Das Apfelsinenmädchen. Lena Kallenberg
Hurerei verurteilt. Der Wagen war nicht nur Hut-Klaras Heim, sie hatte den Knecht damit durch die Straßen kutschieren lassen und Kunden hereingelockt. Während sie die Kunden bediente, musste der Fuhrknecht ruhig in den Parkanlangen auf Djurgården und in anderen menschenleeren Straßen herumfahren. „Porzellan fahren“, nannte man das. Aber Hut-Klara ist nicht gerade aus zartem Material, denkt Alice verächtlich.
Sie denkt an die eingesperrte Frau als Hut-Klara. Eine richtige Mutter hat sie nie gehabt. Hut-Klara hat sie als Siebzehnjährige in einem elenden Loch, nicht größer als ein Schuhkarton, geboren. Unter Huren und Säufern hat Alice ihre ersten Lebensjahre verbracht. Als sie drei Jahre alt war, wurde sie von der Polizei beim Betteln geschnappt und zu den Bibelfrauen gebracht. Eine Freundin von Hut-Klara gab an, die Mutter habe sich auf Wanderschaft begeben, um ihren Beruf in der Gegend von Uppsala auszuüben, und ihr Kind zurückgelassen.
„Uneheliches Kind der Herumtreiberin Klara Johansson“, schrieb Fräulein Qvennerstedt in ihr Journal.
Alice grinst zufrieden. Für ihren Teil hat die Choralsingerei ein Ende und auch das Scheuern von stickigen Holzfußböden auf Knien. Kein Schimpfen und Meckern mehr, wie faul und unbeherrscht sie ist.
„Niemand kann sich so verstellen wie Alice, sie ist ein richtiges Theateräffchen“, pflegte die Qvennerstedtsche zu sagen. Sie beherrscht wahrhaftig die Kunst, den Männern den Kopf zu verdrehen. Neckt sie, das reizt die Männer. Lacht über ihre Scherze, tritt fröhlich und keck auf. Bringt ihre schmale Taille zur Geltung und zwinkert mit den grünen Augen.
Sie atmet den Duft nach dem frisch gebackenen Brot ein, das sie auf dem Heimweg gekauft hat, um ihren Erfolg zu feiern. Beißt ein Stück ab. Frisches Weißbrot, das darf man sich heute gönnen. Genießt. Wenn die alte Qvennerstedt sehen könnte, wie sie Gottes Brot isst, das sie für Hurengeld gekauft hat, würden ihr die Augen aus dem Kopf fallen. Aber die alte Schachtel hat nicht mehr über sie zu bestimmen. Magd wird sie nie werden. Sie soll kein Witwer gratis betatschen dürfen. Wenn die Kerle tatschen wollen, müssen sie bezahlen. Und niemand soll je wieder über sie bestimmen, das gelobt sie sich.
Signes weiches Gesicht tritt in der Abenddunkelheit hervor. Signe, die sich angestrengt hat, die immer ihr Bestes tut. Wie dumm von ihr. Rackert sich jetzt vermutlich das Leben aus dem Leib beim Kleinbauern auf Värmdö. Signe und sie sind beste Freundinnen gewesen. Aber sie, Alice, ist die Stärkere. Hat Rat für sie beide gewusst, wenn das Regiment der Qvennerstedtschen zu hart wurde. Signe hat sie gebraucht.
Alice schüttelt ihre Locken. Nein, es ist am besten, man sorgt für sich selbst und hängt sich an niemanden.
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