Wie Pferde heilen. Alexandra Rieger

Wie Pferde heilen - Alexandra Rieger


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Ob es eine Spinne ist, die ihr kunstvolles und filigranes Netz spinnt, eine Schwalbe, die ein stabiles Nest baut … und so weiter – es gibt unzählige Beispiele aus dem Tierreich, die uns die hohe und doch fast selbstverständliche Intelligenz der Tiere vor Augen führt. Diese Intelligenz beschränkt sich jedoch im Rahmen der göttlichen Ordnung nur auf die jeweilige Art. Die Intelligenz der Pferde ist nicht erreichbar für eine Schwalbe, die der Schwalbe nicht für eine Spinne und so weiter. Sie ist nur jedem einzelnen Tier einer Art vorbehalten.

      Somit ist der Instinkt der Tiere eine unfreie Weisheit. Ein Tier kann sich nicht entscheiden und beschließen, eine Qualität erreichen zu wollen, die außerhalb seiner instinktgesteuerten Weisheit liegt. Das kann nur der Mensch.

      Doch die Tatsache, dass das Tier in einer göttlichen Ordnung lebt, macht das Tier für den Menschen so wertvoll. Vor allem in unserer heutigen Zeit, in der wir uns weit von der natürlichen (göttlichen) Ordnung entfernt haben. Die gesamte Natur untersteht dieser natürlichen Ordnung. Wir zivilisierten Menschen haben uns von der Natur entfernt und damit von der göttlichen Ordnung wegentwickelt.

      Somit ist es für Menschen heilsam, wenn sie sich mit Tieren im Allgemeinen und mit Pferden im Speziellen auseinandersetzen. Denn die Tiere leben uns unbewusst vor, wie wir zur Natur und dadurch zu einer höheren Ordnung zurückfinden.

      Nicht umsonst halten wir Menschen uns Haustiere. Menschen spüren intuitiv, dass durch die Anwesenheit eines Tiers eine wohltuende – um nicht zu sagen heilsame – Energie in ihr Leben einströmt. Wenn diese Energie auf intuitiver Ebene bereits so stark empfunden wird, dann können wir an dieser Stelle erahnen, wie wertvoll ein bewusster und gezielter Umgang mit dem hochsensiblen Tier Pferd sein kann.

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       Bist du seelisch so stark, dass du mich führen kannst?

      Was ist „heilend“?

      Mit heilend in der Arbeit mit den Pferden ist ein Heilwerden auf seelischer Ebene gemeint. Eine schwache Seele kann den Körper nicht gesund erhalten, das kann nur eine in sich starke Seele. Pferde fordern vom Menschen, seelisch stark zu sein, denn im Moment des Zusammenseins mit einem Pferd testet es uns, um zu sehen, welche potenzielle Position wir im Hierarchiegefüge einnehmen.

      In der freien Wildbahn hängt das Überleben des Einzelnen wie der Gesamtheit der Pferdeherde von einer geregelten und fest bestimmten Hierarchie ab. Ranghohe Pferde haben eine starke Seele. Wie wir das erkennen können? Durch eine starke energetische Ausstrahlung des Pferdes und durch seine Autorität, die die anderen auf Distanz halten. Ein rangniederes Pferd wird sich nicht erlauben, in den Individualraum des ranghöheren Pferdes zu treten. Die ranghohen Pferde zeichnen sich in aller Regel nicht durch äußere Merkmale aus. Sie zeichnen sich jedoch vor allem durch eine seelische Stärke und Präsenz aus.

       Ranghohe Pferde zeichnen sich durch seelische Stärke aus.

      Will der Mensch nun mit einem Pferd interagieren, egal, wie auch immer diese Interaktion aussehen mag, es kann sich um eine einfache Bodenarbeit oder um eine reiterliche Lektion handeln, immer wird das Pferd fragen: Bist du seelisch da? Es ist ein instinkthaftes Abfragen, das das Pferd veranlasst, gewisse Aktionen oder Reaktionen an den Tag zu legen. Dieses instinkthafte Einfordern von seelischer Stärke seines menschlichen Gegenübers birgt für den Menschen die Chance, in sich zu erstarken.

       Starke Seele, starker Geist

      Der Mensch ist ein dreigliedriges Wesen von Körper, Seele und Geist. Dabei ist der Körper das Gefäß für die Seele und die Seele das Gefäß für den Geist. Der Körper ist das äußerste Glied und erhält seine Lebensfähigkeit von der Seele. Ein Körper ohne Seele ist ein lebloser, sprich toter Körper. Er ist wie ein Kleid ohne Mensch. Das Kleid erhält sein „Leben“ erst durch den Menschen, der das Kleid trägt. Dem Kleid selbst wird kein Leben zugesprochen. Genauso verhält es sich mit dem menschlichen Körper. Er dient als Fassungsgefäß für die Seele – das jedoch nur dann tauglich ist, wenn es stark und ganz in seiner Form ist. Ein Eimer, der ja auch ein Gefäß für Wasser ist, kann nur dann das Wasser fassen, wenn er als Eimer ohne Löcher ist.

      Du, lieber Leser, wirst an dieser Stelle vielleicht den Einwand bringen und sagen: Ja, aber es gibt Menschen, die bereits mit einem schwachen, kranken oder beeinträchtigten Körper auf diese Welt kommen. Das stimmt. Und auch in diesen Fällen können wir beobachten, dass es Unterschiede in der Auseinandersetzung mit den jeweiligen körperlichen Handicaps des Betroffenen gibt. Es gibt jene, die sich von den Gegebenheiten erdrücken lassen, und es gibt jene, die seelische Stärke leben und trotz der Widrigkeiten das Beste aus der Situation machen.

      Eine starke Seele generiert einen starken und gesunden Körper und macht vor allem eines möglich, dass sie zum Fassungsgefäß für den Geist wird. Denn erst der Geist, der zunächst latent in der Seele ruht, so wie ein Samenkorn in der Erde, findet die notwendigen Voraussetzungen in einer starken Seele, um sich entfalten zu können. Der Geist, der den Menschen befähigt, weitere Evolutionsschritte zu vollziehen. Das wahre Menschsein beginnt mit dem Erwachen des Geistes in ihm. Doch muss der Mensch selbstverantwortlich dieses Erwachen, diese Bewusstseinsevolution anstreben. Ein Starkwerden in der Seele erstreckt sich somit nach unten in den Körper und mit einer Ausdehnung nach oben in der Form, dass sich der Mensch ins Geistige hinein entwickeln kann. Mit anderen Worten ausgedrückt: Der Mensch wird immer bewusster, immer wacher. Die körperliche Gesundheit ist eine positive Nebenerscheinung einer geistigseelischen Entwicklung.

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       Kraft, Stärke, Eleganz, Schönheit und Freiheit – das verbinden viele Menschen mit dem Pferd.

      Das Pferd als Krafttier?

      Das Pferd ist für all jene Menschen ein Krafttier, die eine Anziehung diesem Tier gegenüber empfinden. Dabei spielt es keine Rolle, ob derjenige oder diejenige einen Kontakt zu den Pferden hat oder aus der Entfernung eine gewisse Sehnsucht spürt.

      Seit Urzeiten ist das Pferd ein Archetyp für all jene Qualitäten, die meist unbewusst im Menschen auf Seelenebene schlummern. Qualitäten wie: Kraft, Macht, Eleganz, Würde, Unbestechlichkeit, Freiheit, Stärke, Sanftmut, Frieden, Geduld, Präzision und viele andere Eigenschaften. Das Pferd erinnert uns an diese Qualitäten, es lebt sie uns vor und wir bewundern es für diese Qualitäten. Wenn wir uns dem Pferd öffnen, kann es all diese Energien in uns wachrufen, damit wir einen Zugang zu ihnen finden und sie im Alltag leben können. Damit das Pferd uns auf diese Reise mitnehmen kann, müssen wir uns vorbereiten und uns Schritt für Schritt diesen Qualitäten öffnen.

       Das Pferd kann uns auf der Reise zu uns selbst begleiten.

      Es geht um die Reise zu uns selbst. Eine Reise in unsere innere Welt, die im Schamanismus nicht alltägliche Realität genannt wird oder in unserem modernen Sprachgebrauch als Unterbewusstsein bezeichnet wird. Es ist jener Bereich in uns, den wir nicht kennen, der uns unbewusst ist, der auf einer nicht fassbaren – oder wir können auch sagen spirituellen – Ebene liegt.

      Warum kann gerade das Pferd uns auf diese Reise mitnehmen? Weil das Pferd zum einen im Hier und Jetzt stark verwurzelt ist und zum anderen im gleichen Maße auf der feinstofflichen Ebene zu Hause ist.

       Die feinstoffliche Wahrnehmung

      Die Tatsache, dass das Pferd sehr stark


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