Dem dunklen Rächer verfallen. Inka Loreen Minden
riss den Mund auf, brachte aber keinen Ton hervor, sondern starrte ihn einfach nur an.
Miles warf das Messer weg, weil er den Mann in seinem Zorn nicht ernsthaft verletzen wollte, und packte ihn stattdessen am Kragen. »Weiß das Mädchen, mit dem du zusammenlebst, was du machst?«
Nun kam Leben in Cole. »Du bist mir nachgeschlichen?« Entsetzt riss er die Augen auf, bevor sich sein Gesicht vor Wut verfinsterte. »Wenn du Annie auch nur ein Haar krümmst, bringe ich dich um!«
Mit einer Kraft, die Miles dem Mann nicht zugetraut hätte, drückte ihn dieser von sich. Dann sprang er auf und ging auf Miles los. Sie rangen miteinander und boxten, wobei Coles Gesicht vor Zorn verzerrt war. Obwohl Miles ein Meister des Faustkampfes war – nur sein Freund Hastings stellte einen würdigen Gegner dar – schlug sich Cole nicht schlecht. Der Kerl teilte ein paar ordentliche Hiebe aus.
»Ist Annie dein Mädchen?«, fragte Miles, als er sich wegduckte und einem neuen Schlag auswich.
»Sie ist meine Schwester, du Strohkopf!«
Seine … Schwester?
Damit hatte Miles nicht gerechnet. Diese Nachricht überraschte und erleichterte ihn so sehr, dass ihn Coles Faust hart an der Brust erwischte.
Für einen Moment stockte ihm der Atem, bevor er mühsam herauspressen konnte: »Ich würde deiner Schwester niemals ein Leid zufügen!«
Da Cole noch nicht überzeugt wirkte und ihn erneut angreifen wollte, ging Miles abermals auf ihn los und schubste ihn. Cole flog rücklings auf das schmale Bett, das für den Kammerdiener gedacht war, und Miles warf sich auf ihn, sodass Cole sämtliche Luft aus den Lungen wich.
Miles packte ihn am Hals. »Hör auf, dich zu wehren. Deine Schwester hat nichts zu befürchten! Lass uns reden.« Er hatte keine Lust mehr, länger zu kämpfen.
Cole bäumte sich unter ihm auf, krallte die Finger in seine Schultern und stöhnte verhalten. Dabei drückten und rieben sich ihre Körper aneinander, und Miles spürte Coles Erregung. Erschrocken wollte er zurückweichen, doch gleichzeitig schossen glühende Funken durch seinen Leib und setzten ihn in Brand.
Atemlos starrte Miles in Coles schönes, männliches Gesicht, das im schwachen Kerzenschein nahezu perfekt wirkte, und stammelte: »D-du … bist wie ich. Deshalb bist du hier!«
Hatte dieser junge, leichtsinnige Kerl vielleicht gehofft, von dem dunklen Rächer überrascht und wieder geküsst zu werden?
Ja, das hatte er. Miles las es in Coles grünen Augen.
Der grinste und entspannte sich unter ihm. »Dann gibst du es also endlich zu?«
Verdammt, die Leidenschaft verblendete ihn, denn er hatte sich soeben verraten. »Gib du es lieber auch zu«, flüsterte Miles, wobei sein Herz bebte.
Plötzlich wurde Cole ernst und ließ die Hände von Miles’ Schultern in sein Haar gleiten. »Ich bekomme dich nicht mehr aus dem Kopf, Mylord. Immerzu muss ich an unseren Kuss denken.«
Miles’ Penis bäumte sich bei den direkten Worten auf und sein Gesicht kam dem von Cole wie von selbst näher und näher. Träumte er auch nicht? Lag gerade ein gutaussehender Mann unter ihm, der ihn begehrte?
Wir dürfen das nicht tun, sagte er sich unentwegt, schaffte es aber nicht, auch bloß einen Zentimeter zurückzuweichen.
Als sich Coles Lippen teilten und er kurz mit der Zungenspitze darüber leckte, brach Miles’ eiserne Selbstbeherrschung entzwei. Er fasste in Coles Nacken und zog dessen Kopf heran. Schon trafen ihre Münder aufeinander, und Miles glaubte sich im Paradies. Diese weichen Lippen zu spüren, einen anderen Mann zu küssen, fühlte sich unglaublich schön an. In seinem Magen kitzelte es angenehm, hinter seinem Brustbein zog es süß.
Cole zerwühlte sein Haar und stöhnte losgelöst, und bloß noch keuchende und schmatzende Laute erfüllten den Raum. Coles wilde Küsse, die Miles genauso stürmisch erwiderte, entfachten das Feuer so richtig in ihm.
Schon vor dem Lagerhaus hatte er sich in den süßen Zärtlichkeiten verloren, doch nun fühlte sich alles noch intensiver, noch prickelnder an. Selbst in seinen verbotensten Träumen war es nicht ansatzweise so herrlich gewesen wie jetzt. Miles wollte am liebsten jeden Millimeter von Cole berühren, küssen, kosten. Dieser Mann, der im Grunde immer noch ein Fremder für ihn war, schmeckte köstlich und roch wieder leicht nach Rose. Die Seife gehörte bestimmt seiner Schwester. Fast hätte er laut gelacht, weil er grundlos eifersüchtig gewesen war.
Cole schaffte es irgendwie, ihm den Mantel abzustreifen, aber Miles brachte weniger Geduld auf. Er riss Cole das Hemd regelrecht vom Leib, sodass mehrere Knöpfe absprangen. Eine sanft gewölbte Männerbrust kam zum Vorschein, auf der nur spärlich Haare wuchsen.
»Das war mein letztes Hemd«, beschwerte sich Cole halbherzig und küsste ihn wieder verlangend, während er umständlich aus den Ärmeln schlüpfte.
»Ich geb dir eins von mir«, murmelte Miles atemlos. Er konnte nicht genug von den jungen, hungrigen Lippen bekommen, doch noch mehr interessierte ihn, was sich unter all dem Stoff verbarg. Coles Oberkörper gefiel ihm bisher außerordentlich gut.
Empörte Blicke brannten sich in seine Augen. »Ich will keine Almosen.«
»Sondern?«, fragte er heiser.
»Dich.« Cole drückte ihn zur Seite, und während Miles seitlich im Bett lag, das für sie beide viel zu schmal war, machte sich Cole an seinem Hemd zu schaffen. Sein Ankleidezimmer war einfach nicht der passende Ort, um Zärtlichkeiten auszutauschen, fand Miles. Deshalb setzte er sich auf und nahm die Kerze an sich. Danach zog er an Coles Hand. »Komm.«
Er führte den jungen Mann, der wie ein Wirbelwind in sein Leben gefegt war, in sein Schlafzimmer. Dort stellte er die Kerze neben seinem riesigen Bett ab, und sie beide blieben davor stehen, während sie sich küssend und streichelnd weiter auszogen. Es überwältigte Miles, endlich einen anderen Mann berühren zu dürfen, und im Schutz seines Hauses wurde er so wagemutig, dass er sogar Coles Hose öffnete. Als diese Cole bis zu den Knien rutschte, federte dessen erigierter Penis hervor. Er ragte ein wenig nach oben und war kürzer, aber dicker als der von Miles. Wunderschön. Alles an diesem Mann sah einladend aus: die breiten Schultern, der flache Bauch, die athletischen Beine. Er war nur ein wenig zu dünn.
Das werde ich ändern, beschloss Miles. Er würde Cole mit leckerem Essen verwöhnen, ihm neue Kleidung kaufen, lange Ausritte mit ihm unternehmen …
Er ist nicht deine Mätresse, schalt er sich. Außerdem konnten sie niemals wirklich zusammen sein, zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Aber das war Miles gerade egal. Jetzt wollte er nur noch jeden Zentimeter von Cole genau erforschen, seine weiche Haut küssen, von ihm angefasst, gestreichelt und verwöhnt werden. Er wünschte, diese Nacht würde nie enden. Doch das war unmöglich. Deshalb durfte Miles keine Sekunde davon ungenutzt verstreichen lassen.
Kapitel 6 – Ungezügelte Leidenschaft
Cole glaubte zu träumen. Stand wirklich der dunkle Rächer vor ihm, noch dazu splitternackt? Küsste ihn? Streichelte ihn?
Obwohl sich alles echt anfühlte, war es doch zu schön, um wahr zu sein. Rochford besaß breite Schultern, muskulöse Oberarme, eine starke Brust und leicht raue Hände, die unglaublich sanft über seinen Rücken strichen. Doch Cole wollte nicht sanft behandelt werden, denn er musste Rochford spüren. Richtig spüren!
Cole umarmte ihn fest und fühlte erfreut, wie sich dessen Erektion gegen seinen Unterleib presste. Der Lord grub die Finger in Coles Haar und küsste ihn stürmischer.
Ja, genau so wollte er es.
Coles steinhartes Geschlecht zuckte, und er rieb es an Rochfords Oberschenkel, während er selbst gierig nach den hungrigen Lippen schnappte. Himmel, was für ein Gefühl! Er glaubte, zu schweben.
Wie weit würde Rochford gehen? Er wirkte völlig ausgehungert und schien sich im Rausch zu befinden, genau wie Cole. Mutig fuhr er mit einer Hand zwischen