Trinity. Grace Goodwin

Trinity - Grace Goodwin


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nicht nein sagen konnte, ohne durchzudrehen. Zum Teufel, ich war ziemlich verdammt sicher, dass ich es nicht soweit kommen lassen würde.

      Destiny nahm meine Hand. Faith die andere. Wir blickten uns an, stiegen die Stufen hoch und wandten uns um.

      Wir standen auf der Transportfläche, dem Tor zu einer anderen Welt. Alera.

      “Viel Glück bei der Suche nach ihrer Mutter,” sprach Aufseherin Egara. Sie stand aufrecht, ihre Hände waren gefaltet und sie erwähnte weder unser Erbe noch die Tatsache, dass unsere Mutter die Königin war. Nur zwei Leute kannten die Wahrheit—die Aufseherin und Prime Nial. Und so sollte es auch bleiben. Zumindest im Augenblick. “Bitte, passen sie auf sich auf und halten sie mich auf dem Laufenden. Ich drücke ihnen die Daumen.”

      “Danke sehr,” antwortete ich, meine Schwestern nickten.

      Sie blickte zur Technikerin und nickte. Das Wummern wurde immer lauter, die Vibrationen immer heftiger. Die Nackenhaare standen mir zu Berge. Meine Schwester zerquetschte fast meine Hand. Wir würden es durchziehen. Gemeinsam. Jetzt. Wir würden Mutter finden … lebendig. Ihre Entführer würden die Sache bereuen. Wir würden diesen Schlamassel wieder geradebiegen. Königin Celene wieder dorthin bringen, wo sie hingehörte. Auf den Thron von Alera.

      Die Jones-Schwestern waren auf dem Weg nach Alera. Die Alien-Kidnapper hatten keine Ahnung, was sie sich eingebrockt hatten.

      “Ihr Transport beginnt in drei, zwei, eins …”

      Die Stimme der Aufseherin erlosch. Beißende Kälte presste gegen mein Fleisch, wie eintausend gefrorene Nadelspitzen und die NPU-Spritze erschien mir plötzlich nur noch halb so schlimm.

      2

       Captain Leoron Turaya, Planet Alera, am Rande der Hauptstadt Mytikas

      Ich stand auf dem äußersten Wehrturm der Stadt. Der Himmel war schwarz, nur die Sterne leuchteten. Kein Mondlicht, die Dunkelheit fühlte sich an wie ein Omen.

      “Es ist spät, Captain. Ich bin dran.” Gadiel war jung, er war kaum aus dem Training entlassen worden, aber er stand stramm und war bereit mich von der Nachtwache abzulösen. Sein Blick versprühte Stolz und Aufgeregtheit, ein Blick, den ich früher selbst im Spiegel gesehen hatte. Das war bevor ich der Koalitionsflotte beigetreten war und fast zehn Jahre lang in einem unvorstellbaren Alptraum gekämpft hatte. Ich hatte die Hive gesehen, wusste, was sie tun würden, sollten sie je die friedlichen Planeten innerhalb der Schutzzone der Koalitionsflotte erreichen.

      Nach zehn Jahren hatte mein Vater mich nach Hause gerufen. Er meinte, ich könne auch auf Alera dienen. Ich hätte weitere zehn Jahre im Krieg gekämpft, aber meine Eltern hofften immer noch, ich würde irgendwann der Gluthitze einer Frau erliegen, dass ich—oder mein Schwanz—eine Partnerin wählen und ihnen Enkelkinder schenken würde.

      Im Laufe meines Lebens hatte ich unzählige Frauen getroffen, in allen Ecken des Universums, und nichts hatte sich je bei mir geregt. Mein Körper gehörte mir allein. Und um ehrlich zu sein hatte ich nicht die Absicht das zu ändern. Von einer einzigen Frau wie besessen zu sein? Ich hatte gesehen, wie mächtige Aleranische Krieger der Glut erlagen, wie sie zu nichts anderem als liebestrunkenen Idioten wurden. Nur, weil ihr Schwanz sich—endlich—für die Richtige aufgestellt hatte. Von einer Frau an den Eiern herumgeführt zu werden war nicht das, was mir persönlich vorschwebte. Von etwas anderem getrieben zu werden als der Ehre, meinen Planeten zu verteidigen? Nein, danke.

      Ich würde Soldat bleiben, ein Wächter, ein Hüter des Lebens. Ein Aleranischer Junggeselle. Unberührt von den Launen einer Frau.

      “Sir?” Gadiel trat unbehaglich hin und her und ich bemerkte, dass ich in die Ferne gestarrt hatte, ins Nichts. Nein. Nicht ins Nichts. Auf die Turmspitze. Den verfluchten Turm der Königin und seinen gleißenden Lichtstrahl, das einzige Licht in der Dunkelheit.

      “Na schön,” entgegnete ich und wandte mich um. “Möge das Licht dir den Weg weisen.”

      “Und dir ebenfalls.”

      Ich nickte und überließ ihm seiner Pflicht. Die Stadt war friedlich, im Moment jedenfalls. Der letzte Einmarsch einer abtrünnigen Familie hatte wenige Wochen zuvor in einem Blutbad geendet. Der brüchige Frieden würde nicht anhalten. Die royale Blutlinie war geschwächt, kein Mitglied der Königsfamilie war stark genug, um der Rolle gerecht zu werden. Seitdem die Königin vor über zwanzig Jahren verschwunden war, musste die Hauptstadt ununterbrochen die Angriffe machthungriger Familien ertragen. Diese Familien glaubten, ihr Reichtum und ihre Armeen würden ihnen die Untergebenheit der Bevölkerung zusichern.

      Sie lagen falsch. Solange der Turm der Königin hell erleuchtete, würden die royalen Garden ihren Thron verteidigen, sodass sie eines Tages zurückkehren und ihren Platz unter ihrem Volke einnehmen könnte. Ich glaubte nicht mehr daran, denn ich erinnerte mich kaum noch an die Zeit vor ihrem Verschwinden, aber ich würde kämpfen, bis das Licht im Turm erloschen war. Wenn es soweit war, würde ich für die Bewohner meiner Stadt kämpfen und eine Familie wählen, die den Titel auch verdiente. Es würde viel Blut fließen, denn im Moment verfügten drei Familien über den Reichtum und die Macht, um eventuell den Thron zu erklimmen. Der Tag, an dem das Licht im Turm erlosch, würde der erste Tag eines sehr langen, sehr brutalen Krieges werden.

      Die Treppe war stockfinster, aber ich schritt ohne Mühe ihre schattigen Stufen hinunter. Ich musste nicht zählen, denn seit meiner Rückkehr aus dem Krieg gegen die Hive hatte ich hunderte Male diese Treppe erklommen.

      Wie es aussah, würde mein ganzes Leben dem Kampf, dem Blutvergießen gewidmet sein.

      Dann sollte es auch so sein. Bei den Göttern, was war ich nur für ein Grübler. Ich brauchte ein Aleranisches Bier, ein heißes Bad und mein Bett. Und zwar in dieser Reihenfolge.

      Ich verließ den Wachturm und verlangsamte meine Schritte. Ich verspürte keine Eile in mein Quartier zurückzukehren. Unter mir, umgeben von sich windenden Gassen und aneinandergereihten Steinhäusern erstrahlte die royale Zitadelle, im Zentrum der Stadt. Der seltsame Turm dort stand länger, als unsere Zivilisation zurückdenken konnte, er war von einer altertümlichen Rasse außerirdischer Wanderer errichtet worden, die unserem primitiven Planeten zwei Gaben hinterlassen hatte—die Zitadelle und diejenigen, die ihr außerirdisches Blut in sich trugen.

      Die Zitadelle war der Hoffnungsschimmer Aleras und gleichzeitig eine bittere Erinnerung daran, dass unser Volk verlassen wurde, als ich noch ein Kind war. Ich erinnerte mich kaum an den Tag, als der König tot aufgefunden und die Königin vermisst wurde. Mein Vater, ein früherer Captain der Stadtwache glaubte weiterhin felsenfest, dass die royale Blutlinie weiterlebte, dass seine geliebte Königin zurückkehren und uns vom Chaos des endlosen Bürgerkriegs befreien würde.

      Das Licht leuchtete in den Himmel, also war Königin Celene noch am Leben.

      Aber wo?

      Und warum war sie nicht zurückgekehrt?

      Die jüngere Generation hatte die Hoffnung bereits aufgegeben. Krieg war unvermeidbar, egal, wie sehr die Priester ihn auch verhindern wollten. Ich wollte nichts damit zu tun haben. Die reichen Narren würden sich um eine Rolle streiten, der sie niemals gerecht werden konnten. Es würde keine Thronbesteigungszeremonie geben, keine neue Königin, nicht, solange das Licht des Turms über Mytikas leuchtete. Der Stadt der Königin Celene.

      Plötzlich surrte die NPU hinter meinem Ohr mit einer eintreffenden Nachricht; als ob mein Grübeln die Aufmerksamkeit der Schicksalsgötter persönlich heraufbeschworen hatte.

      “Prime Nial von Prillon Prime.” Eine knappe, professionelle Stimme ertönte in meinem Ohr; sie bat nicht um Erlaubnis, sondern kündigte meinen Gesprächspartner an.

      Ich erstarrte. “Prime Nial?”

      Die Nacht war nicht kalt, aber ein Schauer des Entsetzens huschte über meinen Rücken, als ich auf die Worte des mächtigsten Mannes im Universum wartete. Götter, warum


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