Club V Sammelband. Jessa James

Club V Sammelband - Jessa James


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waren. Klar, zu Hause hatten wir die auch und unterhielten oft Männer, die bekanntermaßen Mitglieder von Mafiafamilien waren, aber hier bespaßten sie Schauspieler, Diplomaten, Medienleute und Politiker, die in der Stadt waren und in mehreren Nachrichtensendern auftraten.

      Das Gebäude des Club V war einst eine Textilfabrik. Es umfasste zwei Stockwerke, wovon jedes übermäßig hoch war und über die hohen Fenster verfügte, die so typisch für die Fabriken waren, die vor über hundert Jahren gebaut worden waren. Der Großteil dieser Fenster schien von Innen verdunkelt worden zu sein, um das Ambiente, für das Club V bekannt war, zu kreieren. Doch von außen war die Schönheit des alten Gebäudes recht eindrucksvoll. Wären da nicht die Worte „Club V“, die in eine Messingplatte in der Nähe der Eingangstür eingraviert waren, würde man niemals vermuten, was hinter diesen Wänden vor sich ging. Ich hegte den Verdacht, dass es viele trotzdem nicht wussten, da man nicht Google um Hilfe bitten konnte, um irgendetwas über diesen Laden rauszufinden. Ich wusste das, weil ich es viele Male probiert hatte, bevor ich vor über einem Jahr das ursprüngliche Jobangebot angenommen hatte.

      Ich lief um die Seite des Gebäudes und drückte einen Knopf am Personaleingang.

      „Ja?“, erklang eine Stimme über die Sprechanlage.

      „Ähm… hi. Ich bin Samara, Samara Tanza. Von der Filiale in New Jersey. Ich bin hier, um heute Abend an der Bar auszuhelfen.“

      Es entstand eine Pause und einen Moment fragte ich mich, ob ich weggeschickt werden würde und mir grauste es bereits vor der langen U-Bahnfahrt nach Hause.

      „Richtig, richtig. Ich lass dich rein.“

      Es summte und dann klickte es und ich konnte die schwere Tür aufdrücken, die zwischen mir und dem Inneren des Club V stand. Sie war so schwer, dass sie schnell und fest hinter mir ins Schloss fiel, wodurch ich in das kleine Foyer gestoßen wurde. Einen Augenblick war alles in undurchdringliche Schwärze gehüllt und ich musste meinen Augen eine Sekunde Zeit geben, damit sie sich an die Abwesenheit von Licht gewöhnen konnten. Nach einigen Sekunden wurde deutlich, dass es nicht richtig dunkel im Gebäude war, nur dämmrig und das insbesondere in diesem kleinen Bereich des Clubs.

      Eine Frau in einem kurzen, hautengen roten Bandage-Kleid tauchte aus dem Nichts auf, lächelte mich an und streckte mir zur Begrüßung ihre Hand entgegen.

      „Samara… es ist mir eine Freude, dich kennenzulernen. Ich bin Elle, die Personalchefin hier. Warum folgst du mir nicht. Jake wollte dich noch sehen, bevor du zur Einarbeitung mit einem unserer leitenden Barkeeper geschickt wirst.“

      Ich wusste nicht, wer Jake war, aber ich nahm an, dass er die NYC Version von Stew war und daher folgte ich Elle durch den Flur zu einem der Büros.

      „Jake ist einer der Miteigentümer. Er möchte dir nur kurz die Firmenregeln erklären und dir die Erwartungen, die wir hier in der NYC Filiale haben, mitteilen. Ich bin mir sicher, das meiste kennst du schon aus New Jersey, aber es könnte vielleicht ein paar Unterschiede geben. Wir rühmen uns damit, eine sehr exklusive Mitgliederliste zu führen und tun alles, das in unserer Macht steht, um ihre Privatsphäre zu schützen. Ich denke, du verstehst, worauf ich damit hinauswill.“

      Ich nickte, dann realisierte ich, dass sie mich nicht sehen konnte, weil ich ihr folgte, und daher sprach ich: „Oh, richtig. Natürlich. Ja, außerhalb des Clubs reden wir nie über unsere Gäste.“

      „Das ist großartig“, sagte Elle. Ich konnte das Lächeln in ihrer Stimme hören. „Ich bin mir sicher, es wird dir Spaß machen, Jake kennenzulernen. Hier ist sein Büro.“

      Das Büro lag in der gegenüberliegenden Ecke und die Tür schwang auf, um einige dieser gigantisch hohen Fenster zu offenbaren, die ich von außen gesehen hatte. Nur waren diese nicht verdeckt und das spätabendliche Licht drang in das schummrige Büro.

      „Jake, das ist Samara“, stellte Elle mich vor. Sie lächelte und schloss die Tür hinter sich, sodass ich allein dort stehen blieb, während Jake langsam seinen Bürostuhl umdrehte und sich erhob, um mich zu begrüßen.

      Er grinste, während er mit in den Hosentaschen vergrabenen Händen dastand. Der hellgraue Anzug, den er anhatte, war gut geschnitten und passte ihm perfekt. Er war ein großes, umwerfendes Bild von einem Mann mit rabenschwarzen Haaren, vollen Lippen, olivfarbener Haut und Augen, die irgendwo zwischen blau und grau rangierten.

      Ich schwieg und realisierte, dass ich ihn angestarrt und er das ebenfalls getan hatte. Unsicher, von wem erwartete wurde, zuerst das Wort zu erheben, sprach ich schließlich.

      „Hi… Jake.“

      Er nickte. „Ich lerne gerne alle neuen Leute, die wir an Bord holen, kennen. Nur um eine Vorstellung davon zu bekommen, wer neu in diesem Bereich ist und wer vielleicht Unterstützung braucht.“ Er trat um seinen Schreibtisch und nach vorne, um mich zu begrüßen, wobei er eine Hand ausstreckte, um meine zu schütteln. „Samara? Hübscher Name.“ Seine Worte waren wie Butter. Ich war mir nicht sicher, aber es klang auch, als hätte er einen ganz leichten Akzent und das machte diesen ohnehin schon unglaublich gut aussehenden Adonis sogar noch attraktiver.

      „Dankeschön“, sagte ich in dem Versuch, mich so cool wie möglich zu geben. Wenn jeder in diesem Laden nur halb so gut aussah wie Jake, dann würde es eine lange, aber spaßige Nacht mit jeder Menge Sahneschnittchen werden.

      „Ich hoffe, dir wird deine Zeit hier gefallen. Und nicht, dass ich darauf aus bin, jemanden von einer unserer anderen Filialen abzuwerben, aber du solltest wissen, dass jemand von deinem Kaliber hier im Club V NYC immer willkommen ist. Ich habe gehört, was für eine fantastische Barkeeperin du in Jersey bist und du bist mir wärmstens empfohlen worden.“

      Ich spürte, wie mir Hitze ins Gesicht stieg. „Nun, Stew ist zu freundlich. Die Arbeit im Club V im vergangenen Jahr hat mir wirklich Spaß gemacht und ich könnte mir keinen besseren Arbeitsplatz für mich vorstellen.“

      Jake rieb sich nachdenklich über das Kinn. „Wie sehen deine Langzeitziele bezüglich deiner Beschäftigung bei uns aus?“

      Niemand hatte mir jemals zuvor diese Frage gestellt, mit Ausnahme von Stew, als er mich zur Barkeeperin befördert hatte, nachdem ich einige Monate gekellnert hatte.

      „Mir macht die Arbeit hinter der Bar wirklich Spaß. Um ehrlich zu sein, ist es das, was ich tue, um meine Collegegebühren bezahlen zu können. Dafür ist es super. Das Trinkgeld ist wunderbar und bis jetzt konnte ich alles selbst bezahlen, ohne Hilfe von meinen Eltern.“

      Etwas schien über Jakes Gesicht zu huschen. „Wie alt bist du?“

      „Neunzehn“, antwortete ich, ohne zu zögern.

      „Wow… ich schätze, ich bin einfach davon ausgegangen, dass du etwas älter als das bist. Oh nun gut, immer noch legal.“

      Der Satz erschütterte mich und ich war mir sicher, dass meine Augen weit aufgerissen waren.

      „Ich meine… legal, um in New Jersey und New York hinter der Bar zu stehen“, fügte er mit einem Lachen an. „Aber im Ernst, hast du jemals den Wunsch verspürt, im Club einen Schritt weiter als diese Stelle zu gehen?“

      Es dämmerte mir allmählich, was Jake, einer der Mitinhaber des Club V, mich fragte. Diesem Mann gehörte nicht nur der Club, er war auch Teilhaber all der anderen Clubs in den Vereinigten Staaten und mittlerweile gab es einen in jedem Staat.

      Beruhig dich, Samara. Er stellt jeder einzelnen Frau, die durch diese Tür tritt, die gleiche Frage. Jetzt antworte ihm.

      „Du meinst… ob ich daran interessiert bin, im Hauptbereich zu arbeiten?“

      Im Hauptbereich arbeiten. Das war die Bezeichnung, die wir benutzten. Es war die Bezeichnung, die die Frauen, die es machten, benutzten, anstatt allzu offen darüber zu reden. ‚Ich arbeite im Hauptbereich des Club V‘ war etwas, das man in der Öffentlichkeit erzählen konnte und dabei noch immer respektabel klang. Dabei war ‚im Hauptbereich arbeiten‘ in Wahrheit eine Umschreibung dafür, dass man für Sex mit einem oder vielen Männern bezahlt wurde, wobei noch unterschiedliche Grade an BDSM und andere Akte dazukamen.


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