Radanika. Die Gefangene des Urwalds. Robert Heymann

Radanika. Die Gefangene des Urwalds - Robert Heymann


Скачать книгу
trete!“

      „Du trittst? Wie soll ich das verstehen, Fremder?“

      „Ich trete das Rad der Zeit!“

      „Das Rad der Zeit?“ wiederholt Radanika und sinnt den Worten nach. „Zeit .. was ist das?“

      Da sagt die tiefe Stimme:

      „Die Zeit ist alles. Die Zeit ist ein Strick, an den ich gebunden bin. Sie schleift mich durch die unendliche Nacht. Ich höre nicht, ich sehe nicht. Ich bin gebunden an die Zeit und trete!“

      „Was trittst du, Fremder?“

      „Ich trete das Schöpfrad der Zeit, Mädchen!“

      „Das Schöpfrad der Zeit“, sagt Radanika leise. Vor ihr Auge tritt ein Bild, das sie oftmals vom Rande der Tarai aus gesehen hat. Armselige Menschen sah sie sich mühen, ohne zu begreifen, warum sie sich mühten.

      Denn es war unnötig. Alles gab die Natur.

      Sie hat Menschen gesehen, die traten ein Rad. Und das Rad ging in die Tiefe der Erde. Es trug viele Gefässe. Sooft ein Gefäss wieder aus der Erde tauchte, da war es voll Wasser, das es emportrug. Der Einsiedler hatte auf ihre Frage geantwortet: „Die Menschen schöpfen Wasser!“

      „Trittst du ein Schöpfrad, um Wasser zu fördern?“ fragt sie.

      „Ja, ja, ich trete das Schöpfrad!“ ist die Antwort, und das Rad ächzt.

      „Leidest du Durst? Hast du kein Wasser?“

      „Ich leide nicht Durst! Ich trete das Rad des Radschas!“

      „Das Rad des Radschas? Warum tritt er es nicht selbst?“

      „O Kind! Du Kind! Er tritt es nicht selbst, er wird es niemals treten. Denn dieses Rad ist die Zeit, und solange es sich dreht, gibt es Schande und Unrecht und Treulosigkeit in der Welt!“

      „Ich verstehe dich nicht. Du sprichst so klug wie der Yoghi, und doch sprichst du Dinge voll Traurigkeit. Ich habe vorher nicht gewusst, dass Schlechtigkeit unter den Menschen ist. Die Menschen, Fremder, sind böse. Der Radscha ist sündig. Warum also trittst du das Rad, das dem Radscha Wasser bringt?“

      „Weil ich sein Sklave bin!“

      „Sklave? Was ist das?“

      „Du weisst nicht, was ein Sklave ist? Mädchen, bist du keine Sklavin? Wer bist du denn?“

      „Ich bin Radanika, das Kind der Leopardenmemmsahib. Die Menschen haben mich gefangen.“

      Eine Weile setzt das Rad aus, und der Mann hinter der Mauer schweigt, als denke er nach. Dann antwortet seine Stimme:

      „Ein Sklave, Kind, ist, wer das Unglück hat, in die Hand eines Mächtigeren zu fallen. Ich bin in des Radschas Hand geraten.“

      „Warum hast du ihn nicht getötet?“

      „Warum hast du ihn nicht getötet?“

      Radanika schweigt.

      „Siehst du, Kind! Ich wollte ihn töten!“

      „Warum befreist du dich nicht?“

      „Ich bin schwach. Ich bin mit Ketten an das Rad gebunden!“

      „Seit gestern, Fremder?“

      „Seit gestern? Unschuld du! — Jahre ... Jahrhunderte! ... Ein Menschenleben ...“

      „Ich verstehe dich nicht!“

      „Du verstehst mich nicht? Wohl dir, Mädchen, dass du mich nicht verstehst!“

      „So sage mir, wer du bist, Fremder!“

      „Wer ich bin? Was tut es?

      Einstmals war ich ein Mensch. Ein glücklicher Mensch. Seit unendlicher Zeit bin ich ein Sklave am Schöpfrad der Zeit!“

      Das Rad ächzt.

      Die Stimme fährt fort:

      „Kind, ich kenne dein Schicksal. Die wilden Tiere werden dich zerreissen. Trotzdem: Wohl dir, Kind, dass du nicht an das Rad der Zeit gebunden bist! Du stirbst, ich trete. Ich trete in alle Ewigkeit!“

      Das Rad ächzt.

      Eine zornige Stimme schallt.

      Peitschenschläge klatschen. Ein dumpfes Stöhnen folgt.

      Schneller ächzt das Rad.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAgGBgcGBQgHBwcJCQgKDBQNDAsLDBkSEw8UHRofHh0a HBwgJC4nICIsIxwcKDcpLDAxNDQ0Hyc5PTgyPC4zNDL/2wBDAQkJCQwLDBgNDRgyIRwhMjIyMjIy MjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjL/wAARCBAlDBwDASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEA AwEBAQEBAQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSEx BhJBUQdhcRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElK U1RVVldYWVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3 uLm6wsPExcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09fb3+Pn6/9oADAMBAAIRAxEAPwCcZpRn NAPFOFfCn6UxwNPQ80mMU5RzTRmyTNOBpMUHgZqjMdxQWApq5amsT0p3CxHJy+ahPepWYA4Peojx +NS2bR0EpwNNzQM0ky+hbjl2inF9w5qopNO3HpVGXISFhzimckc9KcqZpWGBg0AtBFXoaeWpE6Yp CMUwEPLU7p0poNL96gAOd45p20A0wr82aTd82DRcVhzHJxUbx96ezAGkJytA0iLIpDmkxzRmpNUM c9qOgFOODSMcUFIiJO7igkmlIBOaSgtDcGg5WlOaQHsaBh1pjfKafSN700NDM5pDntQTigGqKQD3 pM0EjvRkYoGITxR1FL1oIxQAmKDmjbQRzQAmOacOlJil7UDYooGM0ClxQSLxmnYFNwOtO4oJYAc0 Y5zS5GKdj5aBDM4OKD6UoI/GloAb2pcEj2pCOaXdgYpjGkkdKTqadn0pO9AB0pRxzS7gByDTTyaA ENIeBS0mR0pFARxmk60p9KPagBuKUfdpaTtQAo6UhxSjpSEUACikxzThwKTvQAo6UtIKKQC8U4Cm ZFLk0hMUindqYPWnZoEIMYpeKOgozmgAGQKQikO71FKDxzQgGkUtGaKoYU4U3NOHFMTHAnNSYJqM DIpy8GpZDJRwMGnr+lR9Tk1KuDUmciaNQasYwoqtHVgElcVJzyGkAj3qLmpc81Ex5pDiRkZzmozk dKeTk0xziqRsiPOaaODmnGm9DzVI0Q1jTG6CnkjNMY5qkUhu3BJpMZp5IKYHWoxmhlocelM704A8 0mOaBgQaOg5pCTQCelABxTWznin4OKjZucU0NDDignNI2KBx1q0WhwopKWgAPSkpx5FJigBG6Una hj2waXtVIY0CnYwc0gozkUwFzk0UdBRSAO1AooFABzSik5ozQA7

Скачать книгу