Handbuch Qualitätsmanagement im Krankenhaus. Heidemarie Haeske-Seeberg
der Qualitätsspirale. Unter dem Qualitätskreis versteht man ein Begriffsmodell, das die zusammenwirkenden Tätigkeiten enthält, welche die Qualität beeinflussen, und zwar von der Feststellung der Erfordernisse bis zur Feststellung, ob diese erfüllt worden sind.126
Ein typischer Qualitätskreis ist der von Deming beschriebene PDCA-Zyklus (Plan-Do-Check-Act-Zyklus)127 (
Nach der Erkennung eines Problems wird dieses strukturiert bearbeitet. Die Arbeitsschritte, die der PDCA-Zyklus beschreibt, sind:
• Plan: das Planen einer Verbesserung
• Do: das Ausführen des Verbesserungs-Planes
• Check: die Überprüfung der geplanten und implementierten Lösung
• Act: das erneute Verbessern der zunächst implementierten Lösung auf der Basis der Erfahrungen aus der Evaluation
Abb. 24: PDCA-Zyklus nach Deming
Bei einem Kontinuierlichen Qualitätsverbesserungsprozess werden die einzelnen Handlungsschritte wie das Planen einer Verbesserung, das Ausführen des Verbesserungs-Planes, das Überprüfen der gefundenen Lösung und die erneute Verbesserung immer wieder durchlaufen. Dabei setzt der neue Durchlauf des Verbesserungszyklus notwendigerweise zu einem späteren Zeitpunkt auf einem höheren Qualitätsniveau an und berücksichtigt die zwischenzeitlich stattgefundenen Verbesserungsaktivitäten. Durch die inzwischen gewonnenen Erfahrungen der am Kontinuierlichen Qualitätsverbesserungsprozess beteiligten Mitarbeiter werden die neuen Lösungsansätze zu einer neuerlichen Effektivitäts- und/oder Effizienzsteigerung führen. An seinem Endpunkt stehen wiederum Ergebnisse auf einem höheren Niveau. Daraus ergibt sich ein Spiralen-Modell (
Dieses Modell findet auch Anwendung bei der Arbeit der Qualitätszirkel. Sie widmen sich kontinuierlich der Verbesserung der Abläufe in ihrem eigenen Arbeitsbereich, wodurch sie immer wieder über die Effektivitäts- und Effizienzsteigerung der in ihrem Verantwortungsbereich liegenden Prozesse reflektieren. Sie sind dadurch in der Lage, Lösungen auf stets steigendem Niveau zu finden. Durch ihre personell stabile Zusammensetzung kann sich der oben beschriebene Lerneffekt durch Erfahrungen mit unterschiedlichen Lösungsansätzen einstellen.
Abb. 25: Modell einer Qualitäts-Spirale
10.1 Kleingruppenarbeit
Qualitätszirkel und Projektgruppen sind wichtige Arbeitsformen im Qualitätsmanagement. Für ihren Einsatz sind Voraussetzungen zu schaffen und Vorbereitungen zu treffen. Ihr Erfolg hängt von der richtigen Auswahl von Projekten, der Auswahl der geeigneten Gruppenteilnehmer, der Einbindung in ein Gesamtkonzept der QM-Einführung und vor allem von der Umsetzung der entwickelten Lösungen ab. Ihre Arbeitsweise ist strukturiert und wird mit dafür entwickelten Arbeitsmethoden unterstützt.
10.1.1 Definition und Abgrenzung
Kleingruppenarbeit in Qualitätszirkeln und Projektgruppen stellt eine wichtige Form der Zusammenarbeit für die Lösung konkreter Probleme in Arbeitsabläufen dar. Es gibt keine verbindliche Definition für diese Arbeitsformen. Eine von Deppe durchgeführte Literaturauswertung ergab die folgenden häufig genannten Kriterien der Definition von Qualitätszirkeln.128
Danach ist ein Qualitätszirkel eine auf Dauer angelegte Kleingruppe, in der Mitarbeiter einer hierarchischen Ebene mit einer gemeinsamen Erfahrungsgrundlage in regelmäßigen Abständen auf freiwilliger Basis zusammenkommen, um Themen des eigenen Arbeitsbereiches zu analysieren und unter Anleitung eines geschulten Moderators mit Hilfe spezieller, erlernter Problemlösungs- und Kreativitätstechniken Lösungsvorschläge zu erarbeiten und zu präsentieren, diese Lösungsvorschläge selbstständig oder im Instanzenweg umzusetzen und eine Ergebniskontrolle vorzunehmen, wobei die Gruppe als Bestandteil in den organisatorischen Rahmen des Qualitätszirkel-Systems eingebunden ist und mit den anderen Elementen Kommunikationsbeziehungen unterhält.
In Krankenhäusern hat es sich als sinnvoll erwiesen, zwei verschiedene Formen der Kleingruppenarbeit zu planen und zu initiieren und diese sprachlich voneinander abzugrenzen:
1. (Berufsgruppeninterner) Qualitätszirkel:
Die Mitarbeiter einer Berufsgruppe (z. B. die pflegerischen Mitarbeiter einer Station, Mitarbeiter eines technischen Bereiches oder ärztliche Mitarbeiter einer Abteilung) treffen sich auf freiwilliger Basis monatlich, um fortlaufend unter der Leitung eines ausgebildeten Moderators Probleme ihres eigenen Arbeitsbereiches, die sie selbst ausgewählt haben, aufzugreifen, aufzuarbeiten, Lösungsvorschläge zu unterbreiten und die Lösungen umsetzen bzw. evaluieren zu können.
2. (Berufsgruppenübergreifende) Projektgruppe:
Mitarbeiter verschiedener Berufsgruppen, die an einem gemeinsamen Prozess arbeiten, (z. B. an der Versorgung von Notfallpatienten) werden speziell für die Lösung eines konkreten Problems ausgewählt und bearbeiten dieses unter der Leitung eines ausgebildeten Moderators, machen Lösungsvorschläge, die sie auch umsetzen und evaluieren können. Diese Organisationsform wird auch als Qualitätsteam bezeichnet.129
10.1.2 Einbindung ins Krankenhaus – Voraussetzungen und Rahmenbedingungen
Bevor der erste Qualitätszirkel bzw. die erste Projektgruppe im Rahmen der Einführung eines QM-Systems in einem Krankenhaus die Arbeit aufnehmen, sollte zunächst ein Konzept entwickelt werden, das unter anderem die folgenden Fragen beantwortet:
• Was ist das Thema für den ersten Zirkel, damit dieser erfolgreich arbeiten kann?
• Wie erfolgt zukünftig die Auswahl und Priorisierung von Themen?
• Wann und wie oft sollten Qualitätszirkel tagen?
• Wie viele Qualitätszirkel können höchstens gleichzeitig aktiv sein?
• Wer sollte in ihnen mitarbeiten?
• Wer ist verantwortlich dafür, dass alle notwendigen materiellen Voraussetzungen für die Arbeit von Qualitätszirkeln (Moderationsmaterial, Raum, Zeit, Kapazität für Datensammlung, -erfassung und -auswertung usw.) geschaffen werden?
• Welche Mitarbeiter werden zu Moderatoren ausgebildet?
• Wie wird durch wen ausgebildet?
• Wie wird sichergestellt, dass die von den Qualitätszirkeln erarbeiteten Lösungen umgesetzt werden?
Diese Fragen sind notwendig, um die optimale Einbindung der Arbeit dieser Gruppen in das Krankenhaus zu ermöglichen.
Bei der Einbindung der Qualitätszirkel und Projektgruppen in die Strukturen des Krankenhauses sind durch die verschiedenen Hierarchieebenen und Strukturen der Aufbauorganisation verschiedene Aufgaben zu erfüllen und Arbeitsbeziehungen zu beachten (
Die Krankenhausbetriebsleitung sollte die Voraussetzungen im Rahmen der Etablierung eines QM-Systems schaffen, also eine Qualitätskommission bilden, die die Steuerung der Qualitätszirkel und Projektgruppen übernimmt,