Der Arzt vom Tegernsee Staffel 4 – Arztroman. Laura Martens

Der Arzt vom Tegernsee Staffel 4 – Arztroman - Laura Martens


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wirkte sie nervös.« Tina überlegte laut: »Wenn sie wirklich schlecht schläft…«

      »Das scheint durchaus der Fall zu sein«, fiel ihr Dr. Baumann ins Wort. »Deswegen ist sie ja zu mir gekommen. Doch diese Schlafstörungen müssen einen Grund haben. Ich möchte dies daher nicht einfach nur mit Tabletten bekämpfen. Also Tina, bitte, sehen Sie zu, daß Frau Ebert gleich Anfang nächster Woche einen Termin bekommt.«

      »Gut!« Tina ging zur Tür, hielt aber plötzlich inne. Sie hatte sich vorhin so ihre Gedanken gemacht. Da sie eine gute Beziehung zu ihrem Arbeitgeber hatte, scheute sie sich jetzt auch nicht, diese auszusprechen.

      »Da sind aber auch die Kinder. Ich habe sie schon längere Zeit nicht mehr gesehen. Es sind nette Kinder, obwohl der kleine Florian gerade in einer Trotzphase zu stecken scheint.«

      Dr. Baumann massierte sich die Nasenflügel. »Sie haben recht, Tina!«

      Erstaunt sah Tina ihren Chef an. Noch hatte sie sich nicht gänzlich geäußert, doch Dr. Baumann nickte. »Geben Sie mir Bescheid, wenn Frau Ebert kommt. Ich werde mir dann Zeit für sie nehmen, für sie und die Kinder. Ich möchte mit den Kindern sprechen und sie auch untersuchen.«

      Voller Bewunderung sah Tina nun auf ihren Chef. »Es ist Ihnen also auch aufgefallen. Ich frage mich, wie das möglich ist. Die beiden sind Geschwister, sie bekommen doch sicher dasselbe zu essen.« Nun zuckte Tina die Achseln. »Für seine fünf Jahre ist der Kleine sehr schwer, er hat sehr viel Übergewicht. Er hat auch sofort in die Keksdose gegriffen und sich etliche Kekse gleichzeitig in den Mund gestopft.«

      »Mit einem Wort, er ist zu dick«, meinte Dr. Baumann. »Seine Schwester hingegen ist ein Strich in der Landschaft. Tja, ich muß mit Frau Ebert sprechen. Also bitte, Tina, lassen Sie Frau Ebert nicht weg, wenn sie kommt. Wenn es sein muß, dann nehme ich mir auch sofort für sie Zeit.« Er griff nach dem Krankenblatt, das Tina vorhin gebracht hatte, und begann es zu studieren, ein Zeichen für Tina, daß sie den nächsten Patienten hereinlassen konnte.

      Dr. Baumann sah auf das Krankenblatt, doch er nahm die Aufzeichnungen nicht wahr, er dachte über die Familie Ebert nach. Sie waren ein gutaussehendes Paar, ein glückliches Paar. Gero Ebert hatte dem Erfolg nie hinterherlaufen müssen. Er konnte seine Bilder verkaufen, hatte sich auch als Porträtmaler einen Namen gemacht. Im Gegensatz zu anderen Künstlern hatte er nie von der Hand in den Mund leben müssen. Es ging der Familie gut, sogar sehr gut.

      Eine weitere Patientin trat ein, Dr. Baumann erhob sich, um sie zu begrüßen. Er bat sie, Platz zu nehmen, und konzentrierte sich jetzt auch wirklich auf den Krankenbericht. Weitere Patienten nahmen seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch, und so waren fast zwei Stunden vergangen, als ihm Frauke Ebert wieder einfiel. So begleitete er einen Patienten hinaus und ging dann zur Anmeldung. Dort beugte er sich über den Tresen und rief nach Tina.

      »Sie ist nicht zurückgekommen, Herr Doktor«, berichtete Tina sofort. »Ich wundere mich schon, denn das Rezept schien ihr doch sehr wichtig zu sein.«

      Das hatte Dr. Baumann auch gedacht. Sein Blick glitt zur Uhr. Es war ein arbeitsreicher Tag gewesen, und bestimmt hatte Tina dies genauso empfunden. »Morgen«, meinte er dann. »Wahrscheinlich kommt Frau Ebert morgen früh in die Praxis. Ich sagte ihr ja, daß wir ihr noch Blut abnehmen müssen, das wir für die weiteren Untersuchungen benötigen.«

      Tina nickte. Sie ging zur Tagesordnung über. »Zwei Patienten warten noch, Herr Doktor.«

      »Dann sehen Sie zu, daß Sie pünktlich Feierabend machen können. In den letzten Tagen mußten Sie stets länger bleiben.«

      »Das war nicht weiter schlimm.« Tina schenkte ihrem Chef ein Lächeln, und dieser wußte, daß es von Herzen kam. Tina liebte ihren Beruf, sie war stets ganz bei der Sache. Sie hatte nur eine Schwäche, sie kam morgens nur schwer aus dem Bett, und so erschien sie stets in letzter Minute und meistens völlig außer Atem in der Praxis.

      *

      Dr. Eric Baumann betrat das Wohnzimmer. Er hatte sich bereits umgezogen, trug eine Hose, die an den Knien ausgebeult war, und ein Freizeithemd. Fragend sah er auf Katharina Wittenberg. Katharina, die bereits seinem Vater den Haushalt geführt hatte und daher schon seit vielen Jahren im Doktorhaus lebte, hatte es sich auf der Couch bequem gemacht. Die schmerzenden Beine hatte sie weit von sich gestreckt. Jetzt richtete sie sich aber sofort auf und erwiderte den Blick ihres Schützlings.

      »Kann ich noch etwas für dich tun, Eric?«

      Da der vierzigjährige Arzt nicht sofort antwortete, stemmte sie ihren fülligen Leib aus der Couch.

      »Ich wollte dich nicht stören.« Eric ging zu ihr und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Du siehst müde aus.«

      »Ach, es sind nur meine Beine.«

      »Hast du Schmerzen?« Erics Miene wurde besorgt. Für ihn war Katharina wie eine Mutter. Er war noch ein Kind gewesen, als er seine Mutter verloren hatte, und von da an war Katharina immer für ihn da gewesen.

      »Nein, nein«, wehrte die Sechzigjährige ab. »Ich habe auch schon Vorsorge getroffen.«

      »Was hast du denn gemacht?« Eric runzelte die Stirn.

      »Ich habe meine Beine ganz dick mit der Venensalbe eingeschmiert«, meinte Katharina und streckte energisch das Kinn nach vorn. »Du mußt dich also nicht weiter um mich kümmern.«

      »Nun hör mir einmal gut zu, Katharina! Du lebst in einem Doktorhaus, und da wird nicht selbst an sich herumgedoktert. Für Schmerzen und Krankheiten bin immer noch ich zuständig. Setz dich wieder hin, ich sehe mir deine Beine an.«

      Stur schüttelte Katharina den Kopf. »Das kommt überhaupt nicht in Frage, mein Lieber! Du hast Feierabend! Im übrigen gibt es nicht den geringsten Grund, daß du dir über die Beine einer alten Frau den Kopf zerbrichst.« Sie trat einen Schritt zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich habe wohl noch das Recht, müde zu sein, wenn ich den ganzen Tag auf den Beinen gewesen bin.«

      Eric unterdrückte ein Lächeln. Das war typisch Katharina! Ständig versuchte sie, alles unter Kontrolle zu haben. Aber er wußte wirklich nicht, was er ohne sie machen sollte. Nicht nur, daß sie das Haus in Ordnung hielt, sie sorgte auch für sein leibliches Wohl, und auf ihre Ratschläge wollte er im Grunde auch nicht verzichten.

      »Was siehst du mich denn so an?« begann sie da auch schon zu schimpfen. »Ich bin nicht krank, ich habe nur müde Beine. Das wird mich aber nicht daran hindern, dir noch etwas zu bringen. Was darf es denn sein? Etwas Süßes vielleicht? Ich habe noch einen Pudding im Kühlschrank.«

      Eric schüttelte den Kopf.

      »Oder einen Kompott?«

      »Danke! Das Abendessen war ausgezeichnet, und ich bin rundherum satt. Ich wollte nur einen Abendspaziergang machen, und da wollte ich dich fragen, ob du nicht mitkommen willst.«

      Katharinas Augen leuchteten auf. »Ja…« Dann zögerte sie jedoch. Sie freute sich zwar immer, wenn Eric sie zum Mitkommen aufforderte, doch sie wünschte sich auch schon seit langem eine Frau für ihn.

      »Natürlich, Katharina, deine Beine! Du ruhst dich für heute aus.« Er nahm sie an den Schultern und führte sie zur Couch zurück. Er wußte, zu einer Untersuchung konnte er sie heute nicht mehr überreden. »Ich werde auf deine Begleitung verzichten und nur mit Franzl losziehen.«

      Bedauernd hob Katharina die Schultern an. Ein Abendspaziergang mit Eric und dem Hund gehörte sonst zu ihren liebsten Beschäftigungen. Doch einen Spaziergang wollte sie ihren Beinen heute wirklich nicht mehr zumuten.

      »Also, bis später!« Mit sanfter Gewalt drückte Eric sie auf die Couch. »Und morgen, noch bevor meine Sprechstunde beginnt, sehe ich mir deine Beine an. Für heute solltest du sie hochlagern. Du weißt, mit einer Venenentzündung ist nicht zu spaßen. Sie kann zu einer Thrombose führen.«

      »Keine Sorge, ich weiß Bescheid!« Katharina streckte ihre Beine wieder von sich, und ein Seufzer der Erleichterung kam von ihren Lippen.

      Eric schenkte ihr ein Lächeln. Dann erst wandte er sich ab. Es tat ihm


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