10 Galaktische Abenteuer Box 4. divers

10 Galaktische Abenteuer Box 4 - divers


Скачать книгу
eher wir hier fortkommen, desto besser«, knurrte Jericho. »Midland ist zumindest ein brauchbarer Anhaltspunkt.«

      Grußlos verließen er und seine Gefährtin die Bar. Kurze Zeit darauf war das Donnern startender Triebwerke zu hören. Shane Grissoms Züge wurden von einem Lächeln umspielt. Unter seinem Mantel holte er ein NET-Phone hervor. Die Verbindung war voreingestellt und baute sich in Sekundenschnelle auf. Am anderen Ende der Leitung wurde abgehoben, aber eine Stimme war nicht zu hören.

      »Sie haben angebissen«, sprach Grissom in das Gerät.

      Es erfolgte keine Erwiderung. Lediglich ein leises Knacken verriet, dass die Verbindung unterbrochen worden war.

      *

      Träge aber unaufhaltsam legte sich Dunkelheit über das Land. Gewitter lag in der Luft, und hoch über den Wolken trafen kalte und warme Luftmassen aufeinander, die hin und wieder das Aero-Car erschütterten. Nicoleta hob ein Augenlid an und blinzelte aus dem Cockpit, während Jericho die Triebwerke drosselte.

      »Machst du eigentlich noch was anderes als pennen?«, fuhr er sie an und stabilisierte dabei den Flug des Gleiters.

      »Soll ich lieber stricken?«, antwortete Nici und gähnte herzhaft. »Was soll ich denn eine ganze geschlagene Stunde lang anfangen?«

      »Was weiß ich? Spiel an den Zehen! Ich kann mich ja auch nicht hinhauen.«

      Nici grinste verstehend, sagte aber nichts. Stattdessen wandte sie den Blick voraus. Jericho hatte mit dem Sinkflug begonnen. Die Wolkenfetzen flogen an der Cockpitscheibe vorbei. Hinter ihnen sank die Sonne rasch dem Horizont entgehen, bis sie nur noch ein rotgoldener Halbmond war. Vor ihnen jedoch zeichneten sich die düsteren Konturen verschachtelter Industriegebäude ab. Jericho nahm mehr Schub von den Triebwerksdüsen, hielt ihre Position mehrere Hundert Meter über dem dürren, ausgetrockneten Land und orientierte sich. Der Scanner zeigte einen unüberschaubar großen Komplex auf einer Fläche von etwa 1,2 Quadratkilometern. Je näher das Aero-Car kam, desto bedrohlicher wirkte die Anlage.

      »Nicht ein einziges Licht«, sagte Nicoleta bedrückt. »Nur finstere Gerüste, Hallen und Türme. Es ist fast, als würden wir in den Schlund eines gewaltigen Monstrums fliegen.«

      »Weiß auch nicht, wie wir da was finden sollen«, brummte Jericho vor sich hin. »Am meisten trauere ich meinem FLUX nach. Lauf nicht gern komplett nackt durch die Gegend.«

      »Stimmt, Großer. Irgendwas sagt mir, dass wir es gut gebrauchen könnten. So wie letztens auf Titan.«**siehe BLACK JERICHO #1: »Massaker in den Leichenminen«

      »Müssen halt so klarkommen«, meinte Jericho und steuerte das Aero-Car über die ersten Gebäude hinweg. »Ich such uns mittendrin einen Landeplatz. Dann sehen wir uns um.«

      »Und ich bin die Erste, die die Beine in die Hand nimmt, wenn’s Trouble gibt.«

      »Bist doch sonst nicht zimperlich, Babe.«

      Nici überlegte einige Sekunden, bevor sie antwortete.

      »Ich kann’s nicht beschreiben, aber da unten ist etwas, das mir Angst macht …« Sie schaute Jericho mit ausdrucksloser Miene an.

      »Da vorne liegt das Kraftwerk«, überging Jericho ihren Einwand. »Mit ein bisschen Massel erwecken wir die Raffinerie wieder zum Leben.«

      »Die Anlage ist seit Jahrzehnten verlassen«, warf die Rumänin ein. »Wäre ein echtes Wunder, wenn wir da noch Saft rauspressen.«

      Der Gleiter verhielt in der Luft und schwenkte kontrolliert mit dem Heck hin und her. Jericho zog das Aero-Car in einem kleinen Kreis bodenwärts und setzte es zwischen einem Gewirr von Rohrleitungen ab.

      »Sehen wir zu, dass wir ins Kraftwerk kommen«, übernahm Jericho die Initiative. »Die Sonne steht tief. Bald wird es stockdunkel sein.«

      Im Laufschritt hasteten sie zum Kraftwerk. Eine verschlossene Eisentür verwehrte ihnen jedoch den Zugang. Nici zog ihren COLT und gab aus drei Metern Entfernung einen gezielten Schuss auf das alte Schloss ab. Dem Aufschlag der Kugel folgte metallisches Kreischen. An der Einschussstelle hatte sich die Tür nach innen verbogen. Offen war sie aber immer noch nicht.

      »Moment mal!«, sagte Jericho und trat wuchtig gegen die Tür. Dem ersten Stiefeltritt folgten zwei weitere, jedes Mal mit mehr Kraft und mehr Wut ausgeführt. Noch einmal kreischte die metallische Verriegelung, dann brach sie auseinander. Die Eisentür schoss zurück und krachte dröhnend gegen die Innenwand.

      »Na bitte.« Jericho schritt durch den Eingang und sah sich um.

      »Lausig dunkel«, stellte Nici fest. »Ich renn zum Gleiter und hol uns Magnesiumfackeln.«

      Jericho nickte, und Nici lief los. Sie öffnete die Flügeltür auf der Pilotenseite, kroch zwischen den Schalensitzen hindurch zur Transportfläche und wühlte in einigen Taschen herum. Schnell wurde sie fündig, klemmte sich ein halbes Dutzend Fackeln unter den Arm und hangelte sich rückwärts zurück ins Cockpit.

      Kaum hatte sie die Flügeltür geschlossen, nahm sie zwischen den Röhren und Zuleitungen eine Bewegung wahr. Zumindest war sie der Meinung, eine solche gesehen zu haben. Wie angewurzelt blieb sie stehen, bemühte sich, im Dämmerschein mehr zu erkennen, und suchte mit den Augen nach einem Hinweis, dass sie sich nicht getäuscht hatte. Sie benötigte einige lange Augenblicke, um zu der Erkenntnis zu gelangen, einer Sinnestäuschung erlegen zu sein. Und genau da registrierte sie ein zweites Huschen, klar und deutlich, da sie zufälligerweise genau in jene Richtung geblickt hatte. Es war von oberhalb der großen Rohrleitungen gekommen und hinter einer Turbine verschwunden.

      Die Scheiße kocht wieder auf großer Flamme, dachte Nici. Sie verzichtete darauf, eine der Fackeln zu entzünden. Der Schein hätte nicht weit genug gereicht und sie selbst hingegen zur Zielscheibe gemacht. Aufgewühlt sprintete sie zum Kraftwerk.

      »Wir kriegen Besuch!«, rief sie ins Dunkel und hörte ein dumpfes Poltern.

      »Verflucht!«, schrie Jericho. »Weshalb läuft hier ein Rohr in Kopfhöhe durch den Raum?«

      »Hör auf zu jammern!«, drängte Nicoleta. »Draußen geistern irgendwelche Gestalten rum!« Sie riss eine Magnesiumfackel an und warf die Tür zu. Der abgebrochene Sperrriegel schnappte zwar zu, würde einem Eindringling jedoch keinen nennenswerten Widerstand entgegensetzen.

      »Hast du schon herausgefunden, wie du die Energiekonverter hochfahren kannst?«, fragte sie Jericho, der sich die lädierte Stirn rieb.

      »Ist uralte Technik«, erwiderte der Söldner. »Hab noch keinen Überblick.« Er bedeutete Nici, ihm eine der Fackeln zuzuwerfen.

      »Als würde man einen Schimpansen bitten, die Steuererklärung auszufüllen«, schimpfte Nici, meinte es aber nicht gegen Jericho gerichtet. Aus ihr sprach lediglich die Unruhe, die sich von Sekunde zu Sekunde verstärkte.

      »Hier sind ein paar Schieberegler«, teilte Jericho mit. »Ich probiere die Dinger mal aus.«

      Als nichts geschah, sagte Nici:

      »Die Stromzufuhr muss zentral abgestellt worden sein. Such nach einem Verteilerkasten oder was Ähnlichem. Diese Raffinerien besitzen eine autarke Energieversorgung.«

      Jericho pirschte im Licht der Fackel umher, während Nici versuchte, den Sinn der Hebel, Knöpfe und Schieberegler einer Schalttafel zu ergründen. Gehetzt sah sie dabei immer wieder über ihre Schulter zur Tür.

      »Ich hab was!«, rief Jericho triumphierend auf. Er stand vor einem schrankhohen Kasten, an dem mehrere farbige Buttons und Skalen angebracht waren. »Hier sind Anzeigen für Volt, Watt und Ampere.« Ohne eine Reaktion von Nici abzuwarten, drückte er den erstbesten Knopf.

      Ein dumpfer Schlag hallte durch den Generatorraum. Aus unbestimmter Richtung drang das Geräusch anlaufender Motoren heran. Kurz darauf flackerten hoch über ihnen Lampenreihen, blitzten mehrmals auf und strahlten sodann hell und unterbrechungsfrei auf.

      »Funktioniert doch!«, meinte er lachend. Doch kaum hatte er die Worte ausgesprochen, polterte es an der Tür. Einen Sekundenbruchteil


Скачать книгу