Natürliche Hausapotheke für die ganze Familie. Doro Kammerer
Fieberthermometer, Eiswürfel (TK-Fach), Arnikatinktur, Emser Salz, Apfelessig, Heilerde, Ringelblumensalbe, qualitativ hochwertiger Honig, Leinsamen, Senfmehl.
Wickel, Umschläge & Waschungen: Leinen- oder Baumwolltücher (zum Beispiel Geschirrtücher; es gibt aber auch vorgefertigte Wickel-Sets) als Innentuch, Zwischentücher aus Baumwolle, Handtuch oder großen Wollschal als Außentuch, eventuell Schutzunterlage für das Bett, Leinenwaschlappen oder Waschhandschuhe (ersatzweise auch Gäste-Frotteetuch), Lehm-Fertigumschlag.
Heilkräuter: Melissenblätter, Angelikawurzel, Baldrianwurzel, Gänsefingerkraut, Stiefmütterchenkraut, Kamillenblüten, Salbei, Himbeer- und Brombeerblätter, Thymiankraut, Fenchel, Kümmel, Anis (Haltbarkeit: ca. 12 Monate).
3. Die Kunst des richtigen Wickelns
Wickeln ist eine hohe Kunst. Die muss man beherrschen, um wirklich den gewünschten Effekt zu erzielen. Das leinene oder baumwollene Innentuch wird auf die Größe des zu behandelnden Körperteils zusammengefaltet. Es sollte straff und faltenfrei auf der Haut liegen. Das Zwischentuch aus Baumwolle soll das Innentuch abdecken und ist deshalb etwas größer. Das Außentuch – ein Handtuch, ein Wollschal oder eine Decke – soll die Wärme bzw. Kälte des Wickels möglichst lange aufrechterhalten. Wickel, die warm halten sollen, kann man zusätzlich mit Heilwolle (Apotheke oder Naturkostläden) „isolieren“. Für Allergiker ist diese unversponnene Schafwolle allerdings nicht geeignet; als Ersatz kann man eine ordentliche Portion Watte in ein Baumwolltuch einschlagen.
Alle Wickel sollten rasch angelegt werden. Es darf kein Luftzug an die feuchte Auflage gelangen. Der Wickel soll fest sitzen, der Patient darf sich jedoch nicht beengt fühlen. Einem fröstelnden Kind sollte man auf keinen Fall einen kühlen Wickel anlegen. Wickel strengen an, deshalb sollte das Kind danach mindestens eine Stunde im Bett bleiben.
Bei heißen Wickeln und Kompressen (zum Beispiel Kartoffelwickel) sollte die Verträglichkeit der Temperatur für eine Minute auf der Innenseite des Unterarms geprüft werden. Die intensive Wärme eines Wickels wird vom Patienten oft erst mit Verzögerung empfunden. So kann es manchmal passieren, dass man einen Wickel wieder öffnen muss, um noch zwei bis drei Minuten zu warten, bis er sich auf eine erträgliche Temperatur abgekühlt hat. Einen fertig angelegten Wickel kann man mit einer Wärmflasche, mit einem Dinkel- oder einem Kirschkernkissen warm halten.
Hausmittel, die nichts taugen
Nicht in jedem Fall sind Überlieferungen kostbar. Einige Rezepte kursieren hartnäckig, obwohl sie unsinnig sind oder gar Schaden anrichten. So zum Beispiel:
Kartoffelwasser bei Magenschmerzen:
Das aus dem Kartoffel-Kochwasser aufgenommene Solanin kann schädlich sein.
Möhren-Kur bei Würmern:
2 – 3 Tage sollte ein Kind ausschließlich rohe geschabte, geraspelte oder ganze Möhren zu essen bekommen, um Würmern den Garaus zu machen. Leider ein Ammenmärchen.
Mehl oder Butter auf Brandwunden:
Das Mehl oder die Butter „verbackt“ buchstäblich mit dem verbrannten Gewebe – das beeinträchtigt die Heilung ganz massiv.
4. Interview:Hausmittel richtig anwenden
Hausmittel – das klingt nach einfachen Rezepten, die man ganz nach Belieben einsetzen und abwandeln kann. Doch auch Hausmittel sind Arzneimittel und müssen mit Bedacht angewendet werden. Antworten von Claudia Langohr, Heilpraktikerin in Roth (www.claudia-langohr.de)
Empfehlen Sie Ihren Patienten Hausmittel?
Ich empfehle sie nicht nur, ich gebe auch Kurse darüber, denn ich erlebe immer wieder, wie wenig Wissen Familien heutzutage über die Anwendung der einfachsten Hausmittel haben. Viele können sich nicht vorstellen, dass so vermeintlich einfache Rezepte auch Nebenwirkungen haben oder falsch angewendet werden können. Auch Kinder- oder Hausärzte können oft keinen Rat geben.
Welche Fehler werden denn bei der Anwendung gemacht?
Da wird es zum Beispiel beim Teekochen mit der Menge an Kräutern bzw. Wasser nicht so genau genommen, die Wassertemperatur stimmt nicht, der Tee bekommt nicht die richtige Zeit zum Ziehen und wird dann vielleicht auch noch zu schnell getrunken oder erst mal stehen gelassen. Manche benutzen zum Erhitzen die Mikrowelle – auch das ist ungünstig.
Sie sprechen nur von der Teezubereitung. Kann man bei Wickeln nichts falsch machen?
Doch, natürlich. Und das ist sehr schade, denn Wickel können Erstaunliches bewirken. Wie schnell ein Wadenwickel Fieber senken kann, ist ein Phänomen. Wenn ich in meinen Kursen frage, wie denn Wadenwickel gemacht werden, bekomme ich beispielsweise die Antwort, dass man möglichst kaltes Wasser nehmen sollte. Tatsache ist: Man kann im Extremfall einen Kreislaufschock auslösen, wenn man zu kaltes Wasser nimmt. Das Wasser sollte höchstens fünf Grad unter der Körpertemperatur des Patienten liegen. Jemandem, der kein Fieber hat, erscheint Wasser mit 34 °C natürlich zu warm und für einen fiebersenkenden Wadenwickel vollkommen ungeeignet. Deshalb sollte man hier wirklich ein Thermometer benutzen.
Erleben Sie, dass Familien ausschließlich Hausmittel einsetzen?
Gelegentlich. Manche Eltern geben beispielsweise auch bei schweren Erkältungen nur Holundersaft und wundern sich dann, dass sich der Infekt zu einer Mittelohrentzündung auswächst. Manchmal braucht man aber eben ein Arzneimittel.
Von welchen Hausmitteln raten Sie ab?
Mehl auf Brandwunden – dieser Fehler wird immer wieder gemacht. Ich warne auch vor der Selbstzubereitung von Wundsalben. So einfach ist das nicht. Da müssen penible hygienische Bedingungen gegeben sein, und man muss sich auskennen. Ich hatte einen Patienten, der sich seine Wunde durch eine selbst gemachte Ringelblumensalbe infiziert hat.
III. Heilkräfte aus der Pflanzenapotheke
Gegen jede Krankheit ist ein Kraut gewachsen. Diese alte Volksweisheit treibt heutige Wissenschaftler dazu an, die Heilkräfte von immer mehr Pflanzen beweisen zu wollen.
Vieles von dem, was Heilkundige in Jahrhunderten intuitiv angewendet und für die Nachwelt notiert haben, wurde in modernen pharmakologischen Studien durchleuchtet und erklärbar gemacht. Seither bedient sich auch die Schulmedizin zunehmend pflanzlicher Wirkstoffe.
Mittlerweile sind in der Pflanzenheilkunde zwei Fraktionen entstanden. In der wissenschaftlichen Abteilung findet man Phytopharmaka (= pflanzliche Arzneimittel; Kosename: „Phytos“) mit „gesicherter und nachprüfbarer Qualität, klinischer Wirksamkeit und Unbedenklichkeit“. Diese Phytos – in Form von Tabletten, Tinkturen, Säften oder anderen Zubereitungen – kann man in jeder Apotheke kaufen.
In der erfahrungsheilkundlichen Abteilung findet man „nur“ Drogen (= getrocknete Arzneipflanzen oder Pflanzenteile). Denn hier kocht man noch selbst! Das erfordert nicht nur mehr Aufwand, man braucht auch Nachschlagewerke oder entsprechende Kurse – und Vertrauen in überliefertes Wissen. Die entsprechenden Rezepte und Behandlungsweisen werden von Wissenschaftlern gern als die „Niederungen der Erfahrungsheilkunde“ belächelt.
Einig sind sich beide Lager aber vor allem in einem Punkt: Pflanzliche Arzneien agieren ganz anders als herkömmliche Medikamente, nämlich mehr mit dem Organismus als gegen seine Regulations- und Ordnungssysteme. Nebenwirkungen sind deshalb wesentlich seltener als bei Präparaten aus der Schul-Pharmazie.
1. Mit Pflanzen vorbeugen