IN 80 JAHREN UM DIE WELT. Группа авторов

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ohne Abkürzungen, dafür aber auch etwas weniger tiefschürfend sagt es auch Wikipedia:

      »Ernst kommt vom althochdeutschen ›ernust‹, ›Kampf‹ und bedeutet demgemäß ›der Entschlossene‹, dann auch ›der Ernsthafte‹, einer der wenigen einstämmigen deutschen Namen. Als latinisierte Version liegt auch Ernestus vor, mit der Variante Ernestinus.«

      Ein Nachname und zwei Vornamen – eine Zusammenschau

      Am Ende unserer kleinen etymologischen Untersuchung kommen wir somit zu der erstaunlichen Erkenntnis, dass alle drei Bestandteile von Jörg Ernst Weigands Namen, die beiden Vornamen ebenso wie der Nachname, entweder mit Krieg, Kampf oder mit tapferem Streitertum zu tun haben. Passt das zu seiner Person? Ist in diesem Falle nomen wirklich omen, gilt also die zu Beginn dieser etymologischen Untersuchung probeweise als Parallele zu Comte de Buffons Meinung über den (Schreib-) Stil eines Menschen aufgestellte These »Le nom, c'est l'homme même« – »Der Name eines Menschen ist das Abbild seines Charakters«?

      Wer mir bei dem kleinen Rundgang durch die Herkunftsgeschichte der Namen »Jörg«, »Ernst« und »Weigand« gefolgt ist, und wer darüber hinaus das Glück hat, Jörg Weigand persönlich zu kennen, wird mir gewiss ohne jedes Zögern zustimmen: Ja, zumindest im Falle Jörg Weigands stimmt diese These. Denn ein Kämpfer ist Jörg Weigand in der Tat, wenngleich keiner, der etwa kriegerische Gewalt gegen Personen oder Sachen üben würde. Seine Waffe ist vielmehr die des streitbaren Intellektuellen, nämlich das geschliffene Wort, mit dem er nicht nur bei der Diskussion über kontroverse Themen brillant zu fechten versteht, was jeder bestätigen wird, der ihn jemals als Diskussionsredner – etwa bei den »Tagen der Phantastik« in Wetzlar – erlebt hat. Darüber hinaus aber meldet er sich auch in gedruckter Form immer wieder entschlossen und ernsthaft zu Wort, wenn es um Themen geht, für die zu streiten ihm dringend nötig erscheint. Das hat er nicht nur in vielen seiner Kritiken bewiesen, sondern zuletzt auch wieder in seinem Sachbuch Träume auf dickem Papier. Das Leihbuch nach 1945 – ein Stück Buchgeschichte, das seit Kurzem in einer erweiterten 2. Auflage vorliegt und in dem er sich nicht nur für die Ehrenrettung der so oft als trivial verschrienen Unterhaltungs- und Genreliteratur einsetzt, sondern auch nach bester Sankt-Georgs-Manier eine Lanze für deren Autoren bricht. Hier ist, was er dazu zu sagen hat und was mancher Verlagsdrache sich endlich einmal hinter die schwefeligen Ohren schreiben sollte:

      »Unterhaltungsliteratur ist in jedem Falle alle Mühen wert, die man darauf verwenden kann – als Leser, als Autor und als Kritiker. […] Wichtig ist mir, zu zeigen, dass im eigentlichen Sinne der Autor der wichtigste Faktor im Zirkus der Veröffentlichungen ist. Ohne ihn kann der Verlag nicht arbeiten, haben die Lektoren Freilauf, finden viele Drucker kein Auskommen, hat der Vertrieb nichts zu verteilen, sitzen die Buchhändler auf dem Trockenen. Der Autor ist der Verursacher und der Erhalter vieler Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten.«

      Womit wir am Schluss dieser kleinen Untersuchung angelangt wären. Was ich mich allerdings frage, ist: Warum ist Jörg Weigand als ausgewiesener Pseudonymkenner und (vide sein Buch PSEUDONYME. Ein Lexikon) eigentlich nie auf die Idee gekommen ist, sich selber den Namen »Georg Streiter« als Pseudonym zuzulegen?

      Horribile dictu: Womöglich wusste er bisher gar nicht, was sein Name bedeutet … aber dem ist ja nun Abhilfe geschaffen.

Bild 5

      Jörg Weigand im Arbeitsmodus beim ZDF

      Rainer Erler: Ein Gruß

      Lieber Jörg Weigand,

      kaum eine Anthologie, die Sie in all den Jahren herausgegeben haben, ohne eine meiner zahlreichen Geschichten, Erzählungen, SF-Storys – und dafür danke ich Ihnen ganz herzlich!

      Nun zählen Sie in diesem Jahr zu den prominenten Jubilaren unserer eingeschworenen und engagierten Science-Fiction-Gemeinde.

      Da wünsche ich Ihnen noch viele Jahre Schaffenskraft, Kreativität und Gesundheit – bleiben Sie uns bitte noch lange erhalten! Wir brauchen Sie!

      Da ich nicht mehr schreibe, lasse ich einen Berufeneren zu Wort kommen: Hermann Hesse, der uns in unserem Alter doch Einiges zu sagen hat:

      »… ich kann einige von den Gaben, die das Alter uns schenkt, dankbar mit Namen nennen. Die mir teuerste dieser Gaben ist der Schatz an Bildern, die man nach einem langen Leben im Gedächtnisägt. Liebe Menschen, viele, die schon nicht mehr auf der Erde, leben in uns weiter, gehören uns, leisten uns Gesellschaft, blicken uns aus lebenden Augen an. Häuser, Gärten, Städte, die inzwischen verschwunden oder völlig verändert sind, sehen wir unversehrt wie einst, ferne Gebirge und Küsten, finden wir frischfarbig in unserem Bilderbuch wieder.

      Das Schauen, das Betrachten, die Kontemplation, wird immer mehr zuGewohnheit und unmerklich durchdringt die Stimmung desunser ganzes Verhalten.

      Von Wünschen, Träumen, Begierden, Leidenschaften gejagt, sind wir durch die Jahre und Jahrzehnte unseres Lebens gestürmt, ungeduldig,, erwartungsvoll, voll von Erfüllungen oder Enttäuschungen heftig erregt und– heutewir uns darüber, wie schön und gut es sein kann, jener Jagd und Hetze entronnen und in die vita contemplativa gelangt zu sein.

      Hier in diesem Garten des Alters blühen manche Blumen, wie die der Geduld, an deren Pflege wir früher kaum gedacht haben. So lassen wir unser Leben vorübergleiten, manchmal mit stillem Bedauern, manchmalheller Freude, ja mit Heiterkeit.«

      In diesem Sinne – begehen Sie diesen Tag – und noch viele die diesem folgen werden – mit Heiterkeit und auch mit Stolz über das Œuvre, dass Sie – uns allen zur Freude – geschaffen haben.

      Mit einem herzlichen Gruß, Ihr

      Rainer Erler

      Gisbert Haefs: Duftmarken

      Aristide Montgomery »Mungo« Carteret saß auf der Terrasse, trank Kaffee mit Calvados, blickte aufs Meer, über dem jenseits von Alderney die Sonne sank, und dachte nach über die Unmeßbarkeit des Unwägbaren. Genauer: ob er sich mehr langweilte oder mehr sorgte.

      Für beides gab es Gründe. Sein letzter Fall oder Auftrag hatte ihm ausreichend Geld eingebracht, so daß er keine öden Aufträge annehmen mußte, und interessante gab es zur Zeit nicht. Mit flüchtigem Grinsen dachte er an den Ausdruck von Entsagung, gemischt mit Erleichterung, auf dem Gesicht des Lustknaben einer Millionärin, der nicht entführt worden war, sondern sich in einem unzugänglichen Winkel der Mongolei versteckt hatte, um sich von der Dame und ihren Ansprüchen zu erholen.

      Soviel zur Langeweile. Die Sorge betraf seine Kusine Pamela du Plessis. Sie hatte ihn vor einiger Zeit – dreißig Tage her – aus der Hauptstadt des Commonwealth angerufen und ihm erzählt, sie werde Atenoa vorübergehend verlassen, um auf einer Randwelt, fast schon im galaktischen Niemandsland, ein gerade erst entdecktes Archiv zu sichten: »Da hat’s ein Erdbeben gegeben, samt Erdrutsch, Mungito, und seit ein paar Jahrhunderten wußte niemand mehr, was da vorher gewesen war. Stell dir vor: eine Art Kloster der Frühen! Mit verschüttetem Archiv! Da muß ich doch hin, oder?«

      Sie hatte versprochen, sich bald zu melden, spätestens in zehn Tagen, und ihm von Funden und aufregenden neuen alten Texten, Aphorismen, Lebenszeugnissen zu berichten.

      Seitdem – nichts. Pamela, Dozentin für die Frühe Noastoa1 am Peripatio der Akademie Atenoa, war eigentlich zuverlässig. Unter normalen Umständen wäre längeres Schweigen ebenfalls normal gewesen; wenn es nichts zu berichten, keine neuen Witze oder alten Aphorismen zu übermitteln gab, konnten auch Monate zwischen den Anrufen liegen. Aber die Umstände waren nicht normal, Pamela befand sich auf einer entlegenen Welt und hatte versprochen, sich zu melden.

      Er leerte seinen Becher, schnaubte und faßte einen Entschluß. Leise durch die Zähne pfeifend ging er ins Wohnzimmer. »Moloch«, sagte er.

      »Edler Meister?« Die Stimme kam aus dem kleinen Lautsprecher zwischen den Zähnen des Totenschädels, der den


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