Wer bist du wirklich?. Lilly M. Beck

Wer bist du wirklich? - Lilly M. Beck


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und Vicky gibt nach. Gibt sich ihm ganz hin.

      Ihr Kopf presst sich in ihren rechten Oberarm. Sie kneift die Augen zu. Lässt sich fallen. Ihr Körper zuckt so heftig und sie stöhnt laut. Dreimal. So intensiv. Simon wartet, lässt ihr Zeit. Dann küsst er ihre geschwollene Haut immer wieder sanft und lässt seine Hand ganz langsam zurückgleiten. Er leckt ihren Saft von seinen Fingern und aus ihrem Spalt. Ganz behutsam. Um die gereizte Perle nicht zu treffen. Geschickt macht er seine Zunge weich, lässt ihr weiter Zeit, um nachzuspüren und zu Atem zu kommen.

      Er reibt sich leicht die Nässe aus dem Dreitagebart und legt sich neben sie. Er betrachtet sie lange und küsst sie immer wieder. Mit einer leichten Handbewegung befreit er dann ihre Arme und deutet an, sie solle sich an ihn lehnen. Sie versteht direkt und lächelt. Schmiegt sich in seine Seite, auf seine Brust und küsst seine Schulter. Mehr als ein „Danke“ bekommt sie nicht raus.

      Er streicht über ihre Wange und flüstert sanft: „Das war unglaublich. Du bist wunderschön, Kleine, und die Nacht gehört uns.“

      Der Kuss, der darauf folgt, lässt Vicky wieder schweben. Eben hat sie noch kurz an die Restaurantgäste von fast nebenan gedacht. Sie hat sich vorgestellt, wie sie sie beobachten und dabei selber Lust bekommen. Das hat ihr Kommen noch beschleunigt. Krass, wie sie die Vorstellung angemacht hat. Sowas hat sie noch nie erlebt. Das behält sie definitiv mal im Hinterkopf.

      Hinter den beiden liegen weiche Decken und Simon schafft es, eine davon schwungvoll über ihre Körper zu drapieren. Fürsorglich deckt er Vickys Rücken zu und streichelt zärtlich ihren Arm. Sie blicken in den Himmel, schweigen einfach miteinander und genießen die Nähe des anderen.

      So eingekuschelt lässt es sich wunderbar knutschen, fummeln und wieder von vorne beginnen. Simon gestaltet ihr Zusammensein aktiv und gibt sich besondere Mühe, alles perfekt zu machen. Er ist definitiv geheimnisvoll, aber perfekt. Ist ganz Gentleman, wenn es angebracht ist, aber versteht auch den Twist, um Vicky zu führen und zu fordern. Sie hat Spaß mit ihm. Zwischenzeitlich kann sie gar nicht anders, als sein Durchhaltevermögen zu bewundern. Er beherrscht seinen Körper meisterhaft, kann sich zurückhalten und ist nach dem Kommen doch wieder relativ schnell einsatzbereit. Und er hat genügend Kondome griffbereit. Das ist Sex nach Vickys Geschmack. Schade, dass sie meist nur ein Date mit einem Mann hat. Sie scheint nicht fähig, sich langfristig an einen Menschen zu binden, sich so tief zu öffnen, und verschwindet eben deswegen auch so schnell aus deren Leben. Um dem zu entkommen und selbst nichts erklären zu müssen. Um nur schöne Momente in Erinnerung zu behalten und lässig aus der Situation herauszukommen. Kein Zank, keine gegenseitigen Verletzungen, nur Spaß und vor allem Lust.

      Simon weiß jetzt schon mehr über sie als alle ihre anderen Sexpartner zusammen. Er ist wirklich besonders und hat ihr so pikante Details aus ihrem Leben entlockt. Sie redet nie darüber. Ihre Eltern. Ihre Situation. Seine Art ist einzigartig. Er wirkt sehr souverän, hat scheinbar aber auch überhaupt keine Scheu, seine Gefühle zuzugeben. Das gefällt ihr. Die ganze Zeit hat er so sehr auf sie geachtet, ihre Bedürfnisse vor seine gestellt und sie getragen. Das hat sie wirklich noch nie erlebt.

      Sie umkreist mit einem Finger seine harte Brustwarze und denkt darüber nach. Simon, der Teufel, hat sie verführt und ihre Seele genommen. Zeitweise. Sie wird sich retten müssen. Sie kann ihm einfach nicht widerstehen. Kalter Entzug. Ihr Plan sieht vor, sich heute noch das Hirn von ihm rausficken zu lassen und ihn dann abzuhaken. Aber diese Nacht wird sie nicht vergessen. Niemals.

      Er lächelt Vicky zärtlich an, küsst ihren Kopf und zieht sie näher an sich heran.

      ZWEI

      Die Melodie kommt ihr bekannt vor.

      „Oh neeein“, brabbelt Vicky ins Kissen.

      Ihr Wecker klingelt sie unsanft aus ihren Träumen. Sie ertastet das Handy neben sich und aktiviert zum ersten Mal die Snooze-Funktion. So müde bekommt sie kaum die Augen auf. Sie hat diese Nacht nicht viel Schlaf bekommen. Die Erinnerung daran zaubert ihr ein Lächeln ins zerknitterte Gesicht. Erst vor zwei Stunden ist sie zuhause angekommen und direkt ins Bett gefallen.

      Wohlig eingekuschelt döst sie erneut weg, bis die Melodie wieder ertönt. Sie ist wahrlich die „Queen of Snooze“. Ohne große Mühe drückt sie nochmal die Taste und will sich gerade final umdrehen, als es Sturm klingelt. Vicky versucht, die Töne im Oberstübchen zu sortieren.

      „Moment, das ist nicht das Handy… das ist die Haustür!“

      Widerwillig schlurft sie zur Balkontür, um zu schauen, wer da ist. Odette strahlt sie an.

      „Ihr Shuttleservice, werte Prinzessin“, lacht ihre beste Freundin.

      Vicky lacht ebenfalls. Was wäre sie nur ohne ihre Beste?

      „Keine Prinzessin“, stöhnt sie. „Gib mir zehn Minuten, bitte.“

      Odette kennt ihre Freundin gut genug. „Mach hin, sonst komm ich dich holen“, droht sie ihr. „Wir dürfen nicht zu spät kommen.“

      Ganze zwanzig Minuten später öffnet Vicky, frisch geduscht und zurechtgemacht, die Wagentür ihrer Freundin.

      „Geht das so?“

      Sie legt ihre Handtasche in den Fußraum und öffnet ihre Strickjacke. Sie zeigt ihrer Freundin ihr Outfit. Booties, Strumpfhose, weiße Bluse, darüber ein übergroßes Shirt, das einen verstorbenen Rapper zeigt. Unter der Brust betont ein Gürtel ihre Taille.

      Odette grinst. „Guten Morgen. Du siehst… großartig aus.“

      Sie lacht, weil Vicky so zerstört aussieht. Sofort drückt sie ihr einen Schmatzer auf die Wange und beginnt mit dem Programm. Dann startet sie den Wagen.

      „Willkommen an Bord, Frau Bauer. Zu ihrer Rechten finden Sie in dem Fach in der Tür frische Croissants und zu ihrer Linken kredenzen wir Ihnen in der Mittelkonsole Ihren Lieblingskaffee. Schnallen Sie sich an und lassen Sie es sich schmecken. Die geplante Ankunftszeit ist 7.45 Uhr. Knapp genug.“

      Im Wageninneren duftet es herrlich und Vicky lächelt ihre beste Freundin verlegen an. „Du bist ein Schatz. Danke“, sagt sie ehrlich.

      Odette grinst sie verschwörerisch an. „Ich will alles wissen, Maus.“

      Vicky strahlt ebenfalls sofort. „Die Nacht war wundervoll. Er war wundervoll. Odette, sowas habe ich noch nie erlebt. Das Date war per-fekt. Vom Anfang bis zum Schluss.“

      Bei der Erinnerung an ihn, lächelt sie breit. Sie fasst für ihre Freundin alles kurz zusammen. „Und dann hat er mich gegen fünf Uhr morgens heimgebracht. Wir haben die ganze Zeit im Taxi geknutscht. Mega sweet, er hat gewartet, bis ich drin war und ist dann erst weitergefahren.“

      Auf der weiteren Fahrt zum Verlag wird Odette mit schlüpfrigen Einzelheiten versorgt und so auf den allerneusten Stand gebracht. Sie nimmt einen Schluck aus ihrem eigenen Becher.

      „Also, Fräulein Bauer. Ich bin eindeutig im Team Simon“, sagt sie schließlich bestimmt, während sie auf den Parkplatz einbiegt.

      „Der hat definitiv ein zweites Date verdient“, fügt sie eindringlich hinzu und hebt die Augenbrauen.

      Schließlich kennt sie ihre Freundin gut genug. Und bisher hat Vicky nicht viel Wert auf Beziehungen gelegt. Sie macht immer den Eindruck, als wolle sie sich nicht festlegen. Dabei wünscht sich Odette nach den drei Single-Jahren seit Lio mal wieder etwas Herzwärme für ihre Freundin.

      „Ja, mal sehen. Ich muss erst mal den heutigen Tag überstehen. Erzähl mir mal, auf wen ich besonders achten muss. Schieb mal bissel Büro-Gossip rüber, Schwester.“

      Odette instruiert Vicky genauestens und gibt ihr alle nötigen Tipps. Sie begleitet sie zur Personalabteilung und schiebt sie dann mit einem herzlichen „Toi, toi, toi. Ich hol dich später zur Mittagspause ab“ durch die Tür.

      Vicky lächelt unsicher und drückt die Hand ihrer Freundin. „Danke, Babe.“

      Odette hat ihr den Posten vermittelt und ihr den Start gerade sehr angenehm gestaltet. Mit den Fragen zu ihren nächtlichen Erlebnissen hatte Vicky


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