Herzblut. Michaela Neumann

Herzblut - Michaela Neumann


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      Contents

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

       Kapitel 12

       Kapitel 13

       Kapitel 14

       Danksagung

       HERZBLUT

      by Michaela Neumann

      2nd Edition

      © 2021 Michaela Neumann

      Alle Rechte vorbehalten.

      Neumann Willes Verlag

      ISBN: 978-3-96661-957-8

      Eins

      Logan Reynolds wachte vom »Ping« des Anschnallzeichen auf – der Flieger war im Landeanflug. Man konnte die Anspannung der Passagiere spüren, wie bei jedem Start oder jeder Landung. Das unbehagliche Gefühl, ob alles glatt laufen wird. Logan hatte keine Probleme beim Fliegen. Sollte er je abstürzen, würde er beim Aufprall sowieso nichts spüren und sollte bei der Landung etwas schief gehen, könnte er sich voll und ganz auf das Sicherheitspersonal des Flughafens verlassen, dass sie ihren Job richtig machen würden.

      Es ging nicht schief, der Pilot landete die Maschine sanft auf dem Rollfeld und fuhr zum Gate. Die erleichterten Passagiere drängten sich wie immer aus dem Flugzeug, wie Ameisen aus ihrem Bau. Logan ließ sich Zeit. Erst, als alle anderen an ihm vorbei waren, stand er auf, holte seine Tasche, die erstaunlich leicht für einen geplanten Aufenthalt von zwei Wochen war, aus dem Fach über seinem Sitz und zwang sich Richtung Ausstieg zu gehen. Die hübsche Stewardess im roten, engen Kleid, das nichts zum Fantasieren übrigließ, zwinkerte ihm zu und wünschte ihm einen angenehmen Aufenthalt. Normalerweise hätte er sie zu einem Drink in ihrem Hotel eingeladen und wäre im Verlauf des Abends für alles offen gewesen. Doch an diesem Tag ging es um etwas Anderes.

      Sein Bruder wartete bereits mit einem breiten Grinsen am Gate auf ihn. Er winkte Logan zu, als er ihn entdeckte. Logan hatte seinen Bruder seit fünf Jahren nicht mehr gesehen und er war sich noch nicht sicher, ob es eine gute Idee war, ihn zu besuchen. Am liebsten wäre er im Flieger sitzen geblieben und wieder zurück nach Los Angeles geflogen, um sich seinem Job zu widmen und einen Mordfall aufzuklären. Diese Angelegenheit wäre wahrscheinlich angenehmer, als das, was ihm bevorstand. Logan hatte lange Abstand von seinem Bruder genommen, hatte aber dann doch ein schlechtes Gewissen bekommen.

      Logan hatte seine letzte Chance verpasst, doch noch umzudrehen, denn James kam schon mit ausgebreiteten Armen auf ihn zugelaufen. Galant schlängelte er sich zwischen den Menschenmassen, die zum Kofferband marschierten, vorbei und blieb, kurz bevor er Logan erreicht hatte, vor ihm stehen. Er musterte ihn von oben bis unten und sagte mit einem ehrlich gemeinten Lächeln: »Gut siehst du aus, Bruder.« James schloss Logan in die Arme und drückte ihn fest an sich.

      Obwohl Logan sich vor dem Antritt der Reise so dagegen gewehrt hatte hierher zu kommen, fühlte es sich gut an, seinen kleinen Bruder nach langer Zeit wieder in den Armen zu halten.

      »Ich bin so froh, dich zu sehen, Mann«, sagte James und löste sich aus der Umarmung.

      Logan nickte langsam und antwortete: »Dito.«

      James nahm ihm seine Reisetasche ab und führte ihn in Richtung Parkhaus an Cafés vorbei. Logan hielt kurz inne und genoss den Geruch von frischen Plunderstücken und heißem Kaffee. Er entschloss sich einen Coffee to go zu bestellen. Mit dem angenehm warmen Becher in der Hand gingen sie weiter. Auf dem Weg dorthin begrüßte James gefühlte hundert Sicherheitsleute und stellte ihnen allen seinen Bruder aus Los Angeles vor. Sein kleiner Bruder war in Boston bekannt wie John Travolta in L A. Er hatte vor ungefähr drei Jahren einen psychopathischen Serienkiller hinter Gitter gebracht und wurde jetzt von allen gefeiert. Sogar vom Präsident höchstpersönlich. Logan würde mit dieser Aufmerksamkeit nie zurechtkommen. Er hasste es, im Mittelpunkt zu stehen, deshalb zog er sich meistens zurück, sobald er einen großen Fall abschloss.

      Ja, die Liste der Dinge, die er hasste, war eindeutig länger als die der Dinge, die er mochte. Das war schon in seiner Kindheit so gewesen. Deshalb versteifte er sich darauf, perfekte Leistungen in der Schule und in seiner Polizeiausbildung zu erbringen, anstatt sich Freunde zu machen. Seine Leistungen und ein paar alte Kontakte seines Vaters erbrachten ihm dann den langersehnten Job als Captain – als einer der Jüngsten die je zu einem Captain ernannt worden waren. Damals, angetrieben von dem Willen, Gerechtigkeit herrschen zu lassen, dachte er, er könnte etwas bewegen in dieser dreckigen Stadt und den grausamen Mord am damaligen Chief of Police des LAPD John Reynolds, seinem Vater, aufzuklären. Heute wusste er es besser. Das Lächerliche war, er hoffte immer noch, die Welt in ein gutes Licht rücken zu können.

      James hingegen hatte das Glück, durch den Serienmörderfall die Karriereleiter sprichwörtlich hinauf zu fliegen. Logan gönnte seinem Bruder den Aufstieg zum Lieutenant, denn er wusste, dass er genauso hart arbeitete wie er selbst. Harte Arbeit lag in der Familie.

      Als sie zum Auto schlenderten, musterte Logan seinen Bruder. Er war sportlicher geworden, muskulöser seit sie sich das letzte Mal gesehen hatte. Natürlich lag es im Auge des Betrachters, ob man schon fünf Jahre oder erst fünf Jahre. Logan betrachtete es aus der Schon-fünf-Jahre-Sicht und so musste er sich eingestehen, dass er den kleinen Bruder anders in Erinnerung hatte. Im Nachhinein konnte Logan sich über die Tatsache, dass James eine sanfte Persönlichkeit und ein Muttersöhnchen war, nur glücklich schätzen, denn so baute sich die enge Bindung zwischen ihm und seinen Vater John auf, der auf Logans Seite stand. Sie waren immer in den Park gegangen, wo ihm John beibrachte, wie man Baseball spielt, er lernte ihm, wie man Rad fährt und als Belohnung gab es Logans Lieblingsschokoladeneis. Aber er hatte ihn auch auf seine Zukunft vorbereitet, hatte ihm sein ganzes Wissen dargeboten, ihn mit auf das Revier mitgenommen, um ihn ein paar kleine Polizeiarbeiten machen zu lassen, wie Papierstapel sorgfältig alphabetisch abzuheften. John hatte immer gesagt, Polizeiarbeit sei nicht nur Verbrecher zu schnappen, sondern ebenso den lästigen Papierkram zu erledigen. Ihr Vater war noch von der alten Schule gewesen. Er drillte seine Jungs zu gutem Benehmen und Standhaftigkeit, wie er als Chief of Police es mit seinen Police Officer auch tat, vergaß aber nie, seine beiden Jungs in den Arm zu nehmen und bei Schularbeiten zu helfen. Logan hatte schon früh wichtige Taktiken aus der Polizeiarbeit gelernt und viel über das Verhalten von Menschen. James hatte sich immer zwischen das John-Logan-Gespann drängen wollen und John hatte es erlaubte – ganz zum Missfallen von Logan, denn er hatte seinen Vater für sich allein beansprucht, sein Bruder hatte schließlich


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