10 Galaktische Abenteuer Box 4. divers

10 Galaktische Abenteuer Box 4 - divers


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du kein Idiot bist. Also lass uns reden, einverstanden?“

      Der Alte drehte den Kopf und grinste Reed an.

      Reed konnte dieses Grinsen nicht mehr sehen!

      „Sieh dir sie an!“, fuhr er auf, aber so leise, dass die anderen nicht geweckt wurden. „Da! Der Junge, noch ein halbes Kind! Willst du, dass er stirbt?“

      Der Alte drehte den Kopf und blickte dorthin, wo Skip lag. Reed glaubte zu bemerken, wie das dümmliche Grinsen verschwand und einer eher traurigen Miene Platz machte.

      Der Alte weiß mehr von Caalis als ein Normalsterblicher, dachte Reed bitter. Und dann kam ihm die ungeheure Konsequenz dieses Gedankens in vollem Umfang zu Bewusstsein: Wenn der alte Mann, woher auch immer, Informationen über diese Welt besaß, dann war es auch möglich, dass er wusste, wo sich die Station der Fremden, jener Unsterblichen, befand! Und damit das Serum, von dem die Loorden geredet hatten.

      Der ehemalige Offizier spürte den heißen Schwall, der seinen Körper durchfuhr, als er die Frage stellte. Der Alte sah ihn lange mit ausdrucksloser Miene an, bevor er wieder das gewohnte Grinsen aufsetzte. Reed musste sich beherrschen, ihm nicht ins Gesicht zu schlagen.

      Aber nach einigen Minuten merkte er, wie etwas in sein Denken einzudringen versuchte. Es war fast so wie auf Loord. Ein kurzer Schwindel packte ihn, dann standen die Bilder klar und deutlich in seinem Bewusstsein. Es waren keine Bilder im eigentlichen Sinne, eher Eindrücke und Erkenntnisse.

      Als es vorbei war, wusste Reed, wohin sie sich am kommenden Tag zu wenden hatten. Und er wusste auch, dass sie noch nicht verloren waren. Er sah wieder den Alten an. Der schien unverändert in die Ferne zu starren und vor sich hin zu grübeln.

      „Danke“, sagte Reed. „Wer immer du bist, alter Freund, danke!“ Dann nickte er ein, denn er wusste, dass sie im Moment sicher waren.

      Früh am nächsten Morgen brachen sie auf. Skip hatte ein paar Mal kurz das Bewusstsein zurückerlangt und wirre Dinge phantasiert. Er hatte hohes Fieber. Alles kam nun darauf an, die Station zu erreichen, bevor es zu spät für den Jungen war.

      Und auch Christine schien dem endgültigen Zusammenbruch nahe. Ihre Augen blickten fiebernd in die Ferne, und oft schien sie überhaupt nicht mehr recht zu begreifen, was um sie herum vorging.

      Reed und Vanderbuilt bildeten die Spitze des kleinen Trupps. Reed hatte dem Freund erzählt, was in der Nacht vor sich gegangen war, und nach anfänglicher Skepsis schien Vanderbuilt ihm zu glauben. Christine hatte nicht gefragt, wohin sie gingen. Und der Alte hatte sich Skip über die Schulter gelegt und trug ihn vorsichtig.

      Christopher Reed wusste selbst nicht, wohin ihr Weg sie führte. Er folgte einer Anleitung, die er nirgendwo gelesen und die ihm niemand gegeben hatte. Seine Füße bewegten sich automatisch, aber Reed war sicher, dass sie ihn in die richtige Richtung führten.

      Irgendwann, so wusste er, würde die Natur beginnen, die ersten Veränderungen zu zeigen. Irgendwann in den nächsten Stunden würden sie durch eine Welt kommen, die unter den Strahlen einer nicht in diese Wildnis gehörenden Kraft mutiert war.

      Bisher hatte Reed wortlos akzeptiert, dass es etwas gab, das es dem Alten, der mit ihnen marschierte, ermöglichte, die Natur, von Caalis unter Kontrolle zu halten. Aber wie würde es sein, wenn sie die Zone des veränderten Lebens erreichten?

      Christine stöhnte und blieb stehen. Reed gab Vanderbuilt ein Zeichen und ging zu ihr, während die anderen langsam weitermarschierten.

      Er erschrak, als er den Blick ihrer Augen sah. Christine schien weit entfernt zu sein. Der Schweiß brach ihr aus den Poren, und das Fieber hatte einen Höhepunkt erreicht. Reed nahm Christines Arm und stützte sie, während sie den anderen folgten.

      Wie lange noch?, hämmerte die Frage in seinem Kopf. Verzweifelt hielt er Ausschau nach den ersten Zeichen der Veränderung.

      Und dann kam sie so abrupt, dass er erschrak. Auch Vanderbuilt war stehen geblieben und wartete.

      Vor ihnen lag das Mutationsgebiet, Ohne Übergang gerieten sie hinein in diese Welt, die die letzte Barriere vor der Station darstellte, die ihnen vielleicht die Rettung brachte.

      Vielleicht aber auch die Erlösung durch den Tod. Doch vorerst machten sie sich darüber keine Gedanken.

      Sie mussten durch die mutierte Zone - einen anderen Weg gab es nicht.

      *

      Jeder Schritt der Menschen wurde registriert und beobachtet. Während der vergangenen Stunden hatte sich eine gewisse Erregung im Zentrum ausgebreitet.

      Dort, wo alle Daten zusammenliefen, herrschte Verwirrung. Es war nicht nur jener Faktor in der Mitte der Eindringlinge, der Rätsel aufgab – es war vielmehr etwas in dem Wesen selbst, das nicht stimmte, das nicht so war, wie es hätte sein sollen. Aber es saß so tief, dass es sich jeder Analyse entzog. Im Gegenteil – es breitete sich an der Wurzel des Denkens selbst aus und verzerrte das Bewusstsein.

      Die Gelandeten drangen in den engeren Gürtel ein. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie das Zentrum erreicht hatten.

      Wieder verschwammen die Maßstäbe, und das Wesen fühlte sich zwischen zwei entgegengesetzten Polen hin und her gerissen. Es war immer noch nicht zu einer Aktion entschlossen.

      Da war dieser rätselhafte Impuls, der sich auf das Zentrum zu bewegte.

      Irgendetwas in seinem Innern zwang das Wesen, zu warten.

      Die Fremden kamen näher. Und mit ihnen das, was eine so unvorstellbare Beklemmung auslöste.

      *

      Reed fragte sich, wieso sie dieses Gebiet nicht während ihres Orbits aus der Luft hatten ausmachen können.

      Die Bäume waren nicht mehr nur grün – die Stämme schimmerten in tiefem Violett, und die Blätter zeigten alle Farben des Regenbogens. Wie ein perlmutterner Baldachin breitete sich ein Gewirr von Blättern, Zweigen und herabhängenden Lianen über den Menschen aus. Und die Pflanzenwelt auf dem Boden um sie herum war nicht weniger phantastisch. Büsche mit halbstofflich wirkenden, oft gläsernen Blättern wechselten sich ab mit saftigen Gräsern. Kleine, palmenartige Bäume ragten bis zu einem Meter in die Höhe, und von der Spitze fielen zipflige, rote Blätter herab. Das Moos war violett. Und manchmal machte es den Eindruck, als lebte es. Kleine Wellen schienen über den violetten Teppich zu laufen und erregten Schwindelgefühle. Und einmal hatte es sogar den Anschein, als versuche etwas, in die Gehirne der Menschen einzudringen. Reed hatte den Alten angesehen, aber der war mit Skip beschäftigt gewesen.

      Die beiden bildeten ein seltsames Paar. Noch immer trug der alte Mann den Jungen.

      Christine ging wieder allein. Sie hatte sich ein wenig erholt.

      Ein feines Singen lag in der Luft. Es schien von irgendwelchen Pflanzen zu stammen.

      Und über allem lastete die Schwüle des frühen Nachmittags.

      Nach zwei Stunden Weg durch die fremde Welt brach Christine schließlich zusammen. Reed lud sie sich über die Schulter.

      „Mir ist ganz komisch“, brummte Vanderbuilt.

      „Ja“, sagte Reed nur. Er wusste, was gemeint war. Sie hatten das Gefühl, als wolle sich etwas auf ihr Bewusstsein legen. Aber alles, was um sie herum zu sehen war, waren Pflanzen, Pflanzen in allen nur denkbaren Formen und Farben, aber sie bewegten sich nicht. Außer dem Singen war kein Laut zu hören. Alles schien still und friedlich. Zu friedlich!, befürchtete Reed.

      Wieder sah er sich nach dem Alten um, und irgendwie beruhigte es ihn, zu sehen, dass er ihnen noch folgte.

      „Ich traue der Ruhe nicht“, meinte Vanderbuilt. „Es ist etwas faul, Chris, ich kann es förmlich riechen!“

      Reed nickte. Wieder sah er sich um. „Wie fühlst du dich?“, erkundigte er sich. Vanderbuilt warf ihm einen prüfenden Blick zu.

      „Ich bin immer noch ganz klar im Kopf, wenn du das meinst“, antwortete


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