stellige Nummer in einer digitalen Verwaltungskartei zu sein. Mich steckst du nicht mehr in eine nummerierte, farbkategorisierte Schublade in einem miesen Kellerloch einer Alpha-Sektion. Da habe ich lange genug gehaust.**siehe BLACK JERICHO #1–3 Unsere Freiheit im Loft kostet Geld. Und das müssen wir irgendwie verdienen. Also komm mir nicht mit diesem sozialistischen Quatsch!«
»Mannomann!«, tat Nici erschrocken. »Da hab ich wohl ’ne Lawine losgetreten!«
»Wirst schon nicht dran sterben, die paar Schritte zu Fuß zu gehen.«
»Manchmal bist du ein richtiges Ekelpaket …«
»Na, komm schon, Babe«, gab sich Jericho versöhnlich. »Wir sind doch gleich da.«
Immerhin dauerte es noch über eine halbe Stunde, bis die Werkstatt in Sichtweite kam. Sie befand sich im unteren Bereich eines mehrstöckigen Gebäudes, das aus Stahlbeton bestand und im Glanz der schmalen Glastürme wie ein Relikt aus alten Tagen anmutete. Ein zur Straße zeigendes, grelles Neon-Band mit der Aufschrift ›Garson’s Garage‹ passte sich nahtlos ein in die funkelnden und flackernden Schriftzüge, mit denen die Fassaden und haushohen Werbeflächen entlang der Hauptverkehrsader bestückt waren.
Jericho wollte sich nicht lange mit Formalitäten aufhalten und zog Nici vom Haupteingang weg, dessen Plexiglastüren bereits aufgeglitten waren.
»Wir latschen gleich rein in die Werkstatt«, erklärte er trocken. »Die Tussi im Sekretariat blubbert dir eh nur einen vor.«
Über einen Zufahrtsweg gelangten sie zum rückwärtigen Teil des Betriebes. Forsch zerrte Jericho die meterhohen Eisentore auf und gelangte in eine Halle, in der ein ganzes Rudel von Monteuren mit den unterschiedlichsten Aufgaben beschäftigt war.
»Yo, ihr Schraubenquäler!«, grölte er lauthals. »Rückt mein Aero-Car raus! Danach könnt ihr weiter in der Nase bohren!«
»He, wer sind Sie?«, sah einer der Techniker auf und legte sein Werkzeug beiseite.
»Ich bin der Kerl, der dir ’ne Naht vom Scheitel bis zur Arschfalte zieht, wenn mein Gleiter nicht sofort abholbereit parat steht!«
»Melden Sie sich gefälligst vorne an!«, erwiderte der Techniker ungehalten. »Hier kann doch nicht jeder einfach reinplatzen, wie er gerade will!« Mehrere Kollegen des Mannes wurden nun ebenfalls aufmerksam, ließen ihre Arbeit liegen und sammelten sich.
»Erstens bin ich nicht ›jeder‹«, stellte Jericho klar, »und zweitens hast du dir den verdammt Falschen ausgesucht, wenn du meinst, du wolltest dich mit mir anlegen.«
»Mal ganz locker jetzt«, sagte ein anderer und wiegte einen schweren Schraubenschlüssel in der Hand. »Sie haben keine Sonderrechte, Mister. Bei uns wird nach Auftragseingang verfahren.«
»Keine Regel ohne Ausnahme«, stellte sich Jericho breit auf und stemmte die Fäuste in die Hüften. Eine Weile sah er in die Runde, zückte anschließend sein NET-Phone und scrollte über das Touchscreen-Display, bis er den gesuchten Eintrag gefunden hatte.
Schelmisch grinsend wandte er sich Nici zu, die ein Stück hinter ihm gestanden hatte und nun zu ihm aufschloss.
»Ist ein fünfstelliger Betrag auf unserem Konto eingegangen«, sagte er und hielt Nici das Display vor die Nase. »Beck steht anscheinend bis zur Halskrause in der Kacke.«
Mittlerweile hatten die Werkstatt-Techniker sich formiert und kamen drohend näher.
»Gibt’s vielleicht ein Problem, das wir für Sie lösen könnten, Mister?«, tönte es aus der Gruppe. Auch ein paar andere hatten bereits nach schwerem Gerät gegriffen. »Möglich, dass Sie das mit uns ausdiskutieren wollen …«
»Eigentlich«, begann Jericho und steckte das NET-Phone in seine Nano-Rüstung, »hatte ich vor, euch den Mund mit ein paar Extra-Dimes wässrig zu machen. Aber wenn ich die Sache näher betrachte, können wir vorher auch gerne ein Tänzchen wagen, Hoschi.«
Die Belegschaft tauschte kurz einige Blicke aus und schien sich einig zu sein.
»Auf Ihr Risiko«, sagte einer spröde, und schon setzten die Männer sich in Bewegung. Ihre Schraubenschlüssel, Eisenstangen und Schleifgeräte hatten sie in eindeutiger Geste erhoben.
»Wunderbar«, ballte Jericho die Fäuste und setzte sich in Marsch. »Ein kleines Massaker hebt die Laune …«
Noch bevor die Kontrahenten aufeinanderstießen, peitschte eine schrille Stimme durch die Halle.
»Zum Teufel! Was ist los da unten?«
Auf einem Metallsteg hoch über dem Hallenboden stand ein Mann in grün-blauem Overall.
»Ein Kunde, dem’s nicht schnell genug geht, sucht Streit, Chef!«, rief ein Monteur nach oben.
»In meiner Werkstatt will ich keinen Ärger!«, trampelte der Mann lautstark die Stufen des Gerüsts herunter. »Und ihr macht euch an die Arbeit! Ich regele das!«
»Schade, Jungs«, zwinkerte Jericho den Technikern zu, »wär’ bestimmt lustig geworden mit euch …«
»Und Sie!«, schrillte der Werkstatt-Chef weiter und erreichte das Ende der Treppe. »Sie sagen mir jetzt sofort, weshalb Sie diesen Auflauf provoziert haben!«
»Keine Panik, Meister«, zeigte sich Jericho gelassen. »Will nur mein Schmuckstück abholen und bin schnurstracks wieder weg.«
»Ich erinnere mich an Sie«, sagte der grün-blaue Overall. »Sie haben mir doch diesen durchlöcherten Gleiter abgeliefert! – Den können Sie vorerst abschreiben. Keine Ahnung, wie lange die Reparatur dauert. Mit Schweißen und Lackieren ist das eben mal nicht getan.«
»Vergiss den Lack, Bursche! Die Kiste soll fliegen. Und am besten wär’ es, wenn sie’s jetzt gleich tun würde.«
»Völlig unmöglich!« Der Mann bekam einen hochroten Kopf. »Wir haben jede Menge zu tun! Ich kann keinen meiner Leute von den Auftragsarbeiten abziehen. Kommen Sie übernächste Woche noch mal her!«
»Wenn ich das korrekt verstanden habe«, blieb Jericho ruhig, »bist du in dem Laden der Boss …«
»Ich bin Garth Garson. Ich leite diese Werkstatt.«
»Schön. Denn der Boss hält immer die Rübe für seine Mitarbeiter hin.«
Bevor Jericho den verdutzten Mann packen konnte, sprang Nicoleta dazwischen.
»Hören Sie, Garson. Wir haben’s wirklich eilig. Würden Ihnen 20.000 Extra-Dimes eventuell auf die Sprünge helfen …?«
»20.000 …« Garth Garson verzog herablassend die Mundwinkel und musterte Nici. »Woher wollen Sie so viel Geld haben? Offenbar reicht es bei Ihnen nicht mal für die Anschaffung von vernünftigem Schuhwerk. Ich überlege tatsächlich, ob ich den Reparaturauftrag übernehmen soll …«
»Zeig’s ihm, Großer«, sagte Nici zu Jericho. Der holte bereits mit der Faust aus, wurde