10 Galaktische Abenteuer Box 4. divers
Vanderbuilt.
„Ich weiß es, Harry. Außerdem fangen wir ihren Funkverkehr auf. Ich weiß es eben. Frage nicht, wieso, es ist einfach da. Es gibt so vieles, für das wir keine Erklärung haben, weil es allen herkömmlichen Weltbildern, die Menschen sich gemacht haben, widerspricht. Wie ist es möglich, dass seit unserer Entführung auf der Erde erst zwei Wochen vergingen? Einstein! Aber der Alte sagte es voraus, und die aufgefangenen Sendungen bestätigen es. Wir stehen an einem Neubeginn, Harry. Die UFOs – sie waren nichts anderes als Beiboote der Walzen, die zur Kontrolle der genetischen Manipulationen auf der Erde zurückgelassen wurden. Als die Schiffe zurückkehrten, wurden sie aktiv. Schon vor fünfzig Jahren, bei der ersten großen UFO-Welle, muss ein Teil der heimkehrenden Saatflotte an der Erde vorbeigezogen sein. Es sind Dinger aus totem Metall, aber die Boten einer neuen Zeit, einer neuen Welt jenseits unseres festgefahrenen Materialismus. Der Mensch hat seine Grenzen auf seinem Planeten erreicht, und er steht auf dem Sprung in den Kosmos. Wir bringen die Steine, um die Brücke zu bauen, Harry!“
Vanderbuilt sah ihn lange an und runzelte die Stirn.
„Eine tolle Rede, Chris. Und das Komische ist, dass ich anfange, dich zu begreifen. Trotzdem sollten wir leise treten.“ Er machte ein gespielt unglückliches Gesicht, zog den zerknitterten kleinen Zettel aus der Brusttasche und betrachtete ihn wehmütig. Es würde lange dauern, bis sie die chaotischen Verhältnisse auf der Erde im Griff hatten, und selbst dann würden sie keine Ruhe finden.
Das Schiff würde vor unzähligen Augen landen, und diesmal konnte niemand die unverrückbaren Tatsachen leugnen.
Eines Tages würden Pioniere an Bord steigen, um den Weg der Loorden zu gehen. Und vielleicht würden sie irgendwann auf Caalis landen, um das fortzusetzen, was die Loorden vor langer Zeit begonnen hatten.
Aber keiner der Heimkehrer ahnte, dass sie bereits mitten drin steckten in einer Entwicklung, die schon jetzt ihr weiteres Schicksal bestimmte. Was hinter ihnen lag, war nur der Auftakt eines Abenteuers, dessen Ausmaß jede menschliche Phantasie überstieg. Schneller als sie glaubten, würden sie wieder auf Caalis stehen. Ihr Weg war vorgezeichnet, denn sie hatten auf Caalis an etwas gerüttelt, das eine halbe Ewigkeit geschlummert hatte.
Am Ende dieses Weges würden sie keine Menschen in ihrem Sinne mehr sein.
Vorerst aber lagen ihre Probleme dort unten auf der verseuchten Erde.
E N D E
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MOLOCH DES GRAUENS
Box 4 – Story 2
Der Strahl der Taschenlampe stach durch die Nacht und blieb an der Verriegelung eines Stahlcontainers kleben. Es handelte sich um ein Spezialschloss, das nur für diese besonderen Container angebracht worden war.
Walther Jaspers grinste breit, als er in seiner Regenjacke nach dem Code-Stick tastete, den er dem wachhabenden Offizier praktisch unter der Nase weggestohlen hatte. Fest umklammerten seine Finger das kühle Metall. Dann blickte sich Jaspers mehrmals um, um auch wirklich sicherzugehen, unbeobachtet zu sein. Aber da konnte er relativ beruhigt sein; um kurz vor Mitternacht trieb sich kaum mehr jemand auf dem Oberdeck herum.
Die Taschenlampe zwischen den Zähnen machte er sich an dem Schloss zu schaffen. Der Code-Stick blinkte mehrmals rot auf, als Jaspers ihn in den Slot des Containerschlosses einführte. Rasch tippte er den Entsperr-Code ein, den er von einem befreundeten Systemadministrator bekommen hatte, und nahm die Lampe wieder in die Hand.
»Gleich werden wir sehen«, flüsterte er sich selbst mit triumphierendem Grinsen zu, »was Captain Blunt zu verbergen hat …«
Die Farbe der Leuchtdiode am Code-Stick wechselte von Rot nach Grün. Walther Jaspers packte mit der Linken den Steggriff der Tür und zog sie vorsichtig auf. Vernehmlich knirschend öffnete sie sich, sodass Jaspers zusammenzuckte und einen Blick über die Schulter warf, ob das Geräusch unwillkommene Zuschauer angelockt hatte. Im Anschluss steckte er den Kopf in den düsteren Spalt, der sich vor ihm auftat, zwängte die Hand mit der Taschenlampe hindurch und leuchtete ins Innere des Containers.
»Was ist denn das?« Seine Brauen zogen sich zusammen. Ein leicht angewiderter Ausdruck stahl sich auf seine Züge.
Mit der Schulter drückte er die Stahltür weiter auf und vergrößerte den Spalt, in dem er stand. Der Lichtkegel der Taschenlampe wanderte langsam über eine undefinierbare, weißgraue Masse. Jaspers erschrak heftig, als er in dem hellen Schein eine ruckartige Bewegung ausmachte. Nur für den Bruchteil eines Lidschlags. Und doch so deutlich wahrnehmbar, dass Walther Jaspers fror, als stünde er in durchnässter Kleidung im schneidenden Polarwind.
Noch bevor er seine Beobachtung verarbeiten konnte oder in der Lage gewesen wäre, in irgendeiner Art auf sie zu reagieren, hörte er ein dröhnendes Grollen und fühlte entsetzt, dass etwas nach ihm griff! Dieses Etwas schnappte mit brutaler Gewalt nach ihm, riss ihn in die Dunkelheit des Containers, noch bevor Jaspers einen Angstschrei hätte loslassen können.
Sein gellender Schrei erstickte noch in der Kehle! Schon schwappte Blut aus dem düsteren Spalt, klatschte auf den Boden und sprenkelte ihn mit roten Tupfen. Würgen, Grunzen und Laute, die sich nach dem Schmatzen klebrigen Matsches anhörten, drangen aus dem Container nach draußen.
Die Taschenlampe, die Walther Jaspers durch den Angriff aus der Hand gefallen war, rollte im Halbkreis über den Boden des Oberdecks und blieb wie von Geisterhand gesteuert vor dem Spalt der halb geöffneten Containertür liegen. Was sich in ihrem Schein offenbarte, hätte einen zufälligen Beobachter an den Rand des Wahnsinns getrieben und vor seelischer Agonie haltlos brüllen lassen.
Doch schon eine Sekunde darauf verlöschte der Lichtstrahl, als ein Schwall aus Fleisch und Gedärm die Taschenlampe unter sich begrub!
*
Gemächlich schleppte sich das Containerschiff MS ›Commonwealth‹ durch die sternenlose Nacht über dem Golf von Mexiko. Die See war ruhig; ein schwarzer, glänzender Spiegel im Kegel der Schiffsscheinwerfer.
»Bei konstanter Fahrt erreichen wir morgen gegen Abend METROCITY III.«
Hellmar Kronen, 1. Maat der ›Commonwealth‹, sah Captain Jorge Blunt an, der regungslos von der Brücke aus in die Nacht starrte.
»Worauf Sie sich verlassen können, Kronen!« Nicht der Captain hatte gesprochen, sondern Maschinenführer Till Tempest, der in genau diesem Augenblick die Brücke betrat und zumindest die letzten Worte des 1. Maats noch mitbekommen hatte.
»Was machen Sie hier?«, fuhr Kronen herum. »Haben Sie nicht noch etwas Wichtiges im Maschinenraum zu verschrauben?«
»Da würde ich gerne mal bei den lockeren Dingern in Ihrem Schädel anfangen!«, knurrte Tempest zurück. »Keine Bange, Kronen: Meine Männer bugsieren den Kahn schon ans Ziel.«
»Mit dem Flickwerk, das Sie bei den Motoren hinterlassen haben und dreist als professionelle Reparatur bezeichnen, werden wir den nächsten Hafen wohl nur im Schlepptau erreichen.«
»Die ›Commonwealth‹ ist keine gelenkige Jungfrau mehr, sondern ein altes, narbiges Mädchen«, verteidigte sich Till Tempest und merkte, wie ihm die Zornesröte ins Gesicht stieg. »Seien Sie froh, dass sie sich überhaupt bewegt! Das ist unter diesen Umständen nämlich schon fast ein Wunder …!«
»Seemänner und ihre Weibergeschichten«, versetzte Hellmar Kronen herablassend. »Klar, dass unter so viel Romantik die eigentliche Arbeit leidet.«
Tempest riss drohend den Zeigefinger hoch.
»Das sagen Sie doch bloß, weil Sie doch nur den Seemann spielen und an sich ein Stubenhocker sind!«
»Und Sie«, erregte sich nun auch der 1. Maat, »haben Ihren Schraubenschlüssel doch lediglich als Phallusersatz!«