Stilwechsel und ihre Funktionen in Textsorten der Fach- und Wissenschaftskommunikation. Группа авторов

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ihr Smartphone oder ein anderes Endgerät ihrer Wahl.Die B2B-Welt lechzt genauso nach „smart“ wie das B2C-Geschäft. Es reicht nicht mehr aus, technologische Probleme zu lösen und Produkte bereitzustellen, die womöglich einen Bedarf decken.Wenn wir „smart“ in dieser Weise neu definieren, sehen wir, dass unabhängige, oft isolierte Technologien diese Anforderungen nicht erfüllen können. „Smart“ ist nur dann wirklich „smart“, wenn die Technologien über den gesamten Kundenweg harmonisiert und integriert sind. Darin liegt der wahre Mehrwert dieser Technologien für die Unternehmen.Wir bei Panasonic arbeiten eng mit unseren Kunden zusammen, um „smart“ neu zu definieren und schließlich die Unternehmenslösungen der nächsten Generation zu entwickeln, die einen echten, spürbaren Mehrwert für die Kunden unserer Kunden bedeuten.Diese Verbesserungen und die Möglichkeit, dass die Kunden unserer Kunden selbst über ihre Erfahrung entscheiden, sollten die Grundlage für „smarte“ Technologien von heute sein. Wir sind überzeugt, dass ein solcher Ansatz die Integration und Innovation in Zukunft anregen wird.(https://business.panasonic.de/loesungen/news/was-hei-t-eigentlich-smart/ [letzter Zugriff: 31.01.2019])

      Interessant ist die Struktur des Blogeintrags. Der Autor knüpft bereits zu Beginn an das Vor- bzw. Nichtwissen der Leser an („smart“ erscheint überall, aber was bedeutet das?) und thematisiert das Verständnisproblem zum Begriff im ersten Absatz durch Bezug auf die Alltagserfahrung der Rezipienten. Dann beginnt er mit einer Erklärung/Quasi-Definition des Begriffs (ähnlich wie in einem wissenschaftlichen Text zu Textbeginn). Über eine rhetorische Frage zur Umsetzung von „smart“ in der Praxis und der Nennung von Situationen, in denen Verbraucher smarte Technologien heute bereits nutzen können, geht er – erneut über eine rhetorische Frage – auf die Bedeutung von „smart“ für das Unternehmen Panasonic ein (Lässt sich dies auf unsere B2B-Welt übertragen? Die Antwort: Wir denken schon. leitet zur Werbepassage für Panasonic über: Bei Panasonic haben wir „smart“ neu definiert. Dieser Kontrast soll den Lesern die Innovationsfähigkeit des Unternehmens verdeutlichen und wie sich das Unternehmen dadurch von den Wettbewerbern abhebt. Die im Blogeintrag eingebauten Beispiele, z.B. für Einzelhandelskäufe von Kunden (After-Shave für den Herrn und Parfüm für die Dame), machen den Text anschaulich und sensibilisieren die Leser für die beschriebene Problematik. Gleichzeitig wirkt die Darstellung durch Beispiele überzeugend und die Argumentation stringent. Die Sprache ist einfach und leicht verständlich. Es entsteht der Eindruck, dass Panasonic mit den smarten Technologien umgehen kann. Gekonnt umgeht der Autor durch Technologien zur Alters- und Geschlechtserkennung das Thema Gefahr der Verletzung der Privatsphäre des Kunden und hebt lediglich die Vorzüge dieser Systeme hervor. Verstärkt wird die Wirkung des Textes durch den Wechsel von der „wir- / uns“- und der „Kundenperspektive“ zur Position des Autors (Ich denke) und seiner Kommentierung des Prozesses in einer Art Selbstgespräch (Kosteneinsparung … Ja. Risikominimierung … Ja.). Schließlich rundet der Blogschreiber seine eingangs gestellte Frage (nach dem „smarten B2B“) durch einen argumentierenden Kommentar im finalen Absatz des Textes ab. Der Rückgriff auf wir stellt das Unternehmen als Einheit dar, mit der sich der Autor klar identifiziert. Der Absatz verbindet Alltagsstil (lechzt genauso nach, womöglich) mit fachlichen Kontexten („smart“, Kundenweg, Mehrwert) und wirkt nachhaltig durch wiederholende Passagen (in dieser Weise neu definieren, um „smart“ neu zu definieren).

      Die Aneinanderreihung von kommunikativen Mehrfachfunktionen (Informieren, Werben, Kommentieren, Argumentieren und Bewerten) scheint für Blogtexte relativ typisch zu sein, zumindest konnte sie mehrfach im untersuchten Textmaterial, auch in Blogs von Online-Zeitschriften und von Organisationen, nachgewiesen werden. Zudem sind Passagen mit zitatähnlichem Charakter (d. h. es wird durch das Zitat vermeintlich auf eine Person als Referenzquelle Bezug genommen) als Stilmittel für die Meinungsbildung emotionaler und überzeugender. Dieses auch in Pressemitteilungen genutzte Stilmittel wirkt authentisch und spricht den Leser besonders an. Die Textsorte Blog veranschaulicht den Übergang von der Schriftlichkeit zur Mündlichkeit im Medium Internet. Die personalisiert anmutenden Äußerungen lassen den Leser den Gedankengang des Autors leicht nachvollziehen, können aber auch Repliken und Kommentare provozieren. Somit entsteht ein Wechselspiel von Interaktion des Bloggers mit einer teilweise anonymen Leserschaft.

      Die im smart-Textbeispiel (E) vorgestellte Textstruktur (Information – Werbung – Kommentierung – Argumentation) lässt sich auch in Blogtexten, in denen es z.B. um The Internet of Things1 oder Virtuelle Realität (VR)2 geht, verfolgen. Um technisch-wissenschaftliche Konzepte alltagstauglich verständlich zu machen, bedarf es offenbar eines Stilwechsels von der abstrakten, sachlichen, unpersönlichen Darstellungsebene zur bildlichen, emotionalen, persönlichen Darstellung. Fachinterne Inhalte werden auf das Alltagswissen der Leser und ihre persönlichen Erfahrungen gespiegelt. Dies gelingt in den neuen Medien, z.B. auch durch Bilder und Hypertextoptionen, die wiederum in ein Informationskontinuum von Intertextualität fließen. Die entstehenden Texte tragen den Charakter der Mündlichkeit, u.a. durch Nutzung alltagssprachlicher Redewendungen. Sie scheinen das Ergebnis eines laut gesprochenen Gedankenmonologs zu sein und wirken dadurch besonders überzeugend. Die sprachlichen Bilder und animierte Episoden komplettieren den Informationstext ebenso wie Metaphern und Beispiele, die das Vorstellungsvermögen des Lesers über die Spiegelung der eigenen Erfahrungen des Autors anregen. Typographische Mittel wie Font, Schriftgröße und Schriftfarbe werden im Internet zudem gezielt als Mittel zur Verstehenssicherung eingesetzt. Dies soll im Folgenden aufgezeigt werden.

      Das Textbeispiel (F) ist Spektrum der Wissenschaft neo mit dem Titel „Die Welt im Jahr 2050“ entnommen. Dabei handelt es sich um ein Wissenschaftsmagazin für Jugendliche, das in Print- und Onlineversion erscheint. Die Online-Version bietet über eine Abo-Funktion weiterführende Informationen in Form von Videos, Webinaren und auch einen Blog zur Interaktion mit den Lesern.

       (F) Wenn Kühlschränke im Internet surfenSchon heute sind viele von uns pausenlos online. In der Zukunft wird sich das Internet noch stärker in unseren Alltag und in unsere Umgebung einfügen als bisher. Selbst Haushaltsgegenstände werden dann selbstständig ins Netz gehen!Wer es lustig findet, wenn Menschen heute auf der Straße scheinbar Selbstgespräche führen – weil sie über Kopfhörer und ein kaum sichtbares Mikrofon telefonieren –, für den wird es in den nächsten Jahrzehnten noch viel amüsanter: Dann wird es nämlich Leute geben, die in Parks oder am Strand wie wild in der Luft herumfuchteln, als würden sie nach nicht vorhandenen Dingen greifen!Diese Leute sind keine Tagträumer, sondern im Internet der Zukunft unterwegs. Sie nehmen gerade in virtuellen Kaufhäusern Waren in die Hand oder besuchen Museen, als wären sie real vor Ort. Experten schätzen, dass Mobilfunknetze schon in 20 bis 30 Jahren schnell genug sein werden, um nicht mehr nur Webseiten auf die Handys der Zukunft zu übertragen, sondern ganze 3-D-Welten.Fragt sich bloß, wie der Internetsurfer die dreidimensionalen Objekte überhaupt sieht, wenn er nur ein Smartphone dabei hat? Dessen kleines Display wird dazu nicht ausreichen – selbst wenn man es in Zukunft vielleicht auf die vierfache Größe auseinanderfalten kann, Viel realistischer wird das 3-D-Erlebnis mit Hilfe spezieller Brillen, in die zwei kleine Projektoren eingebaut sind. Die werfen ihr Bild jeweils punktgenau in die Augen. Der Betrachter sieht die virtuellen Welten unmittelbar vor sich, als wären sie echt! Wenn noch eine Gestikerkennung eingebaut ist, ähnlich wie sie heute die Microsoft Kinect-Systeme enthalten, dann kann er auch nach Objekten greifen, sie bewegen und drehen. Mit einem Computerhandschuh, der winzige Vibrationen erzeugt, kann er schließlich sogar spüren, wie sich die Dinge anfühlen, die er da in der Hand hält. (Spektrum neo, Die Welt im Jahr 2050: 26).

      Unter Bezugnahme auf das Vorwissen der potenziellen Adressaten, in diesem Fall das Alltagswissen der Jugendlichen (jeder kennt einen Kühlschrank, jeder surft im Internet), wird in Beispiel (F) durch die Überschrift Wenn Kühlschränke im Internet surfen die Neugier auf den futuristisch anmutenden Text geweckt. Das Futuristische der Textüberschrift wird durch ein sehr buntes Bild rechts der Überschrift verstärkt, das die Küche der Zukunft zeigt. Wie in einer Raumsonde ist die Küchenzeile kreisförmig arrangiert und auf den Arbeitsflächen sind Monitore angebracht, die mit dem Internet und untereinander kommunizieren können (auch mit dem Kühlschrank). Solche Bilder


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