Wege des Todes - Skandinavien-Krimi. Kirsten Holst

Wege des Todes - Skandinavien-Krimi - Kirsten Holst


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sein.

      Auf die eine oder andere Weise.

      Die zwölf Millionen mussten zu finden sein.

      Auf die eine oder andere Weise.

      Ein völliger Idiot war er schließlich doch nicht. Fast war es schade, dass der Alte nicht mehr da sein und sehen würde, dass er sich in seinem Sohn ganz und gar geirrt hatte.

      Er drehte den Zündschlüssel um, legte den Gang ein und fuhr langsam vom Bordstein weg.

      2.

      Beck, L. O. Beck, Privatdetektiv, legte den Hörer auf, lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück und starrte leer in die Luft, während er nachdenklich den Mund spitzte und zerstreut mit Daumen und Zeigefinger an der Unterlippe zog.

      Dann richtete er sich entschlossen auf, beugte sich vor und zog die unterste Schreibtischschublade auf.

      This called for a drink!

      L. O. Beck liebte es, sich als dänischen Philip Marlowe der Achtzigerjahre zu sehen. Vor zehn Jahren war er der Philip Marlowe der Siebziger gewesen und davor ... nein, so weit zurück mochte er nicht denken.

      Der Whisky in der untersten Schreibtischschublade gehörte mit ins Bild.

      Beck schenkte sich einen steifen Whisky ein, legte die Füße auf die Schublade, die er offen gelassen hatte, trank einen Schluck und blieb mit dem Becher in der Hand sitzen.

      »Sie sollen ein Mädchen für mich finden!«

      So lautete der Auftrag.

      Er hatte ihren Namen bekommen, ihr Geburtsdatum und die Namen der Eltern.

      »Geboren wo?«, hatte Beck gefragt.

      »Unbekannt. Aber vermutlich hier in der Stadt.«

      »Vermutlich?«

      »Ja.«

      »Das wird schwer werden«, hatte Beck gesagt. Es war immer gut, die Klienten auf eine ansehnliche Rechnung vorzubereiten. »Es muss mehrere Hundert mit diesem Namen geben, und wenn wir nicht mit Bestimmtheit wissen, wo sie geboren wurde, dann ...«

      »Wenn es einfach wäre, würde ich nicht Ihre Hilfe brauchen.«

      Vorgestellt hatte der Mann sich nicht. Nur eine Stimme am Telefon. Älter vielleicht. Oberklasse. Ein Anwalt? Oder vielleicht der Vater des Mädchens?

      »Was mache ich, falls, oder besser wenn ich sie gefunden habe? Gibt es eine Telefonnummer oder eine Adresse, die ich ...«

      »Nein. Ich rufe Sie an. Wann glauben Sie, haben Sie etwas?«

      Beck sah auf seinen Kalender. Heute war Montag. Wenn er beim ersten Versuch Glück hatte, konnte er den Auftrag vielleicht in ein paar Tagen erledigen, aber es war besser, sich auf der sicheren Seite zu bewegen.

      »Ich verspreche nichts, aber Sie können es Montag versuchen.«

      »Den Sechzehnten?«

      »Ja.«

      Am anderen Ende der Leitung war es kurz still. »Geht es nicht früher?«, fragte die Stimme dann.

      »Das kann ich nicht versprechen. Der Auftrag ist ...«

      »Ja, das weiß ich. Er ist schwierig. Aber wenn Sie ihn zufrieden stellend erledigen, bekommen Sie eine Extravergütung.«

      »Ich werde es versuchen«, hatte Beck gesagt. »A propos Extravergütung ... mein Honorar beträgt 1.500 Kronen pro Tag.«

      »Ausgezeichnet.«

      »Plus Spesen«, hatte Beck sich beeilt hinzuzufügen. »Und 3.000 bar im Voraus. Sie können mir einen Scheck schicken.«

      »Sie haben das Geld in einer Stunde«, hatte die Stimme gesagt. »Und dann habe ich noch ein paar Bedingungen. Zunächst einmal absolute Diskretion.«

      »Natürlich, das ist das A und O in ...«

      »Und ich meine hundert Prozent Diskretion. Versuchen Sie nicht herauszufinden, wer ich bin, und stellen Sie keine Fragen. Verstanden?«

      »Klar«, hatte Beck gesagt. »Keine Fragen und absolute Diskretion.«

      Er hatte noch mehr sagen wollen, aber der andere hatte ihn unterbrochen. »Ich rufe Freitagvormittag an. Zwischen zehn und elf.« Dann war der Hörer aufgelegt worden.

      Beck trank einen Schluck von seinem Whisky und sah auf die Uhr.

      Vielleicht war das Ganze nur ein Witz, aber das würde sich innerhalb von 50 Minuten zeigen. Er kannte niemanden, der 3.000 Kronen für einen Witz opfern würde, er brauchte also nur abzuwarten. Darin war er gut. Den größten Teil seiner Zeit verbrachte er mit Warten und das passte ihm ausgezeichnet. Beck war ein ziemlich fauler Mensch. Das war nichts, worauf er besonders stolz war, es war einfach eine Tatsache. Er machte sich nichts aus harter Arbeit – weder geistiger noch körperlicher Art –, vielleicht mochte er gerade deshalb seinen Job. Er war fast zufällig in diese Branche hineingeraten, damals. Nach dem Abitur und dem Militärdienst hatte er sich einige Jahre herumgetrieben, ohne richtig zu wissen, was er wollte. Schließlich hatte er sich bei der Polizei beworben. Bis er herausfand, dass das nicht sein Ding war, hatte er Schule und Probezeit absolviert. Die Arbeit war zu langweilig und es gab zu viel davon.

      »Was zum Teufel willst du dann machen?«, hatte sein Vater ihn resigniert gefragt, als Beck wieder gekündigt und sich eine Zeit lang zu Hause in Jütland herumgetrieben hatte.

      Beck hatte nur mit den Schultern gezuckt. Er hatte keine Ahnung, bis er über eine Annonce stolperte, in der das Jütländische Detektivbüro, Dänemarks älteste Detektei, einen Mitarbeiter suchte.

      Die Detektei hieß Karl Christensen, und dass es die älteste Detektei war, stimmte offensichtlich, denn Karl Christensen war mitten in den Siebzigern. In seinen Broschüren hatte er damit geprahlt, für das berühmte Pinkerton Detektivbüro gearbeitet zu haben. Er hatte ihn mit drei Monaten Probezeit eingestellt und Beck hatte sofort erkannt, dass er hier am richtigen Platz war. Neben der Erledigung kleinerer Aufgaben, die Karl Christensen ihm in den ersten Monaten überlassen hatte, hatte er seine Zeit darauf verwandt, einen Bericht über Karl Christensen auszuarbeiten, den er ihm an dem Tag vorgelegt hatte, an dem die Probezeit endete.

      Dieses Mal hatte Beck wirklich gute Arbeit geleistet. Der Bericht war ziemlich umfassend, aber der Name Pinkerton kam nirgendwo darin vor. Während des Zeitraums, in dem Karl Christensen angeblich dort beschäftigt gewesen war, hatte er sich Becks Bericht zufolge teils in Deutschland, teils an der Ostfront aufgehalten.

      Karl Christensen hatte den Bericht gründlich studiert, gesagt, dass Beck ein Gespür für den Job hätte und ihn als seinen Kompagnon eingestellt.

      Drei Jahre später war Dänemarks ältester Detektiv ruhig und friedlich in seinem Bett gestorben und Beck hatte das Büro allein weitergeführt.

      Beck liebte seinen Job. Er verlangte weder große Gehirntätigkeit noch körperliche Anstrengungen, abgesehen von den Tausenden von Kilometern, die er im Laufe der Jahre bei der Beschattung von Leuten gewandert sein musste, aber selbst das amüsierte ihn.

      Die Fälle, die er bearbeitete, waren meistens banal. Untreue Ehegatten, verschwundene Ehemänner und ausgerissene Kinder, aber für ihn wurden sie nie zur Routine, denn in seinen Augen gab es keine zwei gleichen Fälle.

      Dieser Fall nun ging entschieden über das Übliche hinaus.

      Nicht die Aufgabe selbst, aber die Geheimniskrämerei drum herum.

      Normalerweise hätte er nicht viele Gedanken darauf verschwendet, wer ihn beauftragt hatte und warum, aber jetzt erwischte er sich dabei, wie er darüber nachdachte.

      Keine Fragen – das war die Bedingung.

      Und genau das ließ reihenweise Fragen aufkommen.

      Beck dachte noch nach, als eine Dreiviertelstunde später ein Bote ein kleines, flaches Päckchen ablieferte und ihn um eine Quittung bat.

      In


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