Pizarro. Reimar Paul
er nicht im Aufgebot der peruanischen Nationalmannschaft stand, die im Sommer bei der Weltmeisterschaft in Russland spielte.
Als Aussortierter, als Absteiger, als Nicht-Nominierter aber will ein Claudio Pizarro nicht von der Fußballbühne abtreten. Er will als Gewinner gehen, nicht als Verlierer. Dass das klappt, da ist er sich sicher: „Ich bin überzeugt, dass wir zusammen eine starke Saison spielen werden.“
Viele Fans trauen ihm zu, dass er trotz seines fortgeschrittenen Alters einen wesentlichen Teil dazu beiträgt. Pizarro gilt als einer der komplettesten Stürmer, die je in Deutschland gespielt haben. Er kann beidfüßig schießen, hat eine gute Übersicht, ist trickreich, kopfballstark, kann Bälle halten – „festmachen“ im Fußballerneudeutsch – und Bälle klug verteilen. Der langjährige Werder-Vorstandsvorsitzende Jürgen L. Born glaubt nicht einmal, dass sich Pizarro mit der ihm zugedachten Rolle als Joker zufriedengeben wird. „Claudio ist unglaublich ehrgeizig“, sagt Born. „Er trainiert noch, wenn andere längst zu Hause sind.“
Den Sommer über hat „Pizza“ sich auf Mallorca und in Garmisch-Partenkirchen fit gehalten, bei Yann-Benjamin Kugel, einst Fitness-Trainer von Werder und der Nationalelf. In den sozialen Medien sind schon vor Wochen Bilder aufgetaucht, die einen schlanken und offenbar gut trainierten Pizarro zeigen: Pizarro beim Sprint mit einem Deuserband um die Hüfte, Pizarro bei Stretchübungen, Pizarro beim Torschuss – sie wirken wie Bewerbungsfotos.
In Cala Millor auf Mallorca hat Pizarro eine Woche lang mit Kugel und den ebenfalls vereinslosen Profis Dennis Diekmeier und Dominic Maroh geschuftet. „Wir haben Mallorca ausgewählt, weil die Fußballer von hier schnell wegkönnen, falls sich etwas ergibt“, sagt der Coach der „Mallorca Zeitung“. „Pro Tag stehen zwei Trainingseinheiten auf dem Programm. Wir arbeiten an der Kondition, Schnelligkeit, aber auch mit dem Ball.“
Auch Ende Juli ackert „Pizza“ auf dem Trainingsgelände des 1. FC Garmisch-Partenkirchen wieder dafür, dass Kohfeldt in der kommenden Spielzeit so selten wie möglich an ihm vorbeikommt. „Bundesliga-Flair am Gröben. Im Rahmen der Vorbereitung auf die neue Saison absolvierte Claudio Pizarro eine individuelle Athletik-Einheit bei uns am Gröben“, schreibt der Landesliga-Aufsteiger am 30. Juli auf seiner Facebook-Seite und postet ein Foto. Claudio will vor seiner Rückkehr ins Flachland offenbar noch einmal die frische Bergluft genießen. Bei Traumwetter und mit Blick auf die Zugspitze feilt er an seiner Kondition.
Seine Ernährung hat Pizarro schon vor drei Jahren umgestellt. Früher Schokolade und Kuchen und anderen Süßigkeiten nicht abgeneigt, verzichtet er inzwischen weitestmöglich auf Süßigkeiten und Süßgetränke, Kohlenhydrate und Weißmehl. Den Anstoß dafür gab ein Besuch bei Giuliano Poser, einem italienischen Arzt, den ihm andere Profis empfahlen und dem auch der mehrfache Weltfußballer Lionel Messi und dessen argentinischer Kollege Gonzalo Higuain vertrauen.
Poser, der in der Nähe von Venedig praktiziert und seine Patienten unter anderem mit Homöopathie und Kinesiologie therapiert, stellte auch für Pizarro einen Speiseplan auf: keine Weizenmehl- und keine Kuhmilchprodukte, keinen Zucker, keine Kartoffeln, keine Tomaten und keine Auberginen. Stattdessen isst „Pizza“ nun Dinkel-Pasta, Dinkel- und Roggenbrot und Soja-Joghurt.
Zum sauertöpfischen Kostverächter ist er aber nicht geworden, Claudio bleibt ein Genussmensch. Er isst gern gut. Am liebsten Ceviche, ein peruanisches Gericht aus klein geschnittenem rohem Fisch. Auf das eine oder andere Glas Wein mag „Pizza“ ebenfalls nicht verzichten.
Kritische Stimmen zur Pizarro-Verpflichtung gibt es übrigens auch, sie gehen in der großen Euphorie allerdings ein wenig unter. Skeptisch äußert sich etwa Ex-Werder-Torwart Tim Wiese: „Warum Claudio Pizarro mit seinen fast 40 Jahren nicht aufgehört hat, ist mir ein Rätsel“, sagt er. „Er ist ein alter Mann, der nicht viel spielen wird.“
„kicker“-Redakteur Thiemo Müller merkt an, dass „Pizza“ in den vergangenen zwei Jahren sehr verletzungsanfällig gewesen sei und beim 1. FC Köln nur einmal 90 Minuten lang auf dem Platz gestanden habe. Bei Werder herrsche im Angriff ohnehin schon ein „massives Gedränge“: „Hätte es neben den Kruses, Moisanders, Bargfredes, Harniks, Langkamps, Drobnys und Maxi Eggesteins wirklich noch einer weiteren Leitfigur bedurft?“ Ab einem gewissen Punkt, so Müller, „kann eine Hierarchie auch unter zu vielen Häuptlingen leiden“.
„Pizarro hat seinen Zenit längst überschritten“, meint auch der Kommentator des Portals „Sportbuzzer“. Werder riskiere ein gesundes Mannschaftsgefüge für die Rückhol-Aktion. Mit Hannover-Neuzugang Martin Harnik, U21-Nationalspieler Johannes Eggestein und Aron Johannsson sei der Klub auf der Mittelstürmer-Position auch schon vor Pizarro breit aufgestellt gewesen.
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