Idole sind weiblich. Christine Dobretsberger
Renate Holm: Starsopranistin mit facettenreicher Weltkarriere
Andrea Jonasson: Theaterdiva mit deutsch-italienischen Wurzeln
Helene Klaar: Scheidungsanwältin, die vor allem Frauen zu ihrem Recht verhilft
Helga Kromp-Kolb: führende Klimaexpertin unserer Zeit
Petra Kronberger: Ski-Olympiasiegerin und Kunsthistorikerin
Lou Lorenz-Dittlbacher: ORF-Starmoderatorin
Erika Pluhar: vielseitige Künstlerpersönlichkeit und Mutmacherin
Uschi Pöttler-Fellner: Verlegerin, Chefredakteurin und Trendsetterin am Frauenmagazin-Sektor
Helga Rabl-Stadler: Präsidentin und »Fels in der Brandung« der Salzburger Festspiele
Maria Rauch-Kallat: Ex-Politikerin und Unternehmensberaterin
Gerda Rogers: Starastrologin mit Mut zu klaren Botschaften
Heide Schmidt: Gründerin des Liberalen Forums und überzeugte Befürworterin einer offenen Gesellschaft
Dagmar Schratter: erste Direktorin des Tiergarten Schönbrunn
Christina Schwarz: Finanzdirektorin des Wien Museums und Kultur-Insiderin
Lisl Wagner-Bacher: innovative Gastronomin und erste Haubenköchin Österreichs
Emmy Werner: wagemutige Theaterprinzipalin und gesellschaftspolitische Vorreiterin
Über persönliche Vorbilder nachzudenken, ging damit einher, den eigenen Lebensweg aus einer etwas anderen Perspektive Revue passieren zu lassen. So erinnerte man sich beispielsweise an Idole aus der Kindheit, die für einen bestimmten Lebensabschnitt wichtig waren. Natürlich kreisten die Gedanken unwillkürlich auch um prägende Einflüsse aus dem Elternhaus. Oft ist es jemand aus dem engsten Familienkreis, der nicht nur in der Kindheit Vorbild, sondern ein ganzes Leben lang Leitfigur blieb: die Mutter, die für immer als »Lebens-Guide« fungiert, der Vater, der die Leidenschaft für den Beruf vorlebte, die Großmutter, die alle Lebenshürden mit Optimismus meisterte.
Im Zuge dieser Gespräche fielen auch Namen berühmter Persönlichkeiten, die als »geistige Wegbegleiter« wesentliche Impulse für die eigene Karriere gaben: unter anderen Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, Operndiva Maria Callas oder Österreichs erste Frauenministerin Johanna Dohnal, deren Wirken auf den folgenden Seiten mehr als einmal in wertschätzender Weise zur Sprache kommt.
Auf der anderen Seite war es ebenso interessant zu erfahren, warum Vorbilder für die eigene Entwicklung keine Rolle gespielt haben. Weshalb ganz bewusst auf diese Orientierungshilfe verzichtet wurde und wie es letztlich gelungen ist, aus eigener Kraft das innere Potenzial zur vollen Entfaltung zu bringen.
Die einzelnen Begegnungen fanden im Zeitraum zwischen Mai 2019 und Juli 2020 statt. Jedes Porträt ist als Momentaufnahme, als punktuelles »Zeitzeugnis« zu verstehen. Demzufolge wird auch auf tagesaktuelle Geschehnisse Bezug genommen wie beispielsweise auf den coronabedingten Lockdown im Frühjahr 2020 oder auf aktuelle Vorhaben und Projekte.
Jede in diesem Buch porträtierte Persönlichkeit steht für etwas ganz Besonderes – für künstlerische, wissenschaftliche oder sportliche Meisterleistungen, für Pioniergeist und Wagemut, für Haltung und gesellschaftspolitische Verantwortung. In jedem Fall aber für eine Karriere von außergewöhnlicher Dimension.
Ich darf mich glücklich schätzen, dass mir im Rahmen dieser Begegnungen sowohl Einblick in berufliche Erfolgsgeheimnisse gewährt als auch das Vertrauen geschenkt wurde, über sehr persönliche Themen zu sprechen. Dies ist gleichzeitig einer der Gründe dafür, weshalb dieses Buch ausschließlich weibliche Persönlichkeiten versammelt. Denn Frauen weisen meiner Erfahrung nach eher die Bereitschaft dazu auf, bisweilen auch Themen anzusprechen, die »das weite Land der Seele« tangieren. Demzufolge wurde auch über private Herausforderungen, schwierige Lebensphasen, persönliche Kraftquellen und lebenslange Leitsätze gesprochen, also über die Kunst, das Leben in all seinen facettenreichen Schattierungen zu meistern. Von daher sind Idole für mich weiblich, weil sie das Licht der Öffentlichkeit nicht zuletzt dafür nutzen, anderen Menschen Mut zu machen.
Christine Dobretsberger
PIONIERGEIST UND WAGEMUT
Helga Rabl-Stadler
»Ich habe kein Talent zur Frustration«
Die Freude am Tun, an der Realisierung von Zielen und Projekten ist der Motor ihrer Schaffenskraft. Nicht aufzuhören, wenn es am schönsten ist, sondern weiterzumachen. Nicht die Flinte ins Korn zu werfen, wenn sich Probleme auftürmen, sondern sich guten Mutes diesen Herausforderungen zu stellen. Helga Rabl-Stadler kann kämpfen »wie eine Löwin«, wenn sie etwas für richtig und erstrebenswert erkennt, und kalmierend einwirken, wenn es auf zwischenmenschlicher Ebene Wogen zum Glätten gibt. Ihrer starken Persönlichkeit ist es geschuldet, dass sie seit 1995 im Direktorium der Salzburger Festspiele »der Fels in der Brandung« ist, wobei sie speziell in den Anfangsjahren ihrer Präsidentschaft mit heftigem Gegenwind konfrontiert war. Der größte Mutmacher in ihrem Leben war ihr Vater Gerd Bacher. Dank seines motivierenden Zuspruchs »wagte« sie es bereits als junge Frau, tonangebende Positionen anzustreben. Dass es gerade in schwierigen Zeiten gesellschaftspolitisch von großer Bedeutung ist, mit der Kraft von Kunst und Kultur Zeichen zu setzen, zählt ebenso zu ihren innersten Überzeugungen wie ihre positive Grundhaltung, »dass es nie zu spät ist, um glücklich zu sein«.
Ich habe keine Vorbilder und will auch selbst keines sein. Jeder Mensch ist einzigartig. Den Wunsch zu hegen, genauso sein zu wollen wie jemand anderer, finde ich geradezu gefährlich. Er macht sicher nicht glücklich. Aber es gibt Eigenschaften und Verhaltensweisen, die vorgelebt zu bekommen der eigenen Persönlichkeitsentwicklung helfen kann. Ich hatte das große Glück, eine Mutter, einen Stiefvater, einen Vater gehabt zu haben – leider sind alle tot –, die mir durch ihr Verhalten wichtige Leitlinien für mein Leben gegeben haben.
Meine Mutter hat mir zum Beispiel unbegrenzte Belastbarkeit vorgelebt. Bei uns zu Hause wurde das Leistungsprinzip ganz großgeschrieben. Mir wurde vermittelt, wenn man etwas wirklich will, schafft man es. Wie schrieb der Gründer der Salzburger Festspiele Hugo von Hofmannsthal: »Wenn der Wille nur erwacht, ist schon fast etwas erreicht.«
Meine Mutter hat in Salzburg ein Geschäft aufgebaut, das zu einer der ersten Modeadressen Europas wurde. Man wusste in Paris ebenso wie in Düsseldorf oder Rom, wer die Frau Resmann ist. Als Kind kam mir überhaupt nie in den Sinn, dass Familie und Beruf nicht miteinander zu vereinbaren sein könnten. Erst als ich selbst mein erstes Kind hatte, merkte ich, welche Arbeit meine Mutter geleistet hat. Wir hatten eine Haushaltshilfe, aber selbstverständlich gab es trotzdem noch unzählige Dinge, die sie für uns erledigen musste. Die Frage, ob ihre eigenen Bedürfnisse nicht zu kurz kamen, hat sie sich nicht gestellt, weil sie einfach rund