Soziale Arbeit studieren. Rudolf Bieker

Soziale Arbeit studieren - Rudolf Bieker


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rel="nofollow" href="#fb3_img_img_ba01d262-895e-545f-8051-9b3aaf06e6f0.jpg" alt="image"/> Kap. D-2) in der Gruppe bietet die Chance, Vorstellungen über den Aufbau des Vortrags abzugleichen und abzuwägen, gemeinsame Ideen über das Wie des Vortrags zu entwickeln, die Hauptteile des Vortrags arbeitsteilig vorzubereiten, Zwischenergebnisse auszutauschen und zu diskutieren, einen Testlauf des Vortrags durchzuführen, die technische Organisation aufzuteilen (wer kopiert das Handout, wer …). Ähnliche Vorteile ergeben sich auch bei anderen Leistungen.

      Gemeinsames Lernen in der Gruppe bedeutet nicht grundsätzlich, dass die Gruppenmitglieder in jeder Phase ihres Arbeitsprozesses physisch präsent sein müssen. Zumindest streckenweise kann sich Gruppenarbeit auch internetbasiert vollziehen, z. B. über gemeinsame Datenspeicherorte (image Kap. F-3), Document Sharing Tools in Moodle oder Sciebo oder sog. Wikis. Wikis stellen Webseiten dar, auf denen die Mitglieder einer Arbeitsgruppe Gedanken oder Textentwürfe notieren, die von den anderen Mitgliedern weiterbearbeitet werden können. Sukzessive entsteht so ein gemeinsamer Text. Alle Änderungen werden hierbei dokumentiert (zu den Einsatzmöglichkeiten von Wikis im Studium: Iske/Koenig/Müller 2012). Denkbar ist die Wiki-Nutzung auch zur Vorbereitung von Prüfungen.

      3.6.2 Risiken

      Gruppen entfalten Ihre Potenziale nicht automatisch, sondern nur wenn es gelingt, ihren typischen Risiken zu begegnen. Dazu müssen diese bewusst sein. Unbedenkliches Experimentieren führt am Ende zwar zu der Erfahrung, klüger geworden zu sein, vielleicht aber auch zur Abneigung gegen zukünftige Gruppenarbeit. Die typischen Risiken der Gruppenarbeit liegen zum einen in der Nichtbeachtung grundlegender Regeln, zum anderen aber auch in menschlichen Faktoren:

      • Es fehlt an klaren und verbindlichen Absprachen darüber: Was ist das Ziel der Gruppe und wie wollen wir unser Ziel verfolgen?

      • Es besteht nur eine vordergründige Übereinstimmung darüber, dass es sich um eine Lern- bzw. Arbeitsgruppe handelt. Einige Teilnehmer*innen sehen die Gruppe eher als persönliches Meeting, bei dem man gemütlich beieinandersitzt und »ratscht und tratscht«. Ein ergebnisorientiertes Arbeiten ist so nicht möglich.

      • Es gibt keine verbindliche Absprache, welche Aufgaben beim nächsten Treffen der Gruppe erledigt werden sollen und was hierfür an Vorbereitungsarbeit von wem zu leisten ist.

      • Gruppenmitglieder bereiten sich nicht oder unzureichend auf die Sitzungen vor. Es gelingt deshalb nicht, den verabredeten Text zu besprechen oder die Gliederung für den → Seminarvortrag abzustimmen. Beim nächsten Mal haben sich auch die ehedem Fleißigen nur noch halbherzig vorbereitet. Schließlich sieht man nicht ein, seine »Hausaufgaben« zu machen, während andere nur ein minimales Bemühen zeigen. Erklärungen wie »Ich hab’ es nicht geschafft« haben ihren Grund oft nicht in tatsächlichen Sachzwängen, sondern in fehlender Arbeitsplanung und fehlender Arbeitsdisziplin.

      • Gruppenmitglieder erscheinen nicht regelmäßig, nicht pünktlich oder müssen immer wieder »früher weg«. Dies demotiviert, eine kontinuierliche Arbeit ist nicht möglich.

      • Einzelne Mitglieder verhalten sich dominant, konkurrieren miteinander oder missbrauchen die Gruppe zur Selbstdarstellung. Es gelingt der Gruppe nicht, korrigierend einzugreifen (ggf. durch Ausschluss des Mitglieds). Nach kurzer Zeit zeigt die Gruppe Auflösungserscheinungen. Auch persönliche Abneigungen oder das Gefühl, nicht akzeptiert zu werden, können die Sacharbeit überlagern.

      • Einzelne Gruppenmitglieder versuchen von der Arbeit der anderen zu profitieren, bringen selbst aber nichts in die Gruppe ein (»Trittbrettfahrer«).

      • Die Gruppe ist zu groß. Mit der Größe sinkt das Gefühl des Einzelnen, für das Arbeitsergebnis persönlich (mit)verantwortlich zu sein. Mangels Verbindlichkeit gilt es als lässliche Sünde, »heute nicht zu können«.

      • Die Gruppenmitglieder sind in ihrem Lernstand und Leistungsvermögen zu unterschiedlich, sodass einige von der Gruppe profitieren, andere nicht.

      • Sachliche Auffassungsunterschiede werden als persönliche Differenzen erlebt. Konflikte sind die unvermeidliche Folge.

      3.6.3 Regeln und Grenzen

      Wenn es ernsthaft »menschelt« (mangelnde Verantwortungsübernahme, Dominanz, Besserwisserei, Überheblichkeit, Lethargie, ausbeuterisches Verhalten etc.) sollten Studierende der Sozialen Arbeit als angehende ›Spezialkräfte für die Einflussnahme auf abweichendes Verhalten‹ zunächst die Chance ergreifen, ihr Können auf diesem Gebiet zu trainieren. Auf der anderen Seite ist eine Arbeitsgruppe keine sozialtherapeutische Veranstaltung, sondern ein Lernarrangement mit einem definierten Ergebnisziel. Kommt es in der Gruppe zu interpersonellen Konflikten, die sich nicht kurzfristig durch ein offenes, lösungsorientiertes Gespräch klären lassen, sollte die Gruppe ihre Arbeit einstellen. Konzentriert sich das Problem auf ein einzelnes Gruppenmitglied, ist dessen Ausschluss zu erwägen, bevor die Gruppe als ganze »den Bach herunter geht«.

      Der Erfolg von Gruppenarbeit hängt aber nicht nur davon ab, ob es gelingt, Konflikte erfolgreich zu bewältigen, es sind – wie schon angedeutet – auch andere Regeln zu beachten.

      1. Eine Arbeitsgruppe braucht ein klares, gemeinsam geteiltes Ziel: Was ist Auftrag der Gruppe und was gehört nicht zum Auftrag der Gruppe?

      2. Eine Arbeitsgruppe sollte nicht mehr als vier Mitglieder haben. Dies ermöglicht jedem Einzelnen sich aktiv zu beteiligen und stabilisiert die gemeinsame Verantwortung für das Arbeitsergebnis.

      3. Eine Arbeitsgruppe sollte in ihrer Zusammensetzung ausgewogen sein. Überflieger und extrem schwache Studierende bilden kein gutes Gespann, wenn es darum geht, dass alle Gruppenmitglieder gleichermaßen einen Lernzuwachs erzielen sollen. Andererseits tut es einer Gruppe gut, wenn sie von differenziellen Fähigkeiten ihrer Mitglieder profitieren kann, z. B. der Fähigkeit strukturiert vorzugehen, an Absprachen zu denken und die Tagesordnung im Blick zu behalten.

      4. Es bedarf verbindlicher Regeln für die Zusammenarbeit, die möglichst schriftlich festgehalten werden sollten (z. B. Arbeitszeit, Gruppenleitung, Verfahren bei Verhinderung, Vorbereitung der Sitzungen, Umgang mit Störungen).

      3.7 Umgang mit Lern- und Schreibblockaden

      Ein Schreib- oder Lernprojekt ist emotional anstrengend, da Sie Ausdauer, Konsequenz und Geduld benötigen. Lern- und Schreibblockaden resultieren oft daraus, dass Sie nicht wissen, welche Anforderungen an Sie gestellt werden. Wenn Sie nicht wissen, in welche Richtung Sie »laufen« sollen, fällt es schwer, loszugehen. Daher ist es wichtig, dass Sie Ihr Thema eingrenzen, mit Ihrer Betreuungsperson die Anforderungen abklären und selbst inhaltliche Entscheidungen treffen.

      Um Schreib- oder Denkblockaden aufzulösen, helfen auch inhaltliche Gespräche mit → Kommiliton*innen oder Freund*innen. Erzählen Sie, was Sie vorhaben, wovon Ihre Arbeit handelt und was Sie herausfinden wollen. Berichten Sie, wie Sie bisher Gelesenes und Ihre Gedanken diesbezüglich nutzen, um Ihr Thema zu analysieren oder um zu argumentieren. Ihr Gegenüber wird Ihnen inhaltliche Fragen stellen, die Ihnen zeigen, ob Ihre Ausführungen interessant und verständlich sind (Karmasin/Ribing 2019, 38). Solche Gespräche helfen Ihnen einen Überblick und ein Gefühl für Ihre Arbeit zu bekommen. Sie erhalten Feedback, und durch die Rückfragen können neue Ideen entstehen.

      Beim Erstellen wissenschaftlicher Arbeiten durchleben fast alle Autor*innen Krisen, besonders wenn sie das erste Mal eine wissenschaftliche Arbeit verfassen. Oft stellt es schon ein Problem dar, mit der Arbeit überhaupt zu beginnen. Unter allerlei Vorwänden wird der »erste Spatenstich« von Tag zu Tag verschoben. Hat man den Anfang endlich geschafft, wird bereits Geschriebenes immer wieder verworfen aus Unsicherheit, es könne unzulänglich sein. Für den Umgang mit solchen »Störungen« kommt es ganz entscheidend darauf an, diese kognitiv angemessen zu bewerten. Vergegenwärtigen Sie sich Folgendes:

      • Hemmungen


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