Natürliche Hausapotheke für die ganze Familie. Doro Kammerer

Natürliche Hausapotheke für die ganze Familie - Doro Kammerer


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ungefähr 30 Monate lang krank. Das Gros dieser Infekte betrifft die Atemwege. Wiederum 95 Prozent aller Atemwegserkrankungen werden durch Viren hervorgerufen. Denen kann man nichts entgegensetzen als Maßnahmen, die die Symptome lindern und das Immunsystem unterstützen.

      Seit die Renaissance der Pflanzenheilkunde begonnen hat, wird immer mehr Kräutern eine immunstärkende Wirkung zugeschrieben. Darunter sind unter anderem Holunder, Brechwurz, Roter Sonnenhut (Echinacea), Thuja, Gelber Jasmin oder die Kapland-Pelargonie. Echinacea ist die am besten untersuchte Pflanze.

      Wunder dürfe man allerdings nicht erwarten, so sagen Ärzte und Pharmakologen. Sinn mache die Einnahme der pflanzlichen Immunstimulanzien nämlich nur bei den ersten Anzeichen einer Erkältung. Ist der Infekt „voll erblüht“, dann kann man dem Immunsystem in der Regel nicht mehr helfen.

      Wichtig ist auch: Bei Kindern unter zwei Jahren sollten Eltern keine Immunstimulation versuchen, denn je jünger ein Kind ist, desto unreifer ist sein Immunsystem. Man sollte nämlich in die Ausbildung des natürlichen Immunsystems mit solchen Präparaten nicht zu früh eingreifen. Außerdem muss man bedenken: Echinacea-Präparate scheinen zwar hinsichtlich ihrer möglichen Nebenwirkungen relativ harmlos zu sein, aber sie gehören zur Gruppe der Korbblütler und Vertreter daraus können Allergien auslösen. Grundsätzlich gilt: Treten nach der Einnahme Symptome wie Hautveränderungen auf, muss man das Präparat sofort absetzen!

      2. Pflanzliches statt Antibiotika?

      Pflanzen verfügen über ein erstaunliches Waffen-Arsenal zu ihrer Selbstverteidigung. Sogar keimtötende Wirkstoffe sind darunter. Flechten wie das Isländisch Moos, das man vor allem bei Halsentzündungen einsetzt, sind mit antibiotischen Fähigkeiten ausgestattet. Keimtötend wirken auch ätherische Öle, wie sie in Thymian, Salbei, Oregano, Knoblauch, dem Teebaum oder in der Kamille enthalten sind. Man sollte allerdings nicht zu isolierten ätherischen Ölen greifen; am besten wirken pflanzliche Inhaltsstoffe immer in ihrem natürlichen Verbund.

      Antibiotisches aus Pflanzen hat nicht annähernd „die Schlagkraft“ wie beispielsweise Penizillin-Präparate. Bei schweren Infekten, wie etwa bei einer komplizierten Mittelohrentzündung oder bei einer Lungenentzündung, kann man meist nicht auf etablierte Antibiotika verzichten. Bei leichteren Infektionen können die pflanzlichen Wirkstoffe aber von Nutzen sein, vor allem bei Erkältungskrankheiten, Magen-Darm-Infektionen oder Blasenentzündung (ohne Fieber, mäßige Beschwerden; hier: Kapuzinerkresse, Meerrettich, Preiselbeeren). So wird dem Immunsystem nicht das Ruder aus der Hand gerissen, sondern es bekommt nur ein wenig Unterstützung. Das ist gerade in der Behandlung von Kindern so wesentlich. Die vielen „banalen“ Infekte, die ein Kind durchmachen muss, haben ja ihren Sinn: Die Selbstheilungskräfte – noch ganz ursprünglich und von Stress und Schadstoffen wenig beeinträchtigt – bekommen dadurch gut dosierte Wachstums-Chancen.

      3. Pflanzlich = sanft … Das ist ein Irrglaube!

      Als vor etwa 30 Jahren das Aufbegehren gegen die etablierte Schulmedizin und der mit ihr verbundenen Pharmazie begann, fielen viele Patienten der Pflanzenheilkunde in die Arme, als hätten sie noch nie etwas von ungenießbaren oder gar giftigen Pflanzen gehört. Führende Alternativmedizin-Forscher warnen unermüdlich vor der Illusion, natürlich sei gleich ungefährlich. Pflanzliche Wirkstoffe können Allergien auslösen und bei dauerhaftem Gebrauch auch schaden. Wer sein Kind oder sich selbst behandelt, sollte sich in der Welt der Heilpflanzen gut auskennen. Da auch Wechselwirkungen mit synthetischen Medikamenten auftreten können, sollte man seinen Arzt darüber informieren, wenn man zusätzlich zum Verordneten etwas Pflanzliches einnimmt.

      Trotzdem kann man davon ausgehen, dass viele pflanzliche Arzneimittel gut verträglich sind. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) drängt schon lange auf weitere Anwendungsbeobachtungen, damit mehr „seriöse“ pflanzliche Heilmittel zur Verfügung stehen. Dahinter steckt kein Wissenschaftswahn, sondern der bange Blick auf den Boom der Pflanzenheilkunde weltweit (und ganz besonders in Deutschland) und das damit verbundene Milliardengeschäft, das auch schwarze Schafe anzieht. Da werden beispielsweise Heilversprechungen gemacht, die jeder Grundlage entbehren und nur dazu dienen, Konten zu füllen. Oder da werden manche fernöstliche Kräuter angepriesen, die nicht selten auf dubiosen Wegen zu uns gelangen und mit Vorsicht zu genießen sind wegen der möglichen Verunreinigungen mit Giften wie Arsen, Blei, Quecksilber oder mit Schimmelpilzen.

       4. Heilen mit Pflanzen – Heilen mit Liebe

      Immer mehr Menschen wollen ihren Liebsten (und sich selbst) ihre Zuneigung auch dadurch zeigen, dass sie selbst etwas Heilendes für sich tun. Einen Tee, eine Tinktur, einen Saft oder ein Bad sorgfältig zuzubereiten ist Zuwendung pur.

      Für den Einkauf der Heilkräuter empfiehlt es sich, entweder eine auf Heilpflanzen spezialisierte Apotheke oder einen Kräuterladen ausfindig zu machen. In gut besuchten Kräuterläden bekommt man manchmal die frischere Ware, da sie einen größeren Umsatz an Trockendrogen haben.

      Im Kräuterladen sollte man allerdings nachfragen, welche Kontrollen die Teedrogen durchlaufen. Stammen die verwendeten Pflanzen beispielsweise aus kontrolliert-biologischem Anbau, ist das ein wichtiges Sicherheitskriterium. Einkaufshilfe können auch Farbe und Geruch von getrockneten Heilpflanzen sein. Diese sind umso intensiver, je frischer die Pflanzen sind.

      Heilpflanzen, die man in der Apotheke kauft, unterliegen strengen Auflagen und Kontrollen bezüglich Reinheit, Inhaltsstoffen und Schadstoffbelastung. Sogenannte Zulassungsnummern, wie es sie auch bei den chemisch definierten Medikamenten gibt, gewähren hier Sicherheit. Der warme Tee und sein intensiver Geschmack, der lindernde Umschlag oder das wohltuende Bad – all das sind positive Sinnesreize, die die Heilung unterstützen. Man muss nicht „esoterisch angehaucht“ sein, um zu verstehen, dass all die Rituale, die mit der Zubereitung von pflanzlichen Arzneien verbunden sind, zusätzliche Heilwirkung haben. Hinzu kommt ein Phänomen, von dem auch die der Schulmedizin zugeneigten Fachleute sagen: „Die Pharmakologie wird häufig über- und die Psychologie unterschätzt.“

      Ein Kind, dessen Eltern sich mit der Heilkraft der Pflanzen auskennen, lernt etwas sehr Wesentliches: Wir Menschen sind unseren Beschwerden nicht hilflos ausgeliefert. Die Natur hält alles bereit, damit es uns bald wieder besser geht. Und, nicht zuletzt, signalisiert die liebevolle Zuwendung der Eltern dem Kind Geborgenheit und Schutz, was sich wiederum positiv auf den subjektiv empfundenen Gesundheitsstatus auswirkt.

      5. Heilpflanzen von A bis Z

      Anis: beruhigend, schleimlösend, antibiotisch und desinfizierend.

      Arnika: schmerzlindernd, wundheilungsfördernd, desinfizierend, entzündungshemmend (nur äußerlich anwenden!).

      Baldrian: anregend bei Konzentrationsschwäche, beruhigend bei Nervosität und Ängsten, wie z.B. auch Schul- und Prüfungsangst.

      Beinwell: unterstützt den Wundheilungsprozess, wirkt abschwellend, kühlend, schmerzlindernd, antibakteriell und durchblutungsfördernd.

      Ehrenpreis: erhöht die Widerstandskraft der Schleimhäute, wirkt beruhigend und stärkt das Immunsystem.

      Eibisch: bildet Schutzfilm auf entzündeten (Schleim-)Häuten, verhindert so weitere Reizungen.

      Fenchel: beruhigt, löst Husten und lindert Krämpfe im Magen-Darm-Bereich.

      Frauenmantel: wirkt lokal blutstillend, wundheilend, entzündungshemmend, gewebestärkend.

      Gänseblümchen: verdauungsfördernd, antibiotisch, auswurffördernd, immunstärkend, entzündungshemmend, adstringierend (zusammenziehend). Holunder: schweiß- und harntreibend, schleimlösend, antibiotisch, abwehrstärkend.

      Kamille: entzündungshemmend, krampflösend, beruhigend für den Magen-Darm-Trakt,


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