Der Arzt vom Tegernsee Staffel 4 – Arztroman. Laura Martens

Der Arzt vom Tegernsee Staffel 4 – Arztroman - Laura Martens


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wieder betrat.

      »Ungefähr fünf Jahre muß Florian Ebert jetzt sein. Er hat auch eine ältere Schwester. Es sind reizende Kinder.«

      Noch ging Eric nicht darauf ein. Er stellte die Weinflasche auf den Tisch, holte zwei Gläser und öffnete die Flasche. Langsam und bedächtig füllte er die Gläser, erst dann fragte er: »Hast du die Kinder in der letzten Zeit einmal gesehen?«

      Katharina überlegte.

      »Es ist dir also nichts aufgefallen?« hakte Erik nach. Er setzte sich nun Katharina gegenüber.

      »Nicht, daß ich wüßte! Nun sag schon, was ist mit dem Jungen los?«

      »Ich hoffe, daß Frau Ebert wie versprochen mit ihm und dem Mädchen in meine Praxis kommt. Ich möchte beide Kinder untersuchen, aber auch die Mutter. Frau Ebert war übrigens vorgestern schon einmal bei mir.« Er schwieg kurz, da er aber Katharinas fragenden Blick spürte, fuhr er fort: »Sie wollte, daß ich ihr Schlaftabletten verschreibe.«

      »Und das hast du nicht getan?« Katharina, die bereits nach dem Weinglas gegriffen hatte, stellte dieses wieder ab, ohne getrunken zu haben.

      Erics Miene verschloß sich. »Ich stelle keine Rezepte aus ohne vorherige Untersuchung.«

      Katharina nickte, dann fragte sie: »Und wo lag das Problem?«

      »Sie wollte sich nicht die Zeit für eine Untersuchung nehmen. Tina und auch ich hatten eigentlich erwartet, daß sie nochmals vorbeikommt, aber das hat sie nicht getan.«

      Katharina wartete. Sie kannte den Arzt, und so wußte sie, daß da noch etwas kommen würde. Eric schien sich Sorgen zu machen. Dieser griff jetzt jedoch zum Glas und meinte: »Laß uns zuerst trinken.«

      »Gut! Auf dein Wohl!« Katharina hob das Glas und prostete ihm zu. Sie trank und lehnte sich dann wieder zurück. Sie mußte sich einige Zeit gedulden, da Eric nun nachdenklich in sein Glas starrte. Schließlich fragte sie: »Wer ist denn nun krank? Die Kinder oder Frauke Ebert?«

      »Ich weiß es nicht!«

      »Moment! Um wen machst du dir denn nun Sorgen?«

      Eric sah Katharina an. »Um die ganze Familie. Ich dachte eigentlich, daß es eine glückliche, zufriedene Familie ist.«

      »Das ist sie auch! Gero hat Erfolg, er liebt seine Frau und vor allem auch seine Kinder. Frauke und Gero passen ausgezeichnet zusammen. Ich kenne kein perfekteres Paar.«

      »Du hast also noch nichts gehört?« Enttäuscht nahm Eric einen weiteren Schluck.

      »Gehört?« wiederholte Katharina. Dieses Mal wußte sie wirklich nicht, worauf Eric hinaus wollte.

      »Du kennst doch sonst immer alle Neuigkeiten!«

      »Du meinst allen Tratsch?« Katharinas Augenbrauen zogen sich in die Höhe.

      »Ich habe gesagt, Neuigkeiten.«

      »Nun!« Katharina verschränkte die Arme vor der Brust. »Gero ist Künstler, und trotzdem ist er nicht überheblich. Er kann seiner Familie einiges bieten. Kürzlich hat er in Bad Wiessee eine Galerie eröffnet, und wie man so hört, hat er auch damit Erfolg.«

      »Ich weiß, das wurde mir auch erzählt.« Ungeduldig schob Eric das Weinglas hin und her.

      »Was willst du denn eigentlich wissen?« Katharina war ratlos. »Ich dachte, du spendierst mir einen Wein, und dafür soll ich dir Ratschläge geben.« Sie zuckte die Achseln. »Natürlich mußt du meine Ratschläge nicht annehmen.«

      »Du hast schon richtig vermutet.« Eric begann nun, ausführlich von Fraukes Auftauchen in der Praxis zu erzählen und dann von Florian und Meike. Er berichtete auch, wie verschieden die Kinder in ihrem Aussehen waren, und daß dies auch Tina aufgefallen war.

      »Du denkst an Magersucht?« Katharina lebte lange genug in einem Doktorhaushalt, um sich auszukennen. »Ausgeschlossen! Da gehen doch immer seelische Probleme voraus. Diesen Kindern geht es aber gut.« Sie schüttelte den Kopf, doch dann dachte sie nach. »Was war denn heute mit Florian? Du bist ihm doch nicht zufällig begegnet?«

      »Richtig!« gab Eric zu. »Da Frau Ebert nicht mehr in die Praxis gekommen ist, wollte ich nach ihr sehen. Ich wollte einfach nur so an ihrem Haus vorbeispazieren. Nun, ich habe Frauke Ebert dann auch gesehen. Sie war völlig aufgelöst, was auch kein Wunder war, denn ihr Sohn war verschwunden.« Dann erzählte er der aufmerksam zuhörenden Katharina von Florian.

      »Nein, das verstehe ich nicht!« Diesmal nahm Katharina einen kräftigen Schluck Wein zu sich. »Frauke und Gero sind sehr gute Eltern. Sie hatten immer Zeit für ihre Kinder. Das wissen alle.«

      »Sie hatten, das hast du jetzt selbst so gesagt. Kann sich das denn nicht vielleicht geändert haben?«

      »Nein! Warum auch?« Katharina, die sonst immer alles sofort begriff, konnte Erics Gedankengang dieses Mal nicht folgen. Also mußte er deutlicher werden.

      »Es könnte doch sein, daß sich im letzten Jahr einiges geändert hat«, begann er vorsichtig. »Herr Ebert ist nun oft in Bad Wiessee. Seine Frau würde ihm dort sicher gerne helfen, aber wegen der Kinder kann sie das nicht.«

      »Gero waren die Kinder immer sehr wichtig. Sie konnten ihn immer stören.«

      »Dies kann sich geändert haben«, sagte Eric nochmals.

      Plötzlich begriff Katharina, worauf Eric hinaus wollte. »Du meinst, eine andere Frau? Nein, ganz sicher nicht! Da irrst du dich!« Katharinas Brust hob und senkte sich. »Das ist völlig ausgeschlossen! Aber ich werde mich etwas um die Familie kümmern. Die Kinder waren schon immer sehr lebhaft. Wenn Florian sich nun in einer Trotzphase befindet, so kann ich mir schon vorstellen, daß er ständig widerspricht. Vielleicht sollte Frauke auch einmal Urlaub machen. Auf jeden Fall soll sie dich in der Praxis aufsuchen.«

      »Wenn du mit Frau Ebert sprichst, dann sage ihr aber, daß ich auch ihre Kinder untersuchen will.«

      Katharina spürte jetzt doch wieder ihre Müdigkeit. Lächelnd lehnte sie sich zurück, gähnte hinter der vorgehaltenen Hand und versicherte nochmals: »Du täuschst dich, Eric! Florian ist trotzig, aber bestimmt nicht krank. Jedes Kind kommt einmal in so eine Phase. Auch du warst nicht immer der liebe Junge.«

      Eric erinnerte sich, daß Frau Eberts Nachbarin auch so etwas Ähnliches angedeutet hatte. Er beschloß, heute nicht länger darüber nachzudenken. Der kleine Florian war wieder zu Hause, und wahrscheinlich schlief er bereits selig in seinem Bettchen. Seine Mami hatte ihm ja auch sogleich einen Kakao, was er besonders gerne mochte, gemacht. Eric gähnte nun ebenfalls, dann leerte er sein Glas.

      *

      Katharina Wittenberg hielt den kleinen Florian auf ihrem Schoß. Obwohl sie nie eigene Kinder gehabt hatte, konnte sie gut mit Kindern umgehen. Florian hatte auch sofort Zutrauen zu ihr gefaßt. »Ich finde es toll, daß du bei uns bleibst. Da kann Mami lange bei Papa bleiben«, verkündete er und begann, auf ihrem Schoß hin und her zu hüpfen.

      »Das finde ich auch!« Katharina lächelte seiner Mutter zu, die unsicher auf der anderen Seite des Tisches stand. Sie hatte für Frau Katharina Kaffee gemacht und diesen gerade gebracht.

      »Ich kann doch nicht einfach nach Bad Wiessee fahren?«

      »Warum sollten Sie das denn nicht können?« Katharina war ganz anderer Ansicht. Ein Blick auf die Kinder hatte genügt. Sie fand jetzt auch, daß Erics Vermutung richtig sein könnte. Die Familie hatte Probleme. Aber sie konnte sich noch immer nicht vorstellen, daß da eine andere Frau im Spiel sein sollte.

      »Es ist sehr nett von Ihnen, daß Sie mir Ihre Hilfe anbieten. Zur Zeit ist es wirklich etwas schwierig. Gero hat sehr viel zu tun…« Frauke sprach nicht weiter.

      »Nichts ist so schwierig, als daß man nicht versuchen könnte, dies zu ändern. Ich finde es gut, daß Sie Ihre Kinder nicht allein lassen wollen. Aber auf mich können sie sich verlassen. Ich bleibe hier, bis Sie zurück sind. Wenn es länger dauert, dann bekommen Florian und Meike von mir auch etwas zu essen. Und ins Bettchen stecken


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