Winterzeit im Wichtelwald. Tania Eichhorn

Winterzeit im Wichtelwald - Tania Eichhorn


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den hab doch ich gefunden!“, schimpfte Flora sofort.

      „Geht das schon wieder los?“, mahnte die Wichtelmama.

      „Nein, entschuldige!“, sagte Phio sofort. „Wir könnten den Lebkuchen ja aufteilen, oder, Flora?“

      „Ja, das machen wir“, antwortete diese. „Dürfen wir, Mama?“

      „Ja, das wäre sehr nett von euch“, stimmte Pinka zufrieden zu.

      Dann rollte sie gemeinsam mit den Kindern alle Äpfel hinüber zur Futterstelle der Rehe. Die Nüsse legten sie gesammelt daneben und so hatten alle Tiere ein besonders gutes Abendessen. Von der Schokolade und dem Lebkuchen brachen die Wichtel für sich selbst ein paar Stücke ab und legten sie zur Erdnuss in den großen Korb.

      „Vielleicht kann Papa am Abend mit der Rodel eine von den Mandarinen abholen. Das wäre doch eine ganz spezielle Leckerei“, schlug Phio vor.

      „Mama, wir könnten doch Omama und Opapa einladen und mit ihnen teilen?“, schlug Flora vor.

      „Das sind sehr gute Ideen, Kinder“, meinte Pinka und gemeinsam machten sich die drei auf den Weg durch den Schnee zurück zur großen Fichte.

      Bei der Wichtelhöhle angekommen staunten sie nicht schlecht. Vor der Tür stand ein Jutesack, gefüllt mit lauter Nussstücken, kleinen Zehen von Mandarinen, Apfelspalten, Lebkuchenherzen und sogar mit Dattelkeksen, Feigenrollen und Schokolade.

      Die Kinder machten große Augen und Pinka meinte: „Ich denke, auch dem Nikolaus hat es gefallen, wie ihr heute die Tiere des Waldes mit all den guten Dingen versorgt habt. Und wenn man schön teilt, dann hat jeder was davon, denn ...“

      „Ja, Mama, wir wissen schon: Teilen, teilen, das macht Spaß, wenn man teilt, hat jeder was!“

      Es wurde ein wahres Festessen. Nicht nur Omama und Opapa, sondern auch alle anderen Familien aus dem Wichteldorf kamen in den Wald, um sich etwas von den Leckereien abzuholen. Es war genug für alle da, und weil die Wichtel ein geselliges Volk waren, wurde beschlossen, gleich dort mitten im Wald ein Fest zu feiern. Sie entzündeten ein Lagerfeuer, sangen Lieder und genossen es, endlich einmal nach Herzenslust naschen zu können.

      „Das war eine tolle Entdeckung, Mama“, sagte Phio zufrieden und kuschelte sich an sie.

      „Ja, Phio, manchmal wird man vom Leben mit wundersamen Dingen überrascht. Genieße sie! Und teile sie mit deinen Lieben“, antwortete die kleine Wichtelfrau und drückte ihrem Sohn ein Küsschen auf die Stirn. Ihr war bewusst, dass das Leben im Wichtelwald nicht immer leicht war, doch für sie war es der allerschönste Platz auf Erden.

      *

      *

      *

      Vom Tannenbaum und den Wunschzettelchen

      Allmählich kam die Zeit des Lichterfests immer näher. Mama und Flora dekorierten liebevoll die Wurzelhöhle, sie buken fleißig Kekse und bastelten eifrig an kleinen Überraschungsgeschenken. Papa und Phio versorgten in dieser Zeit die Tiere des Waldes. Phio durfte auf dem großen Rindenschlitten sitzen, den Hans, eine befreundete Waldmaus, durch den verschneiten Tannenwald zog.

      „Papa, da ist ein schöner Tannenbaum!“, rief Phio, als er eine kleine, schiefe Tanne in der Nähe des Waldteiches sah.

      „Ja, hüpf schnell herunter vom Schlitten, dann schauen wir sie uns näher an“, sagte Lux nicht ahnend, weshalb sein Sohnemann so begeistert von dem jungen Bäumchen war.

      Gemeinsam stapften sie hinüber zur kleinen Tanne. „Papa, dieser Baum ist wunderschön“, schwärmte Phio. „Sollen wir ihn mitnehmen? Nach Hause? So wie die Menschenkinder? Die schmücken den Baum dann mit Kerzen und süßen Ringen.“

      „Nicht so schnell, mein kleiner Phio. Du möchtest einen Weihnachtsbaum?“, hakte Lux nach.

      „Aber ja. Opapa hat doch beim letzten Lichterfest erzählt, dass die Menschen die allerschönsten Bäume aus dem Wald holen und diese in ihren Wohnzimmern aufstellen. Und dann schmücken sie sie und legen Geschenke darunter. Und sie singen und zünden Lichter an. Kannst du dich nicht erinnern, Papa?“ Phio war begeistert.

      Unter den Wichteln war es üblich, zum Ende des Jahres ein Lichterfest zu feiern. Am Abend des Festes saßen alle um das große Feuer am Marktplatz und es wurden Geschichten erzählt, Kastanienstückerln gegessen und Punsch getrunken. Manchmal gab es auch Kutschfahrten für die Kinder oder lustige Rodelpartien. Und selbstverständlich durfte jeder vor dem Nachhausegehen das Licht einer Laterne am großen Feuer entzünden, das dann den Weg nach Hause leuchtete.

      Zu Hause wartete auf jedes Wichtelkind ein kleines Geschenk von den Englein. Doch zuallererst wurde gemeinsam mit der Familie gegessen, es wurden Winterlieder gesungen und dann kam erst der Moment, wenn die Kinder ihr Geschenk auspacken durften. Den restlichen Abend verbrachten die Wichtelfamilien damit, gemeinsam zu spielen und die dunkle, kalte Zeit in ihrem warmen Zuhause zu genießen.

      Doch in diesem Jahr würde sich etwas verändern, da war sich Phio sicher. Zum ersten Mal in seinem Leben würde er einen echten Weihnachtsbaum haben. Davon war der kleine Wichtelbub überzeugt.

      Doch Lux ließ sich nicht so leicht überreden. „Ja, doch, ich erinnere mich. Aber dieser Baum ... na ja.“

      „Er ist toll, nicht wahr?“, schwärmte Phio weiter.

      Sein Vater betrachtete das kleine, schiefe Bäumchen mit seinen kargen Ästen und meinte: „Na ja, Phio, wir könnten doch noch ein paar andere Bäume anschauen, wenn du unbedingt einen Weihnachtsbaum haben möchtest, oder?“

      „Nein, wieso denn? Gefällt er dir denn nicht?“

      „Es ist schon ein nettes Bäumchen, aber sollen wir nicht noch ein bisschen suchen?“

      „Nein, Papa, dieser Baum ist perfekt.“

      „Gut, aber wir sägen ihn zusammen mit Flora und Mama ab, ja? Die werden erstaunt sein, was du für Ideen hast.“

      „Ja, gut, ich werde es ihnen gleich erzählen, wenn wir zu Hause sind.“

      Und so geschah es, dass Phio übermütig von der wunderschönen kleinen Tanne erzählte, die im Wichtelwald nur darauf wartete, endlich ein schöner Weihnachtsbaum sein zu dürfen. „Und, Mama, da werden wir Kerzen drauf montieren. Und solche süßen Ringe, von denen Opapa erzählt hat. Weißt du noch?“

      Natürlich wusste Pinka das noch, doch sie war skeptisch, eine Tradition der Menschen zu übernehmen. Außerdem wusste sie nicht, woher sie solche süßen weißen Ringe bekommen sollte. Phios Freude allerdings steckte die ganze Wichtelfamilie an und so kam es, dass die vier am nächsten Tag zusammen in den tief verschneiten Tannenwald stapften, um das kleine, schiefe Bäumchen abzusägen.

      Mithilfe der großen Rindenrodel und der Waldmaus Hans zogen sie ihren besonderen Baum nach Hause. Dort wurde er zunächst im Garten aufgestellt, weil er noch einige Tage warten musste, bevor er in der warmen Wurzelhöhle geschmückt werden würde.

      „Schau, Flora, ich kann den Tannenbaum von meiner Kammer aus im Garten sehen“, rief Phio begeistert, als er sich an diesem Abend in sein Bett kuschelte. „Komm, schau!“

      Doch Flora rief nur: „Ich kann gerade nicht, Phio. Ich mache noch etwas.“

      „Aber was denn?“, fragte ihr Bruder und steckte neugierig sein Näschen in Floras Kammer. „Was malst du denn da?“

      Ganz geheimnisvoll antwortete Flora: „Ich mache gerade meinen Wunschzettel für die Englein.“

      „Was?“, fragte Phio erstaunt.

      „Ja,


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