Christmas Kochbuch: Weihnachten in den Alpen. Herbert Taschler

Christmas Kochbuch: Weihnachten in den Alpen - Herbert Taschler


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Schreckgestalten. Der Brauch hat seinen Ursprung im Heidentum, als wilde Gestalten mit Glockenlärm und Geschrei die Kältegeister aus den Wäldern locken sollten. Krampusse und Perchten sind im gesamten Alpenraum bekannt und gehören untrennbar zum Adventsbrauchtum. Der Nikolaus, der die braven Kinder mit Süßigkeiten beschenkt, kam erst viel später hinzu – meist in Gesellschaft dieser furchteinflößenden Gesellen. Einer der ältesten und größten Krampusumzüge geht im Südtiroler Hochpustertal über die Bühne, in Toblach. Bei Anbruch der Dunkelheit versammeln sich einige hundert Krampusse und ungeheuerliche Gestalten. Sie tragen kunstvoll geschnitzte Holzmasken, die furchterregende Fratzen mit gewundenen Tierhörnern und roten Zungen darstellen, und dazu zottelige Fellkostüme und schwere Glocken. Wild lärmend und ein höllisches Spektakel veranstaltend ziehen sie durch die Straßen – auf der Suche nach unartigen Kindern und Erwachsenen. Für weniger mutige Zuschauerinnen und Zuschauer und vor allem für die Kinder gibt es eine Krampusfreie Zone zum sicheren Beobachten des ausgelassenen Treibens.

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      Sobald sich der teuflische Umzug nach mehreren Stunden dem Ende zuneigt, tritt auch der Nikolaus in Erscheinung. Die braven und vor allem mutigen Kinder, die sich von den wilden Gestalten nicht haben abschrecken lassen, bekommen zur Belohnung ein kleines Geschenk.

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       DAS KLOSN IM KNAPPENDORF STILFS

      Eine besondere Form der Umzüge findet man im Vinschgauer Knappendorf Stilfs. Hier lässt man jedes Jahr einen alten vorweihnachtlichen Brauch aufleben: Das Bergdorf verwandelt sich in ein buntes Farbenmeer, während ohrenbetäubender Lärm durch die Gassen hallt. Die Rede ist vom traditionellen »Klosn«, das am Samstag vor oder nach dem Festtag des Heiligen Nikolaus am 6. Dezember über die Bühne geht. Woher dieser farbenprächtige, lärmende Brauch stammt und wie er entstanden ist, kann heute nicht mehr mit Gewissheit gesagt werden. Die jungen Burschen und Männer des Ortes schlüpfen in rot-grüngelb-blau-orange-violett gefärbte Gewänder, ziehen sich furchteinflößende Masken über und hängen sich vorne am Körper mehrere möglichst große und schwere Glocken, die Schellen, um. Dann ziehen sie lärmend und schreiend in den Rollen von Klaubaufen, Schellern, Eseln und Tuifeln (Krampussen) durch die Straßen des Bergdorfs. Sie schellen, was das Zeug hält, ahmen das Geschrei von Eseln nach, wälzen sich zwischendurch am Boden und treiben ihre Späße mit den zahlreichen Schaulustigen.

      Der Heilige Nikolaus, der »Santa Klos«, darf beim bunten und lauten Treiben natürlich nicht fehlen. In Begleitung von ganz in Weiß gekleideten Wesen folgt er – unbeeindruckt vom Treiben der jungen Wilden – dem bunten Zug. Ein Augenblick der Stille herrscht an diesem Tag in Stilfs nur für einen kurzen Moment: Bei Einbruch der Dunkelheit werden die Glocken abgelegt und das ganze Dorf versammelt sich beim Ave-Maria-Läuten auf dem Platz vor der Kirche zum Gebet. Aber sofort nachdem das Amen gesprochen ist, erschallt wieder das Geläute. Mit Speis, Trank und Musik geht es bis in die späte Nacht hinein noch einmal laut und lustig zu.

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       SÜDTIROLER BAUERNZELTEN

       von Ella Bernhart, Kastelbell, Südtirol

      Zubereitet und verziert mit kandierten Früchten, Nusskernen und weihnachtlichen Gewürzen – Zelten sind eine verfeinerte Form des Früchtebrots und das Weihnachtsgebäck schlechthin. An der Zusammensetzung der Zutaten ließ sich früher der Wohlstand der Leute ablesen: Die Bauernzelten enthalten mehr Teig und weniger dekorative Früchte, ein weihnachtlicher Hochgenuss sind sie aber allemal.

       Für 1 großen Laib | Zubereitung: 60 Minuten | Ziehzeit: über Nacht Ruhezeit: 10 Minuten + 60 Minuten + 1 Woche | Backzeit: 60 Minuten | Schwierigkeitsgrad: leicht

      150 g Nüsse (z. B. Walnusskerne, Haselnusskerne)

      150 g Mandelkerne

      150 g Pinienkerne

      350 g getrocknete Feigen

      350 g Rosinen (oder Sultaninen)

      100 ml Rum

      1 TL Zimtpulver

      1 TL Nelkenpulver

      2 EL Zucker

      20 g frische Hefe

      150 g Roggenmehl (Type 997)

      150 g Weizenmehl (Type 405)

      1 Prise Salz

      100 g kandierte Früchte

      1 EL Honig

      1Etwa ein Drittel der Nuss-, Mandel- und Pinienkerne beiseitelegen. Den Rest grob hacken, die Feigen in dünne Streifen schneiden. Die Kerne und Feigen zusammen mit den Rosinen in eine Schüssel geben und mit dem Rum übergießen. Zimt-, Nelkenpulver und 1 EL Zucker darüberstreuen und über Nacht zugedeckt ziehen lassen.

      2Für den Teig die Hefe und den restlichen Zucker in lauwarmen Wasser auflösen und etwa 10 Minuten gehen lassen. Beide Mehlsorten sowie Salz dazugeben und alles zu einem Teig verarbeiten. Die Masse aus Nuss-, Mandel-, Pinienkernen, Feigen und Rosinen zum Teig geben und gründlich einarbeiten. Aus dem Teig kleine, flache Laibe (Zelten) formen und diese zugedeckt an einem warmen Ort für 60 Minuten gehen lassen.

      3Die Zelten mit den beiseitegelegten Nuss-, Mandel- und Pinienkernen sowie den kandierten Früchten verzieren. Inzwischen den Honig in etwas heißem Wasser auflösen und die verzierten Laibchen mit Honigwasser bestreichen.

      4Den Ofen auf 200 °C Ober- und Unterhitze vorheizen. Das Backblech mit Backpapier auslegen, die Zelten darauf verteilen und etwa 60 Minuten backen. Dabei immer wieder mit dem Honigwasser bepinseln. Anschließend komplett abkühlen lassen und einzeln in Frischhaltefolie einwickeln. Am besten 1 Woche ruhen lassen, je länger die Zelten durchziehen können, desto aromatischer werden sie.

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       PUSCHTERER BREATL

       vom Hittal-Hof im Pustertal, Südtirol

      Das Puschterer Breatl ist das typische Fladenbrot aus dem Pustertal. Es besteht zu zwei Dritteln aus Roggen- und zu einem Drittel aus Weizenmehl. Sauerteig übernimmt die Lockerung, während Salz und Gewürze wie Fenchel, Kümmel, Koriander oder Brotklee den würzig-kräftigen Geschmack abrunden.

       Für 4 Brotlaibe | Zubereitung: 30 Minuten | Ruhezeit: 4–5 Stunden | Backzeit: 45 Minuten Schwierigkeitsgrad: leicht

      1 kg Roggenvollmehl (erhältlich im Onlinehandel, alternativ Roggenvollkornmehl)

      500 g Weizenvollmehl (erhältlich im Onlinehandel, alternativ Weizenvollkornmehl)

      2 TL Salz

      1 TL Kümmelsamen

      1 TL Fenchelsamen

      Schabzigerklee nach Belieben

      100 g Sauerteig

      1Roggen- und Weizenvollmehl, Salz und Gewürze in einer großen Schüssel gut vermischen. Den Sauerteig mit etwas Wasser anrühren und der Mehlmischung beimengen. Alle Zutaten unter Zugabe von etwas Wasser zu einem mittelfesten Teig kneten. Den Teig zu einer Kugel formen und zugedeckt an einem warmen Ort 4–5 Stunden gehen lassen.

      2Den Ofen auf 220 °C Ober- und Unterhitze vorheizen. Ein bis zwei Backbleche mit Backpapier belegen. Währenddessen den Teig in vier gleich große Portionen teilen und daraus vier flache Brotlaibe formen. Die Puschterer Breatl etwa 45 Minuten backen, bis die Laibe schön braun sind.

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