Mission: Weisse Weihnachten. Andreas Benz

Mission: Weisse Weihnachten - Andreas Benz


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Andreas Benz | Mission: Weisse Weihnachten – Ein Rentner-Roadtrip in die Berge | WÖRTERSEH

      Alle Rechte vorbehalten, einschliesslich derjenigen des auszugsweisen Abdrucks und der elektronischen Wiedergabe.

      © 2020 Wörterseh, Lachen

      Lektorat und Korrektorat: Andrea Leuthold

      Umschlaggestaltung: © Thomas Jarzina, unter Verwendung zweier Motive von www.shutterstock.com (Auto: »jakkapan«, Figuren: »ProStockStudio«) Layout, Satz und herstellerische Betreuung: Beate Simson Druck und Bindung: CPI – Ebner & Spiegel, Ulm

      Print ISBN 978-3-03763-122-5

      E-Book ISBN 978-3-03763-805-7

       www.woerterseh.ch

      Für Vanessa und Anna

      Über das Buch

      Für vier Seniorinnen und Senioren des in die Jahre gekommenen Altersheims Abendrot im Zürcher Oberland ist klar: Sie wollen ihrer todkranken Freundin Maria den letzten Wunsch erfüllen – nochmals weisse Weihnachten in den Bergen. Mit von der Partie sind Hans, ehemaliger Primarlehrer und erfolgloser Autor, Inge, Grande Dame mit mysteriöser Herkunft, Frida, zupackende Reinigungsunternehmerin im Ruhestand, und Luky, alternder Playboy mit Narkolepsie. Aber leider fehlt der »Sonnenuntergäng«, wie sie sich selber nennen, für diese Mission das nötige Kleingeld. Der Überfall auf eine Bijouterie, der das Abenteuer finanzieren soll, schlägt fehl, und anstatt mit vollen Taschen Richtung weisse Berge befinden sich die Alten nun plötzlich auf der Flucht. Sie schlagen der Polizei ein Schnippchen, zeigen einem Drogendealer, wo der Bartli den Most holt, und feiern im Hotel Montreux Palace eine legendäre Party. Die alten Freunde erleben unterwegs ihren zweiten Frühling, und selbst Maria blüht nochmals auf, obwohl es ihr gesundheitlich immer schlechter geht und weisse Weihnachten in den Bergen immer unwahrscheinlicher wird. Doch noch mehr zu schaffen macht Maria, dass ihr wohl keine Zeit mehr bleibt, sich mit ihrer Enkelin zu versöhnen. Aber die »Sonnenuntergäng« gibt auch dann noch nicht auf, als eine riskante Entführung aus dem Spital direkt unter den Christbaum nötig wird, um ihre Mission erfolgreich zu beenden.

      »Soll uns noch mal jemand einreden, das Alter könne nicht abenteuerlich sein! Man möchte mit im rumpeligen Bus sitzen und mit den fröhlichen Alten auf Reise gehen! Eine herzerwärmende, berührende Geschichte, die man sich auch sofort auf grosser Leinwand wünschen würde.«

      Heidi Maria Glössner, Schauspielerin

      »Eine wundervolle und berührende Weihnachtsgeschichte, die ich geradezu verschlungen habe. Beim Lesen hatte ich allerdings auch immer etwas Wehmut, weil ich wusste, dass es irgendwann zu Ende geht und die ›Sonnenuntergäng‹, die ich mit ihren liebenswürdigen Menschen so gern bekommen habe, ohne mich weiterziehen wird. Aber ich freue mich jetzt schon auf nächste Weihnachten, wenn ich das Buch erneut lesen werde.«

      Stefan Gubser, Schauspieler

      Über den Autor

       Andreas Benz © Anna Tina Eberhard

      Andreas Benz, geb. 1961, war über zwanzig Jahre als erfolgreicher Manager in der Finanzwelt tätig, bevor er sich 2010 entschied, nochmals ganz neu zu beginnen und seine Passion, das Filmemachen, zu leben. Er besuchte die New York Film Academy, bevor er in Los Angeles das Drehbuchschreiben lernte. Einige seiner danach entstandenen Kurzfilme wurden an bekannten Filmfestivals gezeigt. Heute ist er an verschiedenen Projekten der Constantin Film beteiligt, für die er unter anderem auch das Drehbuch »Mission: Weisse Weihnachten« schrieb. Doch gerade als Schauspieler wie Heidi Maria Glössner und Stefan Gubser zugesagt hatten, bei einer Verfilmung mitzumachen, und es um die Finanzierung ging, kam Corona, und so schrieb der Zürcher während des Lockdown sein Script zu seinem ersten Roman um. Andreas Benz arbeitet als Coach und Consultant sowie im Corporate Storytelling. Er lebt mit seiner Familie in Benken SG.

      Mission: Weisse Weihnachten

VW-Bus

      1VW-Bus

      »Noch eine Kurve und dann sieht man ihn schon, den Vorhof zur Hölle«, dachte Luky Landolt. Nie hätte er es für möglich gehalten, dass er schon kurz nach seinem siebzigsten Geburtstag in einem Alters- und Pflegeheim leben müsste.

      Er hatte doch ganz andere Pläne. Er wollte mit seinem alten Austin Healey, den er über Jahre selber restauriert hatte, auf der Route Napoléon von Grenoble nach Cannes fahren und dort mit einem Freund ein Segelboot chartern. Doch dann schlug ohne Vorwarnung diese verdammte Krankheit zu. So heimtückisch, dass sie ihm einen dicken Strich durch all seine Pläne machte. Er war von einem Tag auf den anderen nicht mehr fähig, allein zu wohnen, war plötzlich eine Gefahr für andere und vor allem für sich selbst. Diese gesundheitliche Fragilität stand ganz im Gegensatz zu seiner immer noch attraktiven Erscheinung. Obwohl er einige graue Haare hatte, war sein Haarschopf noch dicht, und der Fünftagebart gab ihm etwas Abenteuerliches. Seine dunklen Augen funkelten noch immer, obschon sie mittlerweile von einigen Falten umgeben waren – die aber definitiv von viel Sonne und häufigem Lachen und weniger von Sorgen stammten.

      Luky lehnte seinen Kopf gegen die Seitenscheibe des Busses, beobachtete, wie sie sich bei jedem Ausatmen kurz beschlug. Dann wieder schaute er entlang der nassen Landstrasse, die links und rechts von braunen Wiesen gesäumt war. Blätterlose Obstbäume trotzten dem kalten Wind. Obwohl es erst Nachmittag war, wurde es schon langsam dunkel. Es war einer dieser trüben Dezembertage, an denen es nie so richtig hell wird.

      Auch dass es ihn jemals wieder ins Zürcher Oberland zurück verschlagen würde, hätte er vor kurzem noch für absolut unmöglich gehalten. Er wuchs zwar nur wenige Kilometer von hier auf und erinnerte sich gut daran, dass es früher zu dieser Jahreszeit auf den sanften Hügeln so viel Schnee gab, dass er mit dem Schlitten zur Schule fahren konnte. Auch kleine Skilifte gab es in fast jeder Gemeinde. Aber heute, mit der Klimaerwärmung, oder was auch immer das war, musste man ja schon froh sein, wenn es an Weihnachten mal wieder ein paar Schneeflocken gab.

      Schon früh zog es den jungen Lukas, der später zu Luky wurde, nach Zürich. In der Stadt merkte er schnell, dass er mit seinem guten Aussehen, den flotten Sprüchen und seinem angeborenen Charme vor allem bei den Zürcherinnen sehr gut ankam. Auch lernte er, dass man in der Limmatstadt nicht unbedingt jeden Tag zehn Stunden in einem grauen Anzug in einem ebenso grauen Büro sitzen musste, um über die Runden zu kommen. Nein, da gab es viele einsame Banker- und Anwaltsgattinnen, die sich seine Gesellschaft, ob auf dem Golfplatz, als Tennislehrer oder auch mal nur als charmante Begleitung für ein Champagner-Cüpli am Limmatquai, einiges kosten liessen. Trotzdem hatte er nie viel Geld – »Easy coming, easy going«, das war seine Devise.

      Gedanken über das Alter machte er sich nie, wahrscheinlich weil er sich nie alt fühlte und eine Altersvorsorge aus seiner Sicht eh nur etwas für Spiesser war. Er konnte nie etwas mit Typen anfangen, die schon mit fünfzig immer von der Rente redeten und davon, dass dann erst das Leben beginnen würde, bla, bla, bla. Er lebte jetzt, und das richtig.

      Doch dann, vor knapp zwei Jahren, fuhr er mit seinem Oldtimer in einer leichten Linkskurve einfach geradeaus und schrottete unzählige Arbeitsstunden und viel Geld an einer alten Eiche. Er kam glücklicherweise mit dem Schrecken und ein paar blauen Flecken davon. Im Polizeirapport war unter Unfallursache zu lesen: Sekundenschlaf. Luky wusste nicht, ob das stimmte, er konnte sich schlicht an nichts mehr erinnern. Doch dieses plötzliche Einschlafen sollte nicht das einzige Mal bleiben. Immer öfter geschah es, dass er plötzlich einfach weg war. Das war der Anfang einer Odyssee, die ihn von Arzt zu Arzt


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