Wyatt Earp Box 15 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Box 15 – Western - William Mark D.


Скачать книгу
darauf an«, antwortete sie ausweichend.

      »Aha. Gestern war Sonntag, da geht’s natürlich, aber heute – leer.«

      »Macht nichts. Ich muß mich auch einmal ausruhen.«

      »Eben. Und dabei wollen wir Sie nicht weiter stören.«

      Duncer stieß sich von der Theke ab, nahm den hellen, viereckigen Zigarillo aus dem linken Mundwinkel, schnipste die Asche ab und schob ihn wieder an seinen Platz.

      »Also –«

      Jenny blickte ihm in die Augen.

      »Es macht für diesen Gentleman einen halben Dollar. Für diesen fünf­undsiebzig Cents und für Sie vierzig Cents.«

      Abbot warf klingend ein paar Goldstücke aufs Thekenblech.

      Clowsterfield grinste. »Die Show war mir das schon wert. Für den Fusel hätte ich sonst Schadenersatz verlangt.«

      Auch er warf seine Zeche aufs Thekenblech.

      Jenny sah Duncer an.

      Der Verbrecher kämpfte rasend vor Zorn über sich selbst, gegen die Verwirrung an, den der Blick der Frau in ihm auslöste.

      Noch nie hatte ein Mensch ihn zwingen können, den Blick zu senken.

      Diese Frau konnte es.

      Er blickte auf seine staubigen Stiefel und sagte, was er sich vorgenommen hatte zu sagen:

      »Es wäre unnütze Arbeit, wenn auch ich Geld aus der Tasche nähme, um es in ihre Kasse zu geben.«

      »Weshalb?« kam es spröde von den Lippen der Frau.

      »Weil diese Kasse in einer Minute doch mein Eigentum sein wird.«

      Alle Farbe wich aus dem Gesicht der Frau.

      »Es ist kein Geld in der Lade«, brachte sie heiser über die Lippen.

      »Gestern war Sonntag. Und auf der Bank waren Sie noch nicht, die hat eben erst aufgemacht.«

      »Wie Sie das wissen.«

      »Ich weiß es. Das genügt. – Und nun gib acht, sammetäugige Katze: Du holst jetzt ganz brav und völlig lautlos die Kasse auf die Theke und schiebst sie mir hin. Dann wird dieser nette Gentleman dir dein Mäulchen mit seinem Taschentuch stopfen, während dich der andere bindet.«

      Jenny stand reglos da.

      »Bandit!« brach es aus ihrer Kehle.

      Duncer lachte. »Das ändert nichts an der Sache, Sweety. Also, wenn das geschehen ist, bringt dich der Gentleman aus dem Schankraum…«

      »Wohin?« stieß Jenny atemlos hervor. Eine geisterhafte Blässe hatte ihr Gesicht überzogen.

      »Das wirst du alles erfahren.«

      »Das werden Sie nicht tun!«

      »Doch, Sweety! Und sprich nicht so laut! Du siehst, dieser unrasierte Mensch da hantiert schon ganz nervös mit seinem Messer herum.«

      »Es ist nichts in der Kasse. Zwei oder drei Dollar Wechselgeld und die paar Cents, die der alte Mann vorhin hiergelassen hat…«, stammelte sie.

      »Das wird sich alles herausstellen.«

      Mit aller Beherrschung fragte sie leise: »Werden Sie mich auch fesseln – wenn wirklich nichts in der Kasse ist, außer den paar Bucks?«

      Duncer lachte schmutzig. »Du fragst zuviel, Sweety.«

      Abbot schluckte. »Wir werden uns doch so einen Braten nicht entgehen lassen. Ich habe schon lange keine Frau mehr geküßt, und eine wie dich habe ich nicht einmal gesehen…«

      Ein Würgen stieg der Frau in die Kehle. Unter der Theke lag das Schrotgewehr.

      Aber niemals bekam sie die Waffe hoch. Die Männer hatten sechs Revolver, mit denen sie bestimmt umgehen konnten.

      »Tom!« Der gellende Schrei schnitt durch das Haus.

      Die Tür vom Flur flog auf, und ein riesiger weißhaariger Neger stürmte herein.

      Die drei Banditen hatte ihre Revolver in den Händen.

      »Oregon Jack!« entfuhr es dem Schwarzen.

      Clowsterfield spie seinen Priem dem Neger entgegen.

      »Hol’s der Satan, diese schwarze Bestie kennt dich!«

      »Halt’s Maul!« zischte Duncer.

      Abbot krächzte. »Ich schlag ihn nieder!«

      Er stürmte auf den Schwarzen zu, hatte sich aber in ihm verrechnet.

      Der Neger war ein erprobter Faustkämpfer, wenn er auch schon hoch in den Fünfzigern war.

      Mit einem geschickten Sidestep wich er zur Seite und hämmerte dem anstürmenden Verbrecher einen krachenden Haken in die Magengrube.

      Abbot knickte mit einem gurgelnden Laut wie ein Taschenmesser in sich zusammen.

      Mit einem Fußtritt beförderte der Schwarze den Revolver aus der Faust des hageren Clowsterfield.

      Da zuckte Jenny herum, weil sie im Gesicht Duncers etwas zu sehen glaubte, das sie genau kannte: Der Mann war zum Mord entschlossen! Er würde den Neger erschießen.

      Sie zuckte nieder und umklammerte die Schrotflinte. Das Gewehr war ungeladen. Niemals hätte die Frau in ihrer Schenke um sich geschossen. Aber sie kannte die Macht, die der Anblick eines Gewehres selbst auf einen angetrunkenen Menschen hatte.

      Dieser Tramp da würde Tom niederknallen, sie mußte ihn aufhalten. Gedankenschnell riß sie das Gewehr hoch.

      Da brüllte ihr auch schon der Schuß entgegen.

      Mitten ins Herz getroffen, brach sie zusammen.

      Tom hatte sich sofort mit dem Schuß hinter die Theke geworfen und über seine Herrin gebeugt.

      Entgeistert starrte er in ihr Gesicht.

      »Madam…«, stammelte er. Seine Lippen bebten, und seine alten Augen füllten sich mit Tränen.

      »Madam… Jenny.«

      Mit zitternder Hand strich er ihr das Haar aus dem Gesicht.

      Da sah er das Gewehr neben ihr am Boden liegen. Er riß es an sich, prüfte die Ladung und sprang hoch.

      Der Schankraum war leer.

      »Warte! Warte…, du Hund! Tom holt dich ein! Tom holt dich ein!«

      Er sprang auf und stürmte hinaus.

      Auf dem Vorbau stieß er mit zwei jungen Cowboys zusammen.

      »He, schwarzer Halunke!«

      Der eine holte zum Schlag aus, bekam aber einen Rechtshänder ans Kinn, der ihn umriß.

      Dafür warf der andere Cowboy den Neger nieder und zog den Colt.

      Die drei Banditen sprengten soeben mit vorgeworfenen Zügeln davon.

      Tom trat dem Kuhtreiber den Revolver aus der Faust.

      Der Mann warf sich mit einem Wutschrei auf den Schwarzen. Es war ein starker, etwa fünfundzwanzig­jähriger Bursche. Aber Zorn und Verzweiflung schienen die Kräfte des Schwarzen verdreifacht zu haben. Er hämmerte einen knackenden Schlag gegen den Schädel des Cowboys, schleuderte den Benommenen von sich gegen die Hauswand und sprang auf. Taumelnd stürzte er vom Vorbau und riß das Gewehr hoch.

      Sheriff Baxter war drüben aus der Bank gekommen. Er hatte das Ende des Kampfes beobachtet und rannte vorwärts. Als er sah, wie der Schwarze mit dem Gewehr auf die Straße stürmte, blieb er stehen und zog den Colt.

      »He, Tom! Bist du verrückt geworden! Laß sofort die Flinte fallen!«

      »Die Mörder…!« stammelte der Schwarze sich verhaspelnd. »Da…, sie… sind geflüchtet… Ore­gon Jack!«


Скачать книгу