Wyatt Earp Box 15 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Box 15 – Western - William Mark D.


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einer an«, schoß ihm die Antwort der Wirtin sofort entgegen. »Ich hätte Sie gar nicht für so eitel gehalten, daß Sie sich einbilden, auch noch schön zu sein.«

      Duncer wurde flammendrot vor Zorn.

      Clowsterfield lachte girrend los.

      Abbot hatte nicht kapiert.

      Jenny stützte sich auf den Thekenrand.

      »Trinken wollen Sie wohl nichts?«

      Duncer schüttelte den Kopf. Er war wütend darüber, daß auch die kränkende Tour bei der Saloonerin nicht ankam. Und dennoch mußte er einige Fragen stellen.

      »Well, Sie sind eine kluge und schöne Frau«, sagte er in mühsam beherrschtem Zorn. »Ich bin es leider gewohnt, mit den Leuten in den Schenken rauh zu reden. Ich konnte ja nicht wissen, daß Sie anders sind.«

      »Bin ich anders? Ist mir neu.«

      Er hätte sie ohrfeigen mögen.

      Da sagte sie vermittelnd: »Was hatten Sie denn auf dem Herzen, Mister?«

      »Ich hätte gern gewußt, ob Sie die Eigentümerin der Schenke sind.«

      »Noch ja!«

      »Kann ich einen Augenblick mit Ihrem Mann sprechen?«

      »Dann müssen Sie sich hinauf auf den Boot Hill bemühen«, entgegnete sie mit belegter Stimme.

      »Ach, der Ärmste ist schon gestorben?« Clowsterfield rieb sich das Kinn.

      »Gestorben? Nein, er wurde hier draußen auf der Straße von Banditen erschossen.«

      »Wie bedauerlich«, meinte Abbot.

      »So was soll’s geben«, gab Clowsterfield seinen Senf dazu.

      Duncer sog die Luft tief ein.

      »Well, geben Sie mir einen Brandy.«

      »Seit wann trinkst du denn…«

      Duncer schoß Abbot einen warnenden Blick zu.

      Aber die Frau erklärte lächelnd, während sie die Flasche heranholte:

      »Seit er sich vorgenommen hat, ein Gentleman zu sein.«

      Die beiden anderen bekamen einen Whisky.

      Duncer zündete sich einen Zigarillo an. Dann stützte er sich mit der Linken auf die Theke.

      »Sie haben also keinen Job für mich?«

      »Ach – einen Job suchen Sie?«

      »Ich bin Keeper.«

      »Tut mir leid. Ich mache das selbst.«

      »Und die Hausarbeit?«

      »Wollen Sie etwa kochen?«

      »Das nicht gerade, aber wer hält denn den Hof zum Beispiel auf Schwung?«

      »Ich brauche niemanden«, sagte sie noch einmal.

      »Die Bedauernswerte macht alles allein«, belferte Clowsterfield. »So was soll’s geben.«

      »Ist es eine Schande?« fragte Jenny verärgert.

      »Nicht unbedingt.« Duncer nahm den Kopf herum und sprach an dem Zigarillo vorbei. »Aber sehen Sie, so eine Frau allein in einem ganzen Haus, in einer Schenke, das ist doch…«

      »Santa Fé ist eben eine andere Stadt«, krächzte Abbot. »Hier sind nicht nur die Frauen schöner als anderwärts, hier leisten sie auch mehr.«

      Duncer hätte seinem Kumpanen für seine Quasselei einen Fußtritt versetzen können.

      »Well, wenn Sie also gar niemanden brauchen«, sagte er dann näselnd, »ist es auch nicht zu ändern.«

      »Tut mir leid«, entgegnete Jenny. »Noch einen Brandy?«

      »Nein, danke.«

      Abbot aber schob sein Glas noch einmal auf die Whiskyflasche zu.

      »Dreimal gekittet hält besser.«

      »Sie haben doch erst einen?«

      Clowsterfield setzte seinen Absatz auf die Zehen Abbots. Grinsend sah er ihn an.

      »Du hattest doch erst einen. Also, bitte, ich meinte ja auch doppelt genäht hält besser.«

      »Ein Tisch hat vier Beine. Ein guter Vater hat fünf Söhne, ein richtiger Schooner sechs Spriegel… Ich kenne die Litanei, Mister, ich höre sie jeden Abend ein paarmal.«

      Abbot zog die Stirn in tiefe Falten.

      Aber Clowsterfield meinte, während er sich mit dem Bowiemesser den Schmutz geräuschvoll unter den Fingernägeln wegkratzte.

      »Ein Publikum muß bei Ihnen verkehren, fürchterlich!«

      Jenny strich sich eine widerspenstige Locke aus dem Gesicht. Sie hatte die drei Fremden sofort richtig eingeschätzt: Tramps. Allerdings reichte die Skala der Tramps vom Landstreicher bis zum Mörder. Und leider konnte man niemanden den Grad ansehen, in den er einzustufen war.

      Leute wie diese hier mußte man mit einem rauhen, männlichen Ton behandeln. Jenny hatte es seit ihrer Kindheit von ihrem Vater, dem Gründer der »Fegefeuer-Bar« gelernt. Allerdings war sie aus weicherem Holz geschnitzt, als ihr lieb sein konnte. Sie hatte ein mitleidiges, empfindsames Herz, war gutmütig und entgegenkommend. All das war aber hinter dieser Theke mehr als unangebracht. Immer wieder mußte sie sich zu dem rauhen, heiseren Ton zwingen, mit dem allein sie hier die Position halten konnte, sonst wäre sie längst untergegangen. Und lebte sie nicht mitten in der Mainstreet dieser verhältnismäßig großen Stadt, wäre sie längst erledigt gewesen.

      Aber mitten in der Stadt konnten die Gäste sich nicht so leicht alles herausnehmen, was sie sich herausgenommen hätten, wären sie einer solchen Frau in einer Schenke am Stadtrand oder auch nur in einer Gasse begegnet.

      Die gutherzige Jenny Black war seit fünf Jahren der glücklichste Mensch der Welt. Der Traum ihres Lebens war in Erfüllung gegangen. Was sie nie zu hoffen gewagt hätte, war eingetreten. Der Mann, den sie seit mehreren Jahren heimlich anbetete, hatte ihr versprochen, wiederzukommen und zu bleiben.

      Dieser Mann hieß Wyatt Earp. Es war der berühmte Marshal von ­Dodge City, oben in Kansas. Auch er verehrte die junge Frau seit Jahren, ohne je ein Wort davon über seine Lippen gebracht zu haben. Dann heiratete sie nach dem Tode ihres Vaters einen Mann, der mehr als dreißig Jahre älter war als sie, weil sie glaubte, es tun zu müssen. Es war ein Freund des Vaters gewesen, der nach dessen Tod bei ihr in der Schenke half. Da Gerede in der Stadt aufkam, heirateten sie – und waren sich doch darüber einig, daß diese Heirat nur auf dem Papier zu bestehen hatte – und für die Leute. Der väterliche Freund hatte ihr versprochen: Wenn ein Mann kommt, den du wirklich heiraten willst, Kind, sagst du es mir. Er wurde im Kampf mit Desperados auf der Mainstreet an der Seite des Sheriffs Morgan Earp erschossen.

      Immer wieder fand Wyatt Earp den Weg hierher, immer wieder suchte er ihn direkt, leitete jeden Ritt wenn irgendmöglich über die Stadt Santa Fé und kehrte doch nie in der »Fegefeuer-Bar« ein. Bis vor einer Woche. Da kam er plötzlich… und als er ging, hatte er gesagt: »Ich komme wieder Jenny…«

      Diese Worte hatten die junge Frau überglücklich gemacht.

      Ihr Leben würde endlich einen Sinn bekommen.

      Sie lag oft bis in den grauenden Morgen hinein wach in ihrem Bett oben in der kleinen, schrägwandigen Schlafkammer und träumte von der Zukunft.

      Aber es gab keine Zukunft mehr für die hübsche Jennifer Black.

      Ihr Leben sollte nur noch wenige Minuten dauern.

      Der Mann, der es auslöschen würde, stand schon vor ihr.

      Jackson Daniel Duncer, genannt Oregon Jack! Der steckbrieflich in drei Staaten der Union gesuchte Raubmörder von Ontario.

      In diesem Augenblick allerdings ahnte auch er sicherlich nicht,


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