Der neue Sonnenwinkel Box 11 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Box 11 – Familienroman - Michaela Dornberg


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Wunsch.« Sie sah ihn an, glaubte, auf seinem Gesicht eine leichte Verunsicherung zu entdecken und fügte deswegen rasch hinzu: »Damals, das war damals …, es ist vorbei. Mittlerweile habe ich eingesehen, dass es auf Dauer mit uns nicht geklappt hätte. Gegensätze, die sich anziehen, sind gut für eine Affäre, für ein Zusammenleben zählt wohl eher der Ausspruch gleich und gleich gesellt sich gern.«

      Julia war jetzt ganz erstaunt, dass Daniel bestätigend nickte, und dann erfuhr Julia von ihm, dass er und diese Frau aus der Welt der Reichen und Schönen sich getrennt hatten, weil sie einfach in zu unterschiedlichen Welten gelebt hatten, die nicht vereinbar miteinander gewesen waren.

      »Was du da gerade gesagt hast, Julia, das kann ich voll unterschreiben. Ich habe geheiratet, Wiebke, die ebenfalls Journalistin ist, wir leben in einer Welt, brennen für unsere Arbeit, haben Verständnis füreinander, weil wir wissen, was der andere tut. Wiebke und ich wussten sofort, dass wir unser Leben gemeinsam miteinander verbringen wollten und haben bereits nach drei Wochen geheiratet. Wenn es so offensichtlich ist, warum dann lange warten? Wir sind sehr glücklich miteinander.«

      Am liebsten hätte Julia ihm jetzt von Tim erzählt, mit dem sie ihr Glück gefunden hatte. Sie tat es nicht, weil sie nicht mit einem so glänzenden Ergebnis aufwarten konnte wie Daniel. Es hatte zwar den Heiratsantrag gegeben, und das ebenfalls nach kürzester Zeit, doch die Hochzeit war ausgeblieben. Und das jetzt zuzugeben, käme ihr wie eine Niederlage vor, obwohl das natürlich unsinnig war. Es kam ihr etwas anderes in den Sinn, nämlich, dass sie ihre Lebensbeichten abgaben und noch immer in der Haustür standen.

      »Willst du reinkommen?«, erkundigte sie sich.

      »Wenn ich darf, gern«, antwortete er prompt.

      Sie betraten gemeinsam das Restaurant, in dem sich seit seinem Fortgang eine ganze Menge verändert hatte, und dafür lobte er sie.

      »Julia, das hast du großartig gemacht, es hat sich nicht nur äußerlich hier alles verändert, der ›Seeblick‹ wird von den Restaurantkritikern stets mit lobenden Worten bedacht, und deswegen soll ich ja diesen neuen Bericht über dich schreiben. Es ist mehr als anerkennenswert, was du auf die Beine stellst, ich glaube, der nächste Stern ist dir jetzt schon gewiss.«

      Natürlich gefiel ihr sein Lob, um darauf nicht eingehen zu müssen, fragte sie ihn, ob er einen Kaffee trinken wolle, er wollte es, und sie legte einen Snack dazu, den er sich schmecken ließ.

      Je länger sie sich miteinander unterhielten, umso entspannter wurden sie. Wenn man so wollte, da hatten sie als Freunde begonnen, und es sah ganz so aus, als würden sie dorthin zurückkehren. Warum auch nicht? Sie waren ein Paar gewesen, waren gescheitert, es hatte keine Schlammschlacht gegeben.

      Daniel war verheiratet, und sie …

      Sie war ebenfalls in festen Händen, wenn auch ohne Ring am Finger. Wäre sie so entspannt, wenn sie nicht ebenfalls einen neuen Partner hätte? Wenn sie allein wäre?

      Nein, über so etwas musste sie überhaupt nicht erst nachdenken. Es war müßig, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, was gewesen wäre wenn oder andere Konstrukte, die nicht der Gegenwart entsprachen.

      Er war begeistert von ihrem Snack, lobte den Kaffee, und sie erkundigte sich, wie er sich das mit dem Artikel vorstellte. Und da kamen sie sehr schnell ins Fachsimpeln, und Julia war einverstanden, sie hatte nichts zu verlieren, und dass Daniel sein Handwerk verstand, das wusste sie.

      »Einverstanden, Daniel«, sagte sie schließlich.

      Er freute sich sehr, denn dass es so glatt laufen würde, hätte er nicht gedacht. Weil er ja wusste, dass er sich nicht unbedingt gentlemanlike benommen hatte, war er eigentlich davon ausgegangen, dass sie ihm die Tür vor der Nase zuschlagen würde. Und nun das.

      »Julia, ich danke dir von ganzem Herzen, du bist eine so großartige Frau, du stehst über den Dingen, und das macht es möglich, dass wir so entspannt miteinander umgehen können. Übrigens, du würdest dich mit Wiebke sehr gut verstehen, sie ist ähnlich wie du, auch eine Frau, die weiß, was sie will, die unbeirrt ihren Weg geht«, er lachte, »halt nur in einer Branche, in der auch ich mich auskenne, und das macht es einfach.«

      Man sah ihm an, dass er noch etwas auf dem Herzen hatte, aber sich nicht traute, es anzusprechen, obwohl es ihn brennend interessierte.

      »Julia, ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du deinen Mr Right finden wirst, jemanden, der zu dir passt wie Pott und Deckel …, wie es bei Wiebke und mir ist. Du hast es so sehr verdient.«

      Jetzt war es an der Zeit, ihm von Tim zu erzählen, und sie wollte gerade damit anfangen, als der zur Tür hereinkam. Also musste sie nur noch sagen: »Daniel, das ist Tim, mein Mr Right. Ich habe ihn schon gefunden.«

      Tim war erstaunt, ihm war anzusehen, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, worum es hier eigentlich ging. Er musste nicht lange der Unwissende sein, Julia klärte ihn auf, machte ihn mit Daniel bekannt, erzählte von dem Artikel, den dieser über sie schreiben wollte. Und als sie bemerkte, wie sein Gesicht sich immer mehr verfinsterte, fügte sie hinzu: »Daniel hat eine Frau gefunden, die viel besser zu ihm passt als damals ich, er ist Journalist, sie ist Journalistin, und er hat seine Wiebke geheiratet.«

      Sofort hellten Tims Gesichtszüge sich auf, er begrüßte Daniel freundlich und wuchs über sich hinaus, indem er sagte: »Sie und Julia haben sich gewiss eine ganze Menge zu erzählen. Was halten Sie davon, dass ich mittlerweile für uns ein Essen zaubere? Es gibt schottischen Lachs, den ich gerade vom Flughafen geholt habe.«

      Wer konnte da schon widerstehen, Daniel sagte sofort zu. Daniel war erleichtert, weil er jetzt kein schlechtes Gewissen mehr haben musste, Julia hatte einen neuen Partner, der einen äußerst sympathischen Eindruck machte. Und die Aussicht, gleich echten schottischen Lachs zu genießen, die war verlockend.

      Aus Erfahrung kannte er, dass es in einem Restaurant immer viel zu tun gab, dass jede Hand gebraucht wurde. Wie selbstverständlich schlug er vor, dabei zu helfen, die Waren aus dem Auto zu transportieren, und das wurde gern angenommen. Weil auch Julia dabei war, war es schnell geschafft.

      Tim verschwand in der Küche, um das Essen zuzubereiten, Julia und Daniel waren wieder allein.

      »Julia, ich freue mich wirklich so sehr für dich, dass du einen Mann gefunden hast, der so richtig zu dir passt, der sich auskennt, der dich unterstützt, der einen sehr sympathischen Eindruck macht und der, obwohl das nicht entscheidend ist, sehr gut aussieht.«

      Er hatte seine Wiebke in den höchsten Tönen gelobt, warum sollte sie das mit ihrem Tim nicht tun?

      Es war ein freier Tag, der so ganz anders verlief als gedacht, doch als der zu Ende war und sie sich voneinander verabschiedeten, waren sie alle zufrieden.

      Julia und Tim sahen dem Auto nach, bis nichts mehr davon zu sehen war, dann gingen sie gemeinsam ins Restaurant zurück.

      »Julia, Liebes, ich muss dir etwas gestehen. Als ich hörte, dass dein Ex bei dir ist, wäre ich dem aus lauter Eifersucht am liebsten an die Gurgel gegangen. Ich hätte niemals geglaubt, zu solchen Regungen fähig zu sein.« Er umarmte sie. »Es hat mir auch bewusst gemacht, wie sehr ich dich liebe, dass ich dich nicht verlieren will. Du bist wirklich das Beste, was mir im Leben passieren konnte.« Er verstärkte den Druck seiner Arme, und sie fühlte sich darin aufgehoben wie ein Schiff in einem sicheren Hafen.

      »Jetzt, da ich weiß, dass die Gefahr vorüber ist, kann ich ja zugeben, dass Daniel ein sehr netter, ein sehr sympathischer Mann ist …, es freut mich, ja, ich staune, wie entspannt ihr miteinander umgeht. Und der Artikel, den er über dich schreiben wird, kann für dich und den ›Seeblick‹ nur gut sein, der Bekanntheitsgrad wird steigen.«

      »Was weitgehend auch auf dich zurückfällt, Tim. Seit du hier bist, kommen deutlich mehr Gäste, die allesamt begeistert sind.« Er winkte ab.

      »Das Restaurant gehört dir, du streichst die Lorbeeren ein, und das ist gut so…«

      Es lag ihr auf der Zunge, jetzt etwas dazu zu sagen, sie ließ es bleiben, weil sie wusste, dass es doch nichts bringen würde. Sie wollte jetzt keinen Krach, der Tag hatte aufregend begonnen,


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