Tagebuch einer Verführung. Alexandre Legrand

Tagebuch einer Verführung - Alexandre Legrand


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wenn …

      „Wenn?”

      „Wir paßten nicht zusammen. Eine Ehe wäre zum Fiasko geworden.”

      „Wieso?”

      „Irene war ein Stadtmensch und ich liebe die Natur. Es war für sie meist ein riesiges Opfer, mit mir in die Berge zu wandern. Lieber hockte sie ganze Abende in Bars herum. Und so zog ich einen Schlußstrich.”

      „Sie können also auch hart sein?”

      „Hatten Sie von mir einen besseren Eindruck?” „Ja und nein.”

      „Das verstehe ich nicht.”

      „Sie erwecken den Anschein, als wenn Sie tolerant und fair sein könnten.”

      „Das bin ich auch.”

      „Warum dann diese Härte, nur weil dieses Mädchen die Berge und das Herumklettern nicht liebte?”

      „Gegenfrage: Was ist Ihnen lieber: am Wochenende eine interessante Autofahrt in die Berge – oder ein Tanzlokal, in dem man nach den ewiggleichen Schnulzen hüpft?”

      „Natürlich die Autofahrt.”

      „Also Berge und Seen, fremde Länder und interessante Menschen. Wenn Sie nun einen Freund hätten, der mit Ihnen immer wieder und wieder in ein Bumslokal ging und meint, daß er hier alles Glück auf dieser Erde findet …?”

      „Dann würde ich ihn bald sausen lassen”, sagte sie energisch.

      „Das machte ich auch. Wir sind uns also einig, daß ein weiterer Kontakt bald sinnlos geworden wäre.” Die zweite Flasche war noch immer nicht ganz leer, als Jerry erneut feststellte, daß Fränki entzückende Brüste hatte.

      „Warum sehen Sie mich so eigenartig an?” fragte das Mädchen.

      „Ich verweigere die Aussage”, lächelte Jerry zurück. „Warum?”

      „Weil man nie alles sagen soll, was man denkt, aber immer wissen soll, was man sagte.”

      „Orakeln Sie nicht, das waren Floskeln und diese bin ich überdrüssig. Ich möchte einen echten, einen ehrlichen Nachbarn haben und keinen Phrasenheini.”

      „Und ich möchte eine Nachbarin haben, die lieb und nett ist. Das sind Sie auch, aber Sie sollen nicht zu jedem Mann lieb und nett sein.”

      „Bin ich denn zu jedem nett?”

      „Ja.”

      „Ich werde verrückt. Sie sind der Erste, der mir solche Dinge sagt.”

      „Und das – bitte sehen Sie auch das – in nachbarlicher Verbundenheit und Güte.”

      „Sprechen Sie schon.”

      „Ihr Pulli ist zu dünn und Ihre Brüste sind zu hübsch. Das reizt jeden Mann. Dann haben Sie sehr schöne Beine. Der knappe Rock enthüllt sie so, daß jeder Playboy Ihnen sofort den Hof machen muß. Sie sollten aber kein Mädchen sein, das mit jedem geht, das jedem optisch die Brüste und den Schoß anbietet.”

      „Ich hätte jetzt eine Antwort, die Sie verblüffen würde, aber zur Strafe spreche ich sie nicht aus.” Jerry lächelte. „Und so strafen wir uns jeden Abend irgendwie, weil keiner das sagt, was er denkt. Sie sind gegen Floskeln, zwingen sie jedoch einem geradezu auf.”

      Gedankenverloren trank Fränki das soeben neu gefüllte Glas aus. Lag es an dem Sekt oder an dem Gespräch, daß ihr Herz irgendwie stark klopfte und ihre Sinne auf einmal so aufgewühlt waren?

      „Sehe ich denn so verführerisch aus?” fragte sie.

      „Ja”, antwortete Jerry und seine Augen glänzten.

      „Wenn Sie unter diesem dünnen Hemdchen – oder ist es wirklich ein Pulli? – ohne Büstenhalter gehen, wird jeder gesunde Mann sofort einige Wünsche haben.”

      „Welche?”

      „Fränki, bitte, jetzt sprechen Sie in Floskeln. Wollten wir nicht jegliche Phrase meiden?”

      „Ich fragte, welche Wünsche?” sagte sie zäh, eigensinnig.

      „Sie sind doch zweiundzwanzig?”

      Ja.”

      „Dann müssen Sie wissen, daß die Brüste eines Mädchens, wenn sie nur einigermaßen hübsch sind, zu jenen Geschlechtsmerkmalen gehören, die einen Mann fast magnetisch anziehen.”

      „Ziehe auch ich Sie an?”

      „Fränki!”

      „Ich fragte Sie etwas.”

      „Um Gottes willen, ja. Ihre Brüste sind eine einzige Versuchung. Tragen Sie zukünftig unbedingt einen Büstenhalter, wenn Ihre Pullis alle so dünn sind. Das ist ein guter, ein sehr guter Rat.”

      „Warum sagen Sie mir das?”

      „Weil ich Sie mag, weil Sie ein netter Kerl sind, weil ich will, daß Sie Ihre Spielsachen besser verpacken. Männer sind schließlich auch nur Menschen … “

      „Frauen aber auch.”

      „Es geht jetzt um Sie, Fränki. Um Ihr Überleben, um Ihr Seelenheil. Dann ist Ihr Rock zu kurz. Man meint fast den Schoß und den Po zu sehen und wird dadurch lüstern.”

      „Man sieht ihn aber nicht.”

      „Aber man ahnt ihn und das ist noch viel verführerischer. Sie wissen doch, daß das Verhüllen mehr Reize schafft als das Enthüllen.”

      „Ich bin doch unter dem Rock angezogen. Im Bikini sieht man viel mehr. Ist das nicht eine zweigleisige Moral?”

      „Wecken Sie nicht Wünsche, die … Ihnen gefährlich werden könnten.”

      „Ein Mann kann mir – wenn er mein Typ ist – auch im keuschesten Büstenhalter und langen Rock gefährlich werden, auch hier hinkt Ihr Unken.” „Fränki, Schluß damit. Ich mag Sie. Wir trinken jetzt die Flasche aus und diskutieren morgen weiter über Sein oder Nichtsein, über die Gefahr von kurzen und langen Röcken, über den Sinn und Unsinn von Büstenhaltern … Ich habe einen kleinen Schwips. Darf ich Ihnen eine Wahrheit sagen, aber Sie dürfen nicht beleidigt sein?”

      „Unbedingt. Ich bin immer für ein ehrliches Wort.”

      „Trinken wir einen Schluß, sonst fallen Sie mir vor Schreck um.”

      Als sie ihr Glas ausgetrunken hatten, sagte Jerry kehlig: „Vergessen Sie aber wirklich das, was ich jetzt sage?”

      „Unbedingt”, antwortete das Mädchen ernsthaft.

      „Sie sind mir, ohne Büstenhalter und mit kurzem, kessen Röckchen lieber. Es macht Sie froh, frisch und sexy. Ihre Brustwarzen zeichnen sich in Ihrem Pulli entzückend ab. Sie machen mir, so wie Sie sich anziehen, viel Freude. Es ist nur die Frage, ob Sie sich damit einen Dienst erweisen.”

      „Das verstehe ich nicht.”

      „Fränki, Sie fordern mich nur heraus, tun unschuldiger, als Sie sind. Zwischenfrage: Waren Sie schon einmal ganz tief verliebt?”

      Das Mädchen lachte. „Einmal? Nein, genau vier Mal. Und das mit allen Schikanen.”

      „Fränki!” mahnte Jerry Thomsen und drohte mit dem rechten Zeigefinger.

      „Sollte ich lügen?”

      „Nein.”

      „Also?”

      „Sie sind zu nett, um ein Allerweltsliebchen zu werden.”

      „Das war ich noch nie und ich glaube, daß ich keine Veranlagung dazu habe. Mit etwas über Sechzehn war ich bereits zum zweiten Mal sehr verliebt und … “

      „Wie alt waren Sie bei der, ersten’ Liebe?”

      Das Mädchen lächelte, machte ein Gesicht wie eine Sphinx. „Meinen Sie die


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