Nick 1 (Pionier des Weltalls): Start in die Unendlichkeit. Fred Hartmann

Nick 1 (Pionier des Weltalls): Start in die Unendlichkeit - Fred Hartmann


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       das Ende …

      Kapitel 1

      Ein gigantischer Auftrag

      Das gleißende Sonnenlicht auf seiner imposanten Glasfassade widerspiegelnd, erhob sich die Zentrale der Weltraumforschungsbehörde wie ein zurechtgeschlagener Felskoloss in den türkisblauen Sommerhimmel von New York.

      Auf dem geräumigen Dach des Monumentalbaus setzte ein Heli-Car geräuschlos zur Landung an, vier Personen entstiegen dem Fluggerät – drei Männer und eine Frau. Ein Rezeptionist begrüßte die Ankommenden mit Handschlag und geleitete sie zum Antigravschacht, der einladend unter einer metallenen Schutzkuppel die kleine Gruppe aufnahm und in das tiefergelegene Stockwerk beförderte.

      Mit langsamen Schritten näherten sie sich schweigend dem Büro ihres allmächtigen Chefs, gespannte Erwartung lag in ihren urlaubsgebräunten Gesichtern, nur die Haut des Marsianers Xutl* 2 – dem einzigen Überlebenden des atomaren Holocaust auf dem Nachbarplaneten vor nun gut einigen Jahrzehnten – leuchtete wie immer in einem matten Olivgrün. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, aber dann unterbrach die attraktive und noch immer jung aussehende Zoologin und Tierpflegerin Jane Lee* die gespannte Ruhe. »Jetzt werden wir gleich erfahren, warum uns Mr. Marsh* zu einem persönlichen Gespräch geladen hat.«

      Der bekannte Biologe und Botaniker Tom Brucks* schob mit einer ruckartigen Bewegung etwas ungeschickt seine Brille der Nasenwurzel entgegen. Er liebte diese altmodische Sehhilfe; sie gehörte zu seinem persönlichen Outfit und um keinen Preis der Welt wollte er sie mit einer künstlichen Linse oder einem genetisch manipulierten Auge tauschen. »Geheimnisvoll genug hat er ja getan«, skandierte der Biologe nachdenklich, »irgendetwas muss da im Busch sein. Sicher hängt das mit Professor Raskin* zusammen. Der scheint in seiner Hexenküche mal wieder etwas Neues zusammenzubrauen. Und wir wussten die letzten Monate nicht einmal, wo er steckte. Völlig abgeschottet hat man ihn vom Rest der Welt. Das lässt nichts Gutes ahnen …«

      Sein Freund Nick Steel*, der weltbekannte und von allen Menschen verehrte Weltraumpionier, schüttelte missbilligend den Kopf. »Selbst die fünf Monate Urlaub haben deinen sprichwörtlichen Pessimismus nicht beheben können. Warte doch erst mal ab! Meistens gibt es bei ihm immer etwas phantastisch Neues. Ich jedenfalls freue mich schon drauf.«

      Xutl hatte als Einziger geschwiegen, aber er blickte freundlich aus seinen sympathischen Augen. Er und die anderen waren in den vergangenen Jahren zu einem unzertrennlichen Team zusammengewachsen und hatten schon die unmöglichsten und gefährlichsten Abenteuer gemeinsam erlebt – und überlebt. Sie alle wussten: Xutls liebster Ort war der unendliche Kosmos. Ob es diesmal wieder dort hingehen würde? Jeder von ihnen spürte unvermittelt: Da wartete auf sie ein besonderer Auftrag.

      Die Tür zu Mr. Marshs Büro öffnete sich abrupt und der Chef der Weltraumbehörde und Weltsicherheitsbehörde trat ihnen freudestrahlend und mit ausgestreckter Hand entgegen. »Miss Lee! Nick! Tom! Xutl! Wie schön, Sie wiederzusehen. Ich hoffe, Sie hatten einen erholsamen Urlaub.«

      »Danke«, erwiderte Nick stellvertretend für die anderen, »zwei Monate länger als vorgesehen, da kann man mehr als gründlich ausspannen.« Mit verstohlenem Blick auf seine Freunde fügte er etwas verhalten hinzu: »Es ist uns schon richtig langweilig geworden und ich weiß gar nicht mehr, wie ein Raumschiff von innen aussieht und ob ich es überhaupt noch steuern kann.«

      »Dafür kennst du dich hervorragend im Hover-Surfen aus – und im Generieren von Dienst- und Animierprojektionen«, spottete Jane; schnippisch ergänzte sie mit einem leichten Seitenhieb auf ihren Gefährten: »Besonders von attraktiven und leicht bekleideten jungen Damen.«

      Nicks Gesicht rötete sich ein wenig.

      Tom grinste. »Oho, unsere verliebte Dame ist wohl eifersüchtig, was?«

      Janes Augen weiteten sich und sie schleuderte giftige Blicke auf den amüsierten Biologen. »Halt du dich da raus, Tom! Das geht nur Nick und mich etwas an!«

      Tom war über ihre Worte so verblüfft, dass er mit offenem Mund vor ihr stand und keine Silbe mehr über seine Lippen brachte.

      Nick versuchte zu besänftigen. »Du weißt, Jane, dass ich Freude an technischen Spielereien habe. Aber bei unserer nächsten Expedition nehme ich andere Geräte mit. Versprochen!«

      Schließlich unterbrach Mr. Marsh die Kabbelei. »Ihre persönlichen Dispute können Sie privat weiter austragen. Jetzt fordere ich Sie auf, mich in mein Büro zu begleiten. Es erwartet Sie eine Überraschung.«

      Sofort war die kleine Auseinandersetzung vergessen. Neugierig betraten sie das Allerheiligste und richteten ihre Augen staunend auf die Gäste ihres Vorgesetzten. Dort saß nicht nur eine Überraschung, sondern es waren gleich zwei.

      »Oh!«, entfuhr es Nick. Um einen ovalen Sitzungstisch mit grandioser Aussicht auf das imposante Glas- und Stahlgebirge der Millionenmetropole saßen Prof. Raskin und André Coomb*. Nick erinnerte sich lebhaft: André war schon auf der ersten Sternenschiffexpedition dabei gewesen und hatte sich als einer der fähigsten und zuverlässigsten Techniker und Piloten der terranischen Raumflotte bewährt. Unvergesslich war Nick das gemeinsame Abenteuer auf einem fernen Planeten, dessen Zivilisation durch einen Krieg untergegangen war, während nur ihre maschinellen Hinterlassenschaften noch reibungslos funktionierten. Warum war der Gefährte früherer Abenteuer zu diesem Gespräch geladen? Nicks fragenden Blick richtig deutend, blieb der Chef der Weltraumbehörde die Antwort nicht lange schuldig: »Sie kennen André aus vergangenen Einsätzen schon sehr gut. Seine Kompetenzen sind unbestritten und er wird Ihnen auf der geplanten Mission in hoher Verantwortung zur Seite stehen.« Mit einer Kopfdrehung zu Prof. Raskin ergänzte er: »Und Ihren Freund, den Professor, brauche ich ja nicht mehr vorzustellen.«

      Herzlich begrüßten sich alle Anwesenden per Handschlag und nahmen dann in aufgelockerter Stimmung und fröhlicher Wiedersehenslaune ihre Plätze an dem mit mehreren Raumschiffmodellen drapierten und sehr nüchtern wirkenden Tisch ein. Mr. Marsh griff zu einer Karaffe, die Gäste richteten neugierig ihre Blicke auf den gelblich-grün schimmernden Inhalt, der sich unter seiner vorsichtigen Bewegung perlend in ziselierte Metallkelche mit Ornamenten interstellarer Früchte ergoss.

      »Etwas Besonderes«, erklärte er seinen Gästen und verwies auf das würzig duftende Getränk.

      Mr. Marsh angelte sich den Eiscrusher vom Beistelltisch, entnahm einem gläsernen Kübel mehrere Würfel und zerkleinerte sie, bevor er die kristallenen Stücke mit einem silbernen Löffel in die Becher seiner Gäste beförderte. »Der Fruchtcocktail heißt ›Schamon‹. Er wird aus der Schamone, einer Frucht von Eden*, gewonnen. Der Geschmack ist unübertrefflich.« Er hob seinen Becher. »Zum Wohl.« Nick atmete tief durch und sog das Aroma des exotischen Getränks tief in sich hinein, dann leerte er seinen Kelch genussvoll in einem Zug. »Das schmeckt wie eine Mischung aus Agaven- und Limettensaft mit Ingwer gewürzt, dazu eine weitere Geschmackskomponente, die ich von keiner Frucht auf der Erde kenne. Ein vorzügliches Gebräu.« Die anderen nickten bestätigend. »Aber nun spannen Sie uns nicht länger auf die Folter. Um was geht es und warum durften wir ohne erkennbaren Grund zwei Monate länger Urlaub machen als ursprünglich geplant?«

      Mr. Marsh lehnte sich mit durchgedrücktem Rücken weit in seinem Sessel zurück, seine Haltung deutete auf einen bedeutungsvollen Augenblick hin, aber die Gesichtszüge blieben entspannt.

      »Zunächst zu Ihrem Urlaub: Ich habe Ihnen einen längeren verordnet, weil Sie möglicherweise in den nächsten Jahren keine Gelegenheit mehr zur Erholung haben werden.«

      »Wie?« Nicks Kinnlade klappte nach unten.

      Ungläubige Blicke.

      »Ich schicke Sie auf eine Mission, die in der Geschichte der Menschheit und wahrscheinlich aller Völker des Universums einmalig sein dürfte.«

      Angespannte Neugierde.

      »Dieses Unternehmen wurde durch eine epochemachende Erfindung von Prof. Raskin möglich.«

      Absolute Stille.

      »Der


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