Wladimir Kramnik. Carsten Hensel

Wladimir Kramnik - Carsten Hensel


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Aber in Wirklichkeit interessierte ihn das nicht besonders.

      Irgendwann jedoch zum Ende der 1990er Jahre spürte er, dass ihm dieser Lebenswandel auf Dauer gesundheitlich schaden würde. Noch war er nicht zu großen Veränderungen bereit, aber er begann darüber nachzudenken. Und es lag etwas Großes in der Luft. Es gibt ein altes deutsches Sprichwort: »Gelegenheit macht Diebe.« Viel Weisheit steckt darin. Die Gelegenheit kam unerwartet, aber sie kam. In nur einem Jahr würde sich die Schachwelt komplett verändert haben und Wladimir ebenso.

      In Russland ging das Jahrtausend am 31. Dezember 1999 mit der Ernennung von Wladimir Putin zum Präsidenten zu Ende. Der von Demenz geplagte und schwer alkoholkranke Boris Jelzin war zurückgetreten. Die Verhältnisse in Russland waren stabiler geworden, und die Ost-West-Entspannung machte große Fortschritte.

       KASPAROW, GARRI – KRAMNIK, WLADIMIR

      Dos Hermanas/Spanien 27.5.1996, Bedenkzeit: klassisch

      1. d4 d5 2. c4 c6 3. Sc3 Sf6 4. Sf3 e6 5. e3 Sbd7 6. Ld3 dxc4 7. Lxc4 b5 8. Ld3 Lb7 9. 0-0 a6 10. e4 c5 11. d5 c4 12. Lc2 Dc7 13. Sd4 Sc5 14. b4 cxb3 15. axb3 b4 16. Sa4 Scxe4 17. Lxe4N Sxe4 18. dxe6 Ld6 19. exf7+ Dxf7 20. f3 Dh5 21. g3 21…0-0! 22. fxe4 Dh3 23. Sf3? Lxg3 24. Sc5? Txf3! 25. Txf3 25…Dxh2+ 26. Kf1 Lc6! 27. Lg5 Lb5+ 28. Sd3 Te8!–+ 29. Ta2 Dh1+ 30. Ke2 Txe4+ 31. Kd2 Dg2+ 32. Kc1 Dxa2 33. Txg3 Da1+ 34. Kc2 Dc3+ 35. Kb1 Td4 0:1

       Wladimir Kramnik:

       »Diese Partie und auch das Turnier sind in mehrfacher Hinsicht denkwürdig. Garri und ich spielten viele Male gegeneinander. Diese Partie war die einzige mit klassischer Bedenkzeit, die einer von uns mit Schwarz gewinnen konnte. Das Turnier war hochkarätig besetzt und eines der stärksten seiner Zeit. Fast alle Topspieler waren am Start. Als Erster der Weltrangliste galt ich als Mitfavorit, fand aber zunächst gar nicht zu meinem Spiel.

       Es ging über neun Runden, ich begann mit fünf Remis und stand sogar in der einen oder anderen Situation kritisch. Dann gewann ich nacheinander drei Partien gegen Anand mit Weiß sowie gegen Kasparow und Iwantschuk jeweils mit Schwarz. Gegen die besten Spieler der Welt drei Partien hintereinander zu gewinnen, davon sogar zwei mit Schwarz, ist in der Schachgeschichte ein äußerst seltenes Ereignis und war der Grund, dass ich am Ende doch noch den ersten Platz im Turnier erreichte.

       Gegen Kasparow wählte ich eine scharfe Meran-Variante. Zu jener Zeit spielte ich häufig Meran und das mit guten Resultaten. Wie üblich zog Garri mit 17. Lxe4 eine interessante Neuerung aus dem Ärmel. Nach 17. … Sxe4 und 18. dxe6 musste ich lange nachdenken. Die Stellung ist sehr kompliziert, und es gibt viele Möglichkeiten. Für mich sah alles gefährlich aus, und so entschied ich mich für einen Gegenangriff. Das war für Kasparow unangenehm. Er ist ein Spieler, der es gewohnt ist, die Initiative zu haben. Ich hatte schon länger beobachtet, dass er nicht immer besonnen reagierte, wenn er mal unerwartet unter Angriff kam. Weil er jedoch eine so fantastische Eröffnungsvorbereitung besaß, passierte ihm dies sehr selten.

       Nach meinem Opfer stand Weiß objektiv sicher besser, aber wie gesagt, ich zwang ihn zur Verteidigung in einer komplizierten Stellung, und das lag ihm nicht. Im 23. Zug griff er dann mit Sf3 fehl. Er hatte eine Vielzahl von Optionen, besser wäre sicher 23. De2 gewesen, mit der Idee, nach 23. … Lxg5 24. Sf5 folgen zu lassen. Weiß hätte klar besser gestanden, aber in einer praktischen Partie mit begrenzter Zeitnot war das schwierig zu finden. Seine Idee war natürlich, 24. Sc5 zu spielen, was auch geschah. Das alles hätte für ihn super funktioniert, wenn ich nicht den wunderschönen Zug 26. … Lc6!! gehabt hätte. Den hatte er entweder gar nicht gesehen oder aber unterschätzt.

       Irgendwie ist das auch verständlich, denn in solchen Stellungsmustern sucht Weiß nach Schachgeboten. Durch 26. … Lc6 bin ich zwar einen ganzen Turm hinten, aber er kann den Angriff schon nicht mehr stoppen. 28. … Te8 war ein weiterer ruhiger, aber kraftvoller, sehr schöner Zug von mir. Ich komme mit der letzten Figur in den Angriff, und nun ist es trotz des Minusturms für Weiß nicht mehr zu verteidigen. Gefreut hätte ich mich sehr, wenn Garri 31. Le3 anstatt 31. Kd2 gespielt hätte. Dies hätte zu einer Mattkonstruktion geführt, die ich noch nie in einer praktischen Partie gesehen habe: 31. Le3 Dg2+ 32. Tf2 Dxf2 matt.

       Dennoch wurde diese Partie als die schönste des Jahres 1996 ausgezeichnet, und ich bin immer noch stolz darauf. Ich hatte es geschafft, den Weltmeister mit Schwarz vom Brett zu fegen. Er wollte zwar nicht vor all den Journalisten im Pressezentrum analysieren, lud mich jedoch auf sein Zimmer ein. Wir studierten die Partie noch eine Stunde, und Garri war gar nicht so sehr enttäuscht. Ich konnte ihn verstehen, denn auch ich ärgere mich viel mehr, wenn ich schlecht spiele. Nicht jedoch, wenn mein Gegner brillant agiert und dabei eine wunderbare Partie entstanden ist.«

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