Die große Fälschung. P. M.

Die große Fälschung - P. M.


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ihn Leo.

       »Das griechische Feuer. Die Geheimwaffe der byzantinischen Flotte, die bisher die arabische Eroberung verhindert hat. Es ist eine schreckliche Brandwaffe, ein Flammenwerfer, die Atombombe des zehnten Jahrhunderts. Wenn ihr sie habt, haben die kaiserlichen und andere Heere keine Chance mehr gegen euch. Das ist der Beweis unseres Vertrauens.«

      Der Zettel wird skeptisch von Schmieden, Zimmerleuten, Köchinnen studiert und herumgereicht.

      »Könnte funktionieren«, meint Arthur schließlich.

      »Und habt ihr auch die Zutaten?«, fragt Leo.

      »Alles da, in den Fässern unten im Hof«, erklärt Theodoros stolz.

      »Die Konstruktionen schaffen wir in einigen Wochen«, meinen die Handwerker.

      »Vielleicht sollten wir eine Kopie des Rezepts anfertigen«, flechte ich ein.

      Doch mein Vorschlag geht unter im allgemeinen Planen, Diskutieren und einem weiteren Umtrunk zu Ehren unserer neuen Verbündeten.

      Ich muss weg zum Kochdienst. Als ich mir den Mantel überziehe, bekomme ich noch mit, dass Tuckstett in Haselheim umgetauft werden soll. Der alte Tukko, ein mythischer fränkischer Stammestyrann, soll nicht mehr weiter herumgeschleppt werden. Der Haselstrauch ist der erste, der im Frühling blüht. Dann muss sich auch Haselheim bewähren.

      Der Weg durch Haselheims Gassen gleicht dem Gang durch eine Zauberhöhle. Eiszapfenorgeln, Schneeskulpturen, hüfthohe Schneemauern haben die Stadt architektonisch verwandelt. Vermummte Gestalten, zottige Pelzkugeln auf zwei Beinen, improvisierte Eskimos treiben sich herum, tragen Kessel und Körbe, treiben Wollschweine und skandalisierte Gänse ins Verderben. Stiefelausklopfend betreten sie dampfende Herbergen, aus denen Gesprächs- und Musikfetzen dringen. Leichter bekleidete Männer und Frauen sitzen auf Gerüsten, rücken Balken zurecht, mischen Mörtel, sägen, hacken, schnitzen, klopfen und nageln. Haselheim entsteht erst – vielleicht wird es nie fertig sein. Es sind wieder Pilger eingetroffen. Aus den Unterkünften tönt es böhmisch, polnisch, magyarisch, rätoromanisch, alemannisch, friesisch, französisch. Tore und Türen sind mit Tannenzweigen eingerahmt worden. Kinderhorden flitzen herum, liefern sich Schneeballschlachten. Die letzten in der Stadt verbliebenen Reinen spielen mit. Die Kirche ist zu einer Volkskantine mit Schlafplätzen geworden. Dort wird die berühmte Haselheimer Zentralsuppe ausgegeben, nahrhaft, traditionsreich und heiß.

      Ich liebe die Arbeit in der Küche. Der Aufstand hat auch neue Rezepte gebracht – meist vegetarische, aber raffinierte. Nachdem ich meinen Mantel verstaut habe, ziehe ich die Holzschuhe an und mache mich zusammen mit Günter, Helgard, Norbert und Rollo ans Werk. Zuerst grabe ich aus dem Sandbeet im Keller einen Korb voll Rüben aus und hole Kohl vom Haufen im Schuppen. Natürlich schwirren jede Menge Kinder um uns herum, die helfen, stören, fragen – also lernen. Zum Kohlschneiden konjugieren wir zum Beispiel talyo, talyis, talya, talyams, talyatz, talyan – bestes, hausgemachtes Italo-Französisch. Schon dampft der Kessel auf dem Holzherd. Unsere Küche ist groß und geht in den allgemeinen Wohnraum über. So wird die Wärme optimal genutzt, und die Köche fühlen sich nicht einsam. Weiter hinten sind Mitbewohner am Nähen, Pelzkappenmachen, Schnitzen und Teigkneten. Wostar aus Polen bemalt die neu eingezogenen Balken mit abstrakten, heidnischen Mustern. Das Problem sind die Fenster. Sie werden mit Pergament oder Ölpapier vermacht, lassen daher zu wenig Licht herein. Lässt man sie offen stehen, dringt Kälte ein. Entweder Licht oder Wärme. Doch in der Unterstadt ist ein Glasofen im Bau, und einige Leute aus Torcello (bei Venedig) werden schon in wenigen Wochen am Glasblasen sein. Dann werden wir Scheiben haben und voll durchblicken.

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      Ein eisklarer Februartag. Wir sind zu dritt, Gerd, Norbert und ich. Norbert ist ein Handwerksgeselle aus Farnburg, so um die fünfundzwanzig Jahre alt, ein vortrefflicher Bogenschütze, Ritterschlächter, Präzisionsmechaniker. Er hat blaue Augen, ist zierlich und mittelgroß. Irgendwie ist er nach der Schlacht im Plötzwald zu uns nach Gardoville gekommen – vielleicht, weil er sich in Ulla, ein Bauernmädchen aus Gardau, verliebt hat. Momentan stehen wir auf einer sanften Anhöhe hinter breiten Eichen und überblicken die Senke, durch die die Straße nach Haselheim verläuft. Unsere Felder und Äcker sind nur noch teilweise von Schnee bedeckt. Graues und braunes Gras und Stoppeln auf gefrorenem Boden.

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