10 Galaktische Abenteuer Box 4. divers

10 Galaktische Abenteuer Box 4 - divers


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sind Roboter! Androiden, Harry!“

      Wie zur Bestätigung erklang in diesem Moment wieder das wahnsinnige Lachen und füllte die gesamte Halle aus. Die beiden Männer hielten sich die Ohren zu.

      Wer spielte sein teuflisches Spiel mit ihnen?

      Der ohnmächtige Zorn, die Wut, hilflos einem übermächtigen Etwas gegenüberzustehen, das sich über ihre Situation lustig zu machen schien, aktivierte noch einmal schon vergessene Kräfte in den Menschen.

      Kein Gang, außer dem, durch den sie gekommen waren, führte aus dieser Halle. Sie waren in eine Sackgasse geraten. Sie mussten hier heraus, wollten sie ihr Ziel erreichen, und das wollten sie jetzt mehr als je zuvor. Noch einmal trieb ein unbändiger Wille sie voran.

      Aber draußen warteten die Energiekugeln.

      „Wir müssen es riskieren!“, meinte Reed und gab dem Kameraden ein Zeichen. Vanderbuilt konnte sich nicht erinnern, Reeds Gesicht jemals so grimmig gesehen zu haben.

      Sie rannten wieder in den Gang hinein. Als sie am anderen Ende herauskamen, waren die Kugeln verschwunden.

      Die Männer blieben stehen. Ein leichter Schwindel packte Reed, und das Fieber ließ das Blut heiß in seinen Schläfen pochen, aber er achtete nicht darauf. Sie mussten diejenigen finden, die verantwortlich waren für das, was in dieser Station vorging.

      Und sie mussten das Serum haben.

      *

      Die Halle übertraf alles bisher Gesehene. Ein Ende ließ sich quasi nicht absehen. Überall begegnete ihrem Blick das helle, weiße Licht, das aus dem Nichts zu kommen schien und sich in den „Wänden“ der riesigen Halle stabilisierte.

      Überall schwebten energetische Felder aus manifestiertem Licht. Sie zeigten Projektionen unbekannter Räume und Gänge. Auf einem erkannten die beiden Eindringlinge die Halle mit den Loorden.

      Nein, es waren ja Androiden! verbesserte sich Reed im Stillen. Er spürte, dass er an der Schwelle eines Geheimnisses stand, das bis hin zu den Wurzeln aller Existenz reichte.

      Wieder hallte das unheimliche Lachen durch den Saal, und diesmal spürten sie deutlich, dass es sich um das Lachen des blanken Wahnsinns handelte. Reed dachte an den Alten, aber dann verwarf er den Gedanken wieder. Hier hatten sie es mit einer Macht zu tun, die ungleich größer sein dürfte als das, was in dem alten Mann schlummerte.

      Aber in welcher Beziehung stand er zu diesem Etwas?

      Plötzlich nahm der große in der Luft schwebende Projektionsschirm, der alle anderen überragte und bisher in einem weißlich-gelben Ton geschimmert hatte, Farbe an. Formen kristallisierten sich heraus, und dann stand ein fremdes Gesicht auf dem Schirm. Groß und hell blickte es auf die beiden Männer herab – das Gesicht eines Mannes in mittleren Jahren, aber es war nicht eigentlich menschlich. Nicht der irre Glanz in den Augen, nicht der zu einem höhnischen Lächeln verzogene Mund machten die Faszination aus – von der Projektion schien eine hypnotische Kraft auszugehen. Und noch etwas fühlten die Männer: Der Fremde, dem dieses Gesicht gehörte, musste unvorstellbar alt sein, obwohl er das Gesicht eines gerade Fünfzigjährigen besaß.

      Es gab für sie in diesem Augenblick keinen Zweifel mehr, dass sie dem Herrn der Station gegenüberstanden.

      Und damit einem der legendären Unsterblichen von Loord.

      Und das wiederum hieß, dass sie hier, und nur hier das Serum gegen den schleichenden Tod in ihren Adern bekommen konnten.

      Aber es sah nicht so aus, als wolle der Mann auf der Projektion verhandeln.

      Er öffnete den Mund, und wieder hörten sie das von allen Seiten kommende Gelächter.

      Sie sahen, wie die Augen des Riesengesichts sich hoben und sich auf etwas richteten, das hinter ihnen zu sein schien.

      Reed drehte sich um und erblickte den Alten, der in die Halle getreten war.

      *

      Der alte Mann sah die Dinge so klar, als liefe ein Film vor seinem inneren Auge ab. Plötzlich war alles wieder gegenwärtig, die Mission der Walzen, die Rolle der auf Loord Zurückgebliebenen, die Katastrophe und sein eigenes Schicksal auf jener Welt, die ihre Bewohner Erde nannten.

      Er selbst war einige Jahrmillionen lang einer der Menschen gewesen, wie sie sich heute bezeichneten. Ein verwahrloster alter Trottel, der seine Vergangenheit und seine Aufgabe vergessen hatte.

      Und wie es schien, kam er zu spät, um diese Aufgabe, die ihm vor unendlich langer Zeit aufgetragen worden war, noch zu erfüllen.

      Die Aspiranten für Caalis! War das, was nun von dem Projektionsfeld stierte, alles, was übrig geblieben war von den Idealen und Hoffnungen seines Volkes?

      Wieder standen die schrecklichen Bilder in seinem Bewusstsein. Bilder sterbender Loorden, Bilder leerer Korridore und Räume auf den Schiffen, die ausgeschickt worden waren, das Leben zu bringen und stattdessen als Totenschiffe ihre Bahn gezogen hatten, nur von Robotgehirnen und rechtzeitig eingegebenen Programmen getrieben.

      Sie hatten ihre Aufgabe dennoch erfüllt, aber es gab niemand auf Loord mehr, der etwas davon gehabt hätte.

      Er selbst war der einzige Loorde gewesen, der die Seuche überlebt hatte. Er war immun gewesen. Wie viele andere Immune hatte es auf Loord gegeben?

      Er wusste, dass diese Immunen von damals heute diejenigen waren, die sich die Unsterblichen nennen ließen. Und sie waren es tatsächlich, ebenso wie er. Die Erreger der Seuche hatten in jenen, die gegen sie gefeit waren, eine Veränderung hervorgerufen, die den Zellverfall stoppte und die Gehirnzellen einer ständigen Regenerierung unterzog.

      Und nun stand er einem derjenigen gegenüber, die die letzten Loorden darstellten. Er wusste, dass dies der Zeitpunkt der Entscheidung war, denn die beiden Terraner dort vor ihm waren ohne ihn hilflose Opfer eines wahnsinnig gewordenen, unsterblichen Gehirns, dessen Machtfülle auch er nur vage erahnen konnte.

      Aber etwas anderes verrieten ihm die schwachen telepathischen Impulse des Wesens: Der Unsterbliche starb! Und der nahende Tod hatte seinen Geist mit Wahnsinn überzogen.

      Der Alte sah, wie die beiden Männer sich zu ihm umdrehten. Aber er konzentrierte sich auf das, was hinter der Projektion steckte. Irgendwo innerhalb der Station befand sich das Wesen, und er warf all seine wiedererwachte psychische Kraft in den verzweifelten Versuch, die Schranke des Wahnsinns zu beseitigen und zu dem Wesen vorzudringen, das ebenso alt war wie er selbst, sich aber doch so von ihm unterschied.

      Ein Duell auf einer für menschliche Sinne unfassbaren Ebene begann.

      *

      Chaos bestimmte das Denken und Handeln des Unsterblichen. Das Wesen wusste, dass das Leben sich dem Ende zuneigte. Die Flucht aus den Lebenskapseln auf Loord war zu überstürzt vollzogen worden. Irgendein Prozess hatte eingesetzt, der die durch die Immunität gewonnene Unsterblichkeit wieder aufhob. Er war der letzte seiner Art. Seine Begleiter waren tot. Und er würde folgen.

      Panik überflutete das uralte Gehirn und ließ den Wahnsinn keimen.

      Aber plötzlich war da etwas, das nicht hatte sein dürfen. Der Unsterbliche hatte es schon vorher ungenau registriert – als vagen Faktor, der mit den Fremden auf seiner Welt gelandet war. Und jetzt spürte er, dass der fremde Geist, der seinem eigenen so ähnlich war, den gezielten Kontakt suchte.

      Sollte doch einer der Begleiter überlebt haben? War er doch nicht der letzte seines Volkes? Einen Augenblick lang öffnete sich der Vorhang, den der Wahnsinn vor seinen Geist gelegt hatte. Er vergaß auch die unbedeutenden Fremden in der Projektionshalle und lauschte nur den suchenden Impulsen.

      Und plötzlich war es, als dringe neue Kraft in ihn. Er begriff, wer ihm da gegenüberstand. Noch einmal blühte das dem Tod geweihte Wesen, das länger gelebt hatte als ganze Planetenkulturen, auf, und mit ihm wurde das Erbe seines ebenso alten Volkes lebendig, das von der furchtbaren Seuche hinweggerafft worden war, als es an der Schwelle der Ewigen Erfüllung des Lebens gestanden hatte. Als man endlich ein Gegenmittel


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