Rohstoff-Trading mit System. Carsten Stork

Rohstoff-Trading mit System - Carsten Stork


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eine Vergrößerung der Handelssäle auf die Größe von drei Fußballfeldern erwähnte.

      Niemand konnte sich an diesem Tag vorstellen, dass der gesamte Umsatz in diesem Vorzeigeprodukt an die DTB wandern würde. Ich kann mich erinnern, dass ich mir im Januar 1998, circa drei Monate nach meinem Besuch an der LIFFE, den Umsatz im Bund-Future dort über Reuters angesehen habe. Schockiert nahm ich zur Kenntnis, dass die Umsätze auf wenige Tausend Kontrakte geschrumpft waren. Die LIFFE war tot – für mich eines der gravierendsten Beispiele, wie schnell Veränderung in den Finanzmärkten passieren kann.

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       Quelle: Shutterstock

       ABBILDUNG 2.1 | LIFFE EXCHANGE LONDON 25.01.1993

       Vollbesetzte LIFFE am 25.01.1993

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       Quelle: Shutterstock

       ABBILDUNG 2.2 | LIFFE EXCHANGE LONDON 18.11.1999

       LIFFE Exchange London, 18.11.1999: Der letzte LIFFE-Tag an der Cannon Bridge, bevor sie computerisiert wurde. Das Bild zeigt, wie die letzten Händler ihre Geschäfte wie gewohnt fortsetzen.

      In den USA hat diese Entwicklung mit einiger Zeitverzögerung eingesetzt. Ungefähr um 2007 sind die Umsätze an den „Pits“ langsam zu den elektronischen Handelssystemen abgewandert. Man kann das übrigens wunderbar in den sogenannten „Backtests“ von Algorithmen erkennen. Viele Algos, die bis 2007 einwandfrei funktioniert haben, funktionieren danach überhaupt nicht mehr.

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       Quelle: Elektronischer Handel versus Präsenzhandel: Eine Untersuchung des Wettbewerbs von Terminbörsen am Beispiel des DM-Bund-Future, Prof. Dr. Wolfgang Bessler, Dr. Thomas Book, Mai 2002.

       ABBILDUNG 2.3 | ELEKTRONISCHER HANDEL VERSUS PRÄSENZHANDEL

       Umsatzentwicklung des DM-Bund-Future an DTB/Eurex und LIFFE (1991-1998)

      DER AKTIONÄR: Wann kam die nächste große Veränderung an den Märkten und wie hat sie sich auf das Trading ausgewirkt?

      Hechler: Eigentlich startete das Algo-Trading schon Ende der 90er-Jahre. Die Verlagerung der Präsenzbörsen auf elektronische Plattformen ebnete den Weg zum vollautomatischen Trading. Der Marketmaker an der Terminbörse DTB quotierte seine Kauf-und Verkaufskurse schon vollautomatisch, das elektronische Handelssystem IBIS (Integriertes Börsenhandels-und Informationssystem) wurde 1997 durch das bis heute bestehende Xetra-System abgelöst. Durch Schnittstellen-Programmierung war es nun den einzelnen Marktteilnehmern möglich, sich direkt an die Börse anzubinden und verschiedene Handelsmodelle sowie Quotierungstools live zu handeln. Sogenannte Autopiloten, die vom Händler selbst eingestellt wurden, waren nun in der Lage, größere Orders über den Tag verteilt in regelmäßigen Abständen an die Börse zu leiten. Die fortschreitende Automatisierung hatte zur Folge, dass es teilweise nicht mehr möglich war, auf die angezeigten Kurse zu handeln. Sobald man eine Aktie, die auf dem Handelsschirm mit 51,43 Euro zum Verkauf angeboten wurde, kaufen wollte, war „jemand“ schneller und schnappte einem die Briefseite vor der Nase weg. Der nächste Kurs war dann zwei Cent höher und wurde vom selben Kontrahenten, der mit 51,43 Euro gekauft hatte, mit 51,45 Euro wieder verkauft. Mit dem bloßen Auge nicht erkennbar, wurden so die ersten Erfahrungen mit dem heute sehr verbreiteten „High-Frequency Trading“ gemacht. In der heutigen schnelllebigen Börsenzeit ist der HFT-Trader, gemessen am täglichen Volumen, der größte Akteur. Diese Form des Tradings ist sicherlich eine der profitabelsten und gleichzeitig umstrittensten Arten des Handels.

      Im Nanosekundenbereich kauft und verkauft der programmierte Algorithmus Futures, Aktien oder Optionsscheine an den elektronischen Börsen weltweit. Eine noch legale Form des Insider-Tradings, denn der HFT-Trader hat gegenüber den anderen Marktteilnehmern einen entscheidenden Vorteil: die Geschwindigkeit. Teilweise sind die Rechenzentren der HFT-Firmen in der Nähe der Börsen und verfügen über eine direkte Anbindung an den Börsenrechner. Trotz der hohen Kosten ist diese Form des „legalen Frontrunnings“ sehr lukrativ und beschert den Firmen satte Gewinne. Dass es zu teilweise heftigen Verwerfungen an den Börsen durch vollautomatisierte Handelsprogramme kommen kann, beweisen folgende Beispiele: der berühmte Flash Crash im Mai 2010, als der Dow Jones innerhalb von wenigen Minuten mehr als 1.000 Punkte verlor, um danach wieder auf das alte Niveau zu steigen. Im August 2012 verlor Knight Capital durch eine Panne in der Trading-Software 440 Millionen Dollar an einem Tag. Abschließend kann bemerkt werden, dass durch die fortschreitende Verbreitung des Algo-Tradings in den verschiedensten Formen der Beruf des klassischen Börsenhändlers sozusagen wegrationalisiert wurde.

      KAPITEL 3

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       VERSCHIEDENE FORMEN DES TRADINGS

       3.1Systematisches Trading

      Das systematische Trading könnte sich kaum stärker vom diskretionären Trading im klassischen Stil unterscheiden. Sobald ein Händler eine Position nach einem klar vordefinierten Regelwerk eingeht, wird dieser Trade als systematisch bezeichnet. Ob die Order vollautomatisch durch ein Computerprogramm oder manuell eingegeben wird, spielt in diesem Fall keine Rolle. Der Vorteil des systematischen Tradings ist die vermeintliche Emotionslosigkeit in einem massiven Drawdown (Verlust zwischen einem Höchststand und dem darauffolgenden Tiefststand), den ein Trading-System, das backgetestet wurde, im Laufe der gehandelten Jahre sicherlich durchmacht. Der Trader, der fünf aufeinanderfolgende Verlust-Trades in einem über Jahre backgetesteten Handelssystem zu verkraften hat, geht besser mit dieser Situation um als der Händler, der mit den identischen Trades, die „aus dem Bauch“ eingegangen wurden, den gleichen Verlust einfährt. Die Märkte tun oft nicht das, was logisch erscheint. Der systematische Trader muss keine Angst vor seiner eigenen Psyche haben. Aufgrund der heutigen technischen Möglichkeiten ist es relativ einfach, selbst geschriebene oder gekaufte Handelssysteme in kurzer Zeit backzutesten. Wir empfehlen, die Backtests nicht über einen längeren Zeitraum als zehn Jahre durchzuführen. Im Zuge der Verlagerung des Präsenzhandels hin zum elektronischen Handel entstand ein neues Zeitalter, sodass es unserer Meinung nach nicht sinnvoll ist, auf ältere Daten zurückzugreifen. Kleinste Veränderungen im Regelwerk des Systems können im Backtest detailliert geprüft und angepasst werden. Als es noch keine Computer gab, wurde ein Backtest mühsam auf Millimeterpapier in tagelanger Schwerstarbeit durchgeführt – heute genügt ein Knopfdruck, und in wenigen Sekunden wird ein Markt mit vielen Parametern backgetestet. Ein erfolgreiches Handelssystem funktioniert idealerweise in mehreren verschiedenen Märkten und kann vom Trader ohne großen Zeitaufwand mit den entsprechenden Programmen 24/7 gehandelt werden. Somit sinkt der Zeitaufwand erheblich und der Trader muss nicht den ganzen Tag vor dem Schirm verbringen. Dadurch werden Wahrnehmungs- und Entscheidungsfehler massiv reduziert.

       3.2Extrembeispiel für systematisches Trading: LTCM und seine Folgen

      Der Vorläufer des LTCM-Desasters war eigentlich die Russlandkrise, die 1998 zur Zahlungsunfähigkeit des russischen Staates führte. Ein der Öffentlichkeit fast gänzlich unbekannter Hedgefonds namens Long-Term Capital Management (LTCM) hatte sich im großen Stil verspekuliert und konnte nur noch durch das Eingreifen der Notenbanken und Kredite namhafter Investmentbanken gerettet werden. Doch der Reihe nach.

      Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde 1991 ein weitreichendes


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