10 Galaktische Abenteuer Box 4. divers
diese Unsterblichen?“
„Unsterblich oder nicht. Irgendjemand ist hier zu Hause, und gnade ihm Gott, wenn wir den Weg umsonst gemacht haben!“ Wieder blickte er Skip an. Noch zu gut hatte er den Jungen in Erinnerung, wie er gewesen war, bevor ihn die Seuche ereilt hatte. Und Christine.
Reed war entschlossen, den oder die Drahtzieher zu finden, bevor er selbst zum stammelnden Wrack wurde.
„Komm mit“, forderte er Vanderbuilt auf. „Die beiden müssen wir hier lassen. Vorläufig.“ Noch einmal ging er zu Christine und strich ihr durch das silberne Haar.
„Ich komme wieder“, sagte er und dachte dabei an ein anderes Versprechen, das er ihr gegeben hatte. Wortlos nahm er Vanderbuilt beim Arm und ging mit ihm in den hellen Gang hinein. Die beiden Männer hatten keine Ahnung, was sie am Ende vorfinden würden, aber das kümmerte sie jetzt nicht. Sie hatten nichts zu verlieren.
Reed umklammerte den Strahler, der immer noch in seinem Gürtel steckte.
*
Wieder stand der alte Mann vor dem Feld aus Energie. In der Halle schwebten mehrere dieser Felder, und in jedem projizierte sich ein Bild. Nur das, vor dem der Alte schweigend stand, leuchtete in einem weißgelben Ton und schien zu pulsieren.
Der Alte hatte jedoch im Moment nicht viel Aufmerksamkeit für die Umgebung übrig. Die Augenblicke, in denen sich ein schwerer Vorhang vor seinem Bewusstsein aufzutun schien, wurden immer häufiger.
Wieder kam es ihm vor, als sei dies alles hier nichts Neues für ihn. Es war so vertraut, als hätte er diesen Raum erst gestern verlassen.
Caalis! War es vor ein paar Tagen nur ein Funke gewesen, der spontan in sein Bewusstsein gedrungen war, als die Loorden ihre telepathische Botschaft abgestrahlt hatten, so schälten sich nun immer mehr die Konturen jenes Begriffs heraus, der weit mehr darstellte als die Bezeichnung einer Welt, die von einer einsamen Sonne umkreist wurde irgendwo in der Galaxis seines Volkes.
Seines Volkes! Der Alte erschrak, als der Gedanke sich den Weg ins Bewusstsein bahnte.
Wie viele Jahre, Jahrhunderte oder Jahrtausende hatte er im Zustand der Vernebelung als Trottel verbracht, der nicht wusste, wohin er überhaupt gehörte? Was hatte ihn dazu getrieben, seine Herkunft zu vergessen, die jetzt Stück um Stück vor seinem geistigen Auge auftauchte? Immer mehr Teile eines phantastischen Mosaiks fügten sich zusammen.
Wie war er auf jene Welt gekommen, von der er nun in eine der Walzen gelangt war, zusammen mit den Planetariern? Er sah ihre Gesichter vor sich: den Jungen, den er ins Herz geschlossen hatte, die Frau, die verzweifelt war, und die beiden Männer.
Ohne zu wissen, warum, fühlte er sich für sie verantwortlich. Die Krankheit! Bilder tauchten auf, Bilder von Frauen und Männern, die ebenfalls von dieser Seuche befallen gewesen waren. Aber es waren Loorden gewesen! Der alte Mann sah lange Korridore vor sich, große Schiffe, die eine Welt verließen und zu Hunderten ins Weltall aufbrachen. Er versuchte sich an Einzelheiten zu erinnern. Warum waren sie gestartet, und wo hatte ihr Ziel gelegen?
Aber noch war das Bild zu verschwommen. Er sah nur die Bilder der Kranken, und diese Kranken waren seine Freunde gewesen.
Plötzlich hörte er wieder das hallende Lachen. Es schien ihn durch seine Ohren und über verborgene Sinne zu erreichen, die lange brachgelegen hatten. Dem Alten wurde bewusst, dass er Telepath war. Vielmehr war er es vor langer Zeit gewesen, und es würde eine Weile dauern, bis er die Fähigkeit wieder voll zurückerlangt hatte.
Er spürte die Anwesenheit des geisterhaften Gegenübers, das mächtiger war als er. Er wusste, dass er ihm ausgeliefert war und dass es ihn mit Leichtigkeit vernichten konnte, aber die Impulse, die er empfing, waren wirr und unlogisch.
Was war mit den Schiffen gewesen, jenen großen Walzen, die er, zusammen mit vielen anderen Frauen und Männern, bestiegen hatte?
Der alte Mann spürte, wie sich der Nebel wieder über sein Bewusstsein legte. In einigen Sekunden würde er erneut alles vergessen haben.
Dennoch machte er sich Sorgen um die Menschen in der Station. Zweimal hatte er gerade noch rechtzeitig eingreifen können. Das Glück hatte es gewollt, dass er gerade in dem Augenblick der Gefahr bei Sinnen gewesen war.
Er hoffte, dass sie sich ruhig verhielten, bis er wieder klar denken konnte. Er hatte eine Aufgabe, die hier auf ihn wartete, obwohl er noch nicht wusste, welcher Art sie genau war.
*
Noch einmal drangen die verwirrenden Impulse in das Wesen, das nicht fähig gewesen war, der Entwicklung, die jetzt nicht mehr gestoppt werden konnte, Einhalt zu gebieten. Mit unbarmherziger Heftigkeit griff der Wahnsinn nach dem unsterblichen Geist.
Das Wesen, das über ein unvorstellbares Machtpotential verfügte, vergaß alle Logik und handelte in Panik. Wie seine Gefährten, so würde auch der letzte der Unsterblichen sterben. Die Furcht vernebelte den Geist, und das Chaos nahm seinen Lauf…
*
Sie konnten nicht sagen, wie lange sie sich in dem Gang vorwärts bewegt hatten, bis sie an die Gabelung kamen. Keine Unebenheit zerstörte den Eindruck, sich in einem aus einem einzigen Teil gegossenen Gebilde aus reiner Helligkeit zu befinden.
Der Gang endete in einem weiteren Kugelraum, von dem drei kleinere Gänge abzweigten. Bevor sie sich darüber Gedanken machen konnten, welcher sie weiter zu ihrem Ziel führen würde, schwebten glühende Leuchtkugeln mit einem Durchmesser von etwa zehn Zentimetern heran. Es waren viele Dutzend.
„In Deckung!“, schrie Reed, aber im gleichen Moment erkannte er die Unsinnigkeit seiner Worte. Wo sollten sie sich verschanzen? Es gab keine Unebenheiten hier, und die Kugeln kamen von allen Seiten.
Vanderbuilt zog den Strahler und drückte den Auslöser in den Schaft, aber der erwartete Schuß blieb aus. Er fluchte und schleuderte die Waffe mit Wucht in das Heer der angreifenden Leuchtkugeln. Als sie eine der flammenden Erscheinungen traf, gab es einen kurzen Blitz, dann waren Strahler und Kugel verschwunden. Eine andere Leuchtkugel streifte Reed an der Schulter. Er schrie vor Schmerzen auf.
„Hier hinein!“, rief Vanderbuilt und zeigte auf einen der drei Gänge, wo der Schwärm der Kugeln schwächer schien. Sie liefen geduckt auf die Abzweigung zu, erreichten sie und rannten weiter.
Sie gelangten in eine Halle, die aus einem halben Dutzend ineinander versetzter Kugeln zu bestehen schien. Und auch hier waren die Wände aus weißem Licht. In der „Mitte“ des Raumes standen einige fremdartige Apparaturen.
„Chris!“, entfuhr es da Vanderbuilt, und er zeigte auf den Boden, wo drei Gestalten in kleinen Vertiefungen lagen. Jetzt sah es auch Reed.
Sie gingen langsam, als zwinge sie etwas zur Vorsicht, auf die Liegenden zu, bis sie deren Gesichter erkennen konnten, was allerdings nicht nötig gewesen wäre, denn die gelben, verzierten Kombinationen sagten ihnen genug.
Vor den beiden Männern, direkt zu ihren Füßen, lagen die drei Loorden, die sie zu dieser Welt gebracht hatten, bevor sie verschwunden waren.
„Sind sie tot, Chris?“, fragte Vanderbuilt leise.
Es schien ein Zufall zu sein, der ihnen die Frage beantwortete. Eine Leuchtkugel erschien in dem Gang, durch den sie hierher gelangt waren, und kam auf die Männer zu. Sie wichen instinktiv zurück, bis sie merkten, dass die Kugel es nicht auf sie abgesehen hatte. Sie schwebte genau auf einen der Loorden zu und ließ sich auf seinen Brustkasten sinken. Unter einer matthellen Leuchterscheinung fraß sie sich in den Körper hinein. Vanderbuilt stöhnte laut auf und wollte hinzustürzen, aber Reed hielt ihn fest.
Als die Kugel etwa fünf Zentimeter tief im Leib des Fremden steckte, explodierte sie in einem kleinen Blitz.
Einen Augenblick lang herrschte Totenstille in dem großen Raum, dann traten die beiden Männer an die Versenkung heran, in der der Loorde lag. Als sie sich über das Loch beugten, das die Kugel in den Körper gefressen hatte, traf sie die Erkenntnis wie ein Schock.
„Das