Stilwechsel und ihre Funktionen in Textsorten der Fach- und Wissenschaftskommunikation. Группа авторов

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      Smart Homes – Wohnen im Computer;

      Alle reden vom Smart Home, aber was haben wir wirklich davon?;

      Alles auf Android? Häuser werden smart, bleiben aber etwas kommunikationsscheu – noch ist das Angebot von vielen inkompatiblen Standards geprägt;

      Feindliche Übernahme. In vielen Smart Homes stehen die virtuellen Türen sperrangelweit offen. Braucht künftig auch die Waschmaschine Anti-Viren-Software?;

      Smart genug für Oma? In Hamburg testen Senioren Wohnungen, die lange Eigenständigkeit bieten sollen. Der Fußboden meldet jeden Sturz, und der Wäschekorb informiert die Reinigung.

      Smart steht also für ‚intelligent, schlau, vernetzt‘. Die Textbeispiele B–D veranschaulichen die durch smart entstandene Begriffswelt: smart home, smartwatch, smart suitcase. Sie eröffnen gleichzeitig einen Blick auf den verwendeten Sprachstil. Die Prozessbeschreibung in (B) ist am Alltag der Rezipienten orientiert und wirkt dadurch vertraut. Die Smartwatch in (C) wird durch das positiv konnotierte Adjektiv erfolgreich im Kontrast zu totgeglaubt charakterisiert. Textbeispiel (D) nutzt Alltagssprache (auf sich aufpassen, allerlei, das gute Stück, sich selbst einchecken).

       (B) Wenn es draußen regnet, schließt das kluge Haus die Fenster. Fängt der Bewohner an zu frösteln, schaltet es die Heizung an. Fährt er weg, schließt es Tür und Garage. Smart wird das Haus also. (Technology Review 9/2014: 74).

       (C) Pebble, Wiedergeburt der Smartwatch – Bis heute ist die Smartwatch mit dem E-Ink-Display mit zehn Millionen Dollar Seed-Investorensumme das erfolgreichste Crowdfunding-Projekt aller Zeiten. Das Erstaunliche aber ist, dass sie auch die erste erfolgreiche Smartwatch überhaupt war und das schon totgeglaubte Genre der Wearables neu belebte. (Technology Review, 5/2014: 41.)

       (D) Ein Koffer passt auf sich auf – Der Flugzeughersteller Airbus hat zusammen mit T-Systems und dem Gepäckhersteller Rimowa einen smarten Reisekoffer entwickelt. Der Bag2Go besitzt allerlei Sensortechnik, einen integrierten Minirechner sowie ein Funkmodul samt GPS-Satellitennavigation. Der Besitzer soll stets wissen, wo sich das gute Stück befindet und es per App jederzeit orten können. Ein Display an der Außenseite zeigt zudem einen aktuellen Barcode, der schon bei der Buchung vergeben werden kann. Der Koffer kann darüber – oder einen ebenfalls eingebauten RFID-Chip – auch direkt mit Gepäcksystemen an Flughäfen interagieren und sich selbst einchecken, da kein Label mehr ausgedruckt werden muss. (Technology Review 5/2014: 17).

      Betrachten wir die Beispieltexte (C) und (D), so fällt auf, dass weitere englische Begriffe Eingang in die deutschen Texte gefunden haben: E-Ink-Display, Seed-Investorensumme, Crowdfunding-Projekt, Wearables, Bag2Go, App, Barcode, Display, RFID-Chip, checken, Label. Einige davon sind fest etabliert, so dass sie von der Sprachgemeinschaft nicht mehr als fremd wahrgenommen werden (z.B. Wearable, Crowdfunding, Label, Barcode, Display) und inzwischen Bestandteil der Alltagssprache sind. Die Texte sind sehr umgangssprachlich formuliert, was ihre Verständlichkeit verstärkt und auch eine gewisse Glaubwürdigkeit impliziert, die Vorbehalten gegenüber neuen technischen Entwicklungen entgegenwirkt.

      Das exemplarisch vorgestellte Konzept smart zeigt, dass es im Zuge der auf Englisch publizierten technischen Entwicklungen zu einer Übernahme von englischen Begriffen und damit zur Anglisierung des Wortschatzes im Deutschen kommt. Smartphone und Smartwatch wurden direkt übernommen und sind Standard. Ob ein Smart Home ein ‚intelligentes‘, ‚schlaues‘ oder ‚vernetztes‘ Haus oder doch nur ein ‚Zuhause‘ ist und eine Smart City die ‚überwachte‘ oder die ‚vernetzte‘ Stadt, wird die Sprachgemeinschaft noch entscheiden (müssen). Wie smart (unübersetzt oder übersetzt) in Zukunft im Deutschen verwendet wird, ist noch nicht klar entschieden. Zumindest ist smart als positiv konnotiertes Adjektiv auch in technischer Hinsicht akzeptabel für die Sprachgemeinschaft. Es bleibt allerdings offen, ob dies eine durchgängige Tendenz ist. Eine ähnliche Entscheidung steht z.B. auch für das Internet der Dinge (in deutschen Texten häufig Internet of Things oder abgekürzt: IoT) aus. Artificial Intelligence hingegen konkurriert in den deutschen Texten nicht mit der ansonsten häufig verwendeten Form Künstliche Intelligenz (KI), ebenso werden oft VR und AR anstelle von Virtual Reality und Augmented Reality genutzt. Es ist folglich Aufgabe der Fach- und der Sprachgemeinschaft hier adäquate Verwendungsentscheidungen zu treffen.

      3 Online-Texte, ihre Makrostruktur und Stilmerkmale

      Im folgenden Abschnitt betrachten wir anhand von Beispielen, wie popularisierende Texte, Newsticker und Blogtexte zum Thema ‚smart‘ und ‚Virtuelle Realität‘, aufgebaut sind und durch welche Stilmerkmale sie sich auszeichnen.

      Textbeispiel (E) ist ein Blogeintrag auf einem Firmenblog und scheint dem Konzept smart gewidmet. Nach einer einleitenden erklärenden Passage des Begriffes offenbart sich die tatsächliche Intention des Autors: Es ist ein Werbetext für das Unternehmen Panasonic, das durch seine Art des Umgangs mit dem Konzept smart im Kontext von Business-to-Business (B2B)-Geschäftsmodellen das Unternehmen selbst auf sehr positive Weise als modern und zukunftsorientiert darstellt. Der Text besteht aus 14 relativ kurzen Absätzen. Diese sind so angeordnet, dass der Text am Computer gut lesbar und optisch überschaubar ist. Der als Frage gestaltete Titel zieht die Aufmerksamkeit der Leser auf sich, da smart noch immer ein Schlagwort ist, das zukünftige technische Entwicklungen bestimmen wird.

       (E) Was heißt eigentlich „smart“?Heutzutage ist fast alles „smart“. Smart Cities, Smart Homes, Smart TVs … Die Liste ist endlos. Das Wörtchen „smart“ ist allgegenwärtig. Es bezeichnet die zunehmende Anzahl vernetzter Technologien, die uns das Leben leichter machen. Da jedoch heute praktisch alles vernetzt ist, verliert der Begriff an Bedeutung.Laut Definition von Gartner beschreibt „smart“ Maschinen, die lernen, sich automatisch anpassen und ihr Verhalten auf das Umfeld einstellen können. Diese Definition von „smart“ geht weit über die reine Internetverbindung hinaus.Aber sind die Geräte, Maschinen und Konzepte, die wir als „smart“ bezeichnen, wirklich so „smart“?Die Verbraucher genießen heute eine Fülle an smarten Technologien. Wir können unser Zuhause aus der Ferne überwachen und per Mobile App Türen, Beleuchtung und Heizung steuern, während Smart TVs mehr und mehr On-Demand-Inhalte bieten und mühelos weitere Apps und Funktionen integrieren.In beiden Beispielen werden dem Nutzer bessere oder „smartere“ Entscheidungen ermöglicht. Lässt sich dies auf unsere B2B-Welt übertragen? Wir denken schon.Bei Panasonic haben wir „smart“ neu definiert: „Wenn der Kunde unserer Kunden eine Verbindung mit der Technologie herstellt und diese ihm persönliche Entscheidungen ermöglicht, sodass er letztlich selbst über seine Erfahrung bestimmt“.Zum Beispiel könnte in einer Einzelhandelsumgebung ein LinkRay-fähiges Display im Schaufenster als „smart“ bezeichnet werden. Mithilfe der LinkRay-App können Käufer zu einem Outfit auf dem Bildschirm Informationen oder gleich ein Angebot auf ihr Smartphone herunterladen, was sie zu einem direkten Einkauf animiert.Gekoppelt mit Technologien zur Alters- und Geschlechtserkennung lässt sich der Inhalt am Bildschirm auf die jeweilige Person – z.B. After-Shave für den Herrn und Parfüm für die Dame – mit jeweils altersgerechten Marken zuschneiden. Für uns bedeutet das, dass wir den Kunden unserer Kunden selbst dann relevante Informationen bereitstellen können, wenn ein Laden geschlossen ist. So werden Schaufensterbummler außerhalb der Öffnungszeiten zu eCommerce-Kunden.Ich denke, dass viele Technologien, wie wir [sic] als Industrie bisher entwickelt haben, diese Definition von „smart“ nicht bestehen würden. Kosteneinsparung … Ja. Risikominderung … Ja. Aber selbst wenn unsere Kunden erhebliche Vorteile genießen, erreichen wir nicht das Maß an Verbindung mit den Kunden unserer Kunden, das eine Lösung wirklich „smart“ machen würde.Schließlich steht im Mittelpunkt der geschäftlichen Ziele für viele unserer Kunden ein positives Kundenerlebnis. Niemand weiß das besser als die Bahngesellschaften. Ein Beispiel hierfür sind die zahlreichen Passagierinformationssysteme im britischen Schienenverkehr, die zwar hilfreiche Informationen liefern, aber ausschließlich über diese eine Reise. Ein wirklich


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