Diakonie zwischen Vereinslokal und Herrenmahl. Jan Quenstedt
Bei der Inschrift handelt es sich um eine Quelle, die aus dem lokal-urbanen Umfeld einer paulinischen Gemeinde stammt. Sie ist in das 1. Jh. n.Chr. zu datieren und stammt aus der Stadt ThessalonikiThessaloniki in Mazedonien.1 Gefunden wurde sie im Sarapeion. Mit der Datierung und der Lokalisierung erfüllt die Inschrift die Kriterien, die unter den Begriffen „Zeit“ und „Raum“ formuliert wurden und bietet sich entsprechend ihrer formalen Voraussetzungen zur Untersuchung an.2
Durch die gemeinsame lokale Verortung in ThessalonikiThessaloniki legen sich letztlich wechselseitige Wahrnehmungen mit der paulinischen Tradition nahe, wie sie im 1. und – unter anderen Vorzeichen – 2. Thessalonicherbrief vorliegt.3 Mögliche sachliche Bezüge werden an anderer Stelle diskutiert.4
2.3.1 Text und Übersetzung
Editionen (in Auswahl): GRA I 76GRA I 76; IG X/2.1 259IG X/2.1 259; PHI 137441PHI 137441; SEG XXX 622SEG XXX 622
[ἀγαθῆ]ι̣ τ̣ύ̣χηι Διὸς <vacat> | Δ̣ι̣ο̣νύσ̣ου vv Γονγύλου. <vacat> | Γ(άïος) Ἰούλιος ΒΗΣΑΡΤΗΣ ἀνέθηκεν τῷ θεῷ καὶ | ἔδωκεν ἐν δόσε̣ι τοῖς τε νῦν αὐτοῦ καὶ ἐ̣σομένοις̣ | [5] μύστα̣ις, ἕως ἂν συνιστῶ̣νται, ἀμπέλων ἐν τῇ | Πε̣ρ̣δυλίᾳ ἔν τὸ ἄστυι πλέθρων πέντε τὸ τρίτον | μέρος ἐπὶ τῷδε, ἐφ’ ᾧ τὴν καρπήαν ἐχόντων | καθ’ ἕτος γείνηται ἡ ἐπὶ τῶν θρεψάντων | αρτου ἑστίασις κ̣ατὰ τὸ παραδεδομένον | [10] καὶ τὴν δόσιν, Δύστρου v ιθ΄ ν, Δαισίου v ιγ΄, | Γορπιαίου v κγ΄, v ὀμνύντων τῶν τε νῦν καὶ | τῶν ἐσομένον μυστο͂ν τὸν θεὸν καὶ τὰ ὅργια | καὶ τὸ μεσανύκτιον ἄρτοῦ διαφυλάξειν τὴν | ἐπά̣νο θρησκήαν κατὰ τὴν δόσιν. ἀνέθηκαν | [15] δὲ καὶ οἱ ὑπογε̣γρα̣μμένοι μύσται, ἐφ’ ὁ͂ τῆς καρ- | πήας μετέχωσιν τὸν τοῦ ζῆν χρόνον αὐτοὶ ἐπὶ | τοῦ θεοῦ καὶ μεταπαραλαμβάνωσιν οἱ ἐπεισι- | όντες μύσται, τοῦ αὐτοῦ πενταπλέθρ̣ου τὰ δύο | μέρη, ἐφ’ ᾧ ἄπρατα διηνεκῶς μ̣ε̣ίνῃ, ὀμοσάν- | [20] των κατὰ τὰ αὐτὰ συνδιαφυλά̣ξειν. | <vacat>
<col. I>
Λ Φουλούιος Φῆλιξ | ἱερεύς | <vacat> Μ̣(ᾶρκος) Ὄμβρειος Ἔρως | Νε̣ίκανδρος Νεικάνδρου | [25] Ἡ̣ρ̣α̣κλείδης Κορράγου | Γ(άϊος) Ἰούλιος Φῆλιξ | Μ̣(ᾶρκος) Ὄμβρειος Μακε-δών | Τ(ίτος) Σέξτιος <vacat> | Ν(όνας) Τερραῖος Ὑάκινθος | [30] Ἀντίγονος Νεικηφόρου | Μ̣(ᾶρκος Δόλλ̣ι̣ος Ἀττικός |
<vacat>
<col. II>
Γ(άϊος) Ἰούλιος Ἀγαθόπους | Ἀβούδιο[ς] [……]ΩΝ | <vacat> Ν(εμέριος) Τερραῖος Φιρμα̣νός | Μ(ᾶρκος) Λόλλιος Σαβ̣ε̣ῖνος | [25] Γ(άϊος) Ῥάϊος Ζώσιμος | Μ(ᾶρκος) Μάριος Κερεάλις | Μ(ᾶρκος) Ἀντώνιος Πρεῖμος | <vacat> ἀνετέθη ἐπιτρέψαντος Στράτωνος τοῦ | Ἐπικράτους, φύσει δὲ Διονυσίου ἱερητεύοντος | τὸ vv βʹ.
Alles Gute, Zeus <vacat> DionysosDionysos Gongylos. <vacat> Gaius JuliusJulius BESARTES weihte dem Gott und gab eine ZuwendungZuwendung [für] seine jetzigen und zukünftigen MystaiMystai, [5] solange sie organisiert sind, ein Drittel von fünf Plethra Weinbergen in der Stadt von Perdylia [gelegen] und zwar so, dass solange [sie] den Profit haben jährlich stattfinden soll für die ThrepsantesThrepsantes ein Brot-Bankett, entsprechend dem Gegebenen der Tradition [10] und der ZuwendungZuwendung, [am] 19. Dystros, [am] 13. Daisios, [am] 23. Gorpiaios, die jetzigen und zukünftigen MystaiMystai schwören dem Gott sowohl die Riten als auch das mitternächtliche Brot als oben genanntes Ritual entsprechend der Schenkung zu bewahren. Es weihten [15] auch die aufgeschriebenen MystaiMystai, solange sie selbst während ihrer Lebzeit Anteil hatten am Nutzrecht vor dem Gott und auch die nachfolgenden MystaiMystai das AmtAmt innehaben, zwei Drittel derselben fünf Plethra [die] zu verteilen [sind], sie schworen [20] dies entsprechend streng zu bewahren, mit der Absicht, dass alles ständig unverkäuflich bleibt.
<col. I>
Lucius Fulius Felix
PriesterPriester
<vacat>
Markus Ombrius Eros
Nikandros, Sohn des Nikandros
[25] Herakleides, Sohn des Korragos
Gaius JuliusJulius Felix
Markus Ombrius Make-
Don
TitusTitus Sextius <vacat>
Nonas Terraios Hyacintos
[30] Antigonos, Sohn des Neikephoros
Markus Lollios Attikos
<col. II>
Gaius JuliusJulius Agathopous
Aboudios [……] ON
<vacat>
Nemerios Terraios Phirmanus
Markus Lollios Sabeinus
[25] Gaius Raius Zosimus
Markus Marius Cerealis
Markus Antonius Preimus
<vacat>
Aufgerichtet, als Stratonus Anvertrauter war, [Sohn] des Epikratos, von Natur aus PriesterPriester des DionysosDionysos zu sein, das zweite [Mal].
2.3.2 Situation und Lektüre der Inschrift
Die Inschrift vermittelt einen Einblick in die Gepflogenheiten der MystaiMystai1, die dem Zeus (DionysosDionysos Gongylos)2 anhängen. Grundlage für ihre Vereinigung ist eine Aktivität des Gaius JuliusJulius [Besartes]3. Dieser offeriert der Gottheit (Z. 3) und ihren Anhängern einen Weinberg (Z. 5) in der Ortslage Perdylia, dessen Maße und Aufteilung die Inschrift konkret benennt (Z. 6–7). Diese Widmung geschieht einerseits für die aktuellen und zukünftigen Anhänger (Z. 4–5) und andererseits zweckgebunden durch die Beschreibung des Verwendungszwecks eines Teils des Ertrags (Z. 7–14): Zu drei regelmäßigen, terminlich festgelegten Zeitpunkten (vgl. Z. 10–11) sollen κ̣ατὰ τὸ παραδεδομένον (Z. 9), also entsprechend der Tradition der Vereinigung,