10 Galaktische Abenteuer Box 4. divers

10 Galaktische Abenteuer Box 4 - divers


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Bord gekommen. Kurz bevor die letzten starben, programmierten wir die Schiffe so, dass sie den Auftrag auch ohne uns ausführen würden. Sie brachten das loordische Leben zu unzähligen Welten, aber es lebte kein Loorde mehr an Bord. Ich verließ mein Schiff mit einem Beiboot, als ich eine Welt fand, die mir geeignet erschien, die Zeit bis zur Rückkehr der Walzen auf ihrem Weg zurück nach Loord abzuwarten. Es war eines jener Beiboote, jener kleinen Scheiben, die über allen Planeten abgesetzt wurden, um die Evolution in unserem Sinne zu überwachen und zu kontrollieren. Und die Welt war eine urweltliche Dschungelwelt. Das Faszinierende an ihr war, dass sich Gattungen entwickelt hatten, die uns Loorden ähnelten, wenn auch viel primitiverer Art. Die Manipulation erfolgte, und ich konnte die ersten Fortschritte und Erfolge beobachten, während die Flotte weiterzog, weit hinaus zu den entfernteren Galaxien. Auf ihrem Rückweg würden sie mich mit dem Boot ebenso aufnehmen, wie es auf allen anderen Planeten geschah, auf denen die robotischen Wächter zurückgelassen worden waren.

      Ich wurde einer der Eingeborenen, die allmählich von primitiven Primaten zu einer intelligenten Art heranreiften. Und sie ähnelten uns in vielerlei Beziehung.

      Aber im Laufe der Jahre verlor ich die Erinnerung an Loord und an meine Aufgabe und verdummte. Der Schmerz der Erinnerung hatte meinen Verstand getrübt.

      Ich kam erst wieder zu mir, als ich wieder den Boden Loords unter meinen Füßen hatte. Es war ein phantastischer Zufall, dass ich an Bord eines der von der rückkehrenden Flotte ausgeschickten Beiboots, das ,Proben' des entstandenen Lebens einsammelte, geriet – zusammen mit euch. Hier auf Caalis dann lichtete sich der Vorhang endgültig, wenn auch sehr langsam. Jetzt weiß ich, wer ich bin und was in der Zwischenzeit auf Loord und Caalis geschah.“

      *

      Reed stand lange da und sah den Alten schweigend an. Die Worte bewegten ihn mehr, als er zeigen konnte. Eine ganz bestimmte Ahnung beschlich ihn, eine Ahnung, die, sollte sie sich bewahrheiten, ein ganzes Weltbild wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen lassen konnte.

      Er wollte die Frage nach den Ereignissen auf Loord nach dem Start der Schiffe stellen, als ihm einfiel, was sie hierher geführt hatte.

      „Das Serum“, sagte er leise, als fürchte er, in eine heilige Stille hineinzusprechen. „Wir müssen das Mittel haben, oder wir sterben.“

      Reed sah, wie der Alte nickte. Dann drehte er sich um und blickte starr auf den Projektionsschirm aus Energie, auf dem nun wieder das Gesicht des Unsterblichen stand.

      Reed erschauerte unwillkürlich bei dem Anblick.

      Die beiden Loorden schienen sich wieder lautlos zu verständigen. Dann begann die Luft in der Halle zu flimmern. Ein großer Würfel entstand aus dem Nichts heraus, wie schon vorher ihre Sitzgelegenheiten. Wenig später materialisierten auf die gleiche rätselhafte Weise vier kleine rote Kapseln.

      „Nehmt sie!“, forderte der Alte die beiden Männer auf und deutete auf den Ausgang der großen Halle. Die Menschen verstanden. Sie griffen nach den Kapseln und machten sich auf den Weg. Noch in der Halle schluckten sie ihre Pillen. Die anderen beiden waren für Christine und den Jungen. Die Männer eilten durch die hellen, runden Gänge der uralten Station und vergaßen für einige Minuten die beiden uralten Wesen. Reed hatte den Eindruck, dass sie jetzt allein mit sich sein wollten. Irgendetwas geschah in diesen Minuten mit ihnen. Ein dumpfes Unbehagen beschlich ihn, während er Vanderbuilt nacheilte. Es war nicht das Schicksal der Menschen, das ihn bewegte, vielmehr bedrückte ihn das Los der Loorden. Und er glaubte zu wissen, dass Loorden und Menschen mehr gemeinsam hatten als nur das Äußere.

      Skip und Christine hockten beide nebeneinander am Boden und starrten aus großen, irren Augen vor sich hin. Sie verstanden nicht mehr, was um sie herum vorging.

      Als die Männer näher kamen, wichen sie zurück und schlugen wild mit den Fäusten um sich. Reed fragte sich, woher sie noch die Kraft dazu nahmen. Er selbst fühlte die Schwäche mehr denn je. Mit vereinten Kräften gelang es den Männern, zuerst Skip, dann Christine die Kapseln einzugeben.

      Nun konnten sie nur warten und hoffen. Und beten.

      Vielleicht lag es an dem Mittel, dass die Glieder plötzlich schwer wurden und Schwärze vor die Augen trat. Das letzte, das Reed sah, bevor sich der Mantel der Bewusstlosigkeit über ihn senkte, war das zernarbte und aufgeschwollene Gesicht der Frau und ihre verformt wirkenden Glieder, die verunstalteten Arme und die ebenso zugerichteten Beine, die unter den zerschlissenen Jeans zum Vorschein kamen.

      Er fiel in einen tiefen Schlaf und träumte von fliegenden Untertassen, von uralten Mythen vergessener Kulturen auf der Erde und von unsterblichen Göttern der alten Religionen. Und er träumte vom ewigen Juden …

      *

      Christopher Reed hatte keine Ahnung, wie lange er geschlafen hatte. Er schlug die Augen auf, und neblige Schleier lösten sich langsam auf.

      Die anderen schliefen noch, oder besser gesagt: Sie hatten noch nicht das Bewusstsein wiedererlangt. Um Vanderbuilt machte Reed sich die geringsten Sorgen: Er hatte die gleiche Konstitution wie er, und die Krankheit war bei ihm im gleichen Stadium gewesen wie bei ihm selbst.

      Aber Christine und Skip. An ihren Körpern war keine Veränderung zu bemerken, aber ihre Gesichter wirkten gelöster, natürlicher als vorher. Sie schienen ruhig und tief zu atmen.

      Reed wusste, dass er jetzt nichts tun konnte. Sie würden warten müssen. Aber er registrierte, dass das Fieber abgeklungen war. Und auch sonst fühlte er sich frischer.

      Christopher Reed verspürte den Drang, irgendetwas zu tun, irgendwohin zu gehen, um sich selbst abzulenken. Er konnte nicht dastehen und die anderen beobachten, wie sie noch am Boden lagen. Und außerdem war da etwas, das ihn tief in seinem Innern beschäftigte.

      Er blickte noch einmal auf die Schlafenden, dann verließ er den Kugelraum und machte sich langsam auf den Weg in die große Halle, die für seine Begriffe das Zentrum dieser Station bildete und sich irgendwo unter der Oberfläche von Caalis befinden musste. Er konnte es nicht mit Sicherheit sagen, nahm es aber an, denn sonst hätten sie die Anlage von der Luft aus sehen müssen.

      Er wusste selbst nicht, was er eigentlich erwartete. Er wusste ja nicht einmal, wie viel Zeit vergangen war, seitdem sie die Halle mit den beiden Loorden verlassen hatten.

      Wo waren die anderen der Unsterblichen? Bisher hatte er nur immer einen gesehen, auf der Projektionsfläche in der Halle. Wo waren die anderen?

      Er erreichte die große Halle und blieb im Eingang stehen. Und dann fühlte er grenzenlose Trauer in sich aufsteigen, als er den alten Mann auf den Knien sah, mit gesenktem Kopf in der Mitte der Halle. Er trug nicht mehr die alten, zerschlissenen Kleider, sondern eine silbern schimmernde, nahtlos am Körper sitzende Kombination. Und der Körper, den sie bedeckte, war nicht der Körper eines Greises. Der Loorde, der Mann, der sie als scheinbar verkalkter Trottel auf ihrer phantastischen Reise begleitet hatte, kniete mit dem Rücken zu ihm vor dem Projektionsfeld, das nun nicht mehr hellgelb strahlte. Es gab auch kein Gesicht mehr darin.

      Ohne sich seiner Bewegungen bewusst zu werden, ging Reed in die Knie und ließ sich hinter dem Alten auf den Boden sinken.

      In diesen Minuten spannte sich eine unsichtbare Brücke zwischen Loorde und Mensch.

      *

      Der Alte stand auf und drehte sich um. Reed hob den Kopf. Auf eine Geste des Loorden hin stand auch er auf.

      „Er ist tot, nicht wahr?“

      Der Mann in der silbernen Kombination nickte wortlos.

      „Was geschah, als ihr Loord verlassen hattet?“

      „Die Androiden berichteten davon, wenn auch in Mythenform. Jene, die immun waren gegen die Seuche, erhielten die Unsterblichkeit. Sie wussten, dass der Wahnsinn ihre Gehirne packen würde, wenn sie, höchstens ein Dutzend, auf unsere Rückkehr warteten. Also legten sie sich in Tiefschlafkammern. Sie schufen Androiden, die die grundlegenden technischen Funktionen auf Loord aufrechterhielten und sie mit Energie versorgten. Es waren perfekte Androiden, zu perfekte. Sie entwickelten im Laufe der


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